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Letzte Änderung für Artikel Braunschweiger Dom: 14.02.2006 09:39

Braunschweiger Dom

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Braunschweiger Dom und Braunschweiger Löwe
Braunschweiger Dom und Braunschweiger Löwe

Der Braunschweiger Dom wurde 1173 als Kollegiatsstiftskirche von Heinrich dem Löwen, Herzog von Bayern und Sachsen, gegenüber seiner Burg Dankwarderode „zur Ehre St. Blasius’ und St. Johannis des Täufers “ gestiftet und von ihm zu seiner Grablege bestimmt. 1226 wurde Thomas Becket zum dritten Schutzpatron erkoren.

Die Bauarbeiten begannen im Jahre 1173 nach der Rückkehr Heinrichs aus dem Heiligen Lande , wohin er eine Pilgerreise unternommen hatte.

Es ist anzunehmen, dass die Ostseite des Gebäudes um 1188 (dem Jahr der Weihe des noch heute im Dom befindlichen Marienaltars ) fertig gestellt gewesen sein dürfte. Obwohl 1195, im Todesjahr Heinrichs des Löwen, das Dach der Kirche abbrannte, dürften ebenfalls die Arbeiten am Langhaus sowie Teilen der Turmgeschosse abgeschlossen gewesen sein. Für die Jahre 1182 – 1185, die Zeit der ersten Verbannung Heinrichs nach England, wird von einer Bauunterbrechung auszugehen sein.

Die Bezeichnung „ Dom “ erhielt das Bauwerk höchstwahrscheinlich bereits im 14. oder 15. Jahrhundert. Nach mittelalterlichem Verständnis war damit aber nicht so sehr die Kirche eines Bischofs , als vielmehr die eines Stiftes gemeint. Bis in das 19. Jahrhundert trug der Braunschweiger Dom deshalb die Bezeichnung „ Stiftskirche “.

Als Heinrich 1195 starb, wurde er neben seiner zweiten Ehefrau Mathilde, die bereits 1189 verstorben war, im noch unfertigen Dom beigesetzt.

Das im Dom befindliche gemeinsame Grabmal der beiden Stifter wurde um 1230 gestiftet und ist an dieser Stelle seit dem Mittelalter bezeugt.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Modell des Domes auf dem Grabmal Heinrichs des Löwen (um 1230)
Modell des Domes auf dem Grabmal Heinrichs des Löwen (um 1230)

Aufzeichnungen über den Beginn der Arbeiten an dem romanischen Bauwerk und die beauftragten Baumeister existieren heute nicht mehr. Als Anhaltspunkte können lediglich die Weihen der zahlreichen Altäre des Domes herangezogen werden.

Ursprünglich als dreischiffige romanische Pfeilerbasilika im gebundenen System, mit Querhaus , drei Apsiden , Krypta , Hochchor und sächsischem Westriegel konzipiert (wie z.B. ebenfalls beim Dom von Königslutter zu finden) und aus Sandstein (Elmkalkstein aus dem Elm und Rogensandstein aus dem Nußberg ) errichtet, wurde der Braunschweiger Dom über die Jahrhunderte hinweg mehrfach erweitert, umgebaut, rekonstruiert etc. Die besondere architektonische Gestaltung ergibt sich aus den Pfeilern und Wandvorlagen mit Kantensäulen, würfelförmigen Kapitellen , überhöhten Kreuzgratgewölben , im Mittelschiff als Tonne ohne Gurtbögen durchlaufend.

Eine Auswölbung mit einem Tonnengewölbe war für romanische Basiliken zunächst nicht üblich. Meist zog man eine flache Holzdecke über das Hauptschiff. Andere Kirchen wurden zwar schon eher als der Braunschweiger Dom mit einem Tonnengewölbe ausgewölbt, vom Braunschweiger Dom kann man jedoch sagen, dass er eine der ersten Kirchen in Deutschland war, die von Anfang an für eine vollständige Auswölbung konzipiert waren.

Die Ostfront des Domes wurde über die Jahrhunderte hinweg baulich am wenigsten verändert. Die Nordseite zeigt zwar frühgotische Fenster im Mittelschiff und eine spätgotische Wand des Seitenschiffes , ist aber insgesamt immer noch als romanisch zu bezeichnen. Auf der Nordseite, zum Burgplatz hin, befindet sich auch das Hauptportal des Gotteshauses, darüber die Jahreszahl 1496 .

Die beiden achteckigen Türme des Domes erhielten um 1300 eine gotische Glockenstube , sind aber bis heute unvollendet geblieben.

Zwischen 1322 und 1346 wurde an der Südseite ein weiteres Seitenschiff angefügt, und nachdem man auf der Nordseite das dort bereits bestehende Seitenschiff abgetragen hatte, wurde an seiner statt eine zweischiffige spätgotische Halle erbaut. Die Weihe fand 1477 statt.

Seit 1543 ist der Braunschweiger Dom ein protestantisches Gotteshaus.

Größere architektonische Veränderungen fanden unter Herzog Rudolf August um 1687 und seinem Bruder Herzog Anton Ulrich um 1700 statt. Zwischen 1866 und 1910 wurde der Dom schließlich grundlegend rekonstruiert und nach dem damaligen Zeitgeschmack umgestaltet.

Berühmte Ausstattungsstücke

Imervard-Kreuz

Innerhalb und außerhalb des Domes befinden sich zahlreiche historische Kunstwerke. Im nördlichen Seitenschiff ist das sogenannte „Imervard-Kreuz“. Es ist belegt, dass dieses romanische Kreuz älter als der Braunschweiger Dom ist – es stammt vermutlich aus dem Jahre 1150 .

Es handelt sich um ein romanisches Viernagelkreuz , welches dem Volto-Santo-Typus zugeordnet wird. In der Wissenschaft werden stilistische Bezüge zu dem Kreuz des Domes von Lucca hergestellt. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um ein Prozessionskreuz, welches einer Prozession (vielleicht auch einem Kreuzzug oder einer Pilgerreise ?) voran getragen wurde. Im Hinterkopf verbirgt sich eine kleine Lade, in der Reliquien aufbewahrt wurden. Auf dem Gürtel des Gekreuzigten ist die lateinisch Inschrift "IMERVARD ME FECIT" (Imervard hat mich geschaffen) zu lesen.

Stilistisch gesehen wird hier, wie in romanischer Zeit üblich, kein leidender Christus dargestellt, sondern ein triumphierender Christus, ohne Dornenkrone, mit königlichem Gewand (Christus König).

Aus stilistischen Gründen handelt es sich mit Sicherheit nicht um ein Triumphkreuz , welches auf einem Balken an der Vierung angebracht war.

Marienaltar

Der Marienaltar (1188)
Der Marienaltar (1188)

Einer der vielen Altäre, die den Dom im Laufe der Jahrhunderte schmückten, ist der von Heinrich dem Löwen und seiner Frau Mathilde gestiftete Marienaltar . Bischof Adelog von Hildesheim weihte ihn am 8. September 1188, dem Tag der Geburt Mariens . Er besteht aus einer polierten Steinplatte (168 cm x 89 cm), die auf fünf Bronzesäulen (Höhe 95 cm) ruht. Die mittlere Säule enthält einen bleiernen Reliquienbehälter und eine lateinische Aufschrift, deren Übersetzung lautet:

„Im Jahre des Herrn 1188 ist dieser Altar zur Ehre der seligen Gottesmutter Maria geweiht worden von Adelog, dem ehrwürdigen Bischof von Hildesheim auf Veranlassung des berühmten Herzogs Heinrich, dem Sohn der Tochter des Kaisers Lothar II., und seiner frommen Gemahlin Mathilde, Tochter des englischen Königs Heinrich II., des Sohnes Mathildes, der Kaiserin der Römer.“

Der Marienaltar ist der einzige, der die über 800-jährige Geschichte des Domes „überlebt“ hat. Alle anderen Altäre sind verschwunden.

Siebenarmiger Leuchter

Der Siebenarmige Leuchter
Der Siebenarmige Leuchter

Ein weiteres, berühmtes Objekt ist der Siebenarmige Leuchter , der vermutlich um 1190 entstand. Im Braunschweiger Dom befindet er sich auf jeden Fall bereits seit vor 1196 , da sich Ludolf von Volkmarode in einer Stiftungsurkunde dieses Jahres verpflichtet hatte, für die Wachskerzen dieses Leuchters zu sorgen.

Der Leuchter besteht aus 77 bronzenen Einzelteilen, hat eine Höhe von fast fünf Metern, eine Spannweite von vier Metern und wiegt über 400 kg.

In Ausgestaltung und religiöser Symbolik ähnelt der Braunschweiger Leuchter stark der Menora sowie dem Lebensbaum . Ähnliche Leuchter sind nur noch im Essener Münster und im Mailänder Dom zu finden.

Der Leuchter hat trotz seiner Ähnlichkeit mit der Menora mit dieser wenig gemein. Als gesichert kann angenommen werden, dass der Stifter den Dom als Abbild des salomonischen Tempels verstanden wissen wollte. Jedoch ist in diesem Leuchter wohl eher ein Grableuchter (Bezug zum Baum des Lebens) zu sehen, den Heinrich der Löwe wahrscheinlich für das Grab seiner kurz zuvor verstorbenen Frau Mathilde stiftete. Bezeichnend ist ebenfalls die himmelwärtige, auf einen Punkt zielende Ausrichtung der lilienförmigen Kerzenschalen, was wiederum auf eine Auferstehungssymbolik hinweist.

Grabmal Heinrichs des Löwen

Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde
Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner Gemahlin Mathilde

Vor dem Marienaltar befindet sich das Grabmal Heinrichs des Löwen und seiner zweiten Ehefrau Mathilde, das beide Stifter überlebensgroß darstellt.

Es ist nicht direkt mit der Lebenszeit des Herzogspaares verbunden, sondern einige Jahrzehnte nach deren Tod entstanden. Bei den Grabfiguren handelt es sich um idealisierte Gestalten, die aber aufgrund der hervorragenden künstlerischen Qualität die Lebensnähe von Abbildern zu gewinnen vermögen.

Das Herzogspaar ist nicht im Alter der jeweiligen Todeszeit dargestellt, sondern als gleichaltrige Personen in der Blüte ihres Lebens. Die gesellschaftliche Stellung und Bedeutung der Persönlichkeiten werden durch Gesten und Attribute betont.

Der in Blickrichtung der Grabfiguren auf der rechten Seite ruhende Heinrich der Löwe hält ein Modell des Braunschweiger Doms in seiner rechten Hand, in der linken ein mit dem Schwertgurt umwickeltes Schwert als Zeichen der Gerichtsbarkeit.

Mathilde umfasst mit ihren vor der Brust gefalteten Händen eine Schlaufe ihres Mantels. So werden der Herzog als herrschaftlicher Initiator des Kirchenbaus und die Herzogin als fromme Frau dargestellt, deren Gebetshaltung durchaus ihrer zeitgenössischen Bezeichnung als religiosissima femina entspricht.

Die Lebendigkeit des Ausdrucks äußert sich vor allem in den souverän geführten Gewändern der Dargestellten. Sie fungieren primär nicht als Verhüllung, sondern deuten die Körperpartien naturnah an und sind sogar in das Handeln der Figuren eingebunden, so bei Heinrich, der einen Mantelzipfel greift, um nicht das Sanktuarium des Modells zu berühren.

Zuvor war bei den früheren Grabplatten, etwa der des Rudolf von Schwaben aus dem 11. Jahrhundert im Dom zu Merseburg, ein Konflikt zwischen dem scheinbaren Stehen und dem tatsächlichen Liegen der Figuren sichtbar geworden.

Eine neue naturalistische Auffassung, die sich zeitlich eng verbunden mit den Grabplatten der Plantagenêts in der Abtei Fontevraud , in dieser Gegend jedoch erstmals in diesen Figuren manifestiert, überwindet diese Unentschiedenheit. Die Gewänder sinken zwischen den Beinen ein oder umhüllen geschmeidig fließend die Körper, an denen sie eigentlich herabhängen müssten, wenn Standfiguren gemeint wären. Auch das Kirchenmodell scheint mehr auf Heinrichs Brust zu liegen denn auf seiner Hand zu stehen. Diese neuartige Gestaltungsweise als künstlerische Errungenschaft hält sich bis in die jüngste Zeit im Mittelpunkt des Interesses der kunsthistorischen Forschung zum Braunschweiger Grabmal.

Die Entstehungszeit des Grabmals ist einigermaßen genau datierbar, da an dem Kirchenmodell, welches die Figur Heinrichs des Löwen in der Rechten hält, bereits die ersten gotischen Veränderungen am Dom abzulesen sind (Durchbruch gotischer Fenster in der oberen Wand des Langhauses, wahrscheinlich zur besseren Beleuchtung oder Inszenierung des Grabmals selbst oder das Kaiser Ottos IV. zusammen mit dem dort stehenden siebenarmigen Grableuchter geschaffen).

Dennoch schwanken wissenschaftliche Datierungen zwischen 1200 und 1260. Am wahrscheinlichsten ist eine Datierung auf die Zeit kurz nach 1227, dem Todesjahr Pfalzgraf Heinrichs, in der die Lage Braunschweigs unsicher war und der Bruch von Besitzrechten auch durch die Gemahnung des Gedächtnisses an den großen Stifter vermieden werden sollte.

Sonnenuhren

Große Sonnenuhr
Große Sonnenuhr

Am Dom befinden sich vier Sonnenuhren , die aus den Jahren 1334, 1346, 1518, 1723 stammen.

Die beiden ältesten Uhren sind der Zeit entsprechend lediglich als Halbkreis geformt. Die Uhr aus dem Jahre 1518 zeigt bereits verschiedene Entwicklungsstufen dieses Uhrentyps. Die große Sonnenuhr am südlichen Turm wurde ursprünglich von dem Augsburger Kunsttischler Georg Hertel für die Städtische Münze am Kohlmarkt geschaffen und wurde erst 1723 (evtl. auch schon 1716 ?) am Dom angebracht. An ihr kann man nicht nur die Tageszeit und einige astronomische Daten ablesen, sie kann auch als Kalender genutzt werden.

Das Geläut

Westwerk
Westwerk

Der Dom besitzt zwölf Glocken, die überwiegend vom Anfang des 16. Jahrhunderts stammen. Es gehört zu den bedeutendsten Geläuten Deutschlands. Im Jahre 1502 wurden die drei größten von einem der renommiertesten Glockengießer seiner Zeit, dem niederländischen Meister Gerhard van Wou gegossen. Eventuell stammt von ihm auch noch eine vierte Glocke. Die größte dieser Glocken ist „Blasius major“ auch „Salvator“ genannt. Sie wiegt 4.300 kg und hat einen Durchmesser von 1,93 m. Des weiteren stammen von ihm die Glocken „Maria“ und „Johannes“ und evtl. auch die „Thomasglocke“, die jedoch 1660 abstürzte. Sie wurde erst 1989/90 durch die Glockengiesserei Rincker aus Sinn nachgegossen und wieder in das Domgeläut eingefügt.

1506 wurde die Komplettierung des Geläuts durch sechs zusätzliche Glocken von seinem Gehilfen Hinrik van Campen durchgeführt. Die Glocken tragen die Namen: „Anna“, „Blasius minor“, „Kaspar“, „Katharina“, „Maria“ und „Thomas“.

Die älteste Glocke dürfte das „Adämchen“ sein, denn ihrer Form nach stammt sie aus dem 15. Jahrhundert.

Die Glocke „Gabriel“ wurde im Jahre 1700 vom Braunschweiger Glockengießer Arnold Grete aus einer ebenfalls 1506 von Hinrik van Campen geschaffenen Glocke umgegossen.

Während des Zweiten Weltkriegs sollten sämtliche Glocken des Domes zwecks Einschmelzung abgeliefert werden. Tatsächlich blieben die drei größten aber in der Glockenstube. Die anderen konnte man nach Kriegsende glücklicherweise unversehrt vom „ Glockenfriedhof “ bergen und an ihren angestammten Platz zurückbringen.

Die Krypta

Im Dom befindet sich eine große Krypta , die auch Welfen-Gruft“ genannt wird.

In ihr sind u.a. folgende Personen bestattet (in chronologischer und familiärer Reihenfolge):

Der Braunschweiger Dom im Dritten Reich

Die Nationalsozialisten versuchten mehrfach, Heinrich den Löwen und dessen Dom ideologisch-propagandistisch im Sinne der nationalsozialistischen Rassen- und Lebensraum-Ideologie zu instrumentalisieren. Besonderes Interesse hieran zeigte der braunschweigische Ministerpräsident und NSDAP -Mitglied, Dietrich Klagges, der für Braunschweig den Titel der "deutschesten Stadt" erringen wollte, einen Titel, den Hitler später Nürnberg zuerkannte.

Durch seinen 1147 unternommenen Kreuzzug gegen die slawischen Völker nordöstlich Braunschweigs (bis zur Ostseeküste ), deren daraus resultierende Unterwerfung sowie die danach verstärkte Ostkolonisation versuchten nationalsozialistische Ideologen wie z. B. Alfred Rosenberg , Heinrich den Löwen als Vorreiter ihrer Ideologie erscheinen zu lassen.

Zwischen 1935 und 1940 wurde die aus dem 19. Jahrhundert stammende Inneneinrichtung des Domes vollständig entfernt und das Gebäude teilweise baulich und gestalterisch verändert.

Öffnung des Grabes Heinrichs des Löwen

Hintergründe

Nach Hitlers Wahl zum Reichskanzler setzten umgehend weit reichende Aktivitäten ein, den neuen NS-Staat zu zentralisieren und die Macht allein in Berlin zu konzentrieren.

Der Freistaat Braunschweig hatte zwar seinen eigenen Ministerpräsidenten, NSDAP -Mitglied Dietrich Klagges, jedoch war dieser dem Reichsstatthalter von Braunschweig und Anhalt Wilhelm Friedrich Loeper (* 13. Oktober 1883; † 23. Oktober 1935) unterstellt, der allerdings in Dessau residierte.

Klagges wollte jedoch aus Eigeninteresse (geplante NSDAP-Karriere) das Land Braunschweig weitestgehend vom Berliner Dirigismus unabhängig halten. Aus diesem Grunde schwebte ihm ein noch ins Leben zu rufender „ Gau Ostfalen “, mit Braunschweig als Gauhauptstadt und ihm selbst als Gauleiter vor. Braunschweig sollte nach Klagges’ Vorstellungen NS-Muster- und Vorzeigestadt werden, so wurden u. a. neue Muster-Siedlungen in Mascherode und Lehndorf gebaut.

Heinrich der Löwe als Mittel zum politischen Zweck

Um seine Vorstellungen verwirklichen zu können, versuchte Klagges, Heinrich den Löwen für seine Zwecke politisch zu instrumentalisieren, indem er ihn dafür nutzte, die Aufmerksamkeit des Reiches und des Führers auf Braunschweig – und damit auch auf sich selbst – zu lenken. So wurde Heinrich nach und nach zum „Vehikel“ für Klagges’ Pläne und so von ihm zum „Kolonisator des Ostens“ hochstilisiert; 1934 fand der Niedersachsentag in Braunschweig unter massiver „Präsenz“ Heinrichs des Löwen statt.

Am 05. Mai 1935, anlässlich eines offiziellen Staatsbesuchs von Göring und Hanns Kerrl , Reichsministers für kirchliche Angelegenheiten, in Braunschweig, eröffnet Klagges diesen seine Absicht, den Braunschweiger Dom in eine „nationale Gedenkstätte“ umzuwandeln, und erhoffte sich von der NS-Prominenz entsprechende Rückendeckung im Reich und bei Hitler. Um den Führer vollends für sich zu gewinnen, versuchte Klagges sogar, Hitler in eine Linie mit Heinrich dem Löwen zu stellen. In einer Ansprache am 20. Juni 1935 sagte er in Braunschweig: „Wir gehen nicht fehl, wenn wir die Politik Adolf Hitlers als gradlinige Fortsetzung jener Volks- und Bauernpolitik ansehen, die einst Heinrich der Löwe von Braunschweig aus betrieben und durchgeführt hat.“ Dabei handelte es ich sich um ziemlich leicht durchschaubares politisches Kalkül. Hitler ließ sich dadurch nicht beeindrucken – im Gegenteil, wie sich für Klagges bald herausstellte.

Die Graböffnung

Die Umstände, die im Sommer 1935 zur Öffnung der Grabstätte Heinrichs des Löwen und seiner zweiten Gemahlin Mathilde führten, können durchaus als ungewöhnlich bezeichnet werden. Als Initiator der Grabung dürfte letztlich Ministerpräsident Klagges zu sehen sein, der damit seine o. g. politischen bzw. persönlichen Ziele zu erreichen suchte.

Am 18. Juni 1935 teilte Klagges dem Braunschweigischen Landesbischof Dr. Helmuth Johnsen lapidar mit, dass er, Klagges, Hausherr des Braunschweiger Domes sei und deshalb beschlossen habe, die Grabstätte Heinrichs des Löwen in wenigen Tagen für archäologische Untersuchungen öffnen zu lassen.

Zuvor war die Grabstätte bereits mehrfach geöffnet worden, so 1640, 1814, 1880 und schließlich 1935. Letztmalig wurde die Grabstätte 1946 in der 1938 neu angelegten Gruft geöffnet, um die 1936 entnommenen Haarlocken wieder beizulegen.

Am 24. Juni 1935 wurde sozusagen „privatissime“ mit der Aufdeckung der Grabstätte begonnen. Das Grab wurde zunächst von Dr. Eißfeldt sondiert (von Beruf Oberforstmeister), den Klagges selbst für die Aufgabe ausgewählt hatte. Des Weiteren bestand das „Grabungsteam“ aus Baurat Hartwig, Prof. Dr. E. A. Roloff, den Fachschülern Birker und Rieger (als Fotografen) sowie dem (erst nachträglich hinzugezogenen) Landesarchäologen Prof. Dr. Hermann Hofmeister (welcher dann die fachmännische Leitung der weiteren Grabungen übernahm).

Viele Jahrzehnte später schrieb ein Augenzeuge der Grabungen: „Die Arbeiten wurden ohne Benachrichtigung des Pfarramtes oder des Dompfarrers sowie des Landeskirchenamtes begonnen …“ und „Ich hatte nicht den Eindruck, daß alle Beteiligten in großer Ehrfurcht bei der Sache waren; ich hatte vielmehr in genauer Erinnerung, daß der beteiligte Archäologe am Rande der Gruft saß und ratlos hinab sah …“.

Zunächst waren für die Grabungsarbeiten lediglich sieben Tage angesetzt worden, doch nachdem die Leitung in Expertenhände (Prof. Hofmeister) wechselte, verlängerte sich dieser Zeitraum.

Ein Steinsarkophag

Sarkophage Heinrichs, Mathildes und der Brunonen (im Hintergrund)
Sarkophage Heinrichs, Mathildes und der Brunonen (im Hintergrund)

Am 27. Juni 1935 wurde ein in der Gruft vorgefundener Sarkophag geöffnet. Zutage kam ein weitestgehend verwester Leichnam, von dem hauptsächlich noch Knochen der unteren Extremitäten (inkl. Becken) vorhanden waren. Der Kopf war als solcher auf den ersten Blick kaum noch erkennbar. Der Körper war in die Überreste einer Lederhülle eingenäht. Die Vermessung der Skelettreste ergab eine Körpergröße von lediglich 1,62 m. Der Körperbau wurde als stämmig und gedrungen beschrieben. Bei der weiteren Untersuchung konnte nicht eindeutig geklärt werden, ob es sich um einen männlichen oder weiblichen Leichnam handelte.

Schwere Verletzung

Die Knochenfunde ergaben sehr schnell, dass die betreffende Person unter einer schweren Behinderung gelitten haben musste, denn das linke Bein war um 10 cm verkürzt.

Man deutete dieses Merkmal als einen wesentlichen Hinweis auf Geschlecht und Identität des Leichnams, denn es ist belegt, dass Heinrich der Löwe im Februar 1194 (im Alter von 65 Jahren) auf dem Weg nach Saalfeld einen schweren Unfall hatte. Auf einem vereisten Weg bei Bodfeld im Harz stürzte er vom Pferd und wurde dabei so schwer am Bein verletzt, dass er die Reise nicht fortsetzen konnte.

In den Annales Stederburgenses ist dazu vermerkt:

„Ad quam (curiem Salefelde) cum … dux esset in itinere, in arduo nemoris, cum appropimquaret, qui Botfelde dicitur, dux de equo corruit et ex cotritione tibiae an itinere, quod coeperat, impetitus est ...”
(„Als der Herzog auf dem Marsch nach dem Königshofe Saalfeld war und sich einem Orte namens Bodfeld näherte, stürzte er vom Pferd und wurde infolge einer Verletzung der Tibia [Schienbein] am Weitermarsch gehindert.“)

Bei gründlicher Untersuchung des Skelettes trat das tatsächliche Ausmaß der „Verletzung“ zutage: Die linke Gelenkkapsel des Beckens schien gerissen, das linke Oberschenkelgelenk scheinbar dadurch aus der Gelenkpfanne gerutscht. Die linksseitig gefundene Vernarbung der angenommenen Fraktur und die teilverheilte, aber missgestaltete Gelenkpfanne wurden als Indizien dafür betrachtet, dass die Person (Heinrich der Löwe – wie angenommen wurde) noch längere Zeit nach dem Unfall gelebt haben musste, dabei aber in ihrer Bewegungsfähigkeit erheblich beeinträchtigt gewesen war.

Die Frage, ob dies als Beleg für die Identität des Leichnams ausreichend ist, ist mehrfach kritisch erhoben worden. Infolge einer neueren Funddeutung von 1974 gehörten die Gebeine in dem Sarkophag einer dunkelhaarigen Frau von kleinerer Gestalt, die unter einer angeborenen Hüftanomalie litt.

Über Mathilde ist überliefert, dass sie stets in einer Sänfte getragen wurde – u. U. ein Hinweis auf eine Körperbehinderung, die das Gehen beeinträchtigte.

Der Kindersarg

Bei den weiteren Untersuchungen der Gruft kam überraschenderweise ein weiterer, aber viel kleinerer Steinsarkophag zum Vorschein – offensichtlich ein Kindersarg.

Auch hier gelang es scheinbar, die Identität schnell zu klären. Heinrich der Löwe und seine erste Ehefrau Clementia hatten einen Sohn namens Heinrich. Der Überlieferung nach soll ihn seine Amme im Kleinkindalter vom Tisch fallen lassen haben, wobei das Kind verstarb. Aufgrund der Skelettgröße von 70 cm dürfte das Kind 2 bis 3 Jahren alt gewesen sein.

Ein dritter Sarg

Zwischen dem Kindersarkophag und dem großen Sarkophag wurden anschließend Reste eines fast vollständig vermoderten Holzsarges entdeckt. In ihm wurde eine mit einer dicken Kordel vernähte sackförmige Lederhülle von 2,05 m Länge gefunden, die ein Skelett umschloss.

Der große, 1935 „eindeutig“ als weiblich identifizierte Leichnam wurde als der Mathildes, Heinrichs zweiter Frau, gedeutet, die bereits 1189 im Alter von nur 32 Jahren gestorben war und als erste in dieser Gruft bestattet wurde.

1974 wurde dieses Ergebnis bei einer Neudeutung revidiert und der Holzsarg mit dem dort befindlichen Skelett als das Grab Heinrichs des Löwen identifiziert.

Nach Fundbegutachtung wurden die sterblichen Überreste der zwei Erwachsenen in Zinksärge umgebettet und diese wiederum in den alten und in einen neuen Steinsarkophag gebettet.

Den festgestellten Größenunterschied von 1,62 m zu 2,05 m führt man nach heutigem Wissensstand darauf zurück, dass der Holzsarg von der schweren Steinabdeckung des Grabes über die Jahrhunderte hinweg zerquetscht und damit in die Länge gepresst wurde. Es gibt keinen einfachen Rückschluss von der Körperlänge auf das Geschlecht der gefundenen Personen.

Die Grabungsarbeiten fanden schließlich am 6. Juli 1935 ihren offiziellen Abschluss.

Besuch Hitlers

Nachdem es Klagges gelungen war, Heinrich den Löwen, den Braunschweiger Dom, die Ausgrabungen und damit sich selbst dermaßen ins Rampenlicht der (politischen) Öffentlichkeit zu rücken, kam es am 17. Juli 1935 zu einem Blitzbesuch Hitlers an der Ausgrabungsstelle im Dom.

Mit ihm kam ein Tross höchster NS-Prominenz nach Braunschweig, darunter Himmler , Göring , Bernhard Rust , Reichsminister für Erziehung, Wissenschaft und Volksbildung sowie Hanns Kerrl , Reichsministers für kirchliche Angelegenheiten und Alfred Rosenberg , Ideologe des völkischen Flügels in der NSDAP.

Verlauf und Ergebnisse dieses Besuchs sind allerdings nicht im Sinne des Braunschweigischen Ministerpräsidenten verlaufen, denn Hitler erklärte nach der Besichtigung, dass ab sofort nur noch er selbst über Art und Umfang der Baumaßnahmen für die Umgestaltung des Braunschweiger Domes zur nationalsozialistischen „Weihestätte“ entscheide. Daraufhin wurden sämtliche bis dahin schon von Klagges erteilten Arbeitsaufträge storniert.

Hanns Kerrl erhielt von Hitler alleinige Entscheidungsbefugnis bzgl. aller Maßnahmen in Verbindung mit dem Dom – de facto eine Entmachtung Klagges', denn dieser musste nun alles von Kerrl oder Hitler genehmigen lassen. Das Reich beteiligte sich an den Kosten und „der Führer werde als Stifter“ in der Öffentlichkeit auftreten.

Kritik und Fazit

Die „archäologischen“ Arbeiten des Sommers 1935, wenn man sie denn als solche bezeichnen will, gelten unter Experten bis heute als umstritten, da ihnen zum einen jeglicher wissenschaftlicher Unterbau fehlte bzw. vorenthalten wurde (so gab es z.B. bis Ende des Zweiten Weltkrieges keinerlei Diskussion der Grabungsbefunde unter Fachleuten), zum anderen die Grabungen mehr neue Fragen aufwarfen, als sie alte lösten.

Noch interessanter dürfte allerdings die Tatsache sein, dass es seitens der NSDAP nach Beendigung der Arbeiten sehr schnell wieder erstaunlich ruhig um Heinrich den Löwen wurde. So wurde z.B. der offizielle Grabungsbericht (elf Seiten Text mit 56 Fotos) des Landesarchäologen und Grabungsleiters Prof. Dr. Hermann Hofmeister , den dieser 1936 kurz vor seinem Tode verfasste, während der Zeit des Nationalsozialismus’ nicht veröffentlicht. Erst 1978 erschien eine geringfügig gekürzte Fassung mit erheblich weniger Fotos (s. u. unter „Literatur“).

Nach Kriegsende entstand um die tatsächliche Identität der Gebeine eine z. T. heftig geführte wissenschaftliche Debatte, die die korrekte Zuordnung der sterblichen Überreste anzweifelte bzw. als ideologisch motiviertes Wunschdenken zurückwies. Somit ist also bis heute nicht zweifelsfrei geklärt, wessen Gebeine seinerzeit im Braunschweiger Dom gefunden wurden.

Als Hinweis auf die Zuordnung der sterblichen Überreste kann die ursprüngliche Anordnung der Figuren auf dem Grabmal herangezogen werden, die durch die (absichtliche) Missdeutung der Nationalsozialisten 1936/38 verändert wurde und erst nach der Wiederherstellung der Tumba rückgängig gemacht wurde.

Zudem steht diese Anordnung der Gräber (Mathilde im Steinsarkophag, Heinrich im Holzsarg) im Einklang mit den Steterburger Annalen, dass Heinrich der Löwe „in dextero latere uxoris suae“ („zur Rechten seiner Gemahlin“) begraben sei. Hier dürfte also durch direkt nach dem Ableben des Herrscherpaares gefertigte Grabplatten eine Identifizierungsmöglichkeit bestanden haben.

Umgestaltung des Domes im Inneren

Eine neue Gruft für Heinrich den Löwen

Bereits am 14. August 1935 erhielten die von Hitler ausgewählten Architekten Walter und Johannes Krüger (die Erbauer des Ehrenmals und der Hindenburg -Gruft bei Tannenberg ) den Auftrag, eine Gruft für Heinrich den Löwen zu entwerfen. Am 25. November 1935 wurden die Entwürfe fertig gestellt und am 11. Dezember 1935 Hitler zur Begutachtung und Genehmigung vorgelegt.

Landesbischof Johnsen protestierte bei Klagges und Kerrl gegen die Umbaumaßnahmen – vergeblich, denn Klagges verwies auf seine Hausherrenrolle und erklärte, es gebe im rechtlichen Sinne gar keine „Dom-Gemeinde“; insofern liege kein Eingriff in die freie Religionsausübung oder innerkirchliche Belange vor.

Löwenkopf von Arno Breker
Löwenkopf von Arno Breker

Da der Braunschweiger Dom Eigentum des Landes Braunschweig und nicht der Landeskirche war, benötigten die Nationalsozialisten für die Durchführung ihrer ideologisch begründeten Umbaumaßnahmen nicht einmal eine Enteignung .

Die Bauarbeiten begannen 1936 und wurden 1938 abgeschlossen.

Der Entwurf der Gebrüder Krüger sah eine wuchtige, nahezu quadratische Gruft aus Odenwälder Granit vor. Über dem Eingang zur Gruft befindet sich als Schlussstein des Gewölbes ein stilisierter Löwenkopf des von den Nationalsozialisten bevorzugten Bildhauers Arno Breker . An den vier Seiten der neuen Grablege befinden sich je paarweise angeordnet die Wappen der von Heinrich dem Löwen gegründeten Städte München, Lübeck und Lüneburg, sowie seiner Residenz Braunschweig. Die Westwand zeigte ein stilisiertes Hakenkreuz , das nach Kriegsende entfernt wurde.

In einer Art „ Reliquiennische “ waren bis 1945 u. a. zwei Schaufassungen mit einer vermeintlichen Haarlocke Heinrichs und einem im angeblichen Grab Mathildes vorgefundenen Gewebebandes ausgestellt.

Umwandlung des Kircheninneren

Die nationalsozialistischen Rasse- und Lebensraum-Ideologen beabsichtigten, aus dem Braunschweiger Dom ein Objekt ihrer Propaganda zu machen. Dazu war geplant, den Dom seiner Funktion als Ort der Religionsausübung zu berauben und ihn politisch zu instrumentalisieren, indem er zum einen profaniert wurde und zum anderen mit NS-Symbolik und –Gepräge neu „besetzt“ wurde. Das Ziel war die Schaffung einer „nationalen Kultstätte“.

Zur Erreichung dieses Zieles wurde das Kircheninnere auf seinen mittelalterlichen „Urzustand“ (so wie ihn die NS-Propagandisten verstanden) zurückgeführt, indem alles, was nicht aus der Zeit Heinrichs des Löwen stammte, d. h. sämtliche über Jahrhunderte angesammelte Ausstattungsstücke, wie z. B. Kreuze , Epitaphe , und sonstige Einrichtungsgegenstände, wie das Gestühl u. Ä., aber auch Malereien aus dem 19. Jahrhundert vollständig entfernt wurde. Der Dom wurde sozusagen „ausgeweidet“.

Anschließend wurden neue, große Feuerschalen zur Beleuchtung des Raumes aufgestellt und das Grabmal des Herzogs und seiner Gemahlin erhielt eine Umfassung aus Granit.

Neue Innenausmalung

Für die Innenausmalung wurde 1937 der unbekannte Maler Wilhelm Dohme ausgewählt, der alsbald mit seiner Arbeit begann und den Dom in Sgraffito -Technik ausmalte. Es entstanden acht Monumentalbilder, die sich, an der Ostung des Domes ausgerichtet, über das gesamte Mittelschiff erstreckten und die Eroberung des Ostens durch Heinrich den Löwen thematisierten.

Ohne jede Kulisse zeigten sie stark abstrahierte, mutmaßlich historische Begebenheiten mit Heinrich dem Löwen als Protagonisten. Inhaltlich spiegelten sie eindeutig nationalsozialistisches Gedankengut wider, jedoch entsprach die Formensprache eher der Neuen Sachlichkeit der 1920er Jahre. Ziel war es, Heinrich den Löwen als „Ahnen“ Adolfs Hitlers darzustellen. Die Arbeiten fanden nach mehreren Unterbrechungen 1940 ihren Abschluss.

Dohmes Sgraffiti trugen, wie auch die anderen baulichen und gestalterischen Veränderungen im und am Dom, in ihrer Gesamtheit dazu bei, dass der Dom die von den nationalsozialistischen Machthabern beabsichtigte neue Bedeutung als nationale Wallfahrts- und Weihestätte erhielt. Der Braunschweiger Dom war nun „Staatsdom“.

Bei einem Festakt Im November 1940 anlässlich der kulturpolitischen Konferenz des Deutschen Gemeindetages , bei der der Dom zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder für die Öffentlichkeit zugänglich war, „weihte“ ihn Alfred Rosenberg als „nationale Kultstätte“ und „Halle Heinrichs des Löwen“, wie der Dom jetzt bezeichnet wurde.

Krieg und Nachkriegszeit

Glücklicherweise wurde der Braunschweiger Dom durch die über 40 schweren und schwersten Luftangriffe auf Braunschweig in den Jahren zwischen 1940 und 1945 im Vergleich zur bis zu 90% zerstörten Innenstadt, in der er sich seit über 830 Jahren befindet, nur unwesentlich beschädigt (lediglich Gewölbe der nördlichen Vorhalle, Dach und Fenster wurden in Mitleidenschaft gezogen).

Nach Kriegsende wurden die baulichen und gestalterischen Veränderungen aus nationalsozialistischer Zeit weitestgehend rückgängig gemacht und der Braunschweiger Dom konnte wieder als protestantische Kirche dienen.

Legenden

Das „Löwenportal“
Das „Löwenportal“
Kanonenkugel von 1615
Kanonenkugel von 1615

Kratzspuren am "Löwenportal"

Auf der Nordostseite des Domes befindet sich das sogenannte „Löwenportal“. Es ist das einzige erhaltene romanische Domportal und bekannt für die dort in den steinernen Türlaibungen befindlichen „Kratzspuren“. Der Sage nach sollen sie vom Löwen Heinrichs des Löwen stammen. Als der tote Herzog aufgebahrt im Dom lag, versuchte der Löwe zu seinem Herrn zu gelangen, indem er am Portal kratzte.

Die tatsächliche Ursache dieser „Kratzspuren“ dürfte allerdings darin liegen, dass Soldaten dort ihre Waffen, wie z.B. Schwerter und Lanzen zum Schärfen wetzten, was im Laufe der Jahrhunderte die tiefen Einkerbungen hinterließ.

Eine andere Erklärung ergibt sich aus der Tatsache, dass dieses Portal das einzige ist, welches aus der Erbauungszeit des Domes stammt und somit mit einiger Wahrscheinlichkeit das Portal darstellt, "dessen Steine Heinrich den Löwen gesehen" haben. Im Mittelalter und Spätmittelalter maß man daher den Steinen eine besondere Kraft zu und versuchte aus ihnen Pulver zu gewinnen. Durch die Einnahme dieses Pulvers versprach man sich Teilhabe an der legendären Kraft Heinrichs des Löwen.

Kanonenkugel in der Ostwand

In der Ostseite des Domes befindet sich eine Kanonenkugel in der Mauer. Sie soll von einer der zahlreichen Belagerungen der Stadt im 17. Jahrhundert stammen. Unter der Kugel steht in römischen Ziffern „20. August 1615“ eingemeißelt.

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Literatur

  • Reinhard Dorn: Mittelalterliche Kirchen in Braunschweig. Hameln 1978
  • Hermann Hofmeister: Bericht über die Aufdeckung der Gruft Heinrichs des Löwen im Dom zu Braunschweig im Sommer 1935 (gekürzte Fassung), Braunschweig 1978
  • Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region (Erstausgabe Braunschweig 2000, ISBN 3930292289 )
  • Jochen Luckhardt und Franz Niehoff (Hrsg.): Heinrich der Löwe und seine Zeit. Herrschaft und Repräsentation der Welfen 1125-1235. Ausstellungskatalog, 3 Bde, München 1995
  • Cord Meckseper (Hrsg.): Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150 – 1650. Ausstellungskatalog, 4 Bde, Stuttgart 1985
  • A. Quast: Der Sankt-Blasius-Dom zu Braunschweig, seine Geschichte und seine Kunstwerke, Braunschweig 1975
  • Gerd Spieß (Hrsg.): Braunschweig – Das Bild der Stadt in 900 Jahren. Geschichte und Ansichten. Ausstellungskatalog, 2 Bde, Braunschweig 1985
  • Gerd Spieß (Hrsg.): Brunswiek 1031 – Braunschweig 1981. Die Stadt Heinrichs des Löwen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Ausstellungskatalog, 2 Bde, Braunschweig 1982
  • Soffner/Hempel (Hrsg.): "Der Braunschweiger Dom", Kunstverlag PEDA Passau, 1999

Weblinks

   
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