fair-hotels . Ein Service wie gemalt
Reiseführer Übersicht Deutschland Österreich Schweiz Bauwerke nach Stil

Werbung

Letzte Änderung für Artikel Welthauptstadt Germania: 20.02.2006 10:55

Welthauptstadt Germania

Wechseln zu: Navigation, Suche
Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania (rote Gebäude sind real)
Umgestaltung Berlins zur Welthauptstadt Germania (rote Gebäude sind real)

Zur Welthauptstadt Germania sollte die deutsche Hauptstadt Berlin nach den Plänen des nationalsozialistischen Diktators Adolf Hitler und seines Architekten Albert Speer Mitte des 20. Jahrhunderts ausgebaut werden.

Inhaltsverzeichnis

Ãœberblick

Adolf Hitler schrieb schon in Mein Kampf , dass heutige Städte im Gegensatz zur Antike nicht mehr über Wahrzeichen verfügten, über "Monumente des Stolzes", und er vertrat die Ansicht, dass der Staat mit seinen Bauten wieder stärker in die Öffentlichkeit treten sollte. Die geplanten Monumentalbauten sollten dem NS-Staat zur Selbstdarstellung und Selbstverwirklichung dienen.

Die damaligen Planungen für Berlin sahen ein Kreuz von breiten Verkehrsachsen vor, die vom Autobahnring durch die Innenstadt wieder zum Autobahnring führen sollten. An ihrem Schnittpunkt sollte die Reichskanzlei liegen. Insbesondere die Nord-Süd-Achse sollte als Prachtstraße ausgebaut werden. Als Ersatz für die wegfallenden Flächen in der Innenstadt sollten im Grunewald eine neue Hochschulstadt und im Süden Berlins ein völlig neuer Stadtteil entstehen.

siehe auch: Architektur im Nationalsozialismus

Ost-West-Achse

Die 50 km lange Ost-West-Achse sollte von Wustermark über die Heerstraße, Mussolini-Platz (heute Theodor-Heuss-Platz), Kaiserdamm , Knie (heute Ernst-Reuter-Platz) mit der Technischen Hochschule Charlottenburg (heute Technische Universität Berlin) entlang der Charlottenburger Chaussee (heute Straße des 17. Juni) über den Großen Stern , das Brandenburger Tor und Unter den Linden über Frankfurter Tor und Frankfurter Allee verlaufen.

Speer-Leuchte am Kaiserdamm
Speer-Leuchte am Kaiserdamm

Auf Intervention Hitlers wurde aber die östliche Fortführung verworfen. An der Museumsinsel sollte die Ost-West-Achse um eine Reihe von Museumsbauten erweitert werden, am Kupfergraben waren ein Weltkriegsmuseum und ein Rassekundemuseum vorgesehen.

Ein 12 km langes Teilstück der Ost-West-Achse wurde zu Hitlers Geburtstag 1939 fertig gestellt. Die Charlottenburger Chaussee wurde entsprechend der vorgesehenen Verkehrslast von 80 auf 200 m verbreitert. Die Siegessäule wurde vom Königsplatz vor dem Reichstag auf den Großen Stern versetzt und hierbei um 6,5 m erhöht. Da keine Beleuchtung die Straße überspannen sollte, entwarf Albert Speer eine Straßenbeleuchtung links und rechts der Straße, die heute noch vorhanden ist.

In der damaligen Presse wurde der Straßenzug in Anlehnung an altrömische Gepflogenheiten als Via Triumphales bezeichnet.

Nord-Süd-Achse

Als eigentliche Prachtstraße war das Kernstück der 40km langen Nord-Süd-Achse vorgesehen. Dieses sollte von einem neuen Nordbahnhof im Norden Moabits bis zu einem ebenfalls neuen Südbahnhof anstelle des heutigen Bahnhofs Papestraße in Tempelhof reichen. Neben dem Nordbahnhof war ein 1.200 x 400 m großes Wasserbecken vorgesehen, in dem sich die Große Halle im Wasser spiegeln sollte. Wie die anderen geplanten Monumentalbauten waren auch die Bahnhöfe von ungekannter Dimension. Die Arbeiten zum Südbahnhof, für den die Reichsbahnbaudirektion bereits 1937 erste Entwürfe vorgelegt hatte, wurden ab ca. 1940 von Speer persönlich geleitet und waren bei der generellen Einstellung der Umgestaltungsplanungen im März 1943 fast bis zur Baureife abgeschlossen. Im August 1941 erteilte Speer die Anweisung, zu den geplanten 20 Parallelgleisen zwei weitere Gleise für die Einbindung der Breitspurbahn , eines anderen Lieblingsprojekts Hitlers, einzufügen.

„Große Halle“ („Ruhmeshalle“, „Halle des Volkes“)

Ruhmeshalle in Germania mit Vorplatz (vorne rechts ist das Reichstagsgebäude zu erkennen)
Ruhmeshalle in Germania mit Vorplatz (vorne rechts ist das Reichstagsgebäude zu erkennen)

Im Spreebogen , etwas nördlich des Reichstages, war das wichtigste Gebäude der Germania-Planungen vorgesehen, die Große Halle. Das dem Pantheon in Rom nachempfundene Gebäude sollte eine Höhe von 320 m erreichen, der Innenraum einen Durchmesser von 250 m. Der im Inneren gedachte "Kultraum" sollte bis zu 180.000 Menschen Platz bieten; er hätte wegen seiner schieren Größe sein eigenes Klima gehabt. Der Vorplatz der großen Halle sollte Adolf-Hitler-Platz heißen, eingefasst von zahlreichen wichtigen Verwaltungsgebäuden, darunter die neue Neue Reichskanzlei und das Reichstagsgebäude, klein im Vergleich zu den anderen.

Auf der 120 m breiten Nord-Süd-Achse war bis zum Südbahnhof noch ein kolossaler Triumphbogen vorgesehen, der 117 m hoch und 170 m breit werden sollte, im Anschluss daran sollte die so genannte Beutewaffenallee einen triumphalen Abschluss bilden. Entlang der Nord-Süd-Achse sollten alle wichtigen Reichs- und Parteibehörden angesiedelt werden.

Wehrtechnische Fakultät und Hochschulstadt

Im Grunewald, südlich des Olympiastadions wurde 1937 mit dem Bau der Wehrtechnischen Fakultät begonnen. Sie war als erster Teil einer großen Hochschulstadt geplant, die die Wehrtechnische Fakultät nach Westen fortsetzen sollte. Als Teil der Hochschulstadt war ein gigantisches, an die Akropolis erinnerndes Auditorium Maximum , die Langemarckhalle geplant. Ebenfalls in Planung war der große Neubau einer Universitätsklinik, die als Ersatz für die in der Stadt wegfallende Charité dienen sollte.

Die Wehrtechnische Fakultät ist nicht über einen Rohbau hinausgekommen, dessen Ruine nach dem Krieg mit Trümmerschutt überdeckt wurde. Heute liegt an dieser Stelle der 120 m hohe Teufelsberg, nach jahrzehntelanger alliierter Nutzung ein Naherholungsgebiet. Der Trümmerschutt wurde mit tausenden von Bäumen bepflanzt, und von seiner Spitze haben die amerikanischen Streitkräfte jahrelang den Funkverkehr im Ostblock belauscht.

Südstadt

In Verlängerung der geplanten Nord-Süd-Achse war die so genannte Südstadt vorgesehen, hier sollten Wohnungen für ca. 210.000 Einwohner und Arbeitsplätze für ca. 100.000 Arbeiter gebaut werden. Der Autobahnring, der von der Generalbauinspektion vorgesehen war, um die Südstadt zu erreichen, wurde auch nach dem Krieg weitergebaut.

Heutige Ãœberreste

Das früheste und größte Bauwerk der Germania-Pläne, welches heute noch steht, ist das monumentale Olympiastadion, das nach den Olympischen Spielen ein Teil der Hochschulstadt werden sollte, sowie der Flughafen Tempelhof des Architekten Ernst Sagebiel , welcher bis zu 6 Millionen Passagiere pro Jahr abfertigen sollte – 1934 waren es gerade einmal 200.000. Das in der Folgezeit entstandene Flughafengebäude gehört, gemessen an der Bruttogeschossfläche von 284.000 m², zu den drei größten Gebäuden der Welt (neben dem Pentagon in Washington, D.C. und dem Casa Poporului in Bukarest ). Die meisten anderen Bauten des Projekts hingegen sind durch die immer stärkere Bindung aller Ressourcen in der Kriegsführung kaum über die Planungsphase hinaus gelangt.

Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper

Bevor Bauten von solch revolutionärer Größe wie der geplante Triumphbogen oder die Große Halle überhaupt in Angriff genommen werden konnten, musste eine Versuchsanlage zur Überprüfung der Tragfähigkeit des sandigen Berliner Bodens errichtet werden: der Schwerbelastungskörper . Dieser Bau besteht aus einem 18 Meter hohen und 12.650 Tonnen schweren Betonzylinder, der auf einem schmalen Sockel ruht und so die hohen Drücke auf den Boden simuliert, wie sie z.B. durch die Große Halle entstanden wären. Durch langfristige Messungen am Sockel sollten mögliche Senkungen festgestellt werden.

Der Zylinder im unteren Teil aus massivem Stahlbeton , im oberen Teil aus nichtarmiertem Gussbeton bestehend konnte in der Nachkriegszeit wegen seiner Lage zwischen Bahnlinie und Wohnbebauung nicht gesprengt werden und ist daher auch heute noch an der Dudenstraße/General-Pape-Straße zu sehen. Nach dem Krieg wurde er noch lange Zeit von der Deutschen Gesellschaft für Bodenmechanik ( DEGEBO ) für Versuche genutzt. Seit 1995 ist er unter Denkmalschutz gestellt.

Des weiteren ist im Tiergarten der Bau eines unterirdischen Achsenkreuzes begonnen worden, das nötig erschien, um das Verkehrsaufkommen der Kreuzung von Ost-West- und Nord-Süd-Achse zu bewältigen. Diese Tunnelabschnitte sind heute noch vorhanden. Einige unterirdische Bauten wurden erst beim Bau des Tiergartentunnels entfernt.

Auch die im Verhältnis zum Gesamtprojekt Germania eher geringfügigen Umbauten der Charlottenburger Chaussee und der Standort der Siegessäule entsprechen nach wie vor der heutigen Situation.

Planungen für andere Städte

Alle Bauten sollten bis zu der großen Siegesfeier im Jahr 1955 fertig gestellt sein.

Auch in Generalplänen für die Städte München, Linz, Nürnberg sowie für die freie Hansestadt Hamburg sollte der Machtanspruch der Nationalsozialisten manifestiert werden.

München

Für München war geplant, an der Prinzregentenstraße ein 214,5 m hohes Denkmal zu errichten, das an den Hitlerputsch von 1923 erinnern sollte. Außerdem sollte in München ein über einen Kilometer langer Bahnhof für die Breitspurbahn gebaut werden. Für dieses Bauvorhaben wären mehrere Straßen und die umliegenden Häuserzeilen eingeebnet und verwendet worden. Die Breitspurbahn sollte die "Welthauptstadt Germania" mit anderen Städten und den eroberten Ostgebieten verbinden. München sollte außerdem eine Art Hauptstadt der deutschen Kunst werden; hierfür waren neben dem bereits fertig gestellten "Haus der deutschen Kunst" weitere Museen geplant. Beauftragter Architekt war Hermann Giesler .

Nürnberg

In Nürnberg sollte unter anderem ein gigantisches Stadion entstehen, in dem Nationalsozialistische Kampfspiele, eine Art Olympische Spiele der Nationalsozialisten, stattfinden sollten. Es hatte ein geplantes Fassungsvermögen von 400.000 Menschen. Hitler sagte über dieses Stadion: "Im Jahre 1940 werden die Olympischen Spiele noch einmal in Tokio sein, aber dann für immer in diesem Stadion." Außerdem waren in Nürnberg auf Grund der Reichsparteitage gigantische Aufmarschfelder für Divisionen der Deutschen Wehrmacht , der Leibstandarte-SS Adolf Hitler und der Hitler-Jugend geplant. Hitler plante, hier gigantische Paraden von Wehrmachtsverbänden abzunehmen.

Hamburg

Für Hamburg war eine gigantische Hängebrücke über die Elbe geplant. Sie sollte westlich von Altona entstehen, da Hamburg eine Art Welthandelszentrum werden sollte, in dem Waren bzw. Rohstoffe aus den eroberten Gebieten eintrafen. Hier sollte man die neue deutsche Größe und Stärke sehen können. Diese Brücke hätte die Golden Gate Bridge in San Francisco übertroffen. Auf dem rechten Elbufer wurde im Maßstab 1 : 10 das Modell eines Brückenpfeilers errichtet. Außerdem war ein 250 m hohes Hochhaus der NSDAP vorgesehen. Da die Nationalsozialisten planten, alle Bauten aus dem Altertum in den Schatten zu stellen, war für Hamburg außerdem ein neuer größerer Hafen geplant, an dem die Kreuzfahrtschiffe der Kraft-durch-Freude-Organisation anlegen sollten.

Linz

In Linz wollte Hitler seinen Lebensabend verbringen. Deshalb plante er hier ein gigantisches Anwesen und die größte Kunst- und Gemäldegalerie der Welt, das "Hitlerkunstmuseum". Linz sollte auf diesem Wege zum kulturellen Mittelpunkt Europas werden. Die Gemälde für die Galerie sollten aus anderen deutschen Museen beigesteuert oder im Ausland „erworben“ werden. Dazu diente nach Kriegsbeginn unter Anderem der Kunstraub im besetzten Europa, an dem der Dresdner Museumsdirektor Hans Posse mit einem „Sonderauftrag Linz“ auf Anordnung Hitlers beteiligt war.

Weitere Planungen für den Ausbau von Linz sahen eine Prachtstraße mit Monumentalarchitektur vor, am nordöstlichen Ende ein „Hitlerzentrum“, an dem mit gewaltiger Säulenfront die Galerie stehen sollte.

Es wird berichtet, dass Hitler an seinen letzten Lebenstagen im Führerbunker in Berlin noch vor den Modellen von Linz gestanden hätte. Das Projekt kam aber nicht über das Planungsstadium hinaus. Wenige Bauten wurden verwirklicht, wie z.B. der Ausbau am Hauptplatzeingang am südlichen Donauufer.

Waldbröl

Die Kleinstadt Waldbröl war die Heimat von Robert Ley. Dieser wollte aus Waldbröl die „größte Stadt zwischen Köln und Kassel“ machen. Geplant war vor allem ein Volkstraktorenwerk, eine Adolf-Hitler-Schule und ein KdF -Hotel, welches auch fast fertig gestellt wurde. Für Waldbröl war eine Einwohnerzahl von 100.000 Menschen geplant. Außerdem sollte eine U-Bahn, Kasernen, ein Theater, ein Kino und eine Autobahnanbindung entstehen.

Siehe auch: Generalbauinspektion , Architektur im Nationalsozialismus

Bewertung

Allein Albert Speer, dessen Memoiren sehr kritisch betrachtet werden müssen, behauptet in seinen Erinnerungen, dass Berlin in "Germania" umbenannt werden sollte. Diese Umbenennungspläne finden sich sonst nirgends, weder in den Memoiren anderer Zeitzeugen noch in zeitgenössischen Unterlagen. Da sie aber gut zur Gigantomanie der Nazis passten, wurde sie zur " urban legend ".

Literatur

  • Hans J. Reichhardt, Wolfgang Schäche: Von Berlin nach Germania, Transit Verlag Berlin 1998, ISBN 3-88747-127-X
  • Albert Speer: Erinnerungen, 1969, ISBN 3-54836-732-1
  • Bernd Kuhlmann: Eisenbahn-Größenwahn in Berlin - Die Planungen von 1933 bis 1945 und deren Realisierung, GVE-Verlag, Berlin, 2005, ISBN 3-89218-093-8
  • Hanns Christian Löhr, Das Braune Haus der Kunst, Hitler und der Sonderauftrag Linz, Berlin 2005, ISBN 3-05-004156-0

Weblinks

   
Dieser Artikel wurde in die Liste der Lesenswerten Artikel aufgenommen.

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Welthauptstadt Germania aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Welthauptstadt Germania verfügbar.

fair-hotels. Ein Service der
VIVAI Software AG
Betenstr. 13-15
44137 Dortmund

Tel. 0231/914488-0
Fax 0231/914488-88
Mail: info@vivai.de
Url: http://www.vivai.de