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Letzte Änderung für Artikel Johannes Rau: 16.02.2006 15:22

Johannes Rau

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Johannes Rau (2004)
Johannes Rau (2004)

Johannes Rau (* 16. Januar 1931 in Wuppertal; † 27. Januar 2006 in Berlin) war ein deutscher Politiker ( SPD ). In verschiedenen Spitzenämtern gestaltete er seit Anfang der 1970er Jahre die deutsche Politik maßgeblich. Von 1978 bis 1998 war er Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen und von 1999 bis 2004 der achte Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland. Bei der Bundestagswahl 1987 war er Kanzlerkandidat der SPD und im Jahr 1993 kommissarisch SPD-Bundesvorsitzender. Vor evangelisch-christlichem Hintergrund war er stets auf gesellschaftlichen Ausgleich bedacht und galt als moralische Instanz. Zentrale Motive seiner Politik waren der Einsatz für soziale Gerechtigkeit ("Versöhnen statt Spalten") und die Aussöhnung mit Israel .

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend und Beruf

Rau war Sohn des Kaufmanns und Blaukreuzpredigers Ewald Rau (* 1. April 1898 ; † 15. Dezember 1953 ) und der Helene Rau geb. Hartmann (* 27. März 1901 ; † 1. August 1988 ) . Er brach 1948 den Besuch des Gymnasiums an der Siegesstraße in Wuppertal ab und begann 1949 eine Lehre als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und Köln. Nebenher war er ab 1949 freier Mitarbeiter der „Westfälischen Rundschau“ in Wuppertal.

Nach beendeter Lehre arbeitete er zunächst ab 1952 als Verlagsbuchhändler in Wuppertal und wurde dann 1953 Lektor bei einem kleineren Verlag in Witten. Ab 1954 arbeitete er zunächst als Geschäftsführer beim Jugenddienst-Verlag, 1962 wurde er Mitglied des Vorstandes und 1965 Direktor dieses Verlages.

Gesamtdeutsche Volkspartei

1952 trat der erste Bundesinnenminister Gustav Heinemann aus Protest gegen die geplante Wiederbewaffnung von seinem Amt zurück und aus der CDU aus, die er mitgegründet hatte. Heinemann gründete die Gesamtdeutsche Volkspartei (GVP), Rau wurde Mitglied und sogleich deren Kreisvorsitzender in Wuppertal. Bereits fünf Jahre später, 1957 , löste sich die GVP wieder auf und Rau wurde zusammen mit Heinemann und anderen Mitglied der SPD .

SPD-Parlamentarier

Von 1958 bis 1962 war er Vorsitzender der Jungsozialisten in Wuppertal. 1958 wurde er erstmalig in den Landtag von Nordrhein-Westfalen gewählt, dem er bis 1999 angehörte. 1962 wurde er Mitglied im Vorstand der SPD- Fraktion und 1967 deren Vorsitzender. Von 1964 bis 1978 gehörte er außerdem dem Stadtrat von Wuppertal an, wo er zwischen 1969 und 1970 auch Oberbürgermeister war.

1968 wurde Rau in den Bundesvorstand der SPD gewählt. Ab 1973 war er Mitglied des Landesvorstandes in Nordrhein-Westfalen, von 1977 bis 1998 auch deren Vorsitzender. Ab 1978 war er Mitglied des Präsidiums der SPD und ab 1982 Stellvertretender Bundesvorsitzender.

Minister in Nordrhein-Westfalen

1970 berief Ministerpräsident Heinz Kühn Rau ins Kabinett und übertrug ihm das Ressort Wissenschaft und Forschung. Während seiner Amtszeit wurden in Nordrhein-Westfalen zahlreiche Hochschulen gegründet (z. B. Bergische Universität Wuppertal, FernUniversität in Hagen ). Er war 1972 , mit seiner Unterzeichnung, aber auch für die Entlassung von Joseph Beuys aus dem Professorenamt verantwortlich.

Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen

1978 wurde Rau Nachfolger von Heinz Kühn als Ministerpräsident. Unter seiner Führung konnte die SPD bei den Landtagswahlen 1980 , 1985 und 1990 die absolute Mehrheit der Mandate erreichen beziehungsweise verteidigen. 1985 erzielte die SPD in NRW unter Rau mit 52,1 % das beste Ergebnis ihrer Geschichte. 1995 verlor die SPD mit 46 % der Stimmen die absolute Mehrheit und bildete eine Koalition mit Bündnis 90/Die Grünen . Vom 1. November 1982 bis zum 31. Oktober 1983 war Rau erstmals Bundesratspräsident . Er übte das Amt erneut vom 1. November 1994 bis zum 31. Oktober 1995 aus.

SPD-Vorsitzender

Bei der Bundestagswahl 1987 war er Kanzlerkandidat der SPD, unterlag aber dem amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl. Nach dem Rücktritt Björn Engholms vom Parteivorsitz der SPD am 3. Mai 1993 übernahm Rau kommissarisch den SPD-Vorsitz bis zur Wahl Rudolf Scharpings am 25. Juni 1993. 1998 trat er von seinen Ämtern als Landesvorsitzender der SPD und als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen zurück. Sein Nachfolger im Parteiamt wurde Franz Müntefering, zum Ministerpräsidenten wurde der bis zu diesem Zeitpunkt amtierende Wirtschaftsminister Wolfgang Clement gewählt. 1994 wurde Rau erstmals Kandidat der SPD für das Amt des Bundespräsidenten (siehe Bundespräsidentenwahl 1994 ). Er unterlag aber im dritten Wahlgang dem Kandidaten der CDU Roman Herzog.

Bundespräsident

Johannes Rau 2003
Johannes Rau 2003

Am 23. Mai 1999 wurde Rau im zweiten Wahlgang zum Bundespräsidenten gewählt (siehe Bundespräsidentenwahl 1999 ). Seine Gegenkandidaten waren für die CDU die spätere thüringische Wissenschaftsministerin Dagmar Schipanski und für die PDS die Tante seiner Ehefrau, die parteilose Theologin Uta Ranke-Heinemann . Am 1. Juli 1999 wurde Rau als Bundespräsident vereidigt.

Er gab eine in ihrer Schärfe ungewöhnliche Erklärung anlässlich des Parteienspektakels um das Zuwanderungsgesetz ab, in welcher er das von den Parteien veranstaltete Gezerre um die Bundesratsabstimmung zum genannten Gesetz als unwürdig bezeichnet. Am 4. September 2003 gab Rau bekannt, bei der nächsten Wahl am 23. Mai 2004 nicht mehr für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. Am 23. März 2004 brach Rau seine Afrika-Reise vor dem geplanten Truppenbesuch bei deutschen Soldaten in Dschibuti ab. Laut Geheimdienstberichten sollte ein Mordanschlag auf einen hochrangigen europäischen Repräsentanten, also möglicherweise auf Rau, verübt werden. Am 23. April 2004 kehrte er vom letzten Staatsbesuch seiner Amtszeit aus Polen zurück.

Insgesamt hat Rau 76 Auslandsreisen als Staatsoberhaupt unternommen. Bei seinem Staatsbesuch in Israel im Jahr 2000 war er der erste deutsche Politiker, der in dieser Eigenschaft vor der Knesset stand. Seine dort am 16. Februar gehaltene Rede war die Erste, die in der "Sprache der Mörder", auf Deutsch, gehalten wurde. Er bat dort um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust . In der letzten Rede seiner Amtszeit forderte er in für ihn ungewöhnlich direkter Weise Politiker und Unternehmer in Deutschland zu mehr Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein auf (siehe: Berliner Rede ). Am 29. Juni 2004 wurde er mit einem Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr verabschiedet.

Privates

Johannes Rau war seit dem 9. August 1982 mit Christina Delius (* 1956) verheiratet, einer Enkelin des frĂĽheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor: Anna Christina (* 1983), Philip Immanuel (* 1985) und Laura Helene (* 1986). Die Standesamtliche Hochzeit fand in London statt, die kirchliche Feier hingegen in der Alten Inselkirche zu Spiekeroog. Hier wurden auch die Kinder der Familie getauft.

Die Nordseeinsel Spiekeroog war jahrzehntelang das Urlaubsziel der Familie Rau, die hier ein Ferienhaus besitzt. Hier erholte sich Johannes Rau von den Strapazen des Politikeralltags und tankte Kraft nach seinen schweren Operationen. Am Tag nach dem Ausscheiden aus dem Amt des Bundespräsidenten führte ihn sein erster Weg nach Spiekeroog. Zuletzt verbrachte Rau im Sommer 2005 vier Wochen in seiner Urlaubsheimat, deren Ehrenbürger er im Jahr 2000 wurde.

Aufgrund seines auch öffentlich gelebten christlichen Glaubens wurde Rau auch häufig „Bruder Johannes“ genannt.

Seit 1995 wusste Rau von seinem gefährlichen Aneurysma in der Bauchschlagader, hatte aber aus Rücksicht auf seine Ämter und die bevorstehende Wahl zum Bundespräsidenten eine Operation immer abgelehnt, bis er sich am 23. Juli 2000 operieren ließ. Am 18. August 2004 musste er sich einer schweren Herzoperation unterziehen, bei der ihm eine künstliche Herzklappe eingesetzt wurde. Nur zwei Monate später ( 19. Oktober 2004 ) musste ein Bluterguss im Bauchraum operativ entfernt werden.

Die letzten öffentlichen Auftritte von Johannes Rau waren die Preisverleihung des deutsch-türkischen Freundschaftspreises in Solingen (29. Mai 2005) und die Einweihung der Frauenkirche in Dresden (30. Oktober 2005).

An einem Empfang des Bundespräsidenten zu seinem 75. Geburtstag am 16. Januar 2006 im Schloss Bellevue in Berlin konnte er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr teilnehmen.

Johannes Rau starb am 27. Januar 2006 gegen 8:30 Uhr in Berlin im Kreis seiner Familie. Bundespräsident Horst Köhler ordnete zum Gedenken an den Alt-Bundespräsident fĂĽr den 7. Februar 2006 einen Staatsakt nach dem Gottesdienst im Berliner Dom an. Die Beisetzung erfolgte am selben Tag auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof zu Berlin im engsten Familien- und Freundeskreis.

Ehrenämter

Johannes Rau war Schirmherr der Initiative Schüler helfen Leben und Ehrenpate des weltweit millionsten Patenkindes des Kinderhilfswerks Plan International . Er hatte die Ehrenpatenschaft von seinem Amtsvorgänger Roman Herzog übernommen. Er war zudem Schirmherr der Deutschen Stiftung Denkmalschutz . Johannes Rau engagierte sich für die Stiftung Museum Schloss Moyland, deren Vorsitzender des Kuratoriums er bis 1998 war.

Von 1965 bis 1999 gehörte Johannes Rau der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland an und war stellvertretendes Mitglied der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche im Rheinland, auch dem Deutschen Evangelischen Kirchentag war Rau eng verbunden; von 1966 bis 1974 war er Mitglied des Präsidiums und nahm auch danach regelmäßig am Kirchentag in offizieller Funktion und als Privatmann teil.

Johannes Rau war langjähriger stellvertretender Vorsitzender der Friedrich-Ebert-Stiftung und Mitherausgeber der theologischen Fachzeitschrift Zeitzeichen .

Ehrungen

EhrendoktorwĂĽrden

  • 1985 Heinrich-Heine-Universität DĂĽsseldorf,
  • 1986 Universität Haifa , Israel (als erster Deutscher)
  • 1991 FernUniversität in Hagen , Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
  • 1997 Ruhr-Universität Bochum (RUB), Evangelisch-Theologische Fakultät
  • 1985 Theologische Akademie Budapest
  • 1998 Ben-Gurion-Universität des Negev in Beerscheba , Israel
  • 2000 Technion Israel Institute of Technology (Technion Haifa), verliehen an der TU Berlin
  • 2003 Nanjing-Universität in Nanjing , China
  • 2004 Universität Dortmund, Fakultät fĂĽr Bauwesen

EhrenbĂĽrgerschaft

sonstige Ehrungen

  • 1979 Ehrenring der Stadt Wuppertal
  • 1986 Ritter des „Orden wider den tierischen Ernst“
  • 1989 Ehrensenator der Bergischen Universität Wuppertal
  • 1995 Ehrenmitglied des Jerusalemer „Israel-Museums“
  • 1995 Ehrensenator der Europäischen Akademie der Wissenschaften und KĂĽnste
  • 1997 KulturPreis Europa
  • 1998 „Minerva Preis JĂĽlich“ fĂĽr seinen Einsatz fĂĽr Kultur, Wissenschaft und Forschung sowie sein besonderes Engagement um die Belange der Stadt JĂĽlich
  • 1998 Ehrensenator der Universität Bielefeld
  • 1999 Heinrich-Albertz-Friedenspreis der Arbeiterwohlfahrt
  • 1999 „Reinhold-Schneider-Plakette“
  • 1999 „ Goldenes Schlitzohr “
  • 2000 Orden des weiĂźen Löwen (I. Klasse mit Kette) verliehen vom Präsidenten der Tschechischen Republik
  • 2001 Leo-Baeck-Medaille
  • 2002 VdK -Preis fĂĽr besondere Verdienste um die Belange behinderter und chronisch kranker Menschen
  • 2003 „Georg-Schulhoff-Preis“ fĂĽr sein Engagement fĂĽr die berufliche Bildung
  • 2004 „Gegen Vergessen – FĂĽr Demokratie“ fĂĽr seinen Einsatz gegen die Geschichtsvergessenheit und fĂĽr unsere Demokratie
  • 2004 „ Karl-Barth-Preis “ der Union Evangelischer Kirchen (UEK) fĂĽr das Lebenswerk
  • 2004 Kulturgroschen des Deutschen Kulturrates
  • 2004 Goldenes Kugelkreuz der aej fĂĽr sein besonderes Engagement fĂĽr die Evangelische Jugend
  • 2005 Badenweiler Ehrengast des Jahres
  • 2005 „ Gustav-Adolf-Preis “ fĂĽr einen" christlich motivierten europäischen BrĂĽckenbauer"
  • 2005 Deutsch-TĂĽrkischer Freundschaftspreis in Solingen

Schriften

  • Rau, Johannes: Medien zwischen Anspruch und Realität, in: Axel Balzer, Marvin Geilich, Shamim Rafat (Hrsg.): Politik als Marke – Politikvermittlung zwischen Kommunikation und Inszenierung, Lit-Verlag, MĂĽnster 2005, S. 42–51.

Siehe auch

Weblinks

Commons: Johannes Rau – Bilder, Videos oder Audiodateien
Wikiquote: Johannes Rau – Zitate
Wikinews: Meldung bei WikiNews – aktuelle Nachrichten

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Johannes Rau aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Johannes Rau verfügbar.

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