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Letzte Änderung für Artikel Itzgründisch: 03.02.2006 00:17

Itzgründisch

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Itzgründisch ist ein mainfränkischer Dialekt , der in den Tälern der Itz und ihrer Zuflüsse Steinach , Röthen / Röden , Effelder und Grümpen gesprochen wird. Dieses Gebiet umfasst den Landkreis Sonneberg ohne das Sonneberger Oberland, den östlich der " Südhennebergischen Staffelung " liegenden Teil des Landkreises Hildburghausen und den Landkreis Coburg. Südlich des Coburger Landkreises vermischt sich das Itzgründische mit dem Bambergischen . Östlich der Coburger und Sonneberger Kreisgrenzen umfasst der oberfränkische Dialekt einen großen Teil des itzgründischen Gebietes. Das Oberfränkische liegt jenseits der sogenannten Bamberger Schranke , gehört also nicht zu den mainfränkischen Dialekten.

In dem kleinen Sprachraum südlich des Rennsteigs existiert das "Fränkische" (genauer das Ostfränkische) noch in einer sehr ursprünglichen Form. Auf Grund der isolierten Randlage dieser Gegend bis Ende des 19. Jahrhunderts und später während der deutschen Teilung haben sich bis heute viele sprachliche Eigenheiten erhalten. Wissenschaftliche Beachtung erfuhr das Itzgründische erstmals Mitte des 19. Jahrhunderts durch den Sprachforscher August Schleicher .

Inhaltsverzeichnis

Besonderheiten

Die Grammatik des Itzgründischen entspricht grundsätzlich den ostfränkischen Regeln (siehe unter Ostfränkische Dialektgruppe).

  • Sätze werden oft mit den Hilfsverben "tun" oder "können" und dem Partizip Perfekt formuliert. (Das Kind schreit. - "Des Kindla tut schrein." oder "Des Kindla ka fei g´schrei.")
  • Die Vergangenheitsformen werden fast immer in Partizip-Konstruktionen mit den Hilfsverben "sein" oder "haben" gebildet. (Da gingen wir hinein/Da sind wir hinein gegangen. - "Dou si´me nei (ge)ganga.") Im Norden des Dialektgebiets macht sich allerdings die Präterialgrenze bemerkbar, das heißt in den thüringischen Orten Judenbach oder Bockstadt wird die Vergangenheitsform einiger Verben bereits mit dem in den norddeutschen Dialekten üblichen Präteritum ausgedrückt, das im Ostfränkischen ansonsten unbekannt ist. In Sachsenbrunn, Lauscha und Brünn , die nahe am Rennsteig liegen und sich teilweise schon im ilmthüringischen Dialektgebiet befinden, ist bereits zu mehr als drei Viertel der Verben das Präteritum gebräuchlich.
  • Wenn ungehemmt in Mundart geplaudert wird, sind auch Satzkonstruktionen mit doppelter Verneinung zu hören, beispielsweise: "Wenn da kää Gald niä host, kaas da de fei nex gekeaf." (Wenn du kein Geld (nicht) hast, kannst du dir nichts kaufen.") oder "Doumit kaas da kää Ehr niä eigelech." (Damit kannst du keine Ehre (nicht) einlegen.)
  • Wie im Mainfränkischen üblich wird der Modalpartikel "fei" und die Verkleinerungsform -lein - -la (örtlich auch -le) sehr gern und häufig verwendet.
  • Um Sonneberg und Neustadt fallen die Diphthonge iä, ue und üä (nicht - niä, Beet - Biäd, Ofen - Uefm, Vögel - Vüächl) und die hintergaumige Aussprache von -ch wie in durch auf, beispielsweise in Sonneberg - Sumbarch, ärgern - archern und morgen - morchng. Andere Diphthongierungen liegen beispielsweise in den Wörtern Brot - Bruad, Hosen - Huasn, Hasen - Housn, heißen - heaßn oder schön - schööä vor.

(Anmerkung: Da es keine standardisierte Schriftform gibt, wird der Text durch "normale" Buchstaben ngenähert, von verschiedenen Autoren unterschiedlich. Im vorliegenden Artikel wird auf die (genauere) Bezeichnung nach dem internationalen phonetischen Alpabet (IPA) aber verzichtet.)

Zahlen und Wochentage in Sonneberger Mundart

  • Eins - Eas
  • Zwei - Zweji
  • Drei - Dreija
  • Vier - Viera
  • Fünf - Fümfa
  • Sechs - Segsa
  • Sieben - Siema
  • Acht - Achda
  • Neun - Neuna
  • Zehn - Zejina
  • Elf - Elfa
  • Zwölf - Zwölfa
  • Dreizehn - Dräza
  • Vierzehn - Vierza
  • Fünfzehn - Fuchza
  • Sechzehn - Sachza
  • Siebzehn - Siebza
  • Achtzehn - Achza
  • Neunzehn - Nänza
  • Zwanzig - Zwanzich
  • Einundzwanzig - Eanazwanzich
  • Zweiundzwanzig - Zwejiazwanzich
  • Dreiundzwanzig - Dreijazwanzich
  • Vierundzwanzig - Vierazwanzich
  • Fünfundzwanzig - Fümfazwanzich
  • Sechsundzwanzig - Segsazwanzich
  • Siebenundzwanzig - Siemazwanzich
  • Achtundzwanzig - Achdazwanzich
  • Neunundzwanzig - Neunazwanzich
  • Dreißig - Dreißich
  • Montag - Madich
  • Dienstag - Diensdich
  • Mittwoch - Middwoch
  • Donnerstag - Dunnerschdich
  • Freitag - Freidich
  • Samstag - Sunamd
  • Sonntag - Sundich

Variationen im Vergleich mit dem Oberfränkischen

Das Itzgründische verfügt über eine Vielzahl örtlicher Variationen. So wird ein Mädchen in Haselbach "Mädle", im benachbarten Steinach "Mädla" und in Sonneberg "Meadla" genannt. Noch deutlicher sind die Unterschiede zum Oberfränkischen , das auch in Heinersdorf im Landkreis Sonneberg gesprochen wird:

Hochdeutsch Itzgründisch Oberfränkisch
Mädchen Meadla (Mädla) Mädle (Madle)
Heinersdorf Heaneschdaff Haaneschdaff
zwei Zwetschen zweji Gwatschge zwa Gwetschgen
Sperling Schperk Schpotz
angekommen akumma akemma
Hase, Hasen Hous, Housn Hos, Hosn (Has, Hasn)
Nase, Nasen Nous, Nousn Nos, Nosn (Nas, Nasn)
Hose, Hosen Huas, Huasn Hos, Hosn
eins; heiß eas (ääs); heas (hääs) ans (ääs); haas (hääs)
nicht niä (niät, net) net (niät)
Salzstreuer (auf dem Tisch) Soulznapfla (Salznäpfla) Salzbüchsle (Salznäpfle)
Kloß, Klöße Klueß, Klüeß Kloß, Klöß
daheim deheam (dehämm) deham (dehämm)
Ich kann dir helfen. Ich kaa de ghalf (gehelf). Ich kaa de (dir) helf.
ein breites Brett a breats Braat a brats Breet

Itzgründische Spezialwörter

Märbel (Murmel), Krätze (Handkorb), Gruserich (Schnittlauch), Bierdela (Petersilie), Öwaschicharuhm (Kohlrabi), Hebbela (Zicklein), Moggela (Kalb), Glikela (Hühnerküken), Petz (Schaf), Dädsch, auch Dädscha (Reibekuchen), Brüh (Soße, Suppe), Zahmet (Kartoffelbrei), Hölberla (Preiselbeeren), Büebl (Gewitterwolke), Hoor (Haare), Wouchn (Wagen), klipp-a-kloer (kaputt/defekt/endgültig), Roud (Rad), Bää (Bein), Kuepf/Klüeßer (Kopf), Oerschluech (Arschloch), Kaller (Keller), Franzuesn/Fruaschfrasser (Franzosen), Schraak (Schrank), kuh-oxn-blöüd (dumm), Prass (Maschine/Fahrzeug/Computer), iémfull (volltrunken), Diener (Guten Tag), ääfich (einfach), Sulln (Sohle), Wous (Vase), Fous (Fass), eas prass (ein Bier trinken), Rachäijt (schnelles Vehikel), Glikerleskaas (Quark), Krautspüebel (Vogelscheuche), Meichala (Kopftuch), Kinner (Kinder, Kids), Robarrn (Schubkarre), Haring (Hering, auch allgemein für Fisch), Pfaakuchn (Pfannkuchen), Grapfn (Berliner und ähnliche Backwerke), Arpflsupp (Kartoffelsuppe), Schnietla oder Schnibbela (Gemüsesuppe), Maungela (kleine Kätzchen), dehämm (zu Hause), Gekäu (dummes Geschwätz), Dunnekeil! (Ausruf)

Dialektatlas

  • Thüringer Dialektatlas, Heft 27, 1969, Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Akademie-Verlag-Berlin
Beispiel aus dem Dialektatlas für Schnittlauch, Seite: ThDA 36
Bild: Gruserich.jpg
Der Dialektatlas zeigt die Verbreitung von Wortarten und die entsprechenden Lautverschiebungen. Hier als Bildzitat der Ausschnitt von Sonneberg und Umgebung für Schnittlauch=Gruserich.

Literatur

  • Bechmann-Ziegler, Horst: Mundart-Wörterbuch unserer Heimat Neustadt b. Coburg., Neustadt bei Coburg (1991)
  • Ehrlicher, Karl.: Zur Syntax der Sonneberger Mundart. Gebrauch der Interjection, des Substantivs und des Adjectivs. Leipzig, Inaugural-Dissertation an der Hohen Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig (1906) - Befindet sich im Bestand der Bibliothek des Spielzeugmuseums Sonneberg.
  • Felsberg, Otto: Die Koburger Mundart. Jena, Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft für Thüringen: Band 6, S. 127-160 (1888)
  • Förster, Alfred: Phonetik und Vokalismus der ostfränkischen Mundart der Stad Neustadt (Sachsen-Coburg). Jena (1912) und Borna-Leipzig (1913, Teildruck)
  • Großmann, Karl-Heinz (Herausgeber): Thüringisch-Fränkischer Mundartsalat., Eigenverlag des AK Mundart Südthüringen e. V., Herstellung: Druck und Verlag Müller, Mengersgereuth-Hämmern (2004)
  • Hermann, Eduard: Die Coburger Mundart. Coburg, Aus dem Nachlass des Verfassers, herausgegeben von Adolf Siegel in: Coburger Heimatkunde und Heimatgeschichte: Teil 2, Heft 20 (1957)
  • Karl, Harry: Das Heinersdorfer Idiotikon . Kronach (1988)
  • Lösch, Wolfgang: Zur Dialektsituation im Grenzsaum zwischen Südthüringen und Nordbayern. (Aus Dialektologie zwischen Tradition und Neuansätzen., herausgegeben von Dieter Stellmacher.) Stuttgart, ZDL-Beiheft 109, S.156–165 (2000)
  • Luthardt, Emil: Mundart und Volkstümliches aus Steinach, Thüringerwald, und dialektgeographische Untersuchungen im Landkreis Sonneberg, im Amtsbezirk Eisfeld, Landkreis Hildburghausen und in Scheibe, im Amtsgerichtsbezirk Oberweißbach, Landkreis Rudolstadt. Hamburg, Dissertation (1963) - Befindet sich im Bestand der Bibliothek des Spielzeugmuseums Sonneberg.
  • Niederlöhner, Wilhelm: Untersuchungen zur Sprachgeographie des Coburger Landes auf Grund des Vokalismus. Erlangen (1937)
  • Schleicher, August: Volkstümliches aus Sonneberg im Meininger Oberlande - Lautlehre der Sonneberger Mundart. Weimar, H. Böhlau (1858) - Befindet sich im Bestand der Bibliothek des Spielzeugmuseums Sonneberg.
  • Sperschneider, Heinz: Studien zur Syntax der Mundarten im östlichen Thüringer Wald. Marburg, Deutsche Dialektgeographie 54 (1959)
  • Traut, Horst; Weigner, Ursula; Weigner Felix: Die Liederhandschrift des Johann Georg Steiner aus Sonneberg in der Ãœberlieferung durch August Schleicher: Mit der vollständigen Faksimilierung der Handschrift., ISBN 3930215276

Weblinks

Wikipedia

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