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Letzte Änderung für Artikel Geschichte der Juden in Ostfriesland: 01.02.2006 17:37

Geschichte der Juden in Ostfriesland

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Die Synagoge in Emden
Die Synagoge in Emden

Die Geschichte der Juden in Ostfriesland umfasst einen Zeitraum von ca. 400 Jahren von ihren Anfängen im 15. Jahrhundert bis zu ihrem Ende 1942.

Inhaltsverzeichnis

Mittelalter

Seit dem Mittelalter lebten Juden im Weser-Ems -Gebiet und bereits vor 1550 ließen sich die ersten Juden in Emden nieder. In der Grafschaft Ostfriesland besaß zunächst die Stadt Emden das Recht, Judenschutzbriefe auszustellen. Anschließend wurden in allen ostfriesischen Städten und einigen Flecken Synagogengemeinden gegründet, wie Aurich ( 1636 ), Bunde ( 1670 ), Dornum ( 1717 ), Emden ( 1571 , erste indirekte Hinweise auf 1530 ), Esens ( 1637 ), Jemgum ( 1604 ), Leer ( 1611 ), Neustadtgödens ( 1639 ), Norden ( 1577 ), Weener ( 1645 ) und Wittmund ( 1637 ). Ab 1833 gab es dann auch eine Synagogengemeinde auf Norderney. Während des Mittelalters und der frühen Neuzeit war Ostfriesland das einzige Gebiet in Nordwestdeutschland, welches Juden duldete. Oldenburg mussten sie infolge der Pestepidemie von 1349 / 50 verlassen und Wildeshausen 1350 , nachdem sie der Brunnenvergiftung beschuldigt wurden. Erst Ende des 17. Jahrhunderts durften sie sich dort wieder niederlassen.

Geleitet wurde die jüdische Gemeinde durch das Landesrabbinat in Emden, welches auch für Osnabrück zuständig war. Geistliches Oberhaupt war der Landesrabbiner. In den einzelnen Gemeinden verwalteten gewählte Vorsteher alle Angelegenheiten des Synagogen-, Schul- und Armenwesens. Das religiöse Leben wurde in den kleineren Gemeinden in der Regel vom jüdischen Lehrer geprägt. Er war beim Gottesdienst in der Synagoge auch als Vorbeter tätig und sorgte als Schächter für koscheres Fleisch. Den Juden in Ostfriesland war es verboten, als Handwerker oder Bauern zu arbeiten, weshalb sie in der Regel als Händler oder Schlachter tätig waren. Dies führte dazu, dass Märkte ohne jüdische Händler, Schlachter und Viehhändler undenkbar waren, obwohl der Anteil der Juden an der ostfriesischen Bevölkerung nur 1% betrug. Die meisten Juden in Ostfriesland lebten in einfachen und durchschnittlichen Verhältnissen.

30-jähriger Krieg

Der Dreißigjährige Krieg sicherte kapitalkräftigen Juden durch den ständig wachsenden Geldbedarf der Kriegsparteien zwar einerseits ein Bleiberecht, belastete sie andererseits aber auch in einem bis dahin unbekannten Ausmaß. Die Liste ihrer finanziellen Verpflichtungen war lang. 1629 zahlten die Emder Juden (als Vertreter der jüdischen Gemeinden Ostfrieslands) 180 Gulden Schutzgeld im Jahr, 200 Gulden Torfgeld sowie etwa 2000 Gulden an diversen Verbrauchssteuern, insgesamt also 2580 Gulden. Hinzu kamen noch Mietzins, Heiratsgelder, außerordentliche Abgaben an den Landesherrn: 4 Gulden Schutzgeld pro Haushalt plus 150 Reichstaler Antrittsgeld. Insgesamt war die Lage in Ostfriesland aber bis 1744 im Vergleich zu anderen Gebieten relativ komfortabel. So gestattete man der jüdischen Gemeinde von Emden sogar, ihren Friedhof innerhalb der Stadtmauern anzulegen ( 1700 ), was auf eine relative Anerkennung hinweist, auch wenn sie bis ins 19. Jahrhundert ohne Bürgerrechte leben mussten und unter Sondergesetzen litten.

bis 1933

Nach 1744 und der Einverleibung Ostfrieslands in das Königreich Preußen verschlechterte sich die rechtliche und wirtschaftliche Lage der ostfriesischen Juden. Eine erschreckende Verarmung begann, so dass fast die Hälfte der Emdener Juden von der Armenunterstützung lebten. Während der Napoleonischen Zeit von 1806 - 1815 waren die Juden erstmals den übrigen Bewohnern gleichgestellt. Dies wurde jedoch während der Hannoveraner Zeit ( 1815 - 1866 ) sogleich wieder revidiert und die Juden mussten abermals Einschränkungen hinnehmen. Bis 1870 brachten neue Gesetze schließlich die Bürgerrechte auch für Juden in Ostfriesland. Die letzten (rechtlich) trennenden Gegensätze wurden bis zum Ende des Ersten Weltkrieges abgebaut. Nun konnten (und wurden) die ostfriesischen Juden in die Stadträte gewählt werden oder Mitglied eines Vereins werden.

In den 20er Jahren stachelte Pastor Ludwig Münchmeyer aus Borkum mit antisemitischen Hasstiraden das Publikum auf, und die aus der Arbeiterschaft bzw. dem Handwerk stammenden Agitatoren fanden aufgrund ihrer beruflichen wie sozialen Nähe zum Proletariat vor allem in den größeren Orten gute Resonanz. Dies führte auch in Ostfriesland zur Bildung zionistischer Gruppen , die ihre Zukunft in Palästina sahen.

Nationalsozialismus

Die überwältigende Mehrheit der Juden blieb jedoch in Ostfriesland und war ab 1933 der Verfolgung durch die Nationalsozialisten schutzlos ausgeliefert. Ostfriesland ist dabei ein Spiegel der Ereignisse im übrigen Deutschen Reich . Zunächst wurden jüdische Geschäfte boykottiert und Juden aus den Vereinen ausgeschlossen. Der nächste Schlag war die “ Reichskristallnacht ” vom 9. auf den 10.11. 1938 . Die Synagogen in Ostfriesland wurden vom aufgebrachten Mob niedergebrannt. Erhalten ist heute nur noch die Synagoge von Dornum, welche am 7. November 1938 an einen Tischler verkauft wurde. Alle Juden wurden zusammengetrieben und verhaftet, Frauen und Kinder jedoch bald wieder entlassen. Die männlichen Juden verschleppten die Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Sachsenhausen . Die jüdischen Gemeinden waren nun nicht mehr Körperschaften öffentlichen Rechts , sondern wurden nun als “jüdische Kultusvereinigungen e.V.” in das Vereinsregister eingetragen. Im Februar 1940 befahl die Gestapo schließlich allen Juden, bis zum 1. April des Jahres Ostfriesland zu verlassen. Die ostfriesischen Juden mussten sich andere Wohnungen innerhalb des deutschen Reiches (mit Ausnahme Hamburgs und der Linksrheinischen Gebiete) suchen. Ostfriesland wurde für judenfrei erklärt und war es de facto auch. Reste der jüdischen Bevölkerung konnten im jüdischen Altersheim in Emden ihr Leben fristen, bis auch sie 1942 deportiert wurden.

nach 1945

Viele Juden aus Ostfriesland waren bis zum Ende des zweiten Weltkrieges emigriert, der Großteil wurde aber von den Nationalsozialisten und ihren Helfershelfern umgebracht. Eine genaue Zahl der Ermordeten ist nicht zu ermitteln, man kann aber von einer Zahl von 1000 getöteten Juden in Ostfriesland ausgehen, was etwa die Hälfte der 1925 in Ostfriesland gezählten Juden (2146) bedeutet. Die jüdische Bevölkerung (und mit ihnen die jüdische Kultur) ist jedoch mit dem Jahre 1942 zu Ende. Heutzutage gibt es keine jüdische Bevölkerung mehr in Ostfriesland.

Siehe auch

Literatur

  • Herbert Reyer, Martin Tielke (Hrsg): Frisia Judaica. Beiträge zur Geschichte der Juden in Ostfriesland (Aurich 1988) [ ISBN 3-925365-40-0 ]
  • Werner Teuber: Jüdische Viehhändler in Ostfriesland und im nördlichen Emsland 1871 - 1942 . Eine vergleichende Studie zu einer jüdischen Berufsgruppe in zwei wirtschaftlich und konfessionell unterschiedlichen Regionen(Cloppenburg 1995)
  • Ostfriesisches Kultur- und Bildungszentrum der Ostfriesischen Landschaft (Hrsg): Aus der Geschichte der Auricher Judengemeinde 1592 - 1940 , Bde 1 und 2 (Aurich 1982 / 4. Aufl.)
  • Horst Reichwein: Die Juden in der ostfriesischen Herrlichkeit Dornum (1662-1940), (Dornum 1995) [ ISBN 3-931641-03-1 ]
  • Horst Reichwein: Steinerne Zeugen jüdischen Lebens in Dornum (Dornum 1994)
  • Marianne Claudi, Reinhard Claudi: Die wir verloren haben. Lebensgeschichten Emder Juden (Aurich 1988), [ ISBN 3-925365-31-1 ]
  • Lina Gödeken: Rund um die Synagoge in Norden (Aurich 2000), [ ISBN 3-932206-18-5 ]
  • Herbert Obenaus (Hrsg.), Historisches Handbuch der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen und Bremen [ ISBN 3-89244-753-5 ]
  • Das Ende der Juden in Ostfriesland, Katalog zur Ausstellung der Ostfriesischen Landschaft aus Anlaß des 50. Jahrestages der Kristallnacht, Verlag Ostfriesische Landschaft, Aurich 1988 [ ISBN 3-925365-41-9 ]

Weblinks

Wikipedia

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