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Letzte Änderung für Artikel Schevenhütte: 19.02.2006 13:06

Schevenhütte

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Schevenhütte ist seit 1972 östlichster Ortsteil von Stolberg (Rhld.) im Kreis Aachen und gehörte vorher zur Gemeinde Gressenich. Erste Postleitzahl war 5181 Schevenhütte (über Eschweiler), nach der Eingemeindung 5190, seit 1993 52224 Stolberg(-Schevenhütte).

Geschichte

28. Oktober 1525 erste urkundliche Erwähnung durch Herzog Johann III von Kleve-Jülich-Berg

1800 gehört Schevenhütte zum Kanton Eschweiler im Département de la Roer

1815 gehört Schevenhütte zum preußischen Kreis Aachen im Regierungsbezirk Aachen

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Mit Datum vom 28. Oktober 1525 schreibt die Amtsstube des Jülicher Herzogs Johann III von Kleve-Jülich-Berg (1490 – 1539) seinem Amtmann in Düren sinngemäß: „Wir haben Kerstgen Johaes, wohnhaft auf der Schevenhütte den Befehl gegeben, etliche Kugeln für unser Geschütz zu gießen.“

"Johann Herzouch zu Cleve zu Guylge zu dem Berge Grave zu der Marck unnd zu Rawennberg Gude vrunt wir Hain Kerstgen Johaes wonhafftich uff scheyver Hutte bevelh gedain etlige loeder zo unnserm geschutz zo geyssen Bevelhen dir dattu eme vorderlich und behulfflich syn wils houlz koelen und anders des eme dar zo van noeden vur seyn gelt zu erlangen, verhin wir unns zu Dur[en] gegeven zu Hambach uff heut Simon und Juden [Judas] dach Anno 1525" (Paläographie von Agi Sauer)

In eine neue Form übersetzt lautet das also:

"Johann Herzog zu Cleve zu Jülich zu Berg, Graf zu der Mark und zu Ravensberg Guter Freund. Wir haben Christian Johaes wohnhaft auf der Schevenhütte den Befehl gegeben Kugeln für unsere Geschütze zu gießen. Wir befehlen dir, daß du ihm hierbei förderlich und hilfreich bist und ihm Holzkohle und andere Dinge die er benötigt für sein Geld beschaffst. Von uns bekundet zu Düren und Hambach, heute auf Simon und Judas Tag Anno 1525."

Als dieser Auftrag erteilt wurde, betrieben die Eifeler Reidmeister schon fast 2 Jahrhunderte Eisenguß mittels Hochöfen. Im 14. Jahrhundert verdrängte diese Technik das Rennfeuer, und zwecks Nutzung der Wasserkraft zogen die Hütten von den Höhen in die Täler. Dieser Trend, der zu bekannten und früh dokumentierten Hüttengründungen wie z. B. Eisenschmitt und Eiserfey bereits Anfang und Mitte des 14. Jahrhunderts führte, muß auch in Schevenhütte zu diesem Zeitpunkt stattgefunden haben. Die Anfänge in Schevenhütte gehen aber noch weiter zurück: Ausgrabungen belegen, daß schon in der Eisenzeit in der Eifel Eisen verarbeitet wurde. Die erste Verhüttungsanlage nördlich der Eifel entstand im 7. Jahrhundert vor Christus in Hillesheim; bei Bitburg findet sich eine Eisenschmelze, in der zur Römerzeit in fast schon industriemäßiger Weise das Metall geschmolzen und verarbeitet wurde. Neben Ausgrabungen zweier Schutzanlagen aus der Eisenzeit und der karolingischen Zeit (8./10. Jahrhundert) wurden kurz vor Fertigstellung der Wehebachtalsperre mindestens 7 Schmelzöfen aus römischer Zeit im Tal der Wehe identifiziert.

Als zwischen dem 11. und 15. Jahrhundert aufgrund verschiedener Katastrophen und Seuchen die Bevölkerung in Deutschland um ca. 30% zurückging, kam es zum Preisverfall von landwirtschaftlichen Produkten und erheblichen Preissteigerungen bei handwerklichen Produkten. Die rasch wachsenden Städte hatten auf diese Entwicklung einen erheblichen Einfluß, denn sie waren die Hauptabnehmer dieser gewerblichen Produkte und forderten den ländlichen Eisenbetrieben immer größere Produktionsmengen ab. Diese Entwicklung wurde frühzeitig von den Reidmeistern erkannt. Wurde anfänglich Eisen vor Ort vom Schmied in einem Rennofen vermutlich selbst für den Eigenbedarf hergestellt und anschließend bis zum Endprodukt verarbeitet, muß sich um die Zeit der Städtebegründungen der Wandel zur Spezialisierung ergeben haben. Die Reidmeister mit ihren speziellen Kenntnissen führten somit im 14. Jahrhundert die Massenherstellung von Eisen ein. Bei den frühen Eisengewinnungsverfahren wurde Eisenerz mit einem Eisengehalt von bis zu 40 % nach dem Rennfeuerverfahren verarbeitet. Die Rennfeueröfen bestanden meist aus Gruben (Rennherde) oder einfachen Schachtöfen (Rennöfen, ca. 1 Meter hoch), die aus Lehm oder Steinen errichtet wurden. Die Erze wurden mit glühender Holzkohle und natürlichem Luftzug bzw. Luft aus dem Blasebalg reduziert. Versuche ergaben, daß zur Gewinnung von einem Kg Eisen ca. 30 Kg Holzkohle erforderlich waren. Das reduzierte Eisen (Renneisen) sammelte sich am Boden des Ofens in Form von Luppen, d. h. als feste bis teigige Eisenklumpen, die noch stark mit Schlacke versetzt waren. Aus der eisenreichen Schlacke wurde die Eisenkügelchen ausgelesen, erneut erhitzt und anschließend so lange gehämmert, bis das schmiedbare Roheisen ausreichend von der Schlacke und der restlichen Holzkohle gereinigt war und weiterverarbeitet werden konnte. In diesen Öfen wurden nur Temperaturen von ca. 1200 Grad C erreicht, Eisen schmilzt aber bei 1539 Grad C. Das Erz schmolz nicht, es „zerrann“ (daher die Bezeichnung Rennofen).

In Schevenhütte waren die Voraussetzungen für Eisenerzeugung gut. Erze wurden entweder vor Ort gefunden oder kamen aus nicht weit entfernten Förderungsstätten wie z. B. Vicht, Zweifall oder Gressenich. Holz aus den umliegenden Wäldern für die Herstellung der Holzkohle war reichlich vorhanden. Wasser zum Betrieb der Hämmer und Blasebälge spendete der Wehebach, und ein uralter Verkehrsweg durch den Ort ermöglichte den An- und Abtransport.

Auch Arbeitskräfte waren vermutlich reichlich vorhanden: neben Fachkräften beschäftigten die Reidwerke (“Reiten” bedeutete “zurüsten”, “fertigmachen”, “¨zubereiten”) und ihre Nebenbetriebe auch eine große Anzahl ungelernter Arbeiter für die Holzkohle- und Erzgewinnung sowie den Transport dieser Güter. Es ist anzunehmen, daß die Landbevölkerung diesen Arbeiten wegen der verfallenden Preise für die Agrarproduktion gerne nachging, um den Lebensunterhalt zu sichern. Die Reidmeister hatten die Kontakte zu den Absatzmärkten und insbesondere zur Obrigkeit, die diese neue Einkommensquelle gerne sah und diese positive Entwicklung tatkräftig unterstützte. Die Einnahmen aus den Reid- und Hammerwerken war eine willkommene Ergänzung der Finanzen, die aufgrund schrumpfenden ländlichen Abgaben sehr gelitten hatten.

Diese Entwicklung hatte aber auch Schattenseiten. Mit Erfindung der neuen Hochöfen stieg der Energiebedarf der Eisenhütten rapide an: um 15 Kg Eisen zu gewinnen, mußten nun 23 Kubikmeter Holz verfeuert werden! Ganze Wälder wurden von den Köhlern in kurzer Zeit verkokelt, und schon damals versuchten einsichtige Landesherren per Erlaß, den Raubbau der natürlichen Ressourcen einzuschränken. Die Reid- und Hammerwerke waren auf die Nutzung der Wasserkraft angewiesen und konnten nur in regenreichen Monaten produzieren, Hochwasser und starker Frost führte oft dazu, daß nicht mehr gearbeitet werden konnte.

Die Hammerwerke befreiten mit den schweren, mechanisch arbeitenden Auswurf- oder Rohstahlhämmern die im Stückofen aus Eisenerz und Holzkohle zusammengeschmolzenen Rohlinge von Schlacken. Später wurden die Hämmer auch zum Recken und Breiten von Rohmaterial benutzt und brachten so die gewonnenen Rohlinge in die gewünschte Form.

Im Jahr 1895 verfasste der Pfarrer Anton Bommes einen Aufsatz mit dem Thema „Zur Geschichte des Ortes Schevenhütte im Landkreis Aachen“. Dort heißt es: „ ... von denen noch zwei bis jetzt teilweise erhalten sind, der eine am sogen. Hammer nördlich und der andere am Joaswerk südlich am Eingang des Ortes.“ Und weiter: „Jedoch waren noch bis zum Jahr 1849 zwei Eisenhämmer zum Schmieden des Eisens, welche von der Wasserkraft des Wehebaches angetrieben wurden, in Betrieb; desgleichen ein Eisenschmelzofen mit Giesserei bis zum Jahre 1870, der in der Mitte des Dorfes auf dem sogen. „Hüttenplatz“ (heute gegenüber der Gaststätte „Waldfriede“) stand und im Jahre 1889 niedergelegt wurde“.

1735 beschickte der britische Hüttenfachmann Abraham Darby (1711 – 1763) erstmals einen Hochofen mit Koks zur Reduzierung des Eisenoxids, nachdem er ein Verfahren zur Verkokung (Kohleentgasung) entwickelt hatte. So konnte Eisen mit der wesentlich preiswerteren Steinkohle produziert werden. Raubbau an den Wäldern mit der daraus resultierender Verknappung des Energieträgers Holzkohle und erhöhte Transportkosten waren weitere Gründe für den Niedergang der hiesigen Eisenindustrie. Die Übernahme des Rheinlandes durch Preußen 1815 mit dem dadurch bedingten Verlaust von Absatzmärkten haben wohl ebenfalls dazu beigetragen.


Auch Heinrich (Henri) Hoesch III (1800-1879) – seine Familie gründete den späteren Weltkonzern – besaß Anteile an der „Schevenhütte“, die sich gegenüber der heutigen Gaststätte „Waldfriede“ befand. Seine Nachfahren versuchten, die Reste der alten Hütte samt Grundstück für den geplanten Kirchenneubau in Schevenhütte zu verkaufen. Ausgeschlossen vom geplanten Verkauf war das große eiserne Rad, das Wehr sowie die ganze bis dahin besessene Wasser-gerechtsame.


Johannes Tilman Joseph Esser (1782-1855) war der letzte Reidmeister von Schevenhütte. Er sah die Abwanderung und den Niedergang der heimischen Hütten- und Hammerwerke zu den großen Kohlefundstätten und den ergiebigeren Erzlagern.

Als Esser um die Mitte des 19. Jahrhunderts den Kampf um die Durchhaltung des Hüttenwerkes aufgeben mußte, verblieb ihm die Gießerei, zu deren Erhaltung er wieder außerordentliche Anstrengungen machte.

"Wehrmeisterei" war ein Waldgebiet bei Düren, dessen Grenze von Jüngersdorf, Derichsweiler, Kreuzau, Bergstein, Vossenack, Roter Wehe und Wehe bis wieder nach Langerwehe verlief. Der Verwalter, oder Teilverwalter dieses Gebietes wurde Wehrmeister genannt. Wehrmeister ist eine Amtsbezeichnung. Er war nicht für Verteidigungaufgaben zuständig. Lt. Dr. Franz Heidbüchel dürfte die Bezeichnung Wehrmeister wohl eher aus dem Begriff Gewähr (also eigentlich “Währmeister”) herzuleiten sein. Der Wehrmeister wurde durch 12 Erbförster unterstützt.

Doch zurück zur ersten urkundlichen Erwähnung des Ortes Schevenhütte: Der interessierte Leser mag sich fragen, warum die erste Erwähnung erst 1525 stattfindet?

Die ersten noch erhaltenen Wehrmeisterei-Rechnungen stammen aus diesem Jahr. Sie befinden sich zum großen Teil im Hauptstaatsarchiv Düsseldorf.

Die Schevenhütter Eisenproduktion wird bereits im ersten Rechnungsjahr genannt und hatte da schon so einen guten Ruf, daß der Herzog sie für die Waffenherstellung in Betracht zog. Somit muß der Ort schon wesentlich früher existiert haben; wäre die Wehrmeisterei bereits wesentlich früher entstanden, fänden sich in den Archiven mit Sicherheit Urkunden über ein „älteres“ Schevenhütte.

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