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Letzte Änderung für Artikel Wiener Kanalisation: 12.02.2006 16:30

Wiener Kanalisation

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Die Wiener Kanalisation umfasst ein rund 2.300 km langes Kanalnetz , welches sämtliche Abwässer Wiens zur Hauptkläranlage der Entsorgungsbetriebe Simmering , einer 100 %igen Tochter der Stadt Wien, an den tiefst gelegenen Punkt Wiens, weiterleitet. Dies sind jährlich rund 220 Millionen m³. Das Netz der Hauskanäle ist 6.300 km lang. Rund 400 der 700 Mitarbeiter der Magistratsabteilung 30 in Wien, der Wien Kanal, sind für die Instandhaltung, Räumung und Kontrolle des Kanalisationssystems zuständig.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1739 war Wien als erste Stadt Europas erstmals vollständig kanalisiert. Dennoch kam es immer wieder zu Seuchen , denn die Bewohner der Vorstädte leiteten ihre Abfälle und Abwässer in die Wienerwaldbäche, welche allerdings auch zum Waschen benutzt wurden, und Brunnen förderten das verschmutzte Grundwasser als Trinkwasser zu Tage.

Nachdem bei einer Cholera - Epidemie zwischen 1830 und Dezember 1831 rund 2.000 Menschen starben, wurden nach und nach alle wichtigen Bäche der Stadt eingewölbt und in Bachkanäle umgewandelt. Mit den beiden parallel zum Wienfluss verlaufenden Sammelkanälen wurden die ersten großen Abwasserkanäle errichtet, welche in die Donau mündeten. Dennoch kam es immer noch regelmäßig zu Todesfällen durch verunreinigtes Wasser, nicht zuletzt deshalb, da bei Regenfällen das Wasser der Kanäle in den Wienfluss überliefen, welcher selber immer wieder zu Überflutungen gut war, und auf jeden Fall das Grundwasser belastete. Vor allem seit 1873 , als die Stadt erstmals eine flächendeckende Wasserversorgung durch die Erste Wiener Hochquellenwasserleitung bekam, nahm die Abwassermenge mit fortschreitender Anschließung der Wiener Haushalte an das Trinkwasser- und Abwassersystem rasant zu. Da dies neben hygienischen Problemen, vor allem bei Hochwasser, auch eine enorme Geruchsbelästigung bedeutete, wurden rasch Maßnahmen erforderlich.

Zwischen 1893 und 1894 wurde daher der linke Hauptsammelkanal am nördlichen Ufer des Donaukanals errichtet, zwischen 1894 und 1904 der wesentlich größere rechte Hauptsammelkanal am südlichen Ufer des Donaukanals, und ab 1895 wurde der Wienfluss reguliert. Im Zuge dieser Bauarbeiten, an denen rund 5.000 Menschen Arbeit fanden, wurden parallel zum Fluss einerseits die Wiener Stadtbahn errichtet, und andererseits die beiden Wienflusssammelkanäle ausgebaut, welche in den Rechten Sammelkanal münden. Bei starken Regenfällen ist ein Überlaufen der beiden Wienflusssammelkanäle durch zahlreiche Überlaufrinnen in die Wien auch heutzutage noch möglich, allerdings wird aktuell eine Entlastungsrinne geplant, welche dieses Problem lösen soll.

Die fünf Sammelkanäle

Fünf Sammelkanäle sammeln das Wasser sämtlicher Mischwasserkanäle und Bäche in Wien, und leiten diese zum größten Teil in die Hauptkläranlage in Simmering. (Übersichtsplan, siehe hier ) Einzig der Liesingtal-Sammelkanal leitet einen großen Teil seines gesammelten Abwassers in die Kläranlage Blumental. Bei Regenfällen kommt es rasch zur Überfüllung der Sammelkanäle und überschüssiges Mischwasser wird durch Überleitungen in den Wienfluss, den Donaukanal oder in die Donau geleitet. Auch bei Räumungs/Reinigungsarbeiten muss das Wasser der meisten Kanäle mehrmals im Jahr übergeleitet werden, wodurch jährlich durchschnittlich über 3,5 Millionen kg BSB5 , rund 11 Millionen m³ Abwässer, in die Umwelt gelangen. Dies soll durch verschiedene Maßnahmen in den nächsten Jahren auf ein Minimum reduziert werden.

Wienflusssammelkanal

Die beiden Wienflusssammelkanäle, der linke verläuft entlang des nördlichen Wienfluss-Ufers, der rechte entlang des südlichen, besitzen ein Einzugsgebiet von 5.800 Hektar, wovon 2.500 Hektar undurchlässige Fläche (Straßen, Gebäude, Plätze) sind, und fließen von West nach Nordost. Bereits bei geringen Regenmengen fließt über die 63 Regenüberläufe Mischwasser in den Wienfluss. Die ausgeleitete Jahresschmutzfracht beträgt durchschnittlich 940.000 kg BSB5. Der Bau eines Entlastungskanals im Flussbett soll diesen Zustand sanieren.

Der Linke Wienflusssammler besitzt bis zur Stadtgrenze eine Länge von ca. 15 km und mündet bei der Stubenbrücke in den rechten Wienflusssammler. Dieser wiederum beginnt beim Lainzer Tiergarten, weist eine Länge von 12,5 km auf, und mündet in den rechten Hauptsammelkanal. Die Profilgrößen für beide Sammler weisen am oberen Ende 0,80/1,20 m, und 1,90/2,50 m bei der Mündung in den rechten Hauptsammelkanal auf. Wegen des starken Gefälles sind abgesehen von der Räumung der Schotterfänge nur selten ablagerungsbedingte Räumungsmaßnahmen erforderlich.

linker Hauptsammelkanal

Der Linke Hauptsammelkanal verläuft entlang der Nordseite des Donaukanals und besitzt ein Einzugsgebiet von rund 1.050 Hektar, wovon 600 Hektar undurchlässige Flächen sind. Er entwässert die Bezirke 2 und 20 und ist 9,9 km lang. Die Profilgrößen betragen im oberen Bereich 1,50/2,00 m, und im unteren bis zur Ostbahnbrücke 2,20-2,45/1,90 m. Von dort an verläuft der linke Hauptsammler durch ein sogenanntes Zwillingsprofil, also zwei Röhren, mit einem Durchmesser von je 2,55 m bis zum Hochwasserpumpwerk bzw. Donaukanal düker , von wo an das Abwasser unter dem Donaukanal hindurch in den rechten Hauptsammler gepumpt wird. Bei Regenwetter werden über die Regenüberläufe nicht weiterleitbare Mischwässer in den Donaukanal geleitet. Wegen des geringen Gefälles kommt es zu Ablagerungen auf der Kanalsohle. An durchschnittlich 40 Tagen im Jahr kommt es daher auf Grund von Räumungsarbeiten zu Ausleitungen von 60% bis 100% des Trockenwetterabflusses (=Gebäudeabwässer) an unterschiedlichen Stellen. Insgesamt belasten damit pro Jahr ca. 1,9 Millionen m³ Abwässer mit ca. 604.000 kg BSB5 den Donaukanal. Durch die Koppelung des linken mit dem rechten Hauptsammler sollen diese künftig verringert werden.

rechter Hauptsammelkanal

Der Rechte Hauptsammelkanal verläuft auf der Südseite entlang des Donaukanals von West nach Ost auf 16,6 km Länge. Am oberen Ende am Schreiberbach in Döbling misst der Kanal 1,10/1,65 m, am unteren Ende an der Hauptkläranlage misst er 5,00/4,20 m. Er entwässert die Bezirke 1, 3, 9, 11 und 19. Sein Gesamteinzugsgebiet umfasst rund 13.000 Hektar mit einem Anteil von 5.300 Hektar undurchlässiger Flächen. Insgesamt 18 Wienerwaldbäche entwässern, teils mittels der beidseitigen Wienflusssammelkanäle, in den Rechten Hauptsammelkanal. 14 Sammelkanäle münden ebenfalls in diesen, wobei an den Einlaufstellen Regenüberläufe für die Mischwasserentlastungsrinne situiert sind.

Wegen des geringen Gefälles muss der Kanal laufend von Ablagerungen am Grund gesäubert werden. An durchschnittlich 70 Tagen im Jahr werden aufgrund des Regens 60% bis 100% des Trockenwetterabflusses über die Regenüberläufe in den Donaukanal geleitet. Dadurch wird dieser mit durchschnittlich 4,2 Millionen m³ Abwasser bzw. 1,8 Millionen kg BSB5 belastet. Durch die Verbindung des linken mit dem rechten Hauptsammelkanals sollen diese Ausleitungen künftig vermieden werden können.

linker Donausammelkanal

Das Gesamteinzugsgebiet des linken Donausammelkanals beträgt 4.054 Hektar, wovon 1.200 Hektar undurchlässige Flächen sind. Er verläuft entlang des nördlichen Donauufers auf einer Länge von 11 km. Die Profilgrößen der Zwillingsprofile betragen je 2,14/2,40 m bis 5,30/3,10 m. Im Normalfall ist nur die linke Röhre beflossen, erst bei Abflüssen von mehr als 3m³/s erfolgt über Umschwellbauwerke die Inbetriebnahme der rechten Profilhälfte. Der linke Donausammelkanal, welcher die an Einwohnerzahl stetig wachsenden Bezirke 21 und 22 entwässert, wurde für die Abfuhr einer maximalen Mischwasserabflussmenge von 63m³/s konzipiert.

Am Ende des Linken Donausammelkanals befindet sich ein Absturzbauwerk zum Düker unter der Neuen Donau . Für jede der beiden Profilröhren sind zwei Absturzschächte vorhanden, von denen der erste Schacht zum Schmutzwasserdüker und weiter zum Schmutzwasserpumpwerk auf die Donauinsel führt, von wo wiederum der Schmutzwasserabfluss kontinuierlich über den Donau-Düker zur Hauptkläranlage befördert wird.

Bei einer Belastung des Kläranlagenzulaufes durch Mischwasserzuflüsse aus dem übrigen Kanalnetz wird die Leistung des Schmutzwasserpumpwerkes gedrosselt und ein Staubetrieb im Linken Donausammelkanal eingeleitet. Nach der Füllung der Zulaufkanäle beginnt das Regenwasserpumpwerk, die ankommenden Mischwassermengen in die Donau zu heben.

Liesingtal-Sammelkanal

Das Gesamteinzugsgebiet des Liesingtal-Sammelkanals beträgt ca. 4.240 Hektar mit einem Anteil von 970 Hektar undurchlässiger Fläche, wovon rund 3.500 Hektar im Trennsystem entsorgen, d.h. Regenwasser wird separat geführt, und kann daher direkt in den Liesingbach geleitet werden. Der Liesingtal-Sammelkanal ist 20,5 km lang und weist Profilgrößen von 0,70/1,05 m bis 2,80/2,30 m auf. Bis auf die flussabwärts der Kläranlage Blumental gelegenen Gebiete, welche in die Hauptkläranlage in Simmering entwässern, werden die Abwässer der Kläranlage Blumental zugeführt.

Teile der Wiener Kanalisation in der Innenstadt sind, sofern es nicht gerade geregnet hat, begehbar. Sowohl die Stadtverwaltung als auch einige private Fremdenführer bieten Führungen für Besuchergruppen unter Tage an.

Weltweit bekannt wurden die unterirdischen Gänge der Kanalisation durch den Agentenfilm Der dritte Mann , welcher im Wien der Nachkriegszeit spielte.

Leben im Untergrund

Die Fertigstellung der Wiener Kanalisation fiel in jene Epoche, als Wien eine stark expandierende Stadt war. Das stark steigende Arbeitsplatzangebot zog eine Vielzahl von Menschen an, von denen jedoch nicht alle tatsächlich auch Arbeit finden konnten. Soziale Fürsorge wie Arbeitslosengeld oder Krankenversicherung gab es damals noch nicht, ebenso wenig gab es Obdachlosen- oder Wohnheime, und so stieg die Zahl von Bettlern und anderen Menschen, die auf der Straße leben mussten, rasant an. In der Wiener Kanalisation erkannten einige Menschen daher schnell eine neue Einkommensquelle und Unterkunft, dem enormen Gestank und der Lebensgefahr zum Trotz. Erst die durch besondere Ausführlichkeit gekennzeichneten und durch langwierige Recherchen vor Ort entstandenen, bildunterstützten Sozialreportagen der Wiener Journalisten Max Winter und Emil Kläger wurde die Problematik einem großen Teil der Wiener Bevölkerung bekannt.

Die Zugänge zur Kanalisation waren und sind unter anderem in so genannten „Türmen“, die wie übergroße Litfasssäulen aussehen, untergebracht. Mittels Wendeltreppe kann man durch diese in die Wiener „Unterwelt“ absteigen. Um die 50 Stellen- und Obdachlose, vermutlich aber auch mehr, verbrachten einen großen Teil jedes Tages mit dem Herausfischen von Gegenständen aus den Abwässern, dem so genannten „strotten“. Diese „ Kanalstrotter “, wie man sie bald nannte, verdienten ihren Lebensunterhalt teilweise

  • durch das Finden von Münzen und Schmuck, was naturgemäß zwar eher seltener vorkam, aber dafür mehr einbrachte,
  • durch das Herausfischen von Knochen und Fett, um es an Seifenfabriken verkaufen zu können, oder
  • durch das Herausholen von allerlei anderen brauchbaren Gegenständen.

Einige dieser Strotter - aber auch mehrere hundert „gewöhnliche“ Obdachlose - lebten sogar in der Kanalisation, wo sie in manchen Gängen, Kammern und Luftschächten Möglichkeiten zum Wohnen vorfanden.

Zwar war der Aufenthalt von Zivilisten in der Kanalisation natürlich nicht gestattet, doch konnte und wegen des Gestanks auch wollte die Polizei aufgegriffene Strotter und Obdachlose nicht allzulange arrestieren. Die Zahl der Strotter und Obdachlosen nahm ab 1934 dann rasch ab, als die „Kanalbrigade“ gegründet wurde, die nicht nur gegen kriminelle Banden, sondern auch gegen Vagabunden härter vorgehen sollte. In der Zwischenzeit waren auch bereits mehrere Obdachlosen- und Wohnheime entstanden, die zumindest für einen Teil der „Kanalbewohner“ eine vernünftige Alternative bieten konnten.

Die wohl bekannteste Unterkunft für Obdachlose und Strotter war bis dahin die in einer trockenen Kammer eingerichtete „Zwingburg“ unter dem Wiener Schwarzenbergplatz. Der Name rührte nicht zuletzt daher, dass sie nur durch ein Brett, welches über einen Kanal gelegt werden musste und jederzeit eingezogen werden konnte, zu erreichen war. So konnte selbst die Polizei von Eindringen abgehalten werden. Zudem verfügte die „Zwingburg“ über mehrere Fluchtwege in Form von Seitenkanälen bzw. -schächten.

Siehe auch

  • Bachkanal
  • Hamburger Abwasser- und Sielmuseum an den Landungsbrücken

Weblinks

Wikipedia

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