Manfred von Killinger
Manfred Freiherr von Killinger (* 14. Juli 1886 auf Gut Lindigt (heute Teil von Nossen); â 2. September 1944 in Bukarest , Suizid) war ein deutscher Marineoffizier, FreikorpsfĂŒhrer , MilitĂ€rschriftsteller, Reichstagsabgeordneter , nationalsozialistischer Politiker und Diplomat.
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Leben
Der einer sĂ€chsischen Adelsfamilie entstammende Killinger begann eine militĂ€rische Laufbahn in der kaiserlichen Kriegsmarine. Als Kommandant eines Torpedobootes war er Teilnehmer an der Skagerrakschlacht . Der KorvettenkapitĂ€n schloss sich nach dem Ersten Weltkrieg der rechtsgerichteten Brigade Ehrhardt an und war als Befehlshaber der Ehrhardtschen Sturmkompanie an der Niederschlagung der MĂŒnchner RĂ€terepublik, am Sturm auf den St. Annaberg und am rechtsgerichteten Kapp-Putsch gegen die demokratisch gewĂ€hlte deutsche Reichsregierung maĂgeblich beteiligt. SpĂ€ter wurde er zum FĂŒhrer des Germanen-Ordens , der die terroristischen PlĂ€ne zur Ermordnung des Reichsfinanzministers Matthias Erzberger entwarf. Innerhalb der Organisation Consul und des Wikingbundes gehörte Killinger zu den FĂŒhrungskrĂ€ften.
Killinger, der seit dem Verbot des Wiking-Bundes im Jahre 1927 der NSDAP angehörte, war Reichstagsabgeordneter und Fraktionsvorsitzender der NSDAP im SĂ€chsischen Landtag, dem er von 1929 bis 1934 angehörte. Zugleich fungierte er als ObergruppenfĂŒhrer der SA in Sachsen.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Killinger am 10. MĂ€rz 1933 als Reichskommissar fĂŒr Sachsen eingesetzt, der auch die Leitung des sĂ€chsischen Innenministeriums (und damit der Polizei) ĂŒbernahm. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Absetzung des Dresdner OberbĂŒrgermeisters Wilhelm KĂŒlz. Seine FĂŒhrungsposition in Sachsen muĂte Killinger jedoch sehr rasch fĂŒr den sĂ€chsischen NSDAP-Gauleiter Mutschmann rĂ€umen, der im April 1933 zum " Reichsstatthalter " ernannt wurde. Am 6. Mai 1933 ernannte Mutschmann im Gegenzug seinen VorgĂ€nger und Rivalen Killinger, den er (noch) nicht völlig verdrĂ€ngen konnte, zum ihm unterstellten MinisterprĂ€sidenten von Sachsen.
Der sogenannte " Röhm -Putsch", dessen propagandistische Unterstellung im Juni/Juli 1934 die Verhaftung und Ermordung fast des gesamten FĂŒhrerkorps der SA auf Veranlassung von Hitler , Göring und Himmler legitimierte, zerstörte auch die sĂ€chsische SA-Machtbasis Killingers, der diese Mordaktion nur mit knapper Not ĂŒberlebte. Reichsstatthalter Mutschmann nutzte die neue Situation, um Killinger faktisch umgehend zu entmachten und ihn am 28. Februar 1935 auch formell als sĂ€chsischen Regierungschef zu entlassen und sich selbst aufgrund des Reichsstatthaltergesetzes vom 30. Januar 1935 durch Hitler zum Nachfolger ernennen zulassen.
GewissermaĂen "entschĂ€digt" wurde Killinger 1935 durch die Ernennung zum Mitglied des neugeschaffenen Volksgerichtshofes . Zugleich eröffnete sich ihm eine neue politische Karriere im AuswĂ€rtigen Dienst: Zwischen 1936 und 1938 war er zunĂ€chst deutscher Generalkonsul in San Francisco . Vom 29. Juli 1940 bis 19. Januar 1941 wirkte Killinger sodann als deutscher Gesandter im 1939 geschaffenen Vasallenstaat der Slowakei , anschlieĂend wurde er im Januar 1941 zum Gesandten in RumĂ€nien ernannt, wo er bis Sommer 1944 das BĂŒndnis zwischen Hitler und dem Diktator Marschall Ion Antonescu zu pflegen hatte. Von der Absetzung und Verhaftung Antonescus, die der rumĂ€nische König Michael I. im August 1944 vollzog, wurde der allmĂ€chtig scheinende deutsche Gesandte - eher "politischer Soldat" als versierter Diplomat - jedoch vollstĂ€ndig ĂŒberrascht. Zehn Tage spĂ€ter - unterdessen befand sich RumĂ€nien auf Seiten der Sowjetunion mit Deutschland im Kriegszustand - beendete der isolierte NS-Diplomat Killinger sein Leben durch Suizid . Nach neuen Forschungserkenntnissen spielte dabei auch eine Rolle, dass der Gestapo seine Verbindungen zu den WiderstĂ€ndlern des 20. Juli 1944 bekannt geworden waren.
Killinger bestĂ€tigte sich auch schriftstellerisch, allerdings auf literarisch wenig gehaltvolle und inhaltlich gewaltverherrlichende Weise. Einige seiner BĂŒcher erreichten nach 1933 mehrere Auflagen.
Werke
- Heiteres aus dem Seemannsleben, Dresden, 1923
- Ernstes und Heiteres aus dem Putschleben, MĂŒnchen, 6 Aufl. 1928 - 1941
- Das waren Kerle, Berlin 1932
- Die SA in Wort und Bild, Leipzig, 1933
- Der Klaubautermann, MĂŒnchen, 1936
Literatur
- Andreas Wagner: Mutschmann gegen von Killinger. Konfliktlinien zwischen Gauleiter und SA-FĂŒhrer wĂ€hrend des Aufstiegs der NSDAP und der Machtergreifung im Freistaat Sachsen, Sax-Verlag Beucha, 2001, ISBN 3-934544-09-6
- Bert Wawrzinek: Manfred von Killinger (1886-1944). Ein politischer Soldat zwischen Freikorps und AuswÀrtigem Amt, 2004 ISBN 3-920722-72-8
Weblinks
- Literatur von und ĂŒber Manfred von Killinger im Katalog der DDB
- Kurzbiografie zu Manfred Killinger (italienisch)
Weimarer Republik : Richard Lipinski |
Georg Gradnauer |
Wilhelm Buck |
Erich Zeigner |
Rudolf Heinze |
Alfred Karl Fellisch |
Max Heldt |
Wilhelm BĂŒnger |
Walter Schieck |
Nationalsozialismus : Manfred Freiherr von Killinger, Martin Mutschmann
DDR : Rudolf Friedrichs | Max Seydewitz
Bundesrepublik Deutschland : Kurt Biedenkopf | Georg Milbradt
Personendaten | |
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NAME | Killinger, Manfred Freiherr von |
ALTERNATIVNAMEN | |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Marineoffizier, FreikorpsfĂŒhrer, MilitĂ€rschriftsteller, Reichstagsabgeordneter, nationalsozialistischer Politiker und Diplomat |
GEBURTSDATUM | 14. Juli 1886 |
GEBURTSORT | auf Gut Lindigt (heute Teil von Nossen) |
STERBEDATUM | 3. September 1944 |
STERBEORT | Bukarest |
Kategorien : Mann | Deutscher | Politiker (3. Reich) | Freikorps-Mitglied | MinisterprÀsident (Sachsen) | NSDAP-Mitglied | Reichstagsabgeordneter | Diplomat | Geboren 1886 | Gestorben 1944
Wikipedia
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