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Letzte Änderung für Artikel Karl Fiehler: 02.02.2006 17:08

Karl Fiehler

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Karl Fiehler (* 31. August 1895 in Braunschweig; † 8. Dezember 1969 in Dießen am Ammersee) war ein Politiker der NSDAP und Münchner Oberbürgermeister von 1933 bis 1945.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Parteikarriere bis zur Machtergreifung

Karl Fiehler besuchte in München die Realschule und begann eine kaufmännische Lehre, die er 1914 in Schleswig-Holstein fortsetzte. Fiehler nahm als Soldat am Ersten Weltkrieg teil und wurde mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse (EK II) ausgezeichnet. 1919 trat er in den Verwaltungsdienst der Stadt München ein und legte 1922 die Prüfung für den mittleren Staats- und Verwaltungsdienst ab. Fiehler trat bereits 1920 mit der Mitglieds-Nr. 37 der NSDAP bei. 1923 wurde der überzeugte Nationalsozialist Karl Fiehler Angehöriger des "Stoßtrupps Hitler", die den NS-Führer vor Übergriffen der parteieigenen Sturmabteilungen schützen sollte und aus dem 1925 die SS (Schutzstaffel) hervorging. Am 8. und 9. November 1923 beteiligte er sich aktiv am gescheiterten " Hitlerputsch ". Fiehler wurde daraufhin zu 15 Monaten Festungshaft in Landsberg am Lech verurteilt.

Von 1924 bis 1933 war er ehrenamtlicher Stadtrat und veröffentlichte 1929 im Münchner Eher-Verlag , dem zentralen Parteiverlag der NSDAP, die Grundzüge der Nazi-Kommunalpolitik in seinem 80-seitigen Buch "Nationalsozialistische Gemeindepolitik". In den 1930er Jahren publizierte er mehrfach zu kommunalpolitischen Themen aus nationalsozialistischer Sicht.

Fiehler, der sich als Nationalsozialist der ersten Stunde nicht nur "Alter Kämpfer" nennen durfte (Mitglieder vor dem 30. Januar 1933), sondern vor allem der "Alten Garde" angehörte (Mitgliedernummern unter 100.000), machte eine steile Parteikarriere. Von 1927 bis 1930 war er Ortsgruppenleiter der NSDAP in München und von 1935 bis zum Ende des Dritten Reiches 1945 bekleidete er den Rang eines Reichsleiters der NSDAP, zunächst als Schriftführer, danach als Leiter des Hauptamtes für Kommunalpolitik. Er gehörte damit zum höchsten Führungszirkel der NSDAP und zu den zwanzig engsten Mitarbeitern Adolf Hitlers in der NS-Partei. Auch innerhalb der SS (Mitglieds-Nr. 91724) stieg Fiehler auf: Am 31. Juli 1933 wurde er Standartenführer, am 24. Dezember 1933 Oberführer und schließlich am 27. Januar 1934 SS-Gruppenführer (Ehrenführer Oberabschnitt Süd). Am 30. Januar 1942 wurde er zum SS-Obergruppenführer befördert und war bis zum 9. November 1944 dem Stab RFSS (Reichsführer-SS) von Heinrich Himmler zugeteilt.

München unterm Hakenkreuz: Fiehler als OB

Am 9. März 1933 besetzte die SA das Münchner Rathaus und entrollte eine Hakenkreuzfahne . Zwar trotzte der Erste Bürgermeister Karl Scharnagl ( BVP ) an Münchens Stadtspitze noch für elf Tage den neuen Machthabern, aber am 20. März 1933 musste er "der Gewalt weichen". An diesem Tag ernannte Adolf Wagner , bayerischer NS-Innenminister und Gauleiter von München-Oberbayern, Karl Fiehler zum kommissarischen Ersten Bürgermeister. Am 20. Mai 1933 erhielt er den Titel Oberbürgermeister .

Wie in ganz Deutschland, so wurden auch in München infolge der nationalsozialistischen Machtergreifung alle Parteien und Organisationen, die sich einer politischen Gleichschaltung widersetzten, verboten. Die Bücherverbrennung am Königsplatz vor der Antikensammlung am 10. Mai 1933, die Verfolgung nicht "völkischer" Schriftsteller, Künstler und Wissenschaftler führten zu einem Exodus der geistigen Elite Münchens. Thomas Mann kehrte von einer Auslandsreise nicht nach München zurück. Am 22. März 1933 eröffnete der kommissarische Münchner Polizeipräsident Heinrich Himmler das KZ Dachau.

1933 wurden die kommunalen Spitzenverbände gezwungen, den Einheitsverband "Deutscher Gemeindetag" zu gründen. Zu dessen Vorsitzenden wurde der Münchner Oberbürgermeister Karl Fiehler bestimmt. Die Geschäftsstelle befand sich an der Alsenstraße in Berlin-Tiergarten. Am 2. August 1935 kam es zu einer denkwürdigen Besprechung zwischen Adolf Hitler und Karl Fiehler, in deren Verlauf München einen neuen Titel erhielt, "Hauptstadt der Bewegung". Dieser sollte auf die Ursprünge der NSDAP in der bayerischen Metropole hinweisen.

In den 1930er Jahren wurden von Paul Ludwig Troost , der vor Albert Speer "Hofarchitekt" Adolf Hitlers war, in München eine Reihe von Musterbauten der gigantomanen NS-Architektur errichtet. Es wurde eine grundlegende Umgestaltung Münchens beabsichtigt, die Karl Fiehler 1937 als Herausgeber des Bildbandes "München baut auf. Ein Tatsachen- und Bildbericht über den nationalsozialistischen Aufbau in der Hauptstadt der Bewegung" illustrieren wollte. Durch großzügige Eingemeindungen vor allem im Westen (Pasing) stieg die Einwohnerzahl von 746.000 im Jahr 1936 auf 889.000 im Jahr 1943. Großprojekte wie die Verlegung des Hauptbahnhofs nach Laim kamen jedoch über das Planungsstadium nicht mehr hinaus.

Der Antisemit: Judenverfolgung in München

Wenn es um Aktionen gegen Juden ging, wurde München unter Karl Fiehler zum Vorreiter. Der erste planmäßigen Boykott gegen jüdische Geschäfte im Frühjahr 1933 wurde von ihm ausgesprochen eifrig betrieben. Karl Fiehler ordnete den Laden-Boykott in vorauseilendem Gehorsam bereits für den 30. März an, während "offizieller" Termin eigentlich der 1. April war. SA- und SS-Gruppen hatten bereits Anfang März 1933 Münchner jüdische Geschäftsleute terrorisiert und 280 von ihnen in " Schutzhaft " genommen. Fiehler untersagte im selben Jahr - ohne legale Grundlage -, städtische Aufträge an "nichtdeutsche Firmen" zu vergeben. SA-Posten beschmierten Schaufenster jüdischer Geschäfte mit der Aufschrift "Jude" oder "Bin in Urlaub in Dachau". Schaufenster wurden eingeschlagen und Kunden eingeschüchtert, indem sie von der SA angepöbelt, registriert und manchmal sogar fotografiert wurden. München beeilte sich auch besonders mit dem Abbruch jüdischer Gotteshäuser. Propaganda-Minister Joseph Goebbels liess die Hauptsynagoge schon im Juni 1938 zerstören, um herauszufinden, ob die " arische " Öffentlichkeit schockiert oder gleichgültig reagieren würde. Das apathische Verhalten der Bevölkerung sollte die Nazis dann zu neuen Exzessen ermutigen.

Am 9. November 1938 versammelte sich im großen Saal des Alten Rathauses in München auf Einladung des Oberbürgermeisters Karl Fiehler nahezu die gesamte NSDAP-Spitze zu einem Kameradschaftsabend. Eine wüste antisemitische Hetzrede von Joseph Goebbels war für die anwesenden SA- und Parteiführer das Signal für eine allgemeine Hetzjagd auf Juden. In der später euphemistisch als " Reichskristallnacht " verharmlosten Pogromnacht, wurden zahlreiche Menschen getötet, gefoltert und verletzt. Der Verwüstung und Plünderung fielen viele jüdische Einrichtungen, Synagogen und Geschäfte zum Opfer.

Das Städtische Bestattungsamt in München verhielt sich unter Karl Fiehler auf absurde Weise streng antisemitisch . Es weigerte sich, verstorbene Christen jüdischer Abstammung im Krematorium einzuäschern. Auch durften auf den Münchner Friedhöfen sogennannte "Judenchristen" in ihren eigenen, längst bestehenden Familiengräbern nicht mehr bestattet werden. Das Amt verwies die Angehörigen bürokratisch an die Israelitische Kultusgemeinde. Beim Begräbnis auf dem jüdisch–orthodoxen Friedhof war u.a. das Tragen des evangelischen Talars nicht mehr erlaubt. Johannes Zwanzger, der im Dezember 1938 zum Leiter der "Münchner Hilfsstelle für nicht-arische Christen" ernannt worden war, formulierte für den evangelisch-lutherischen Landeskirchenrat eine erfolglose Beschwerde an Oberbürgermeister Fiehler.

Karl Fiehlers Name ist auch mit einer eher skurrilen Beanstandung verknüpft. Der beliebte Münchner Komiker Karl Valentin beklagte am 20. Februar 1940 in einem Brief an den NS-Oberbürgermeister den Verlust seines Bühnenfundus. Kurz darauf ging Valentin seiner Requisiten jedoch endgültig verlustig, als sein Panoptikum und Kellerlokal "Ritterspelunke", das sich am Färbergraben 33 befand, im Juni 1940 einem Luftschutzkeller weichen musste.

Der Entrechtung der Juden folgte im Zweiten Weltkrieg der Völkermord . Am 20. November 1941 fuhr der erste Transport mit 1.000 Jüdinnen und Juden von München nach Riga ab. Den verängstigten Menschen wurde vorgespiegelt, es handele sich um eine " Evakuierung ". Der Transport wurde nach Kaunas ( poln. Kowno) in Litauen umgeleitet, weil das Rigaer Ghetto zu diesem Zeitpunkt überfüllt war. Im Fort IX von Kaunas wurden die Menschen kurz nach ihrer Ankunft am 25. November 1941 von Angehörigen der Einsatzgruppe A , die unter dem Kommando des SS-Brigadeführers Dr. Walter Stahlecker stand, bei einer Massenerschießung ermordet. Bis zum Februar 1945 verliessen insgesamt 42 Transporte in unregelmäßigen Abständen München: Zur Vernichtung nach Kaunas, Piaski (bei Lublin ) und Auschwitz sowie in das "Alters- und Prominentenghetto" Theresienstadt .

Fiehlers Ende: München in Trümmern

Am 30. April 1945 erreichten die ersten amerikanischen Soldaten den Marienplatz. Mit der Übergabe des Rathauses endete die nationalsozialistische Diktatur in München. Längst vor der kampflosen Besetzung Münchens hatte Fiehler das Rathaus verlassen. Am 4. Mai 1945, vier Tage vor dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkrieges, setzten die siegreichen Amerikaner Karl Scharnagl wieder ins Amt des Oberbürgermeisters ein.

Nach dem Holocaust war das jüdische Leben in München nahezu erloschen. Von einst 12.000 Münchner Juden konnten 7.500 rechtzeitig vor den Nazis fliehen. Fast 3.000 wurden in KZs deportiert, davon mehr als die Hälfte ins Ghetto Theresienstadt . Nur 430 überlebende Münchner Juden kehrten 1945 in ihre Heimatstadt zurück.

Die Stadt München bilanzierte im Mai 1945 22.346 Kriegsgefallene, 6.632 Bombentote, ca. 15.000 Verletzte und etwa 300.000 Obdachlose. Durch Tod, Evakuierung und Flucht aus der Stadt war die Bevölkerungszahl von 824.000 (1939) auf 479.000 (1945) gesunken. Die historische Altstadt war zu 90 Prozent und die Stadt insgesamt zu ungefähr 50 Prozent zerstört.

1949 wurde Karl Fiehler, der verheiratet war und drei Töchter hatte, in einem Spruchkammerverfahren zu zwei Jahren Arbeitslager verurteilt. Er starb am 8. Dezember 1969 in Dießen am Ammersee.

Siehe auch

Auszeichnungen

  • Eisernes Kreuz von 1914 2. Klasse (EK II)
  • Verwundetenabzeichen von 1918 in Schwarz
  • Ehrenkreuz für Frontkämpfer (1935)
  • Kriegsverdienstkreuz (KVK) I. Klasse ohne Schwerter
  • Kriegsverdienstkreuz (KVK) II. Klasse ohne Schwerter
  • Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP
  • Medaille zur Erinnerung an den 9. November 1923 ("Blutorden")
  • Medaille zur Erinnerung an den 13. März 1938 ("Österreichmedaille")
  • Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 ("Sudetenlandmedaille")
  • Dienstauszeichnung der NSDAP für 25 Dienstjahre (Gold)
  • Dienstauszeichnung der NSDAP für 15 Dienstjahre (Silber)
  • Dienstauszeichnung der NSDAP für 10 Dienstjahre (Bronze)
  • SS-Ehrenring (Totenkopfring)
  • Ehrendegen des Reichsführers-SS

Literatur

  • Literatur von und über Karl Fiehler im Katalog der DDB
  • Albert Anton Feiber, Mitarbeiter des Instituts für Zeitgeschichte (IfZ) in München und Kurator der Dokumentation Obersalzberg , schreibt derzeit im Rahmen eines Forschungsprojektes eine Dissertation zum Thema "Karl Fiehler. Eine politische Biographie".
  • Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich : Wer war was vor und nach 1945. - 3. Aufl. - Frankfurt a.M.: S. Fischer, 2005. - kartoniert, 736 S. - (Fischer-Taschenbücher ; 16048). - ISBN 3-596-16048-0 . - EUR 16,95 ( D )
  • Large, David Clay: Hitlers München : Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung. - München : Beck, 1998. - 514 S. - (Engl. Originaltitel: Where ghosts walked). - ISBN 3-406-44195-5 . - EUR 24,90 (siehe deutsche Rezension von Dr. Claus-Christian W. Szejnmann und englische Rezension von Raffael Scheck )
  • München - "Hauptstadt der Bewegung" : Bayerns Metropole und der Nationalsozialismus / Münchner Stadtmuseum . Hrsg. von Richard Bauer ... 2. Aufl. - Wolfratshausen : Ed. Minerva, 2002. - 488 S. : Ill. - ISBN 3-932353-63-3 . - EUR 28,00 ( D )
  • Pfoertner, Helga: Mahnmale, Gedenkstätten, Erinnerungsorte für die Opfer des Nationalsozialismus in München 1933-1945. - München : Literareon im Utz-Verl. - 3 Bände, kartoniert:
    • Band 1: A bis H. - 2001. - VII, 225 S. - ISBN 3-89675-859-4 . - EUR 19,80
    • Band 2: I bis P. - 2003. - 309 S. - ISBN 3-8316-1025-8 . - EUR 19,80
    • Band 3: Q bis Z. - 2005. - 199 S. - ISBN 3-8316-1026-6 . - EUR 19,80
  • Rosenfeld, Gavriel D.: Architektur und Gedächtnis : München und Nationalsozialismus ; Strategien des Vergessens / Aus dem Amerikan. von Uli Nickel und Bernadette Ott. - 1. Aufl. - Ebenhausen bei München ; Hamburg : Dölling und Galitz, 2004. - 612 S. - (Engl. Originaltitel: Munich and memory). - ISBN 3-935549-81-4 . - EUR 29,80
  • Vieregg, Hildegard: Wächst Gras darüber? : München: Hochburg des Nationalsozialismus und Zentrum des Widerstands / Museumspädagogisches Zentrum München (MPZ) . - München : MPZ, 1993.- 240 S. - (MPZ-Themenhefte zur Zeitgeschichte). - ISBN 3-929862-25-5 . - EUR 5,11
  • Wistrich, Robert S.: Wer war wer im Dritten Reich : Anhänger, Mitläufer, Gegner aus Politik, Wirtschaft, Militär, Kunst und Wissenschaft / Aus d. Engl. übers. von Joachim Rehork. - Ãœberarb., erw. u. ill. dt. Ausg. - München : Harnack, 1983. - 319 S. - (Engl. Originaltitel: Who's who in Nazi Germany). - ISBN 3-88966-004-5

Weblinks

Wikipedia

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