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Letzte Änderung für Artikel Herzogtum Westfalen: 19.02.2006 19:30

Herzogtum Westfalen

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Das Herzogtum Westfalen war ein historisches Territorium im Alten deutschen Reich. Es umfasste unter anderem die Städte Arnsberg, Attendorn, Menden, Balve, Olpe, Brilon und Winterberg im kurkölnischen Sauerland sowie Werl, Soest (bis zur Soester Fehde) und Geseke im Süden der Westfälischen Bucht.

Die Entstehung verdankte es den Machtbestrebungen des Kölner Erzbistums im 12. Jahrhundert . Ursprünglich umfasste das Herzogtum Westfalen Teile des Machtbereiches der Grafen von Werl, die später als Grafen von Arnsberg in die gleichnamige Stadt übersiedelten.

1102 erfolgte die erzwungene Abtretung der halben Grafschaft Arnsberg an Köln. Es folgten der Erwerb von Werl und Rüthen sowie der Grafschaft Volmarstein (mit Schwelm und Hagen).

Nach dem Sturz Heinrichs des Löwen ( 1180 ), den Erzbischof Philipp von Heinsberg entscheidend beeinflusste, erhielt dieser den Titel des Herzogs von Westfalen und Engern, wurde also Herzog über den westlichen Teil des ursprünglichen Herzogtums Sachsen. Die Bezeichnung dieses im Lehenssystem mehr abstrakt zu fassenden Titels wurde auf das direkt den Kölnischen Erzbischöfen unterstehende Territorium in Westfalen übertragen.

Erzbischof Engelbert von Berg ( 1216 - 1225 ) betrieb die planmäßige Ausdehnung des Territoriums und geriet damit in Gegensatz zu den weltlichen Herrschern, denen er die kirchlichen Vogteien entzog. Der Streit gipfelte in der Ermordung des Erzbischof bei Gevelsberg durch seinen Neffen, den Grafen Friedrich von Isenberg .

Als sich im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts abzeichnete, dass der Graf Gottfried IV. von Arnsberg kinderlos sterben würde, standen sich Kurköln und die Grafschaft Mark als Konkurrenten um das Erbe gegenüber. Dabei setzte sich Köln durch. Der Erzstuhl kaufte dem Grafen sein Territorium ab und ermöglichte ihm als einzigen weltlichen Fürsten ein Begräbnis im Kölner Dom.

Die ehemalige Grafschaft Arnsberg wurde daraufhin zum eigentlichen Zentrum des Herzogtums Westfalens. Die Stadt Arnsberg war neben Bonn eine der Residenzen des Kurstaates. Politisch war die Entwicklung des Herzogtum Westfalen geprägt von ständischen Beharrungstendenzen der einheimischen Eliten aus Bildungsbürgertum, Adel und Klerus einerseits und den Versuchen des Kurfürsten einen unmittelbaren Einfluss zu gewinnen andererseits. Im Jahr 1437 kam es nicht nur zur Arnsberger "Reformation der Feme ", sondern eine erste "Erblandesvereinigung" zwischen Kurköln und den Nebenländern Vest Recklinghausen und Herzogtum Westfalen versuchte einen Ausgleich der widerstreitenden Interessen herbeizuführen. Dies war nur bedingt gelungen.

So erkannte im Jahre 1444 die bedeutende Hansestadt Soest die Oberhoheit des Kölner Erzbischofs Dietrich II. von Moers nicht mehr an und unterstellte sich dem Herzog von Kleve. Daraufhin kam es zur Soester Fehde ( 1444 - 1449 ) zwischen dem Erzbischof von Köln und der Stadt Soest. 1447 wurde die Stadt von einem 12.000 Mann starken Söldnerheer belagert, konnte aber nicht eingenommen werden. Soest und sein unmittelbares Umland, die Soester Börde, verblieben beim Herzog von Kleve. Das bis zur Soester Fehde in Soest angesiedelte geistliche Offizialatsgericht für das Herzogtum fiel erst an die Stadt Arnsberg und kam zwischen 1478 und 1483 nach Werl. Der Offizialats-Gerichtsstuhl aus dem 18. Jahrhundert existiert noch heute in der Propsteikirche St. Walburga in Werl.

Der Verlust der Stadt Soest mit seinem Umland war nicht nur politisch ein schwerer Schlag für den Kurstaat. Dieses fruchtbare Gebiet war vielmehr für die Versorgung des gebirgigen Teils des Herzogtums von entscheidender Bedeutung. Außerdem verlor das kurkölnische Sauerland damit seinen wichtigsten Markt für gewerblichen und sonstige Produkte. Einige Historiker argumentieren schlüssig, dass diese Niederlage die wirtschaftliche Entwicklung im Rest des Herzogtums erheblich geschwächt hätte. Dies war einer der Gründe für die relative wirtschaftliche Rückständigkeit gegenüber dem Siegerland und der Grafschaft Mark.

Innenpolitisch zeigte sich der Kurfürst geschwächt und 1463 wurde eine zweite Erblandesvereinigung zwischen Kurfürst , Domkapitel und Ständen im Wesentlichen zu Gunsten der Stände abgeschlossen. Diese Vereinbarung wird mehrfach bestätigt.

Erst relativ spät hatte die Reformation auch nennenswerte Auswirkungen auf das Herzogtum Westfalen. Zwar hatte es vereinzelte Anhänger der neuen Lehre gegeben, aber wirklich gefährlich für den geistlichen Kurstaat und das Herzogtum Westfalen war der Übertritt des Erzbischofs Gebhard Truchseß von Waldburg zum Protestantismus im Jahr 1582 . Der Kurkölnischen oder truchsessischen Krieg war verbunden mit Plünderungen und Gewalttaten von Anhängern und Gegner des Renegaten. Der 1583 neu gewählte Erzbischof Ernst von Bayern setzte sich schließlich durch. Seither bestand kein Zweifel mehr an der Zugehörigkeit der Region zum katholischen Reichsteil.

Insbesondere in der ersten Hälfte des 17.Jahrhunderts erlebte das Herzogtum eine Welle von Hexenverfolgungen . Der Dreißigjähriger Krieg ging nicht spurlos an der Region vorbei. Dabei waren die direkten Kriegseinwirkungen wie die vergebliche Belagerung Arnsbergs durch General Beckerim Jahr 1634 nur von untergeordneter Bedeutung. Die sozialen und wirtschaftlichen langfristigen Folgen sind dagegen nicht zu unterschätzen. Der im 16. Jahrhundert blühende Erzabbau, die damit verbundene Verhüttung und Verarbeitung erlebten einen schweren Rückschlag. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts hatte sich die regionale Wirtschaft davon erholt. Ähnliches gilt für die Sozialstruktur. Hatte sich die Gesellschaft im vorangehenden Jahrhundert zunehmend differenziert, kam es im 17. Jahrhundert zu einer Entdifferenzierung und zu einer Reagrarisierung des kurkölnischen Sauerlandes. Sozialstrukturell spiegelte sich dies in einem unterdurchschnittlichen Bevölkerungswachstum wieder.

Obwohl die Kurfürsten bis zum Ende des Alten Reiches versuchten, ihren Einfluss auszuweiten, blieb der Erfolg gering. Dazu trug auch bei, dass alle Beamten und Funktionsträger aus dem Herzogtum selber kommen mussten. Gegen den Widerstand der meist in Arnsberg tagenden Landständeversammlung mussten alle Versuche einen absolutistischen Staatsaufbau durchzusetzen, scheitern. Das Herzogtum Westfalen blieb daher im Kern ein nur teilweise in den Kurstaat integrierter Ständestaat . Während die bildungsbürgerliche Elite im frühen 19. Jahrhundert diesen Zustand gewissermaßen als Anknüpfungspunkt für eine künftige liberale Gesellschaft priesen, beurteilten die inzwischen an eine straffe preussische Regierung gewöhnten Industriebürger der benachbarten Mark am Ende des 18. Jahrhunderts die Situation im Herzogtum als anachronistisch. Insbesondere behaupteten Reisende, dass die urtümliche Verfassung das Wirtschaftsleben behindern würde. Tatsächlich war die wirtschaftliche Lage im Herzogtum Westfalen nicht mit dem protoindustriellen Aufschwung in der Grafschaft Mark zu vergleichen. Weite Teile der auch landwirtschaftlich wenig ergibigen Region verfügten nur über eine gering ausgeprägte gewerbliche Entwicklung. Der Versuch der kurfürstlichen Regierung durch die Einführung von " Industrieschulen " das Textilgewerbe zu fördern, trug nur an wenigen Orten Früchte. Notdürftig versuchte man sich mit Besenbinden oder der Herstellung von Holzwaren über Wasser zu halten. Auch die große Zahl von Wanderhändlern vor allem in den höher gelegenen Regionen zeugt von fehlenden lokalen Erwerbsmöglichkeiten. Die Beobachter von außen übersahen allerdings vielfach, dass es daneben auch ganz beachtliche überwiegend eisenindustrielle Verdichtungsgebiete gab. Dabei war die Fertigwarenherstellung - abgesehen vielleicht von heimgewerblichen Nagelschmieden in einigen Orten - wenig ausgeprägt. Bedeutender war die Erzförderung, die Herstellung von Schmiedeeisen durch Hammerwerke und Halbfertigwaren. Von Bedeutung waren an der Grenze zur Grafschaft Mark die Eisen- und Metallförderung und -verarbeitung bei Balve (" Luisenhütte "). Hinzu kamen Gebiete um Sundern , Warstein, Brilon, Marsberg oder Schmallenberg. Das gewerbliche Zentrum des Herzogtums lag jedoch in der Gegend von Olpe. Dort konzentrierte sich vor allem die Herstellung von Blechen. Gemeinsam war den meisten Produktionsstätten, dass sie nicht zuletzt für den Bedarf der bergischen und märkischen Fertigwarenindustrie arbeiteten.

Mit der Erholung von den Auswirkungen des dreißigjährigen und siebenjährigen Krieges nahm in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vor allem in den gewerblichen Gebieten auch die Bevölkerung wieder zu. Ein Aspekt der ständischen Strukturen war jedoch eine strikte Beschränkung des Verkaufs von Landbesitz. Die Folge war ein erheblicher Anstieg der landarmen und landlosen Schichten, die bald deutlich über der Zahl der bäuerlichen Landbesitzer lag.

Das Ende des Alten Reiches und die Aufhebung der geistlichen Territorien beim Reichsdeputationshauptschluss bedeuteten auch das faktische Ende des Herzogtums Westfalen. Das Gebiet fiel 1803 an die Landgrafschaft Hessen-Darmstadt . Nur einige Teilgebiete kamen 1807 zum neu gegründete Königreich Westphalen unter Jerome Bonaparte , der Rest blieb bei der Landgrafschaft Hessen-Darmstadt. Nach der Abdankung Napoleons beschloss der Wiener Kongress ( 1815 ), dass das Herzogtum an Preußen fallen sollte. Ein Jahr später im Jahr 1816 nahm Oberpräsident v. Vincke das kurkölnische Sauerland für den preußischen König als Teil der Provinz Westfalen mit der Hauptstadt Münster in Besitz. Die alte Residenzstadt Arnsberg wurde zum Sitz eines Regierungspräsidenten und konnte so in veränderter Form seine Hauptstadtfunktion bewahren.

Weblinks

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