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Letzte Änderung für Artikel Thurnauer Bockela: 13.02.2006 17:58

Thurnauer Bockela

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Thurnauer Bockela ist der Spitzname der ehemaligen Lokalbahn Bayreuth - Thurnau - Kulmbach.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Der erste Anlauf 1872-1878

Die Marktgemeinde Thurnau beantragte am 17. August 1872, die geplante Bahnline Forchheim - Hollfeld - Bayreuth nicht nach Bayreuth, sondern über Thurnau nach Kulmbach zu führen, sie über Nordhalben nach Eichicht zu verlängern und so die Strecke an die Bahnline nach Jena anzuschließen. Nachdem das Bahnprojekt Forchheim - Plankenfels- Bayreuth im Sommer 1877 in ein konkretes Planungsstadium eingetreten ist, modifizierte die Stadt Kulmbach und die Marktgemeinde Thurnau in einem gemeinsamen Antrag vom 18. Januar 1877 die 1872 beantragten Thurnauer Vorstellungen: Jetzt sollte die Bahn von einem Ort in der Nähe Hollfelds von der Bahnlinie Forchheim - Bayreuth abzweigen und dann über Hollfeld - Thurnau nach Kulmbach geführt werden. Die Generaldirektion der Königlich Bayerischen Verkehrsanstalten lehnte diese Vorstellungen aus betriebstechnischen Erwägungen heraus am 16. Mai 1878 entschiedend ab.

Erfolgloser zweiter Anlauf 1880

Nachdem der Einzelantrag der Marktgemeinde Thurnau, wenn auch später mit der Stadt Kulmbach verbündet, scheiterte, reichten die Landgemeinden des Kgl. Amtgerichtes Thurnau am 13. Oktober 1880 eine Petition an König Ludwig II. von Bayern ein, in der um die Errichtung einer Bahnlinie von Bayreuth über Thurnau, Weismain an die Bahnline München - Hof/Saale bzw. an die Bahnlinie Hochstadt - Stockheim - Eichicht gebeten wurde. Ziel war eine Einbindung Thurnaus in die Magistrale Böhmen - Thüringen, die von Eger über Kirchenlaibach und Bayreuth geführt werden sollte. Ludwig II. lehnte den Antrag ab, da die Bahnline nicht zum vordringlichen Bedarf gehöre.

Erfolg im dritten Anlauf

Etwa zehn Jahre später formierte sich ein "Lokalbahnkomitee Thurnau", das mit einem Gesuch vom 14. Januar 1891 das Staatsministerium des Königlichen Hauses und des Äußeren um eine Lokalbahn Bayreuth - Thurnau bittet. Dabei schlug das Lokalbahnkomitee eine Streckenführung über Drossenfeld - Langenstadt - Hutschdorf und Kasendorf vor. Fast gleichzeitig beantragte ein "Lokalbahnkomitee Kulmbach" am 8. März 1891 den Bau einer Lokalbahn Kulmbach - Hollfeld, die über Lanzenreuth, Thurnau, Kasendorf und Wonsees - also über die Fränkische Schweiz - geführt werden sollte. Nachdem die Krone nunmehr sehr offen für Eisenbahnprojekte ist, beauftragt sie die Generaldirektion der Königlichen Bayerischen Verkehrsanstalten, beide Streckenalternativen auf ihre Baukosten und Rentabilität hin zu untersuchen. Beide Streckenführungen blieben - im Groben und Ganzen - im Rennen. Auf Anregung des Kulmbacher Landtagsabgeordneten Wilhelm Meußdoerffer lädt die Generaldirektion sowohl das Lokalbahnkomitee Thrunau als auch das Lokalbahnkomitee Kulmbach am 20. Juli 1901 zu einer gemeinsamen Besprechung nach Kasendorf ein. Dort wurden beiden Komitees die Aufnahme einer Lokalbahn Bayreuth - Thurnau - Kulmbach in das nächste Lokalbahngesetz eröffnet. Beide Lokalbahnkomitees vereinigten sich spontan. Der Thurnauer Reichsgraf von Giech übernimmt den Ehrenvorsitz.

Rangeleien um den Streckenverlauf

An der genauen Streckenführung wurde dennoch einiges geändert. Bei einer Besprechung, zu der die Königlichen Bayerischen Staats-Eisenbahnen am 2. September 1903 die Lokalbahninteressenten nach Bayreuth eingeladen hatte, wurde die Linienführung endgültig festgesetzt. Die beiden wichtigsten Änderungen waren:

  • Die Gemeinde Melkendorf erreicht, dass die Lokalbahn über Melkendorf und nicht über Burghaid geführt wird.
  • Reichsgraf von Giech setzt einen Haltepunkt "Krumme Fohre" durch, mit dem seine Kalksandsteinfabrik Anschluss an das Bahnnetz erhält. Dafür schenkt er 43.000 m² Grund.

Bau

Nachdem das Lokalbahngesetz vom 10. August 1904 den Bau der Linie neben 29 weiteren Lokalbahnen genehmigte, erfolgt am 1. Mai 1907 auf der Teilstrecke Thurnau - Kulmbach und am 1. Februar 1908 auf der Teilstrecke Bayreuth - Thurnau der erste Spatenstich.

Der Abschnitt Thurnau - Kulmbach wurde am 11.Oktober 1908, der Abschnitt Bayreuth - Thurnau am 26. Juni 1909 eröffnet. Der öffentliche Verkehr wurde am 28. Juni 1909 aufgenommen.

Streckenführung

Die Strecke zweigte süd-östlich von Bayreuth Hbf von der Strecke Bayreuth - Nürnberg nach Süden ab und erreicht in einem großen Rechtsbogen den Bhf Bayreuth-Altstadt. Hier zweigte die Lokalbahn nach Hollfeld nach Westen ab. Über Heinersreuth und Altenplos erreichte die Strecke Neudrossenfeld. Hinter Neuenreuth begann der Anstieg durch den Limmersdorfer Forst und führte dann talwärts nach Thurnau dem früheren Streckenmittelpunkt. Über Krumme Fohre und Katschenreuth erreichte die Strecke schließlich Kulmbach.

Bahnhöfe und Haltepunkte Streckenkilometer Anmerkungen
Bayreuth-Altstadt 5,3 Anschluss an die Lokalbahn Bayreuth Hbf - Hollfeld
Herzoghöhe 7,1
Heinersreuth 9,7
Altenplos 13,0
Drossenfeld 16,0
Neuenreuth am Main 19,1
Limmersdorf 24,5 Anschluss an ein Holzwerk
Thurnau 26,3
Kasendorf 30,1
Krumme Fohre 33,1
Katschenreuth 37,0
Melkendorf 38,9
Kulmbach 42,2

Die Streckenlänge betrug 42,17 km, davon 5,34 km gemeinsame Strecke Bayreuth Hbf - Bayreuth - Altstadt. Größte Steigung: Nähe Limmersdorf 25,0‰; Fahrzeit Bayreuth - Altstadt - Thurnau: 72 min.

Kunstbauten

Drei größere Kunstbauten sind erwähnswert:

  • Kalkbruchsteinbrücke über den Mistelbach bei Bayreuth - Altstadt; Lichtweite: 18m;
  • Die Schmorrmühlbrücke über den Aubach bei der Schmorrmühle Thurnau: Zweibogenbrücke aus Beton. Lichtweite je Öffnung: 16m;
  • Brücke über den Roten Main bei Kaltschenreuth . Blechbalkenkonstruktion, Lichtweite: 25 m. Dazu zwei kleinere Flutbrücken.

Privatgleisanschlüsse

Gleisanschluss Streckenkilometer Anmerkungen
Forstgleis 17,5 1908-1910; Sondergleis für den Abtransport der durch den Nachtschmetterling Nonne verursachten Schädigung des Nutzholzes im Limmersdorfer Forst
Steinenhausen 37,6
Bayernwerk 39,2 Einrichtung vor 1960

Stilllegung

Seit 3. Juni 1973 ist der Personenzugverkehr auf dem Abschnitt Bayreuth - Thurnau eingestellt, ab 1. Januar 1983 auch der Güterzugverkehr. Die Gleisanlagen wurden bis zum 7. Dezember 1983 vollkommen zurückgebaut, die Gleisanlagen im Bahnhof Thurnau erheblich reduziert. Das Empfangsgebäude Thurnau und die dazugehörige Güterhalle wurden im Dezember 1985 abgebrochen, das Empfangsgebäude in Drossenfeld 1987.

Ebenso schnell wurden die beiden Einbogen-Steinbrücken im Stadtgebiet Bayreuth (über die Bamberger Straße direkt NW des Bhf Bayreuth-Altstadt und über die Adlerstraße) abgebrochen.

Die Strecke Bayreuth-Altstadt - Neudrossenfeld wurde am 3. Juni 1973 stillgelegt und relativ schnell abgebaut.

Am 3. September 1993 wurde auch das letzte Teilstück Kulmbach - Thurnau endgültig stillgelegt, nachdem das Stück Thurnau - Neudrossenfeld schon einige Jahre vorher (um ca. 1983) stillgelegt wurde, u.a. auch im Zuge des Neubaus der Ortsumgehung Neudrossenfeld der B85.

Heutige Verwendung der Trasse

  • Die Trasse zwischen Bayreuth-Oberobsang und Heinersreuth wurde zum Ausbau der B85 benutzt
  • Der überwiegende Rest wurde zum Rotmain-Radweg von Bayreuth nach Kulmbach umgebaut.

Kuriosa

Robert Zintl berichtet, dass die Lokalbahn deswegen scherzhaft als "Bockela" oder "Bockl" bezeichnet wurde, da mancher Zug "hie und da etwas eigenwillig bockte und stieß wie ein gereiztes Böcklein" (Robert Zintl: Bayreuth und die Eisenbahn, Bindlach 1992, S. 88).

Literatur

  • Robert Zintl: Bayreuth und die Eisenbahn. Bindlach: Gondrom 1992, ISBN 3-8112-0780-6

Weblinks

Wikipedia

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