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Letzte Änderung für Artikel Juffer: 14.01.2006 00:18

Juffer

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Eine Juffer – ripuarisch "Jufe" oder "Jofe" (Plural "Jufere", Koseform "Jüfesche") – bezeichnet im Rheinland ursprünglich eine Jungfrau, Betschwester oder Frömmlerin. Heute wird das Wort abfällig gebraucht, meist verbunden mit dem Zusatz "alte" und im Sinne von "sitzen gebliebene, verknöcherte, untaugliche (alte) Jungfrau": Do köt di aal Jufe op os Huus aan! (= Da kommt die alte Jungfrau auf unser Haus zu!)

Inhaltsverzeichnis

Juffern in Sagen und Erscheinungen

Andererseits sind Juffern Bestandteil von Sagen im westlichen Rheinland. Besonders viele Juffernsagen sind aus dem Dürener, Eschweiler und Jülicher Raum an Rur und Inde bekannt, weil sie dort Heinrich Hoffmann gesammelt und veröffentlicht hat. Sicherlich gibt es zwischen Eifel und Rhein ebenfalls viele Juffernsagen, doch sie sind nur vereinzelt aufgeschrieben worden. In diesen Sagen sind die Juffern – im Gegensatz zum heutigen Gebrauch - selbstbewusste, majestätische und alterslose Jungfrauen, vor denen sich die Bäume verneigen. Sie tragen nur selten eine Kopfbedeckung wie spitze Hütchen, Myrtenkronen oder Schleier. Sie erschienen entweder zu dritt oder allein. Sie werden als stumme Wesen bezeichnet, und es wird in den Sagen davor gewarnt, sie anzusprechen, da dies den Tod zur Folge habe. Sie schritten segnend und gütig, manchmal trauernd, durch ihr Schutzgebiet und fielen durch hübsches, feenhaftes Aussehen, hoheitsvollen Gang und vornehme Kleidung auf – ganz im Gegensatz zu den hässlichen Hexen der Märchenwelt. Besonders die Kleidung fällt Augenzeugen auf, die von an die Ubiertracht der Matronen erinnernde Kleidung, blendend weißen Gewändern und langer, beim Gehen rauschender Seide sprechen. Daher rühren Bezeichnungen wie wisse Juffer (= weiße Juffer) und ruschije Juffer (= rauschende Juffer). Oft kündigte dieses Rausche die Juffer kurz vor ihrer Erscheinung an.

Von einer Jufferdreiheit berichten Sagen aus Dürboslar , Frauenrath und Röhe: Sie werden Kriesch- oder Gräll-Märge, Pell-Märge und Schwell-Märge genannt.

Auch von tanzenden und jauchzenden Juffern wird berichtet, welche fröhliche Fruchtbarkeits- und mythische Mondtänze meist im Mai und zur Mittsommerzeit vollziehen. Wiederum tritt ein Unterschied zu Hexen klar hervor: Jufferntanzplätze liegen nicht im dunklen Wald, sondern auf Wiesen und Feldern.

Eine Erklärung der zahlreichen Juffernsagen mit Juffern und kopflosen Frauen sind die Götterbilder und Matronensteine , welche während der Christianisierung geköpft oder verstümmelt wurden, denn Juffernsagen stammen fast ausschließlich aus Gegenden, wo auch Matronensteine gefunden wurden. Ferner erschienen sie wie die Matronen jeweils nur in einem bestimmten Gebiet, ihrem Schutzgebiet. Jedoch kommen die auf Ehe hindeutenden Matronenhauben in den Sagen nicht vor. Nach dieser Interpretation lebten die gallo-romanischen Göttinnen, die sog. Matronen, also nach dem Ende ihrer Verehrung in der Sagenwelt und als Erscheinungen weiter. Die Betonung der Jungfräulichkeit der Juffern kann ein Hinweis auf die Dominanz der mittleren, jungfräulichen Göttin der Matronendreiheit oder eine christliche Hervorhebung sein.

Manche Juffern sind in alten Burggemäuern niedergelassen und können mit verstorbenen Burgjungfrauen gleichgesetzt werden.

Kopflose Juffern kommen im Eschweiler Raum vor: zwischen Kinzweiler und Hehlrath, bei der Kinzweiler Burg, bei Hastenrath, bei Lürken, in Schevenhütte, bei Gut Bovenberg zwischen Nothberg und Hücheln, in der Eschweiler Altstadt, in Röhe und bei der Burg Palant bei Weisweiler.

Beispiele für Juffernsagen im Rheinland

  • Der Juffer in der Kuhgasse in Eschweiler (Kr. Aachen) darf man laut Sage nicht zu nahe kommen, weil sie gefählich sei.
  • Eine Sage der Heimbacher Burg (Kr. Düren) und eine Sage aus Dürwiß (Kr. Aachen) berichten von Juffern, welche Obstdiebe von den Bäumen schütteln, diese vertreiben und dann laut jauchzen und klatschen.
  • Die Juffer vom Hohenstein bei Eschweiler ist besonders schön gekleidet und trägt einen seidenen Schirm, ein silberbeschlagenes Totenbuch in der Hand sowie einen Blütenkranz auf dem Kopf. Man soll sie nicht ansprechen, sonst wird man in dem Buch notiert und muss noch im selben Jahr sterben.
  • Die Juffer von Jüngersdorf (Kr. Düren) trägt ein schwarzes Gewand wie in Trauer, und ihr Angesicht verhüllt ein lang herabwallender, schwarzer Schleier. Andere sind halb weiß und halb schwarz gekleidet.
  • Bei Kall (Kr. Euskirchen) geistern Juffern in dem Waldgebiet Kindshardt, wo man jedoch noch keine Matronensteine fand. Bei einem dortigen römischen Kanal und der Stolzenburg wird von drei Juffern erzählt, welche sich in der Urft spiegeln und Vorbeiziehenden den Tod bringen.
  • In Köln auf der Hochstraße nahe am Severinstor spukt eine vornehme, wunderschöne, reich gelockte, sehr hoch gewachsene Dame und begegnet nächtlichen Wanderern. Sie ist stumm und ihre Umarmung bringt den Tod innerhalb weniger Tage.
  • In Merzenich (Kr. Düren) berichtet ein Bauer von drei tanzenden Juffern, die eines Mittags lachend und sich an den Händen fassend auf seinem Haferfeld im Kreise tanzen.
  • Die Juffern von Nettersheim (Kr. Euskirchen) sitzen in mondhellen Nächten dort, wo Schleifbach und Wellerbach in die Urft fließen. Oberhalb dieser Stellen liegt ein Matronentempel.
  • Bei Scherpenseel (Eschweiler) (Kr. Aachen) soll eine weiße, Tod bringende Juffer in einem alten Baum hausen. Sie tritt um Mitternacht heraus, geht zur Gressenicher Mühle und kehrt in den Baum zurück.
  • In Türnich (Rhein-Erft-Kreis) wird von einer in der sog. “Juffernbuche“ hausenden Juffer berichtet, die Sonne und Mond liebt und mitternachts, mittags oder zur Dämmerung erscheint.

Weitere Juffernsagen gibt es in und bei Bonn, in Derichsweiler (Kr. Düren), Gürzenich (Kr. Düren), Hehlrath (Kr. Aachen), Mechernich (Kr. Euskirchen), Nörvenich (Kr. Düren) und Weisweiler (Kr. Aachen) sowie bei Bedburg (Rhein-Erft-Kreis), bei Gey (Kr. Düren), bei Hambach (Kr. Düren), bei Satzvey (Kr. Euskirchen), bei Köln-Wahn und zwischen Euchen und Bardenberg bei Würselen (Kr. Aachen).

Denkmäler

In Geilenkirchen (Kreis Heinsberg) erinnert eine moderne Brunnenplastik des Aachener Bildhauers Bonifatius Stirnberg an die "Haihover Juffer".

Literatur

  • Cramer, Dr. Franz: Römischer Matronenkultus im Spiegel der Volksüberlieferung. In: Eifelkalender 1936, Seite 29.
  • Cremer, M.: Was sich die Leute an der Erft erzählen. In: Erftbote 1951, Seite 74 bis 76.
  • Guthausen, Karl: Sagen und Legenden aus Eifel und Ardennen, Band 2 (Aachen 1994).
  • Hoffmann, Heinrich: Zur Volkskunde des Jülicher Landes. 1. Teil: Sagen aus dem Rurgebiet (Eschweiler 1911) und 2. Teil: Sagen aus dem Indegebiet (Eschweiler 1914).
  • Kurs, A.: Sagen- und Legendenbuch (Köln 1881).
  • Lange, Sophie: Göttliche Matronen, heilende Marien und sagenhafte Juffern. In: Schriftenreihe des Eschweiler Geschichtsvereins, Nr. 12 (Eschweiler 1991).
  • Roggendorf, H.: Mechernich: Altes und Neues zur Heimat- und Pfarrgeschichte (Köln 1929).

Wikipedia

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