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Letzte Änderung für Artikel Luftangriffe auf Dresden: 18.02.2006 11:24

Luftangriffe auf Dresden

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Die Luftangriffe auf Dresden wurden im Zweiten Weltkrieg von der Royal Air Force und der United States Army Air Force auf den Großraum Dresden geflogen. Davon sind die vier aufeinander folgenden Angriffswellen vom 13. bis 15. Februar 1945 in die Geschichte eingegangen. Sie zerstörten große Teile der Dresdner Innenstadt, trafen industrielle und militĂ€rische Infrastruktur und töteten eine unbekannte Anzahl von Menschen. Die SchĂ€tzungen gehen weit auseinander; meist aber gehen Historiker heute von 25.000 bis 40.000 Toten aus.

Vor allem vor dem Hintergrund der britischen Area Bombing Directive wird bis heute heftig darĂŒber debattiert, ob die Bombardierungen im Rahmen des Luftkriegs militĂ€risch sinnvoll waren und ob sie als Kriegsverbrechen zu werten sind.

Dresden 1945: Blick auf die Altstadt
Dresden 1945: Blick auf die Altstadt

Inhaltsverzeichnis

HintergrĂŒnde und Ziele

Zu Beginn des Jahres 1945 setzten die Alliierten zur Entscheidungsschlacht im Kampf gegen Deutschland an. Die Westalliierten hatten bereits im November 1944 den Rhein erreicht, die Rote Armee war bis Ende Januar auf der geografischen Breite Berlins an die Oder vorgedrungen und setzte im SĂŒden zur Eroberung Schlesiens an. Aus dem Osten strömten Millionen FlĂŒchtlinge vor allem nach Mitteldeutschland. Versprengte Wehrmachtseinheiten versuchten die WiederaufstellungsrĂ€ume jenseits der noch ungefestigten sowjetischen Frontlinie zu erreichen, die erst im Februar und MĂ€rz auf die fĂŒr die Schlacht um Berlin notwendige StĂ€rke anwuchs. Planungsschwerpunkt der westalliierten Armeen war jetzt das Ruhrgebiet.

In diesem Moment des KrĂ€ftesammelns wurde die LuftĂŒberlegenheit der alliierten Truppen zu Luftangriffen genutzt, um die Entscheidungsschlacht am Boden, den Einmarsch in die „Festung Deutschland“, vorzubereiten. Ihre SchlĂ€ge waren neben MilitĂ€r-, Verkehrs- und Verwaltungseinrichtungen sowie ProduktionsstĂ€tten auch gegen die Moral der Bevölkerung und der Organe des Staats gerichtet. Dabei wurden in den letzten Kriegsmonaten zahlreiche große und kleine deutsche StĂ€dte in FlĂ€chenbombardements angegriffen und teilweise großflĂ€chig zerstört.

Seit Sommer 1944 plante das britische „Bomber Command“ einen besonders schweren Vernichtungsschlag („Thunderclap“), um den Durchhaltewillen der Deutschen endgĂŒltig zu brechen. Doch im Januar 1945 errechnete der britische Geheimdienst, dass die Wehrmacht nochmals bis zu 42 Divisionen an die Ostfront verlegen könnte. Nun wurden die AngriffsplĂ€ne fĂŒr die RAF modifiziert. Dresden wurde neben Berlin, Leipzig und Chemnitz zum vorrangigen militĂ€rischen Zielgebiet.

Auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 vereinbarten die Alliierten auf DrĂ€ngen der Sowjets weitere westliche Fliegerangriffe, darunter auch die auf Dresden. Sie sollten ein wichtiges Produktions - und Verkehrszentrum hinter der Ostfront funktionsuntĂŒchtig machen und so weitere Truppentransporte verhindern. Zugleich sollten sie Evakuierungen erschweren, die Rote Armee von Gegenangriffen entlasten und so das sowjetische VorrĂŒcken erleichtern.

Dresdens Bedeutung im Krieg

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war Dresden mit 642.143 Einwohnern die siebtgrĂ¶ĂŸte deutsche Stadt. Ihr Gebiet blieb bis zum August 1944 von Luftangriffen verschont, weil es bis dahin außerhalb der Reichweite und Zielplanungen alliierter Bomber lag. Im Herbst 1944 war Dresden neben Breslau der letzte grĂ¶ĂŸere unbeschĂ€digte Industrie-, Wirtschaft- und Verwaltungsstandort und Verkehrsknotenpunkt des Deutschen Reiches.

Verkehr

Dresden war als drittgrĂ¶ĂŸter Bahnumschlagplatz des Deutschen Reichs einer seiner wichtigsten Verkehrsknotenpunkte. Hier kreuzten sich die Bahnstrecken nach Berlin, Prag , Breslau, Warschau , Leipzig und NĂŒrnberg. Da Bahnanlagen anderer StĂ€dte bereits schwer beschĂ€digt waren, wurde der Bahnverkehr des Raums Leipzig–Berlin–Dresden ab 1944 großenteils ĂŒber den GĂŒter- und Rangierbahnhof Friedrichstadt , den Hauptbahnhof und den Bahnhof Dresden-Neustadt abgewickelt. Zudem versorgten die Anlagen die Industriebetriebe Freitals und Bergbaubetriebe im Erzgebirge sowie die Industriegebiete von Pirna, Heidenau, Radebeul, Coswig, Bautzen und Görlitz. Die großen Industriebetriebe Dresdens waren ĂŒber den Kohlebahnhof mit dem Alberthafen und dem GĂŒterbahnhof in der Leipziger Vorstadt (Neustadt) verbunden.

Sowohl Gefangenentransporte in die Vernichtungslager als auch Truppen- und Materialtransporte wurden ĂŒber Dresden abgewickelt. Aus dem Osten strömten Millionen FlĂŒchtlinge vor allem nach Mitteldeutschland. Als Ende 1944 immer mehr Menschen aus dem Osten flohen, war Dresden fĂŒr sie eine wichtige Aufenthalts- und Durchgangsstation.

Industrie

Nach den Angaben im Dresdner Jahrbuch von 1942 war die Stadt „einer der ersten Industriestandorte des Reiches“. Bis 1944 war die Mehrzahl der Betriebe fast vollstĂ€ndig auf RĂŒstung umgestellt. Nach Angaben der US Army Air Force (USAAF) waren im Februar 1945 „mindestens 110“ Fabriken und Unternehmen in Dresden ansĂ€ssig, die „legitime militĂ€rische Ziele“ darstellten (siehe auch: totale Kriegswirtschaft ). 50.000 Arbeiter habe allein die RĂŒstungsindustrie beschĂ€ftigt, darunter auch Zulieferindustrie fĂŒr die Flugzeugwerke in Dresden-Klotzsche . MilitĂ€risch bedeutsam waren nach lokalen Quellen:

  • chemische Industrie in Niedersedlitz,
  • die Waffenfabrik Lehmann, Friedrichstadt,
  • optische Werke, vor allem Zeiss Ikon im Stadtzentrum und Emil WĂŒnsche in Reick,
  • Stahlbau Kelle & Hildebrandt in Großluga,
  • Hersteller von Transformatoren und spĂ€ter RöntgengerĂ€ten wie Koch & Sterzel AG in Mickten,
  • Schaltanlagen- und Apparatebau GebrĂŒder Bassler
  • Funktechnik von Radio-Mende.

Das Sachsenwerk , Avus und Miag produzierten Maschinenteile in Leuben. Betriebe in Dresden (Löbtau) und im sĂŒdlichen Umland (Erzgebirge) stellten Glasgranaten her. Die RĂŒstungsfabrik Universelle produzierte in der SĂŒdvorstadt (Zwickauer Straße) mit Kriegsgefangenen , die auf dem GelĂ€nde des MĂŒhlenwerks in Leuben und in umfunktionierten Bauten und Baracken in der Stadt interniert waren. Zudem forderten Dresdner Industriebetriebe Zwangsarbeiter vorwiegend aus dem KZ FlossenbĂŒrg, Auschwitz und anderen Konzentrationslagern an.

MilitÀr

Dresden war im Februar 1945 die letzte intakte Garnisonsstadt im RĂŒcken der Ostfront. Schon im 19. Jahrhundert war die Albertstadt als MilitĂ€rbezirk am nördlichen Stadtrand errichtet worden. Sie umfasste weitlĂ€ufige Kasernenkomplexe und Versorgungseinrichtungen mit Gleisanschluss und eigenem Bahnhof, Speichern, Verladerampen, HeeresbĂ€ckerei, Metallverarbeitungs- und Handwerksbetrieben wie Sattlerei und Schneiderei. Zudem war sie mit ExerzierplĂ€tzen, Kanonenschussbahnen, einer Kirche und der Offizierschule des Heeres (OSH) versorgt. Auch in Mickten , im Westen Dresdens, sowie in Johannstadt wurden Kasernen errichtet bzw. ausgebaut.

Die Reste der Reichswehr von 1918 wurden 1921 in Dresden untergebracht. Anfang der 1930er Jahre begann der Bau des Flughafens in Klotzsche als Ersatz fĂŒr den Luftschiffhafen im Elbtal. Nach der MachtĂŒbernahme der Nazis wurde die Stadt bis 1939 nochmals militĂ€risch ausgebaut und erhielt das Wehrbereichskommando. Das Luftgaukommando IV wurde in Strehlen (Innenstadt), die Luftwaffenschule in Klotzsche errichtet. Bei Nickern im SĂŒden der Stadt entstand 1939/40 ein weiterer ausgedehnter Kasernenkomplex der Luftwaffe .

Zudem standen 1939 etwa 20.000 Mann des IV. Wehrbereichs (Armeekorps) der 6. Armee in Dresden. Im Kriegsverlauf wurden die meisten regulĂ€ren Truppenteile an die Front verlegt, darunter auch die Flak . Die Kasernen wurden meist mit auszubildenden Ersatztruppen wieder aufgefĂŒllt. Die Garnisonsstadt wurde zu einer Lazarett- und Versorgungsstadt: Auch die bekannten BallhĂ€user, GaststĂ€tten und Elbdampfer wurden zu Lazaretten und Lagern umfunktioniert.

„Verteidigungs-“ und „Festungsbereich“

In Stalingrad und spĂ€ter Königsberg lernte die Wehrmacht , dass PanzerfĂ€uste und Granaten selbst von Kindern oder Alten aus kĂŒrzester Distanz effektiv gegen Panzer eingesetzt werden konnten. Im November 1944 wurden daher auch in Dresden 10 Bataillone des „ Volkssturms “ rekrutiert und vereidigt: darunter Einheiten zum Schanzenbau, Panzerjagdkommandos, Nachrichteneinheiten, Transportbataillone aus sĂ€mtlichen Dresdner LKWs samt Fahrern. Einige davon wurden im Januar an die Ostfront abkommandiert. Der Großteil – etwa 20.000 Mann aus Volkssturm und Hitlerjugend – blieb jedoch in Dresden kaserniert. Diese Truppen wurden auch in Schulen wie Heeresoffiziere ausgebildet, konnten aber nach der Versorgung der Wehrmacht, SS und Polizei nicht mehr ausreichend bewaffnet werden und wurden daher zum Stellungsbau eingesetzt.

Die Nazis wollten die Elbe von Hamburg bis Prag zur letzten deutschen Verteidigungslinie gegen den Vormarsch der Roten Armee machen. Die flussnahen StĂ€dte sollten zu „Festungen“ ausgebaut und vom „Volkssturm“ verteidigt werden. Den vorerst geheimen Befehl zur Errichtung des Verteidigungsbereichs Dresden-Riesa gab Generaloberst Heinz Guderian bereits am 1. Dezember 1944 : Rund um die Stadt sollten Panzersperren, PanzergrĂ€ben, SchĂŒtzengrĂ€ben, Artilleriestellungen und Minenfelder angelegt werden. Die Behörden in der Stadt wurden dazu dem Befehl des Korpsstabes unterstellt.

Nach den ersten Luftangriffen hĂ€uften sich seit Januar 1945 die Ersatzanfragen von den Fronten. Mehrere wurden abgelehnt, u.a. die Anfrage des Kommandeurs der vor der Stadt kĂ€mpfenden 4. Panzerarmee. So behielt die Garnison Dresden bis zum Mai eine beachtliche TruppenstĂ€rke, die vor allem aus der Division 404, der Waffen-SS , Luftwaffe, schlecht ausgerĂŒsteter Flak -Ersatz-Abteilung und der Marine (in Tharandt und Ottendorf-Okrilla) bestand. Die militĂ€rischen Polizeitruppen rĂŒckten jedoch im MĂ€rz zur Ostfront.

Noch im April 1945 gab der Gauleiter Martin Mutschmann die Devise aus „Die Stadt wird mit allen Mitteln und bis zum letzten verteidigt“ und startete einen Aufruf an die Bevölkerung „Der Feind bedroht unsere Heimat - Kampf bis zum Letzten“.

Erste Luftangriffe vom August 1944 bis Januar 1945

B-17 Flying-Fortress der USAAF
B-17 Flying-Fortress der USAAF

Seit MĂ€rz 1944 besaßen die Alliierten zunehmend die Lufthoheit ĂŒber Deutschland und den besetzten Gebieten. Seit Herbst 1944 gab es hĂ€ufiger Voralarm und Luftalarm in Dresden.

Am 24. August 1944 erfolgte ein erster Bombenangriff auf die Industrie in Freital (Mineralölwerk), das IndustriegelĂ€nde Dresden-Gittersee und Freital-Birkigt. Eine Bombe fiel auf Dresden-CoschĂŒtz. Dabei starb eine unbekannte Anzahl Menschen; die SĂ€chsische Zeitung nennt 241 Tote, die US-Army Air Force (USAAF) macht keine Angaben dazu.

Am 7. Oktober 1944 griffen 30 amerikanische Bomber mit ca. 80 US-Tonnen Sprengbomben als Ersatz fĂŒr das zunĂ€chst angepeilte BrĂŒx den Bahnhof Friedrichstadt und die RĂŒstungsfabrik Lehmann an. Einige Bomben fielen auf die westliche Altstadt (Seevorstadt) und töteten 312 Menschen.

Am 16. Januar 1945 bombardierte die USAAF mit 133 Flugzeugen, 279,8 US-Tonnen Sprengbomben und 41,6 US-Tonnen Brandbomben tagsĂŒber erneut den Bahnhof Friedrichstadt. Auch Dresden-Cotta, Dresden-Löbtau und Leutewitz wurden getroffen. Der Angriff forderte 334 Tote.

Die Flugabwehr Dresdens war geschwÀcht. Trotz der Angriffe wurde die Flak im Januar an die Ostfront verlegt. Auf dem Flughafen in Dresden-Klotzsche standen noch 30 AbfangjÀger bereit, die allerdings kaum noch Treibstoffreserven hatten.

Die Luftangriffe vom 13. bis 15. Februar 1945

Zerstörte Gebiete in Dresden und einzelne Ziele. Rot umrandet: total zerstörte Kernbereiche der Bombardierung. Rosa abgestuft: bebaute Gebiete. Braun: strategische Ziele
Zerstörte Gebiete in Dresden und einzelne Ziele. Rot umrandet: total zerstörte Kernbereiche der Bombardierung. Rosa abgestuft: bebaute Gebiete. Braun: strategische Ziele
Den Angriffsbefehl dazu gab Arthur Harris , seit 1942 Oberbefehlshaber des britischen „Bomber Command“. Seitdem war der Wechsel von Nachtangriffen der RAF und Tagesangriffen der USAAF ĂŒblich. Das Codewort fĂŒr die Angriffe auf Dresden lautete „Chevin". Sechs Bomberstaffeln flogen gegen 17:30 von ihren Horsten in SĂŒdengland ĂŒber zwei Routen in das Reichsgebiet ein. Hinter der Westfront flogen einige BegleitjĂ€ger andere Routen zur IrrefĂŒhrung der deutschen Luftabwehr.

Am Faschingsdienstag, 13. Februar 1945 um 21:45, wurde in Dresden Fliegeralarm ausgelöst. Die Menschen begaben sich in die Keller ihrer HÀuser oder Wohnblocks. Luftschutzbunker gab es kaum, da die Nazi-Behörden unter Gauleiter Martin Mutschmann den Schutz der Bevölkerung trotz lange bestehender PlÀne strÀflich vernachlÀssigt hatten.

Die Angriffe begannen bei aufgeklartem wolkenlosen Nachthimmel. Um 22:03 wurde die Innenstadt mit Lichtkaskaden („ChristbĂ€umen“) ausgeleuchtet, zwei Minuten darauf wurden rote Zielmarkierungen auf das gut sichbare Dresdner Fußballstadion nordwestlich des Stadtkerns abgeworfen. Von 22:13 Uhr bis 22:28 fielen die ersten Bomben. 244 britische Bomber der Pionier-Einheit „Nr. 5“ zerstörten die GebĂ€udedĂ€cher mit 529 Luftminen und 1800 Spreng- und Brandbomben, insgesamt 900 Tonnen. Sie gingen sĂŒdwestlich des Zielpunktes in einem 45-Grad-FĂ€cher zwischen der großen Elbschleife im Westen der Stadt, dem industriell bebauten „Ostragehege“ (heute MessegelĂ€nde) und dem Hauptbahnhof, etwa 2,5 km Luftlinie entfernt, nieder.

Diese 15 Minuten setzten bereits eine FlÀche von etwa drei Vierteln der Dresdner Altstadt in Brand. Gezielte Treffer einzelner GebÀude waren bei diesen Nachtangriffen der RAF weder beabsichtigt noch möglich. Vielmehr sollte ein Bombenteppich die Innenstadt flÀchig zerstören.

Um 1:23 Uhr begann die zweite Angriffswelle mit 529 britischen Lancaster-Bombern. Sie warfen bis 1:54 Uhr insgesamt 650.000 Stabbrandbomben – 1500 Tonnen – ĂŒber einem Gebiet von Löbtau bis Blasewitz und von der Neustadt bis Zschertnitz ab. Die von der ersten Angriffswelle verursachten BrĂ€nde dienten nach Augenzeugenberichten englischer Fliegerbesatzungen zur Orientierung fĂŒr die nachfolgenden Bomber. Ihre Bomben trafen auch die Elbwiesen und den Großen Garten, wohin viele Dresdner nach der ersten Welle geflĂŒchtet waren, und beschĂ€digten auch Kliniken, wie die Frauenklinik Pfotenhauer Straße und das Diakonissenhaus Neustadt, schwer. Beide Bombardements betrafen ein Stadtgebiet von etwa 15 Quadratkilometern.

Die zweite Angriffswelle verhinderte weitere Löschaktionen, so dass sich die zahlreichen Einzelfeuer rasch zu einem orkanartigen Feuersturm vereinten. Dieser zerstörte ganze StraßenzĂŒge; in der starken Hitze schmolzen Glas und Metall. Der starke Luftsog wirbelte sogar grĂ¶ĂŸere GegenstĂ€nde und Menschen umher oder zog sie ins Feuer hinein. Die Flammen waren im weiten Umkreis am Himmel zu sehen, sogar bis zum etwa 35 km entfernten Neustadt, wo am folgenden Tag auch ein Ascheregen niederging. Menschen verbrannten, starben durch Hitzeschock und Luftdruck oder erstickten in den Luftschutzkellern an Brandgasen. Wer sich ins Freie retten konnte, war auch dort dem Feuersturm und detonierenden Bomben ausgesetzt.

Die Luftabwehr hatte nach den ersten Bombenangriffen 1944 fĂŒr viele MauerdurchbrĂŒche in den Kellern zu NachbarhĂ€usern gesorgt. Nach Zeugenaussagen konnten einige Menschen so durch die geschlossenen HĂ€userzeilen in unversehrte HĂ€user und Stadtteile fliehen; andere fanden durch die Gewölbe unterhalb der Altstadt ins Freie der Elbwiesen. Viele wurden jedoch auf der Flucht von Brandgasen ereilt und erstickten; Familien wurden im Chaos auseinandergerissen. Überlebende, die in Bunkern und Kellern ausgeharrt oder den Weg ins Freie gefunden hatten, wurden fĂŒr den Rest ihres Lebens schwer traumatisiert .

Tausende Menschen flohen in nicht oder kaum bombardierte Stadtteile wie Mockritz, Leuben, Blasewitz, Pieschen, Löbtau oder in das Umland. Öffentliche GebĂ€ude, wie NSDAP-Stellen, Gasthöfe und Schulen, wurden als Auffangstellen genutzt und zu provisorischen Notaufnahmen umfunktioniert. Allein in den fĂŒnf Auffangstellen von Dresden-Plauen wurden bis Mitte MĂ€rz 16.000 FlĂŒchtlinge registriert. Viele der Ausgebombten schickten die Behörden in das Umland.

Den Nachtangriffen folgte am 14. Februar von 12:17 bis 12:27 Uhr ein Tagesangriff von 311 B-17-Bombern nebst 5 BegleitjĂ€gern der USAAF. Sie warfen bei schlechtem Wetter nach Zielradar nochmals 1800 Sprengbomben und 136.800 Stabbrandbomben ab. Angriffsziele waren diesmal einige RĂŒstungsbetriebe und erneut der Bahnhof Friedrichstadt. Getroffen wurden auch das dortige Krankenhaus und umliegende Stadtteile.

Juden war die Nutzung von LuftschutzrĂ€umen im ganzen Deutschen Reich untersagt. Bei Beginn der Bombardierung gelang es dennoch einigen jĂŒdischen BĂŒrgern Dresdens, in Keller zu flĂŒchten. Da die Bomben auch die Gestapozentrale zerstörten, kam es nicht mehr zu der Deportation , die fĂŒr den 14. Februar 1945 auf dem Platz der bereits 1938 zerstörten Synagoge angesetzt war. So konnten einige wenige Dresdner Juden dem Holocaust entkommen, darunter Henny Brenner und der Literaturwissenschaftler Victor Klemperer .

Am 15. Februar um ca. 10:15 stĂŒrzte die ausgebrannte Frauenkirche ein. Von 11:51 bis 12:01 Uhr folgte ein weiterer Tagesangriff von 211 amerikanischen B17. Bei schlechter Sicht warfen sie 460 Tonnen Bomben verstreut auf das gesamte Gebiet zwischen Meißen und Pirna.

Manche BrĂ€nde loderten noch vier Tage. In den folgenden Tagen wurden die Leichen in der Stadt mit Lastwagen oder Handkarren eingesammelt, zu öffentlichen PlĂ€tzen zur Identifizierung gebracht und dort zu Tausenden gestapelt. Die meisten geborgenen Opfer konnten nicht mehr identifiziert werden. Aus Furcht vor Seuchen wurden am 25. Februar 6.865 Leichen auf dem heutigen Altmarkt, weitere im Krematorium Tolkewitz verbrannt. Bis zum 17. April wurden auf dem Heidefriedhof rund 25.000 Tote begraben. Der Gauleiter ließ Stadtteile abriegeln und zu „toten Gebieten“ erklĂ€ren.

Weitere Angriffe auf die „Festung“ Dresden bis zum Kriegsende

Am 2. MÀrz flogen 455 B-17-Bomber nach Angaben der USAAF zunÀchst das Hydrierwerk Schwarzheide an, wichen aber auf das Ersatzziel Dresden aus. Ab 10:27 Uhr fielen 940,3 US-Tonnen Sprengbomben und 140,5 US-Tonnen Brandbomben auf die Bahnanlagen in Friedrichstadt und Neustadt sowie in die angrenzende Bebauung.

Werner von Gilsa war nach den Februarangriffen in Dresden eingetroffen und ĂŒbernahm nun als Nachfolger von Friedrich-Wilhelm Liegmann das Kommando ĂŒber den Festungsbereich. Sein Stab befand sich vorerst noch im Taschenbergpalais (Altstadt), anschließend in der Albertstadt. Er ließ die Lebensmittellager öffnen und stellte den BombenflĂŒchtlingen die LuftwaffensanitĂ€tseinheit in Dresden-Nickern zur VerfĂŒgung. Andere Truppenteile und Durchreisende ließ er abfangen und abkommandieren; Beurlaubte und sogar Leichtverletzte wurden zu neuen Truppen zusammengestellt.

Am 10. April befahl Gauleiter Mutschmann auch SchĂŒlern, Stellungen zu bauen. Auf der BrĂŒhlschen Terrasse wurden GeschĂŒtze aufgestellt.

Die 8. Bomberflotte der USAAF flog am 17. April mit 572 Maschinen einen weiteren, letzten Angriff auf das Stadtgebiet. Über den Rangierbahnhöfen warf sie 1526,4 US-Tonnen Sprengbomben und 164,5 US-Tonnen Brandbomben, auf ein nicht genanntes Industriegebiet weitere 28,0 US-Tonnen Sprengbomben ab. Erst dabei wurde der Bahnverkehr durch Dresden wirksam unterbrochen.

Das NS-Regime nutzte die verheerenden Angriffe zur Propaganda gegen die Alliierten, um die letzten KrĂ€fte der Überlebenden zu mobilisieren. Man hoffte, die Anti-Hitler-Koalition könnte im letzten Moment zerfallen, und erteilte deshalb fĂŒr die Elblinie den Befehl: „Halten bis zum Letzten!“. Am 14. April erklĂ€rte Mutschmann Dresden offiziell zur „Festung“. Luftbilder der USAAF bestĂ€tigen den Fortschritt beim Bau der Verteidigungsanlagen.

Am 23. April warf die RAF 40.000 FlugblĂ€tter – von insgesamt 10 Mio. seit August – ĂŒber Dresden ab, das von der Front umgangen wurde. Am 2. Mai kapitulierte Berlin. Nun erst löste Gilsa den „Verteidigungsbereich Dresden“ auf und befahl seine RĂ€umung. Dennoch verteidigten versprengte Gruppen die zerstörte Stadt bis zum Inkrafttreten der Bedingungslosen Gesamtkapitulation am 8. Mai 1945. Erst an diesem letzten Kriegstag nahm die Rote Armee das Stadtgebiet vollstĂ€ndig ein.

Folgen

fĂŒr Dresden

Blick vom Rathausturm in Richtung Neustadt. Im Vordergrund die Ruinen des Neumarktes, in der Mitte links die der Frauenkirche. Rechts davon die "Zitronenpresse". Auf der anderen Elbseite, dahinter, das Finanzministerium und links davon die GebĂ€ude der Großen Meißner Straße und NeustĂ€dter Markt; Turm der Königskirche. Undatiert, vermutlich Sommer 1945 oder 1946.
Blick vom Rathausturm in Richtung Neustadt. Im Vordergrund die Ruinen des Neumarktes, in der Mitte links die der Frauenkirche. Rechts davon die "Zitronenpresse". Auf der anderen Elbseite, dahinter, das Finanzministerium und links davon die GebĂ€ude der Großen Meißner Straße und NeustĂ€dter Markt; Turm der Königskirche. Undatiert, vermutlich Sommer 1945 oder 1946.

Dresdens dicht besiedelte Innenstadt bestand hauptsĂ€chlich aus Bauten der Renaissance , des Barock und Mischgebieten der GrĂŒnderzeit auf mittelalterlichem Grundriss. Damals wurden Industriebetriebe in Hinterhöfen der Wohnbebauung oder als grĂ¶ĂŸere Komplexe direkt neben Siedlungen errichtet.

Die Altstadt brannte zu einem großen Teil aus; außer Ruinen blieben nur wenige GebĂ€ude schwer beschĂ€digt erhalten. Die Seevorstadt, Johannstadt, die östliche SĂŒdvorstadt waren weitgehend abgebrannt oder zertrĂŒmmert. Auch die alten Ortskerne und historischen Bauten von Mickten, Strehlen und Gruna waren vernichtet. Hinzu kamen schwere SchĂ€den in Industriegebieten wie Reick, Friedrichstadt, Plauen, Zschertnitz, der Inneren Neustadt sowie BrĂ€nde in Prohlis. Zwischen Schandauer Straße und Bodenbacher Straße wurden fast 800 HĂ€user mit rund 7000 Wohnungen, Fabriken und WerkstĂ€tten vollstĂ€ndig zerstört. „Leichtere SchĂ€den“ an einzelnen HĂ€userzeilen gab es im Hechtviertel, in Pieschen, Niedersedlitz und Albertstadt; die am dichtesten besiedelte Äußere Neustadt blieb weitgehend verschont.

Die Bombenangriffe zerstörten viele unersetzliche KulturdenkmĂ€ler des spĂ€tbarocken „Florenz an der Elbe“, darunter Semperoper, Frauenkirche, Dresdner Schloss , Sophienkirche und Zwinger. Der spĂ€tere Wiederaufbau in der DDR ignorierte den frĂŒheren Stadtgrundriss, ließ viele Ruinen abreißen (z.B. Sophienkirche, Große Meißner Straße u.a.) und verstĂ€rkte so noch den Eindruck einer fast völligen Zerstörung des Stadtkerns.

Obwohl die Nachtangriffe der RAF nicht direkt auf die Dresdner RĂŒstungsindustrie zielten, zerstörten sie 70% der Dresdner Industriebetriebe und beschĂ€digten viele Versorgungseinrichtungen wie Gas-, Wasser- und Kraftwerke. Auch die folgenden Tagesangriffe der USAAF waren wegen der schlechten Sicht sehr ungenau. In den Wohngebieten wurden bis Mai 1945 60.000 bis 75.000 von insgesamt 222.000 Wohnungen mitsamt Hausrat und Kleidung völlig zerstört, weitere 18.000 Wohnungen schwer und 81.000 leicht beschĂ€digt. 30 % der Einzelhandelsbetriebe waren funktionsuntĂŒchtig, darunter 3 KaufhĂ€user der Altstadt und die Markthallen Weißeritzstraße, Antonsplatz und Innere Neustadt, in denen sich der Handel mit Obst und GemĂŒse damals konzentrierte.

Der Straßenverkehr war nach dem 13. Februar zunĂ€chst vollstĂ€ndig blockiert. Die Oberleitungen der Straßenbahn waren zu 75% zerstört, Straßen verschĂŒttet oder mit Bombentrichtern ĂŒbersĂ€t; das Bauamt zĂ€hlte 1100 davon. Alle ElbbrĂŒcken im Stadtgebiet waren beschĂ€digt. Das Zentrum war als Verkehrsknotenpunkt unpassierbar geworden. Arbeitstellen und Behörden mussten zu Fuß meist durch die TrĂŒmmerwĂŒste der Altstadt erreicht werden. Der Eisenbahnverkehr wurde jedoch nach 2 Wochen behelfsmĂ€ĂŸig wieder in Betrieb genommen. Truppentransporte fuhren sogar schon nach wenigen Tagen wieder, da die Fernstrecken durch Dresden bis zum 2. MĂ€rz 1945 nahezu unversehrt geblieben waren.

Die meisten Betriebe mussten ihre Produktion jedoch einstellen. Sie waren beschĂ€digt oder zerstört, ihre Arbeiter waren umgekommen, ausgebombt oder konnten die Betriebe nicht erreichen. Die Versorgung mit ElektrizitĂ€t, Wasser und Gas war zusammengebrochen. Die „Schlussmeldung“ des SS - und PolizeifĂŒhrers Elbe vom 15. MĂ€rz 1945 nannte noch sechs Betriebe, die die Produktion mit unbestimmter Menge fortsetzen konnten. Der Schlachthof 5 (nach dem Kurt Vonneguts Erlebnisbericht benannt ist) im Ostragehege nahm den Betrieb am 19. Februar , die Brotfabrik und Großfleischerei Rosenstraße Ende MĂ€rz behelfsmĂ€ĂŸig wieder auf.

Im Stadtzentrum, Bezirk IV, wurden im MĂ€rz noch 4000 Einwohner festgestellt. Der nördliche Teil Striesens musste tausende FlĂŒchtlinge aufnehmen. Trotz der Öffnung der Nahrungsmitteldepots wurden die Nahrungsmittel bald knapp, und selbst Lebensmittelkarten konnten nicht mehr gedruckt werden. Erst Mitte April wurde die Verpflegung der Ausgebombten durch die NS-Volkswohlfahrt eingestellt. „Volksgenossen ohne eigene Kochgelegenheit“ wurden laut Bezirksverwaltung am 10. April 1945 auf die gemeinsame Benutzung vorhandener „Kochstellen“ verwiesen. Die NS-Behörden waren arbeitsunfĂ€hig, als Auffangstellen umfunktioniert oder ausgebrannt; viele Beamte waren geflĂŒchtet oder umgekommen. Die Stadt war laut Mutschmann nicht mehr in der Lage, „ihre laufenden Verwaltungsarbeiten durchzufĂŒhren“. Wegen Personalmangel wurden Beamte aus ganz Sachsen verpflichtet.

fĂŒr die alliierte KriegsfĂŒhrung

Unter den Westalliierten war das nĂ€chtliche area bombing in den letzten Kriegsmonaten umstritten. Besonders nach den Februarangriffen auf Dresden drĂ€ngte die US-MilitĂ€rfĂŒhrung die Briten dazu, diese Taktik aufzugeben. Doch die RAF war ĂŒberwiegend fĂŒr FlĂ€chenbombardements ausgerĂŒstet und ausgebildet. Am 28. MĂ€rz 1945 erwog Winston Churchill , den Luftkrieg gegen deutsche StĂ€dte einzustellen, und distanzierte sich in einem Telegramm an General Ismay und die britischen Chiefs of Staff und Chief of the Air Staff von dessen Ausrichtung:

„Mir scheint, dass der Moment gekommen ist, wo das Bombardieren deutscher StĂ€dte, nur um den Terror zu vermehren, wenngleich andere VorwĂ€nde angefĂŒhrt werden, ĂŒberdacht werden sollte. Andernfalls werden wir ein völlig zerstörtes Land kontrollieren
Die Zerstörung von Dresden stellt die AusfĂŒhrung alliierter Bombardierungen von nun an ernsthaft in Frage.
Ich sehe die Notwendigkeit fĂŒr eine prĂ€zisere Konzentration auf militĂ€rische Ziele
anstelle von bloßen Terrorakten und mutwilligen Zerstörungen, wie imposant diese auch sein mögen.“ [1]

Am Folgetag schÀtzte Arthur Harris die Wirkung in einem Schreiben an das Air Ministry so ein:

„Dresden war eine Ansammlung von Munitionsfabriken, ein intaktes Verwaltungszentrum und ein Knotenpunkt fĂŒr Transporte nach Osten. Nun ist es nichts mehr davon.“

Historische Debatte

Propaganda

Die Betrachtung der Luftangriffe wird bis heute von politischen Interessen mitbestimmt. Schon das Ministerium von Joseph Goebbels benutzte Dresdens Bombardierung, um die deutsche Kriegsschuld zu relativieren und eine Opferrolle der Deutschen zu behaupten. Im Kalten Krieg behinderten dann erneut ideologische Vorurteile die sachliche Erforschung des Kriegsverlaufs in der Geschichtswissenschaft .

Dresdens erster NachkriegsbĂŒrgermeister Walter Weidauer hatte die Angriffe 1946 noch als vermeidbare, aber von deutschen Faschisten provozierte Katastrophe dargestellt: Drei Jahre spĂ€ter beschuldigte er allein die WestmĂ€chte der verbrecherischen Bombardierung Dresdens ohne jede militĂ€rische Notwendigkeit. Seit 1949 unterstellte die DDR-Propaganda den Alliierten entgegen den heute bekannten Tatsachen, sie hĂ€tten der Sowjetunion ein unnötig zerstörtes Ostdeutschland hinterlassen wollen.

In diese Ideologisierung wird auch der Streit um die Opferzahlen hineingezogen. Vor allem Rechtsextremisten und Geschichtsrevisionisten kolportieren aus Ă€hnlichem KalkĂŒl wie die Nazis Zahlen von 200.000 bis zu 600.000 Toten, um damit ihr Schlagwort vom „ Bombenholocaust “ zu begrĂŒnden.

Ungewisse Zahlen der Getöteten

Hohe SchĂ€tzungen berufen sich meist auf Aussagen von Zeitzeugen , die nicht mehr ĂŒberprĂŒft werden können, sowie auf schon frĂŒh verbreitete Fehlinformationen:

  • Ein Dokument des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) von 1946 gab ĂŒber 275.000 Tote an. Diese Zahl war kein Ergebnis eigener Nachforschungen, sondern von „Berichten“, zu denen auch erwiesenermaßen falsche Angaben aus dem Ministerium von Joseph Goebbels gehörten.
  • Der ehemalige Dresdner Generalstabsoffizier Eberhard Matthes , der damals mit AufrĂ€umarbeiten befasst war, behauptet seit 1992 , bis zum 30. April 1945 seien 3.500 Leichen voll, 50.000 teilweise und 168.000 gar nicht identifiziert worden. Dies habe man in seinem Beisein an Adolf Hitler persönlich gemeldet. Einen schriftlichen Beleg dafĂŒr gibt es nicht, es wird auch bezweifelt, dass Hitler am Tag seines Selbstmordes eine solche Meldung angefordert habe.
  • Auch populĂ€re Lexika (Britannica, Bertelsmann, Brockhaus) und Printmedien (SĂŒddeutsche Zeitung, Die WELT, Frankfurter Allgemeine) gaben oft nicht verifizierte Zahlen von 60.000 bis zu 300.000 Toten an.

Die großen Unterschiede ergeben sich aus einigen Faktoren, die nicht mehr exakt feststellbar sind. Unbekannt ist zunĂ€chst die Einwohnerzahl Dresdens im Februar 1945. Davon hĂ€ngt die EinschĂ€tzung der Siedlungsdichte im Innenstadtbereich und der davon prozentual Getöteten mit ab. Wieviele BĂŒrger Dresdens an der Front kĂ€mpften und starben, in KZs deportiert wurden oder aus Furcht vor Fliegerangriffen, Raumnot oder Nahrungsknappheit die Stadt verließen und in das Umland flĂŒchteten, liegt ebenfalls im Dunkeln. Historiker gehen aber meist davon aus, dass Dresden etwa 10% Einwohner weniger als vor Kriegsbeginn, jedenfalls unter 600.000 hatte. Der Dresdner Historiker Götz Bergander rechnet mit etwa 570.000 gemeldeten StadtbĂŒrgern. Im November 1945 ergab eine VolkszĂ€hlung die Einwohnerzahl von 454.249; viele tausende FlĂŒchtlinge wurden im Umland registriert.

Zu den StadtbĂŒrgern kam damals eine ebenfalls unbekannte Zahl von FlĂŒchtlingen, vornehmlich als Durchreisende aus dem Osten. Darunter waren viele Schlesier wie die Bewohner Breslaus , die im Februar 1945 evakuiert wurden und ĂŒber Dresden westwĂ€rts flohen. Bergander schĂ€tzt, dass sich im Februar 1945 vorĂŒbergehend etwa 200.000 FlĂŒchtlinge zusĂ€tzlich im Großraum Dresden aufhielten. Davon hĂ€tten aufgrund des begrenzten Wohnraums höchstens einige 10.000 Platz in der Innenstadt gefunden. Die USAAF dagegen hĂ€lt es fĂŒr möglich, dass sich bis zu einer Million Personen am 13. und 14. Februar im gesamten Stadtgebiet aufgehalten haben könnten.

Die historische Forschung hat einige relativ zuverlĂ€ssige Behördendokumente von damals durchgefĂŒhrten amtlichen ZĂ€hlungen entdeckt:

  • In einer polizeilichen „Schlussmeldung“ vom MĂ€rz 1945 heißt es: „Bis 10. 3. 1945 frĂŒh festgestellt: 18.375 Gefallene, 2.212 Schwerverwundete, 13.718 Leichtverwundete, 350.000 Obdachlose und langfristig Umquartierte“. Die Gesamtzahl der Getöteten wird dort „auf etwa 25.000“ geschĂ€tzt.
  • Am 22. MĂ€rz 1945 erließ der höhere SS- und PolizeifĂŒhrer Elbe den „Tagesbefehl 47“: Dieser berichtet von ĂŒber 20.204 geborgenen Toten und schĂ€tzt, dass sich diese Zahl wahrscheinlich auf 25.000 erhöhen werde. - Sehr populĂ€r in rechtsextremen Kreisen wurde eine von den Nazis manipulierte Ausgabe dieses Dokuments, die an alle Zahlen eine Null anhĂ€ngte. Sie wurde 1966 in einem Prozess gegen den bekannten und spĂ€ter rechtskrĂ€ftig verurteilten Holocaustleugner David Irving als FĂ€lschung erwiesen. Dieser hatte sich darauf gestĂŒtzt, um damit 250.000 Todesopfer behaupten zu können. Er musste nun einrĂ€umen, sich geirrt zu haben.
  • Der „Lagebericht 1404“ der Berliner Polizei erschien am selben Tag wie der „Tagesbefehl 47“ und bestĂ€tigt dessen Erstversion: Darin werden 18.375 geborgene Tote gezĂ€hlt und ihre Gesamtzahl auf 25.000 bis 35.000 geschĂ€tzt. Letztere Zahl gab damals auch einer der Leiter von acht Bergungstrupps an. Sie wird bisher aus einem Addierungsfehler erklĂ€rt und fĂŒr zu hoch gehalten.
  • Die 1993 im Dresdner Stadtarchiv gefundenen Akten des Bestattungs- und Marstallamtes fĂŒhren rund 25.000 Tote auf, die bis zum 17. April 1945 beigesetzt wurden. In dieser Zahl sind schon viele Opfer der Tagesangriffe am 14. und 15. Februar 1945 mit enthalten.

Auf dieser Basis schĂ€tzen die meisten Historiker heute, dass mindestens etwa 25.000, höchstens 40.000 Menschen durch die Bombenangriffe ihr Leben verloren. Die Zahl bleibt jedoch aus mehreren GrĂŒnden ungewiss:

  • Bis 1970 fand man bei Bauarbeiten in der Stadt noch weitere ca. 1.900 Tote.
  • Wieviele nie gefunden, vollstĂ€ndig verbrannt oder verschĂŒttet wurden, lĂ€sst sich nur vermuten.
  • Wegen der Kriegssituation wurde eine unbekannte Anzahl von Toten von keinem ihrer Angehörigen gemeldet.
  • Die Zahl der FlĂŒchtlinge, die Dresden damals durchquerten, sowie der Anteil davon, der im Februar im Innenstadtbereich Quartier fand, bleiben ebenfalls ungewiss.

Um die Gesamtzahl der Getöteten genauer einschĂ€tzen und GeschichtsfĂ€lschungen begegnen zu können, hat die Stadt Dresden aktuell eine Historikerkommission mit der ÜberprĂŒfung der bekannten Quellen und weiteren Nachforschungen beauftragt. Sie wird von Rolf-Dieter MĂŒller , MilitĂ€rhistoriker am MilitĂ€rgeschichtlichen Forschungsamt in Potsdam, geleitet. Dazu gehören Wolfgang Fleischer vom MilitĂ€rhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, Götz Bergander, Thomas Wiedera vom Hannah Arendt-Institut fĂŒr Totalitarismusforschung , Luftkriegsexperte Horst Boog , Stadtarchivleiter Thomas KĂŒbler und der Historiker Friedrich Reichert .

Die Kommission arbeitet ergebnisoffen. Neben den bekannten PrimĂ€rquellen zieht sie weitere Zeitzeugenberichte und neuere Berechnungen heran. Die Öffentlichkeit wurde um Mithilfe, Quellen, Dokumente und Stellungnahmen gebeten, die im Herbst umfassend ausgewertet werden sollen. Bis zum 800-jĂ€hrigen StadtjubilĂ€um 2006 soll ein möglichst verlĂ€ssliches, wenn auch kein völlig prĂ€zises Forschungsergebnis vorliegen.

Ausgehend von den Bestattungsakten und dokumentierten Leichenfunden rechnet die Kommission derzeit wie bisher mit einer Gesamtzahl von 25.000 bis 35.000 Toten. Die niedrigere Zahl gilt aufgrund neuer Dokumentenfunde inzwischen als die wahrscheinlichere.

Wahrheit oder Legende?

Zur festen Überlieferung von den Ereignissen wĂ€hrend der Bombardierungen gehören Berichte von

  • Phosphorregen und
  • Tieffliegerangriffen auf FlĂŒchtlinge.

Die Historiker Götz Bergander (1998), Helmut Schnatz (2000) und Frederick Taylor (2004) sind diesen Berichten nachgegangen und bezeichnen sie als „Legenden“. Ihre Veröffentlichungen stießen in Dresden anfangs teilweise auf heftigen Widerspruch.

Schnatz bestreitet, dass am 13. Februar 1945 weißer Phosphor „abgeregnet“ worden sein kann: Phosphor kautschuk wurde damals allenfalls als Brandbeschleuniger in Bombenkanistern verwendet und ließ sich nicht „abregnen“. 1945 hatte die RAF – anders als bei der „ Operation Gomorrah “ gegen Hamburg – Phosphorkanister schon ausrangiert. Bergander (Dresden im Luftkrieg S. 191ff) weist darauf hin, dass Joseph Goebbels 1943 gegen die Panik in der Bevölkerung korrekt mitteilte, dass in Deutschland noch niemals Phosphor abgeregnet worden und dies eine optische TĂ€uschung beim Aufschlag anderer Bombentypen sei. DemgemĂ€ĂŸ können auch in Dresden weiße Leuchtmunition und Stabbrandbomben mit leuchtendem Phosphor verwechselt worden sein.

Von direktem Tiefflieger-Beschuss berichten Augenzeugen, die am 14. und 15. Februar als FlĂŒchtlinge auf den Elbwiesen, im Großen Garten oder auf Ausfallstraßen unterwegs waren. Außer diesen Zeugenaussagen gibt es dafĂŒr aber laut neuerer Forschungspositionen keine Beweise, weder MilitĂ€rbefehle noch Pilotenaussagen noch Angaben der Nazis in Meldungen oder Totenscheinen. Die RAF und USAAF bestreiten, dass solche Angriffe in Dresden stattgefunden hĂ€tten.

Die alliierten BegleitjĂ€ger sollten beim Ausbleiben eines Luftkampfs sonst nahe Bodenziele angreifen. Schnatz, der die Befehlsketten intensiv erforschte, fand jedoch in diesem Fall den ausdrĂŒcklichen Befehl an die Eighth Air Force, im Luftraum Dresden nicht einzugreifen (siehe Weblinks 3-4). Die RAF erwĂ€hnt allerdings einen Befehl an die amerikanischen Mustangs, den Verkehr in Dresdens Umgebung zu beschießen, um das Chaos zu vergrĂ¶ĂŸern: Part of the American Mustang fighter-escort was ordered to strafe traffic on the roads around Dresden to increase the chaos and disruption to the important transportation network in the region.

Dies war jedoch wĂ€hrend einer Bombardierung kaum möglich und nicht ĂŒblich, da tieffliegende Jagdflugzeuge und höher fliegende Bomber sich gegenseitig gefĂ€hrdet hĂ€tten. Schnatz zufolge schloss der Feuersturm nach dem ersten Nachtangriff Tiefflug ĂŒber der brennenden Innenstadt aus. Auch bei den folgenden Tagesangriffen hĂ€tten die BegleitjĂ€ger – wie bei US-Operationen typisch – eigene Angriffe allenfalls nach dem Abflug der Bomber starten können. Auch das hĂ€lt er wegen der begrenzten Treibstoffmenge fĂŒr unwahrscheinlich.

Bergander, der die Luftangriffe als Kind selbst erlebte, fand unabhĂ€ngig von Schnatz heraus, dass sich die Augenzeugenberichte nur auf den Tagesangriff vom 14. Februar bezogen und TiefflĂŒge an diesem Tag nur von einer Bomberstaffel auf dem Weg nach Prag weitab von Dresden belegt sind. Weder in den Wehrmachtberichten, die sonst jeden Tieffliegerangriff auf Zivilisten vermerkten, noch den Polizeiberichten ĂŒber Todesursachen sei fĂŒr die fragliche Zeit dergleichen erwĂ€hnt.

Obwohl der heutige Forschungsstand direkten Beschuss von FlĂŒchtenden in Dresden daher weitgehend ausschließt, beschwören manche der damals Betroffenen bis heute, dies persönlich erlebt zu haben (siehe Links zu Zeitzeugen). Details ihrer Erinnerungen – z.B. die Außenmarkierungen der US-Flieger – sind nachweislich falsch; keiner dieser Berichte kann daher nach historischen MaßstĂ€ben als zuverlĂ€ssig gelten. Bergander erklĂ€rt die wenigen glaubwĂŒrdigen Augenzeugenberichte wie folgt (a.a.O., S. 209):

Mit großer Wahrscheinlichkeit waren es amerikanische BegleitjĂ€ger, die deutsche JĂ€ger verfolgten; LuftkĂ€mpfe verlagerten sich oft aus grĂ¶ĂŸeren Höhen in BodennĂ€he, und LuftkĂ€mpfe mit deutschen Verlusten sind im Raum Dresden-Chemnitz zweifelsfrei nachweisbar 
 Bei einer Verfolgungsjagd in BodennĂ€he können Geschossgarben auch im Boden einschlagen, und es ist ganz natĂŒrlich und psychologisch verstĂ€ndlich, dass Menschen im Freien Maschinengewehrsalven als auf sich abgefeuert erleben.

Hier wie auch sonst machten die Nazis aus dem subjektiven Erleben der traumatisierten Ausgebombten die offizielle Nachricht eines Kriegsverbrechens von „alliierten Terrorfliegern“, um den Hass der Bevölkerung zu schĂŒren. So behauptete bereits die Zeitschrift Das Reich am 4. MĂ€rz 1945 in einem Artikel „Der Tod von Dresden“:

Um Mitternacht erschien am glutroten Himmel des Elbtals eine zweite britische Luftflotte und richtete mit Sprengbomben und Bordwaffen unter den Menschenmassen auf den GrĂŒnflĂ€chen ein Blutbad an, wie es bis dahin allenfalls die Fantasie eines Ilja Ehrenburg hĂ€tte ersinnen können.

Diese PropagandalĂŒge wanderte dann ungeprĂŒft in die deutsche Nachkriegsliteratur ein (z.B. Axel Rodenberger, Der Tod von Dresden, 1951) und wurde auch vom spĂ€teren Holocaustleugner David Irving (Der Untergang Dresdens, 1964) in verĂ€nderter Form ĂŒbernommen.

Völkerrechtliche Betrachtung

Heute diskutieren Historiker ausgiebig und öffentlich militĂ€rische und ethische Aspekte des Luftkriegs und ihr VerhĂ€ltnis zueinander. Zum einen wird gefragt, ob das moral bombing – zusammen mit dem Abwurf von Millionen von FlugblĂ€ttern – Risse zwischen Volk und FĂŒhrung erzeugen und die Kampfmoral der Deutschen brechen konnte oder aber eher das Gegenteil erreichte. Zum anderen wird offener als frĂŒher hinterfragt, ob der Luftkrieg in den letzten Kriegsmonaten ĂŒberhaupt noch primĂ€r militĂ€rische Zwecke verfolgte. IntensitĂ€t, Umfang und Ziele der alliierten Gegenangriffe sollten ab Februar 1945 offenbar ĂŒberwiegend die deutsche Zivilbevölkerung treffen und dezimieren.

Als Indizien dafĂŒr werden die PlĂ€ne fĂŒr einen Vernichtungsschlag und die Auswahl nicht kriegsentscheidender Ziele genannt. Die Luftangriffe auf Dresden gelten dabei oft als Paradebeispiel fĂŒr eine verfehlte KriegsfĂŒhrung , die zum Schluss weniger Industriestandorten als dicht besiedelten InnenstĂ€dten gegolten habe. Bezweifelt wird, dass die Angriffe tatsĂ€chlich der militĂ€rischen Infrastruktur Dresdens galten: Dagegen sprĂ€chen die Abwurfstellen der Zielmarkierungen, der nĂ€chtliche Abwurf von Brandbomben auf die Altstadt und das Aussparen des Flughafens, der Fabriken und Kasernen im Norden der Stadt. Zudem wird eine militĂ€rische Schutzlosigkeit der Stadt behauptet.

Dem wird entgegengehalten, dass punktgenaue BombenabwĂŒrfe damals wegen fehlender Zielradartechnik und WetterabhĂ€ngigkeit noch erschwert waren. Gerade die schlechte Trefferquote bei Punktzielen hatte um 1943 zu einer VerstĂ€rkung des area bombings gefĂŒhrt. Andererseits soll die RAF an der Westfront mit neuer RadarausrĂŒstung zu zielgenaueren Ergebnissen gekommen sein, die den Vormarsch der Bodentruppen entscheidend begĂŒnstigten.

Autoren wie Alexander McKee , britischer Kriegsberichterstatter, und der damalige US-Kriegsgefangene Kurt Vonnegut haben Erlebnisberichte ĂŒber die Luftangriffe auf Dresden veröffentlicht. Vonnegut ĂŒberlebte sie als junger Mann und verarbeitete seine Erinnerungen in dem Roman Slaughterhouse Five.

Der Historiker Jörg Friedrich hat mit seinem Buch Der Brand 2002 den Blickwinkel der Betroffenen in den Vordergrund gerĂŒckt. FĂŒr ihn waren die Bombardierungen vieler deutscher StĂ€dte nicht erst seit den letzten Kriegsmonaten militĂ€risch sinnlos und zielten bewusst auf Massenvernichtung. Friedrich löste damit eine neue, bis heute anhaltende Debatte ĂŒber den Luftkrieg in Großbritannien und Deutschland aus. Der Historiker Hans-Ulrich Wehler wirft ihm vor, sein Sprachstil und seine Metaphorik legten eine ahistorische Gleichsetzung der alliierten Bombenangriffe mit den nationalsozialistischen Massenmorden nahe. Auch Revisionisten berufen sich auf sein Buch.

FĂŒr den Historiker Michael Schröders wĂ€ren die Angriffe nach dem damals gĂŒltigen Kriegsvölkerrecht - wie die meisten StĂ€dtebombardierungen seit Guernica 1937 - als Kriegsverbrechen zu werten und zu verfolgen gewesen. Denn die Haager Landkriegsordnung von 1907 sei damals in Kraft gewesen und habe den Unterzeichnerstaaten die Auswahl ziviler Ziele, damit auch von InnenstĂ€dten, untersagt. Ob dieser Vertrag jedoch ĂŒberhaupt auf den Luftkrieg anwendbar war, ist umstritten.

Der Brite Frederick Taylor hat demgegenĂŒber 2004 umfangreiches Material vorgelegt, das erneut die kriegswirtschaftliche Bedeutung der Industrie Dresdens, die PlĂ€ne der Deutschen an der Ostfront und Absprachen der Alliierten mit den Sowjets belegt. Er betont, dass die Deutschen den Luftkrieg eröffnet und rĂŒcksichtslos gefĂŒhrt hatten, so dass die Briten damals nur noch die Bomber als Offensivwaffe einsetzen konnten. Er spricht den Angriffen damit eine militĂ€rische RationalitĂ€t zu, ohne auszuschließen, dass sie völkerrechtswidrig gewesen sein könnten.

Die alliierte Luftkriegsstrategie war in Großbritannien schon im Zweiten Weltkrieg selbst umstritten, fand aber nur sehr selten öffentlichen Widerspruch. Dass sie Völkerrecht breche, die ethischen Grundlagen der westlichen Zivilisation bedrohe und die Chancen zur kĂŒnftigen Versöhnung mit den Deutschen zerstöre, vertrat entschieden der britische anglikanische Bischof George Bell schon zwei Jahre vor den Luftangriffen auf Dresden.

Dass Arthur Harris , anders als andere fĂŒhrende MilitĂ€rs in Großbritannien, nach dem Krieg keine staatliche Ehrung erhielt und erst spĂ€t in den Adelsstand erhoben wurde, gilt manchen als Hinweis auf eine Distanzierung Winston Churchills von seinem „Bomber“, obgleich er selbst die Entscheidung zum area bombing traf.

Strittig ist zudem, ob die Kriterien des damaligen Völkerrechts – abgesehen von der fehlenden ĂŒbergeordneten und durchsetzungsfĂ€higen Rechtsinstanz – ĂŒberhaupt eine Strafverfolgung der Verantwortlichen fĂŒr den Luftkrieg gestattet hĂ€tten. Selbst wenn dies der Fall gewesen wĂ€re, bleibt fraglich, ob eine solche rĂŒckwirkende Verurteilung ĂŒberhaupt einen Beitrag zur Versöhnung der Völker leisten kann.

Gedenken

Das offizielle Gedenken der Stadt

Das offizielle Gedenken an die Toten der Luftangriffe erfuhr seit Kriegsende eine Reihe von Schwerpunktverlagerungen. In Dresden gab es frĂŒher als in anderen StĂ€dten bereits von 1946 an Gedenkveranstaltungen. Dabei wurde zunĂ€chst von einer „... bewusst von den faschistischen Verbrechern provozierte(n) Zerstörung Dresdens...“ gesprochen und festgestellt, dass „... die politische SchwĂ€che des deutschen Volks mit Schuld trĂ€gt an diesem Krieg...“. Auf Anweisung der sowjetischen MilitĂ€radministration sollte ein Trauercharakter der Gedenkveranstaltungen vermieden werden.

Mit der Eskalation des Kalten Kriegs wurden die Fliegerangriffe in den 1950er Jahren zunehmend gegen die Westalliierten instrumentalisiert. In einem nun DDR-weiten offiziellem Gedenken an die Dresdner Toten trat die Frage nach der Schuld der Deutschen am Krieg zurĂŒck. In den Vordergrund traten dafĂŒr Äußerungen von Politikern, es hĂ€tte in Dresden keine militĂ€rischen Ziele gegeben und die Bombardements hĂ€tten somit keinerlei strategische Bedeutung fĂŒr das Kriegsende gehabt, sondern wĂ€ren barbarisch und kulturfeindlich gewesen. Zuweilen wurde sogar die Behauptung aufgestellt, die Alliierten hĂ€tten Dresden bewusst zerstört, um die Stadt nicht in die HĂ€nde der Sowjetunion gelangen zu lassen. Dabei wurde erstmals die Goebbelssche Wortschöpfung von den „anglo-amerikanischen Luftgangstern“ wieder aufgegriffen.

Jenseits der offiziellen Feierlichkeiten wurde das Gedenken insbesondere durch die Friedensbewegung in der DDR getragen. 1981 fĂŒhrte eine Anarcho-Gruppe innerhalb der kirchlichen Opposition vor der Frauenkirche eine symbolische Kerzenaktion durch und wandte sich in FlugblĂ€ttern gegen die zunehmende Militarisierung. 1982 versammelten sich erstmals hunderte Menschen vor der Frauenkirche und forderten „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus!“. Zum 40. Gedenken der Luftangriffe gab es 1985 erstmals wieder eine zentrale Staatsfeierlichkeiten in der Innenstadt, die Frauenkirche blieb dagegen aber Ort individueller “gesellschaftskritischer” Proteste. Mit der Gleichsetzung aktueller Kriege und dem Zweiten Weltkrieg blieben in den offiziellen Feierlichkeiten als auch bei der DDR-kritischen Friedensbewegung sowohl die Ursachen der Angriffe (Holocaust, Kriegsschuld) als auch ihre mögliche militĂ€rische Notwendigkeit (Ostfront, Volkssturm) unterbelichtet.

Eine intensivere BeschĂ€ftigung mit dem Thema setzte nach der politischen Wende in der DDR ein. 1990 besuchen 500 Dresdner eine Veranstaltung des Holocaustleugners David Irving und dankten ihm mit Standing Ovations. Eine Buchvorstellung des Historikers Helmut Schnatz, der sich kritisch mit der Tieffliegerlegende auseinandersetzt, wurde dagegen von wĂŒtenden Dresdner gestört. Insbesondere in der Zeit der Jahrestage wurde das Thema Gegenstand breiter gesellschaftlicher Debatten.

Die Dresdner Frauenkirche wurde mit Spendengeldern aus ganz Deutschland, Großbritannien und den USA wiederaufgebaut. Sie ist Mitglied der Nagelkreuz-Gemeinden.
Die Dresdner Frauenkirche wurde mit Spendengeldern aus ganz Deutschland, Großbritannien und den USA wiederaufgebaut. Sie ist Mitglied der Nagelkreuz-Gemeinden .

Die Frauenkirche und die Partnerschaft mit Coventry

Jedes Jahr am 13. Februar finden Gedenkveranstaltungen in Dresden statt. Am ersten Jahrestag der Zerstörung gegen 22:00 kletterten 2 Schuljungen auf den Turm der Kreuzkirche und lĂ€uteten die Glocken. Seitdem lĂ€uten an diesem Tag um 21:45 – dem Zeitpunkt des damaligen Fliegeralarms – alle Dresdner Kirchenglocken. 1995 , zum 50. Jahrestag der Angriffe, wurde eine Glockensinfonie unter Einbeziehung aller Dresdner Glocken gespielt.

Bereits unmittelbar nach Kriegsende nahm die anglikanische Gemeinde des britischen Coventry , das im Zweiten Weltkrieg von deutscher FlĂ€chenbombardierung nahezu zerstört wurde, Kontakt mit Dresden auf. 1956 begann die Partnerschaft zwischen beiden StĂ€dten. 2002 trafen GĂ€ste aus Coventry mit Dresdner Partnern zusammen, um unter dem Motto „BrĂŒcken bauen – Versöhnung leben“ ein Zeichen gegen Krieg und Hass zu setzen. Die Begegnung fand an der Baustelle der Dresdner Frauenkirche statt, deren Wiederaufbau 1990 begonnen wurde. Sie ist inzwischen mit Hilfe von intensiven Spendensammlungen vor allem britischer und deutscher Fördervereine vollstĂ€ndig wiedererbaut und zum Mittelpunkt der Versöhnungsarbeit geworden. Das „Cross of Nails“ aus den TrĂŒmmern der am 14. November 1940 zerstörten Kathedrale Coventrys wurde seither zum berĂŒhmten Symbol einer internationalen Gemeinschaft, die heute in Hunderten von Bombardierungen betroffenen StĂ€dten der Welt existiert. Seit dem 13. Februar 2005 gehört die Frauenkirche Dresden dazu.

Dresden als Aufmarschort von Rechtsextremen und Neonazis

Fronttransparent der rechtsextremen Kundgebung am 13. Februar 2005. Unter den TrÀgern sind Holger Apfel (NPD), Gerhard Frey (DVU), Udo Voigt (NPD) und Franz Schönhuber (Ex-REP).
Fronttransparent der rechtsextremen Kundgebung am 13. Februar 2005. Unter den TrÀgern sind Holger Apfel (NPD), Gerhard Frey (DVU), Udo Voigt (NPD) und Franz Schönhuber (Ex-REP).

Ab Ende der 1990er Jahre entwickelte sich Dresden im Zusammenhang mit dem Gedenken an die Toten der Luftangriffe zu einem Ort neonazistischer GroßaufmĂ€rsche mit mehreren tausend Teilnehmern. 1998 versuchten lediglich ca. 30 bis 40 junge Neonazis, zur Frauenkirche zu gelangen. Sie wurden dabei jedoch von der Polizei eingekesselt und sangen Lieder, um ihren Protest Ausdruck zu verleihen. Im Jahr darauf waren es bereits etwa 200 Rechtsextremisten, die sich unter die trauernden Dresdner BĂŒrger mischten und gemeinsam zahlreiche, mit deutschnationalen Farben und Symbolen geschmĂŒckte KrĂ€nze an den BauzĂ€unen der sich im Wiederaufbau befindenden Frauenkirche niederlegten. 2000 wurde erstmals ein von der Jungen Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) organisierter nĂ€chtlicher Trauermarsch mit etwa 500 Teilnehmern durchgefĂŒhrt, darunter auch Franz Schönhuber, Horst Mahler und Gerd Sudholt . Die Teilnehmerzahl der rechtsextremen Veranstaltungen unter Motti wie „Ehre den Opfern des Bombenterrors“ stieg rasch von 750 im Jahr 2001 ĂŒber rund 1000 in den beiden folgenden Jahren auf ca. 2100 in 2004 an. Im Jahr 2005 lag die Organisation und Anmeldung der Veranstaltungen in den HĂ€nden der NPD, die dies im Rahmen ihres Wahlkampfes zur Bundestagswahl und zur demonstrativen Zurschaustellung einer „rechten Volksfront“ nutzte. Nachdem der MinisterprĂ€sident Georg Milbradt (CDU) ihm fĂŒr 2005 angetragene Schirmherrschaft abgelehnt hatte, ĂŒbernahm diese Holger Apfel (NPD). Am 13. Februar 2005 demonstrierten etwa 6500 Rechtsextremisten in einem mehrstĂŒndigen Marsch durch die Dresdner Innenstadt.

Die TrauermĂ€rsche in Dresden etablierten sich als eine der grĂ¶ĂŸten regelmĂ€ĂŸigen bundesweiten Veranstaltungen mit internationaler Beteiligung von Neonazis in der deutschen Nachkriegsgeschichte. Solche GroßaufmĂ€rsche sind nicht nur eine Machtdemonstration nach außen, sondern dienen auch der Festigung und Vernetzung nach innen. Unter den Teilnehmern ist die gesamte Palette des deutschen Rechtsextremismus von Parteien wie NPD und DVU ĂŒber die VertriebenenverbĂ€nde bis hin zu den neonazistischen Freien Kameradschaften und alle Altersschichten vertreten, hinzu kommen zunehmend auch Personen und Organisationen aus anderen europĂ€ischen LĂ€ndern. Der bei solchen Treffen in Reden und auf Transparenten propagierte Begriff „Bombenholocaust“ soll den Holocaust relativieren und die KriegfĂŒhrung der alliierten Kriegsgegner Deutschlands insgesamt als Verbrechen darstellen, um ihnen die eigentliche Kriegsschuld anzulasten und die des nationalsozialistischen Deutschland zu verharmlosen oder zu leugnen. Dazu wird die Massentötung, die die alliierte Luftkriegsplanung bewirkte, aus ihrem historischen Kontext gelöst und propagandistisch zur einseitigen Anklage verwendet. Man attestiert den frĂŒheren Kriegsgegnern, besonders den USA, besondere Unmenschlichkeit und Grausamkeit und vergleicht deutsche Kriegsverbrechen damit, um diese so nachtrĂ€glich zu rechtfertigen. Diese Ideologisierung findet man aber nicht nur bei der NPD, sondern auch weit darĂŒber hinaus.

Gegenproteste mit Nationalfahnen der alliierten SiegermĂ€chte Großbritannien, USA, Frankreich und der Sowjetunion sowie Israels.
Gegenproteste mit Nationalfahnen der alliierten SiegermĂ€chte Großbritannien, USA, Frankreich und der Sowjetunion sowie Israels .

Dem versuchen einige Gruppen aus der autonomen und „ antideutschen “ Szene entgegenzutreten. Mit Parolen wie Deutsche TĂ€ter sind keine Opfer, Keine TrĂ€ne fĂŒr Dresden oder Bomber-Harris do it again wenden sie sich gegen eine von ihnen ausgemachte Vermischung von Opfern und TĂ€tern. Da sie fĂŒrchten, dass mit der „Enttabuisierung“ der deutschen Kriegsopfer eine fortschreitende Rehabilitierung nazistischer Einstellungen einhergeht, feiern sie aus Protest dagegen die Bombardierung Dresdens als notwendigen Teil der militĂ€rischen Niederschlagung des nationalsozialistischen Deutschlands.

Wegen rechtsextremen Missbrauchs und befĂŒrchteter ZusammenstĂ¶ĂŸe mit Gegendemonstranten erlĂ€sst die Stadt Dresden seit Jahren ein Demonstrationsverbot fĂŒr den 13. und 14. Februar rund um die Frauenkirche. Zugleich versucht sie, die Initiative zur Gestaltung des Erinnerungsdatums mit eigenen Veranstaltungen wiederzugewinnen. Eine wichtige Rolle spielen dabei die StĂ€dtepartnerschaft mit Coventry und die kirchliche Versöhnungsarbeit. Diese Kontakte wollen heute ĂŒber nationale Grenzen hinweg VerstĂ€ndnis dafĂŒr wecken, dass die deutsche Kriegsschuld mit Kriegsverbrechen anderer nicht aufgewogen, in keiner Weise angezweifelt oder relativiert werden kann. Die große Mehrheit der Dresdner will mit dem gemeinsamen Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zeigen, dass fĂŒr sie die Versöhnung die einzige Option fĂŒr eine friedliche Zukunft darstellt.

Dresdens Schicksal wird in die lange Liste der durch Kriege zerstörten StÀdte eingereiht: Dresden stand auf dem stÀdtischen Plakat zum 60. Jahrestag der Luftangriffe vom 13. Februar 1945 zwischen Guernica , Warschau , Coventry , Leningrad , Hamburg, Hiroshima , Monrovia , Sarajevo , Grosny und Bagdad .

Siehe auch

Literatur

Historische Daten und Monographien

  • Statistisches Handbuch von Deutschland: 1928-1944. MĂŒnchen 1949 (Quelldaten zur militĂ€rischen Bedeutung Dresdens)
  • Wolfgang Schaarschmidt: Dresden 1945. Herbig
  • Götz Bergander: Dresden im Luftkrieg – Vorgeschichte, Zerstörung, Folgen. Flechsig WĂŒrzburg (Sonderausgabe), 2. erweiterte Auflage 1998, ISBN 3881892397
  • Götz Bergander: Vom GerĂŒcht zur Legende. Der Luftkrieg ĂŒber Deutschland im Spiegel von Tatsachen, erlebter Geschichte, Erinnerung, Erinnerungsverzerrung. In: Thomas Stamm-Kuhlmann u.a. (Hrgb.): Geschichtsbilder. Festschrift fĂŒr Michael Salewski zum 65. Geburtstag, Stuttgart 2003
  • Axel Rodenberger: Der Tod von Dresden. Bericht vom Sterben einer Stadt in Augenzeugenberichten. Berlin (Neuauflage) 1995 (1. Auflage 1951, gilt heute vielfach als ĂŒberholt).
  • Frederick Taylor: Dresden, Dienstag, 13. Februar 1945. MilitĂ€rische Logik oder blanker Terror? Bertelsmann, MĂŒnchen, Dezember 2004, ISBN 3570006255
  • Matthias Neutzner (Hrsg.): Ausstellung Lebenszeichen – Dresden im Luftkrieg 1944/45. Dokumentation der Ausstellung vom August 1989 bis April 1990. Dresden 1991.
  • Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945. Ullstein-Heine-List, MĂŒnchen 2002, ISBN 3548604323
  • Helmut Schnatz: Tiefflieger ĂŒber Dresden? Legenden und Wirklichkeit. Mit einem Vorwort von Götz Bergander. Köln/Weimar/Wien 2000, ISBN 3412136999
  • Gunnar Schubert: Die kollektive Unschuld. Wie der Dresden-Schwindel zum nationalen Opfermythos wurde. Konkret texte 42, 2006, ISBN 3930786478
  • Wolfgang Schaarschmidt: Dresden 1945. Herbig (bestreitet die LuftkĂ€mpfe am 14. Februar 1945)
  • Dresdner Geschichtsverein: Dresdner Hefte – BeitrĂ€ge zur Kulturgeschichte, ISBN 3910055273 , ISSN 08632138. Darin besonders:
    • Nr. 28: Wiederaufbau und Dogma - Dresden in den fĂŒnfziger Jahren.
    • Nr. 41: Dresden: Das Jahr 1945. Darin: Matthias Neutzner: "Wozu leben wir nun noch?..."
    • Nr. 53: Dresden als Garnisonsstadt. Darin: Herrmann Rahne: Die ‚Festung Dresden‘ von 1945.
    • Nr. 61: Industriestadt Dresden?

Romane, Erlebnisberichte, autobiographische ErzÀhlungen

  • Victor Klemperer: Ich will Zeugnis ablegen bis zum letzten – TagebĂŒcher 1933-1945. Berlin (Aufbau) 1995, ISBN 3351023405
  • Kurt Vonnegut jr.: Slaughterhouse-Five or The Children's Crusade. Dell Verlag, New York, MĂ€rz 1985, ISBN 0440180295
  • deutsch: Schlachthof fĂŒnf oder Der Kinderkreuzzug. Reinbek (Rowohlt) 1972, ISBN 3499115247
  • Alexander McKee: The Devil's Tinderbox: Dresden 1945. Souvenir Press Ltd, Februar 2000, ISBN 0285635476
  • deutsch: Dresden 1945. Das deutsche Hiroshima. Hamburg 1983
  • Henny Brenner: Das Lied ist aus. Ein jĂŒdisches Schicksal in Dresden. ddp Goldenbogen, Dresden, ISBN 3932434250
  • Axel Rodenberger: Der Tod von Dresden. Bericht vom Sterben einer Stadt in Augenzeugenberichten. Berlin 1995, ISBN 3550070748

AufsÀtze und aktuelle Artikel

Weblinks

Fußnoten

  1. Telegramm Churchills ↑ 

Wikipedia

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