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Letzte Änderung für Artikel Berliner Bestattungswesen: 12.02.2006 07:49

Berliner Bestattungswesen

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Anders als in vielen anderen Großstädten der Welt konzentriert sich die Entwicklung des Bestattungswesens in Berlin nicht auf einzelne, meist zentrale, Großfriedhöfe, wie man sie etwa in Paris, London oder New York findet, sondern verteilt sich über etwa 200 mehr oder weniger große Friedhöfe und Kirchhöfe im gesamten Berliner Stadtgebiet. Diese Verteilung ergibt sich aus der historischen Entwicklung Berlins, welches aus mehreren kleineren Siedlungskernen zu einer großen Stadt verschmolzen ist.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung der christlichen und städtischen Begräbniskultur in Berlin

Frühe Entwicklung der Kirchhöfe

Parochialkirchhof
Parochialkirchhof

Die ältesten Grabanlagen, etwa der 1705 angelegte Kirchhof an der Parochialkirche in der Klosterstraße , lagen direkt im Bereich der zugehörigen Kirchen. Im 18. und 19. Jahrhundert verlagerten die Kirchengemeinden die Kirchhöfe in die Gebiete außerhalb der Stadtmauern, wo in einigen Abschnitten große Ansammlungen von Kirchhöfen entstanden. Zu diesen gehören die Friedhöfe vor dem Halleschen Tor, die seit 1735 genutzt wurden oder der Dorotheenstädtische Friedhof im heutigen Mitte seit 1763. Außerdem im weiteren Zeitverlauf die Friedhöfe an der Bergmannstraße sowie die Kirchhöfe an der Hermannstraße im heutigen Neukölln . Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts gab es allerdings nur kirchliche Friedhöfe.

Anlage städtischer Friedhöfe ab 1800

Um 1800 wurde in der Friedensstraße im heutigen Friedrichshain der erste städtische Friedhof angelegt. Es handelte sich dabei um einen Armenfriedhof, der vor allem die Toten aus den nahe gelegenen Armenhäusern aufnehmen sollten, die vornehmlich an ansteckenden Krankheiten wie Tuberkulose oder Cholera starben.1828 folgte mit dem Wedding-Acker im heutigen Wedding der zweite kommunale Begräbnisplatz – heute befindet sich auf dem 1878 geschlossenen Friedhof der älteste Urnenhain Berlin mit eigenem Krematorium (1912), der 1910 eröffnet wurde. 1881 erfolgte der Bau des heute als Sozialistenfriedhof bekannten Friedhofs Friedrichsfelde, auch dieser diente vor allem als Armenfriedhof um die konfessionellen Friedhöfe zu entlasten und zugleich Geld zu sparen. Bereits elf Jahre nach der Eröffnung dieses Friedhofs war er zu drei Vierteln belegt.

Um 1894 gab es auf dem Gebiet des späteren Groß-Berlin bereits 79 Friedhöfe mit einer Gesamtfläche von fast 400 Hektar. Vor allem für den Friedhof in Friedrichsfelde wurden Leichensammelstellen in der Stadt eingerichtet, von denen die Leichen meistens nachts mit der Bahn zum Friedhof transportiert wurden. Solche Sammelstellen fand man beispielsweise an der Friedensstraße und später auch am Ostbahnhof .

Durch das rapide Bevölkerungswachtum und die schnelle Zunahme der bebauten Fläche Berlins in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auch die vormals außerhalb der Stadt liegenden Friedhöfe in die Bebauung integriert. Wiederum entstand der Bedarf, Großfriedhöfe außerhalb Berlins anzulegen und so für die Unterbringung der Leichen zu sorgen. 1908 und 1909 wurden durch die Berliner Stadtsynode der Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf sowie ein weiterer in Ahrensfelde angelegt.

Feuerbestattung

Im Jahr 1911 wurde in Preußen die Feuerbestattung erlaubt. Bereits im 19. Jahrhundert hatten sich mehrere hochrangige Mediziner für eine Feuerbestattung ausgesprochen, darunter der Oberstabsarzt Johann Peter Trusen 1855 mit seinem Buch „Die Leichenverbrennung, die geeignetste Art der Totenbestattung“ und Rudolf Virchow um 1875, der in mehreren Reden und Ansprachen vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin den Hygieneaspekt der Feuerbestattung herausstellte:

„Vom Standpunkt der öffentlichen Gesundheitspflege wäre doch nichts erwünschter, als wenn unsere Sitte im ganzen sich dahin richten wollte, daß die Verbrennung Regel würde, denn daß die zunehmende Anhäufung von Verwesungsstätten, welche die großen Städte wie einen Kranz umgeben, welche das Erdreich mit unreinen Stoffen erfüllen, welche das Erdreich weit und breit und die Unwässer verunreinigen, daß das kein Zustand ist, der sich mit der öffentlichen Gesundheit verträgt, liegt auf der Hand.“ (nach Bernd Siegmund, Berlinische Monatsschrift 11/97)

Vor allem in Italien wurden die technischen Möglichkeiten geschaffen, die am 22. Januar 1876 zum Bau des weltweit ältesten Krematoriums führten. Dies basierte auf der Regenerativ-Gasverbrennung von Friedrich Siemens, mit der er 1874 in Dresden seine ersten erfolgreichen Versuche durchführte. Weitere Arbeiten in Preußen wurden verboten, da gesetzlich nur die Erdbestattung bekannt und erlaubt war. Im Februar 1876 fand die erste Leicheneinäscherung im modernen Sinn in Mailand statt. Die Idee und die Ergebnisse der ersten Leichenverbrennungen verbreiteten sich vor allem durch internationale Kongresse in Florenz (1869), Rom (1871), Dresden (1876), Berlin (1890), Budapest (1894) und schließlich in Brüssel zur Weltausstellung 1910 und nochmals in Dresden zur Weltausstellung für Gesundheitspflege (1911). Gegner der Idee nutzten vor allem religiöse Vorbehalte und verwiesen auf die gesellschaftliche Tradition, aber auch wirtschaftliche Interessen wurden ins Feld geführt.

In Deutschland wurde das erste Krematorium in Gotha erbaut und die erste Verbrennung erfolgte 1878, bis 1907 wurden dreizehn weitere auf deutschem Boden gebaut und in diesem Jahr erfolgte der Bau des ersten preußischen Krematoriums in Hagen, das aber erst 1912 erstmalig benutzt werden durfte. Seit 1891 war es in Preußen zwar erlaubt, die Urnen von Leichen zu bestatten, die außerhalb der Grenzen verbrannt wurden, auf preußischem Gebiet war die Verbrennung dagegen weiterhin verboten. Erst am 20. Mai 1911 wurde der „Gesetzentwurf betreffend Feuerbestattung“ mit der knappen Mehrheit von zwei Stimmen im Abgeordnetenhaus und nur einer Stimme im Herrenhaus verabschiedet und zum 14. September 1911 veröffentlicht. Damit war Preußen der letzte deutsche Staat, der die Feuerbestattung einführte und am 16. September 1912 erfolgte die erste Verbrennung in Hagen.

In Berlin wurde am 24. November 1912 das erste Krematorium auf dem Urnenfriedhof im Wedding eröffnet, das bereits beim Bau der Urnenhalle 1910 geplant war. Dieses dritte preussische Krematorium galt als größte Leichenverbrennungsanlage Europas. Am 20. Juni 1913 wurde in Baumschulenweg an der Kiefholzstraße das zweite Berliner Krematorium eröffnet und nach siebenjähriger Bauzeit, verzögert durch den 1. Weltkrieg und die darauf folgende Inflation, öffnete ein drittes in Wilmersdorf am 11. Mai 1922. Mit der Fertigstellung dieses Krematoriums wurden die Arbeiten an einem vierten geplanten in der Distelmeyerstraße eingestellt.

Entwicklung der jüdischen Begräbniskultur in Berlin

Auch die Friedhöfe der Jüdischen Gemeinde zu Berlin entwickelten sich mit dem Wachstum der Stadt. Anders als die christlichen Begräbnisstätten waren sie jedoch bereits im Mittelalter außerhalb der Stadt zu finden, da sie innerhalb des Stadtgebietes nicht geduldet wurden.

Frühe Begräbnisstätten

Die älteste Grabstätte entstand mit dem Juden-Kiewer Spandau , der erstmalig 1324 erwähnt wurde. Er gehört nicht den ansässigen Juden sondern der Stadt Spandau, die für die Nutzung und die Beerdigungen Geld nahmen. 1510 wurden die Juden aus der Mark Brandenburg und somit auch aus Berlin und Spandau vertrieben und der Juden-Kiewer abgeräumt. Die Grabsteine fanden später Verwendung im Bau der Spandauer Zitadelle (1520-1533).

Nach der Wiederansiedlung ab 1539 entstand wahrscheinlich ein neuer Friedhof an der ehemaligen Judengasse, der heutigen Landwehrstraße, der bis zur erneuten Vertreibung 1571 genutzt wurde. Bis heute ist nicht ganz geklärt, wo sich der Friedhof genau befand. Nach der Beschreibung von Friedrich Nicolai „Grundriß der königlichen Residenzstädte Berlin“ von 1786 lag er zwischen den heutigen Straßen Landwehr-, Gerlach-, Georgenkirch- und Gollnowstraße. Auch ist es nicht sicher, ob der Friedhof tatsächlich genutzt wurde oder ob hier die Opfer der Judenverfolgungen von 1348, 1510 und 1571 begraben wurden.

Liste der Friedhöfe Berlins

  • Bezirk Reinickendorf:
    • Friedhof der Evangelischen Kirchengemeinde Sophien
      • Golgatha - Gnaden - St. Johannes-Evangelist , Holländerstraße 36 (seit 1893 )
  • Außerhalb des Stadtgebiets für Berliner Bürger angelegte Friedhöfe:
    • Südwestkirchhof der Berliner Stadtsynode in Stahnsdorf

Literatur

Allgemein

  • Alfred Etzold, Joachim Fait, Peter Kirchner, Heinz Knobloch: Die jüdischen Friedhöfe in Berlin. Henschel Verlag Berlin 1991, ISBN 3-362-00557-8
  • Klaus Hammer: Friedhofsführer Berlin. Jaron Verlag GmbH 2001, ISBN 3-89773-081-2
  • Cornelius Steckner: Museum Friedhof. Berlin: Stapp Verlag 1984 ISBN 3 87776 420 7
  • Klaus Konrad Weber, Peter Güttler, Ditta Ahmadi (Hrsg.): Berlin und seine Bauten. Teil X Band A: Anlagen und Bauten für die Versorgung (3) Bestattungswesen. Verlag von Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1981, ISBN 3-433-00890-6

Zitierte Quellen

  • Bernd Sigmund: Das erste Krematorium in Berlin, Berlinische Monatsschrift 11/1997

Weblinks

Wikipedia

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