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Letzte Änderung für Artikel Stadtbibliothek (Lübeck): 11.02.2006 22:02

Stadtbibliothek (Lübeck)

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Die Stadtbibliothek in Lübeck (offizieller Name: Bibliothek der Hansestadt Lübeck) ist eine öffentliche Bücherei und eine wissenschaftliche Regionalbibliothek , als letzteres Schwerpunktbibliothek für Musik des Landes Schleswig-Holstein.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Gründung geht auf eine Anregung des Reformators Johannes Bugenhagen in seiner Kirchenordnung von 1531 zurück, die allerdings erst ab 1616 durch den Bürgermeister Alexander Lüneburg gemeinsam mit dem Superintendenten Georg Stampelius und dem Rektor des Katharineums Johann Kirchmann aufgegriffen wurde. Die in der Stadt verstreuten Bestände, etwa der Ratsbibliothek und der Bibliotheken der Kirchen und ehemaligen Klöster (mit Ausnahme des Doms), wurden in Räumen des ehemaligen Katharinenklosters zusammengefasst, die durch die Katharinenkirche zugänglich waren, und ab 1620 der allgemeinen Öffentlichkeit im dazu mit einer eichenen Regalanlage versehenen Dormitorium des ehemaligen Klosters zugänglich gemacht. Die 61 geschnitzten Wappen und Namensinschriften aus Rat, Geistlichkeit und Schule zeigen, dass die Bibliothek eine gemeinsame Sache der weltlichen und geistlichen Stadt-Obrigkeit war.

Vorgeschichte 1616 übernommener Bestände

Allein die Geschichte der von der Stadtbibliothek übernommenen Bestände der Ratsbibliothek reicht zurück in die Zeit des Spätmittelalters. Sie besteht zur Hälfte aus der umfangreichen Bibliothek des Lübecker Ratssyndikus Simon Batz (1420-1464), die der Lübecker Rat bei dessen Tod gegen Zahlung eines Betrages von 300 Rheinischen Gulden übernahm.

Die Erweiterung der Bestände nach Gründung der Bibliothek

1624 erhielt die Bibliothek zwei große Globen des niederländischen Kartographen Willem Blaeu und 1668 zwei darauf bezogenene programmatische Gemälde Der alte Gelehrte und Der junge Gelehrte der Brüder Johann Zacharias und Gottfried Kniller (heute im St. Annen-Museum). Die Bibliothek erfreute sich von Anfang an einer Vielzahl von Zustiftungen von privater Hand und zählte 1754 bereits über 9.000 Bände. 1756 erhielt die Bibliothek das Pflichtexemplar -Recht für alle in Lübeck veröffentlichten Werke. Durch das Vermächtnis des Predigers an St. Aegidien Heinrich Scharbau erhielt die Stadtbibliothek 1759 neben einem Stiftungskapital von 16.000 Mark auch 6.000 weitere Bände seiner Privatbibliothek . Diese wurden in einem eigenen Raum (dem ehemaligen Sitzungssal des Konsistoriums ) neben dem Bibliotheksgründungssal, der Scharbau zu Ehren den Namen Scharbau-Saal erhielt, aufgestellt.

Die Stadtbibliothek im 19. Jahrhundert

Nach der Säkularisierung des Domkapitels wurde 1804 auch die Dom-Bibliothek (130 Handschriften und 500 Drucke) in die Stadtbibliothek eingegliedert. Zwei Jahre später wurde die an das Waisenhaus übergegangene Bibliothek des Michaeliskonvents der Schwestern vom Gemeinsamen Leben ( Beginen ) in die Stadtbibliothek eingegliedert, die damit einen einzigartigen Schatz an mittelniederdeutschen Handschriften aus dem 15. Jahrhundert erhielt. 1817 wurden die Bestände durch die Stiftung von weiteren 6.000 Bänden der Privatbibliothek des Domprobsten Johann Carl Heinrich Dreyer (1723-1802) ergänzt. Seither dürfte die Schwerpunktbildung für Deutsche und Lübecker Geschichte sowie die Deutsche Rechtsgeschichte anerkannt sein. 1821 umfasste der Bibliotheksbestand bereits etwa 35 - 36.000 Bände. Um 1830 erstellt Ernst Deecke den ersten Inkunabel -Katalog der Bibliothek und bereitet so den Weg für die Mittelalterforschung in den Beständen. Bis 1903 oblag die Aufsicht über die Bibliothek nebenamtlich einem Lehrer des Katharineums. 1879 entstand neben der sich zur Archivbibliothek entwickelnden Stadtbibliothek eine Volksbibliothek, zunächst als Verein innerhalb der Gesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit, dann als eigenständige Öffentliche Bücherei mit mehreren Zweigstellen in den Stadtteilen.

Zeitgeschichte

Einen Rückschlag erlitt die Lübecker Bibliothek, die schon überregionale Bedeutung vergleichbar einer Staatsbibliothek besaß, als die Nazionalsozialisten an die Macht kamen. Der Direktor, Willy Pieth, wurde am 1. Juli 1933 entlassen. Berufsbibliothekar wurde ein NS-Parteimitglied , und das Interesse der Nazis bestand auf der Aussonderung "gefährdender" Schriften und Autoren. Nach dem Luftangriff der Engländer 1942 auf die Lübecker Altstadt wurden die wichtigsten Bestände (28.000 Bände) in den Stollen Plömnitz (Gemeinde Preußlitz, Landkreis Bernburg) in Sachsen-Anhalt ausgelagert, von wo aus sie später als Beutekunst in die Sowjet Union gelangten und auf Teilrepubliken verteilt wurden. Bis heute sind davon, vor allem aus Armenien und Georgien ca. 7.717 Bände zurückgekehrt, während bei anderen (etwa den 170 in St. Petersburg lokalisierten Bänden) die Rückgabediskussion noch höchst problematisch und vom Ergebnis her offen ist.

Nach dem Krieg hatte die Bibliothek einige Schwierigkeiten, ihre dezimierten Bestände wiederaufzubauen. Nach intensiver Diskussion wurde 1971 die Zusammenlegung von wissenschaftlicher Stadtbibliothek und Öffentlicher Bücherei zu einer Institution nach dem Vorbild der englischen Public Library beschlossen. 1979 wurde dafür ein weiterer Neubau fertiggestellt, und die Bibliothek stand allen offen. Doch litt unter dieser Zusammenlegung und Konzentration auf das vermutete Benutzerinteresse die wissenschaftliche Ausrichtung: Personal und Hilfsmittel für die wissenschaftliche Arbeit und die Restaurierungswerkstatt verschwanden. Erst mit dem Amtsantritt des Bibilotheksdirektors Jörg Fligge (1990-2005) wurde der Altbestand wieder als Schatz und Aufgabe wahrgenommen. Dazu trug auch bei, dass Teilkontingente der Auslagerungsbestände aus den GUS -Staaten zurückkehrten und die Musikabteilung (teilweise in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Lübeck) ein umfangreiches Programm zur Veröffentlichung und Aufführung von Musik aus ihrem reichhaltigen Bestand entwickelte, unter anderem durch die Konzertreihe Die klingende Bibliothek .

Gebäude

Mantelssaal
Mantelssaal

Die Stadtbibliothek ist in einem in Deutschland einzigartigen Ensemble untergebracht, das Gebäudeteile aus sieben Jahrhunderten vereinigt. Die mittelalterlichen Gebäudeteile des alten Katharinenklosters werden heute noch gemeinsam mit dem Katharineum genutzt. Ebenso gehört der südliche Oberchor der Katharinenkirche zur Bibliothek.

Erst 1877 wurde auf Anregung des damaligen Bibiotheksleiters, des Historikers Friedrich Wilhelm Mantels, in die gotischen Klosterräume ein neugotischer erster Neubau eingefügt, heute der Mantelssaal 1994 wurde dieser Saal restauriert und als Galeriebibliothek eingerichtet.

Vom Eingang in der Hundestraße sind diese Raumteile nicht auf den ersten Blick sichtbar, da hier zunächst 1926 ein Erweiterungsbau zur Straße hin im Stil des norddeutschen Klinkerexpressionismus mit Magazin und Lesesaal angelegt wurde. Die dabei von Erwin Bossanyi geschaffenen Fresken des Lesesaals wurden 1937 als " Entartete Kunst " übermalt und erst 1960 wieder freigelegt. 1992 wurde der Lesaal grundlegend restauriert.

Im Zuge der Zusammenlegung von Stadtbibliothek und Öffentlicher Bücherei und der dafür benötigten Flächenerweiterung wurde der Komplex 1979 durch einen weiteren Neubau im Stil der Zeit sowie durch den Ausbau zweier mittelalterlicher Bürgerhäuser ergänzt.

Bestände

Heute hat die Bibliothek ein reiches Angebot an Literatur, eine eigene Jugendbibliothek, ein steigendes Angebot von CDs, CD-Roms, DVDs, Zeitschriften und alle Ausgaben der Lübecker Nachrichten seit dem Ende des 18. Jahrhunderts.

Der Gesamtmedienbestand betrug im Jahre 2001 1,1 Millionen bei 65,67 Personalstellen und 836.106 Ausleihen in der Zentralstelle.

Sondersammelgebiete sind die Geschichte und Landeskunde Lübecks, der Hanse, des Ostseeraumes und Ostmitteleuropas sowie die Rechtsgeschichte. Die Stadtbibliothek gehört zu den Initiatoren der Arbeitsgemeinschaft Bibliotheca Baltica.

Von überregionaler Bedeutung ist die Musikabteilung mit einem reichen Altbestand an Musikalien, der durch liturgische Handschriften bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Die Stadtbibliothek besitzt einen Kantatenband von Dietrich Buxtehude sowie mehrere Abendmusiken in autographen Partituren von Adolf Karl Kunzen. Sie verwahrt (Teil)nachlässe der Kirchenmusiker Hugo Distler , Walter Kraft und Erwin Zillinger .

Die Stadtbibliothek verwahrt auch die Nachlässe von Friedrich Overbeck und Emanuel Geibel sowie Sammlungen, die von der Familie Schlözer und von Carl Julius Milde gestiftet wurden.

Die städtischen Urkunden seit dem Mittelalter und die Dokumente der Hansezeit befinden sich im Archiv der Hansestadt Lübeck neben dem Dom.

Literatur

  • H.C. Zietz: Ansichten der Freien Hansestadt Lübeck und ihrer Umgebungen, Frankfurt a.M, 1822, S. 350 ff.
  • Willy Pieth (Hg.): Bücherei und Gemeinsinn. Das öffentliche Bibliothekswesen der Freien und Hansestadt Lübeck. Lübeck: Otto Quitzow 1926
  • Bibliothek der Hansestadt Lübeck: Bibliotheksführer zum 375-jährigen Jubiläum. Lübeck 1997.
  • Jörg Fligge/Rolf Schweitzer, Aus Georgien zurück. In: Bibliotheksdienst 31 (1997) ( als .pdf Datei )
  • Rolf Schweitzer / Ulrich Simon: Boeke, gude unde böse - Die Bibliothek des Lübecker Syndikus Simon Batz von Homburg: Rekonstruktionsversuch anhand seines Testaments und der Nachweise aus dem ehemaligen Bestand der Ratsbibliothek in der Stadtbibliothek Lübeck. In: Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck: Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag. In Verbindung mit dem Verein für Lübeckische Geschichte und Altertumskunde und dem Hansischen Geschichtsverein hrsg. von Rolf Hammel-Kiesow und Michael Hundt. Lübeck: Schmidt-Römhild, 2005. ISBN 3-7950-5555-5 S. 127ff

Weblinks

Wikipedia

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