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Letzte Änderung für Artikel KZ Mauthausen: 20.02.2006 11:16

KZ Mauthausen

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KZ Mauthausen bei der Befreiung durch die Alliierten
KZ Mauthausen bei der Befreiung durch die Alliierten

Das KZ Mauthausen war ein deutsches Konzentrationslager der Nationalsozialisten in Mauthausen im Bezirk Perg im Lande Oberösterreich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Begonnen hat die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen mit der GrĂŒndung einer GmbH . Ausschlaggebend dafĂŒr war die Machterweiterung bzw. die gewollte SelbststĂ€ndigkeit der SS. Am 29. April 1938, kurz nach der Besetzung Österreichs, wurde in Berlin die „Deutsche Erd- und Steinwerke, GmbH“ (DEST) gegrĂŒndet, eine GmbH der SS. FĂŒr die DEST war es von Anfang an ein großer Vorteil, das die Hauptverwaltung aller Konzentrationslager bis zum 16. MĂ€rz 1942 erst beim SSFHA ( "SS-FĂŒhrungshauptamt") und ab dem 19. MĂ€rz 1942 beim WVHA ("Wirtschafts-Verwaltungshauptamt") lag, das auch zur SS gehörte. So konnte die DEST von Anfang an auf billige ArbeitskrĂ€fte aus den Konzentrationslagern zugreifen. Eine der ersten Handlungen der DEST war u.a der Erwerb und die Inbetriebnahme von SteinbrĂŒchen bei FlossenbĂŒrg und Mauthausen. Dies war auch ausschlaggebend fĂŒr die Errichtung von Konzentrationslager nahe Mauthausen, FlossenbĂŒrg und Gusen. Bei Mauthausen lag ein Granitsteinbruch. Granit wurde zu dieser Zeit in großen Mengen fĂŒr die sogenannten „FĂŒhrerbauten“ benötigt und bei Mauthausen und Gusen kam noch dazu, dass Hitler vor hatte, Linz zu einer „FĂŒhrer-Stadt“ zu machen, wofĂŒr auch Unmengen von Granit gebraucht wurden. Mauthausen und Gusen lagen nur 20 km östlich von Linz an der Donau. Am 16. Mai 1938 nahm die SS dann den Steinbruch Mauthausen mit 30 Zivilarbeitern in Betrieb und am 18. August 1938 fand dann die endgĂŒltige Übergabe der SteinbrĂŒche an die DEST statt. Das Konzentrationslager wurden dann ab MĂ€rz 1939 zu einem selbstĂ€ndigen Lager erweitert. Bis 1945 wurden nach Mauthausen und in seine Nebenlager etwa 200.000 Personen deportiert. Unter ihnen befanden sich Menschen mit ĂŒber 30 verschiedener NationalitĂ€ten. Etwa 2,5% der Insassen waren Frauen. Es wurden auch Jugendliche und Kinder inhaftiert und ermordet.

Das KLM ( „Konzentrationslager Mauthausen“ ) war das einzige KZ der Klasse drei auf dem Gebiet des Reiches, warum kann man bis heute nicht sagen. Klasse drei bedeutete „Vernichtung durch Arbeit“. Ein Grund dafĂŒr kann die isolierte Lage des KLM an den SteinbrĂŒchen sein. Wörtlich heißt es in dem Erlass von Reinhard Heydrich ( Chef der Sicherheitspolizei, des SD und SS-ObergruppenfĂŒhrer), die Lagerstufe III sei "...fĂŒr schwerbelastete, unverbesserliche und auch gleichzeitig kriminell vorbestrafte und asoziale, das heißt kaum noch erziehbare SchutzhĂ€ftlinge Mauthausens". Etwa 120.000 HĂ€ftlinge kamen so durch Zwangsarbeit in den nahe gelegenen GranitsteinbrĂŒchen um oder wurden ermordet.

Zu den besonders schweren Grausamkeiten gehörte die so genannte Todesstiege, eine Steintreppe, die den Steinbruch „Wiener Graben" mit dem eigentlichen Konzentrationslager Mauthausen verband. Die Beteiligten des SteintrĂ€gerkommandos schleppten mehrmals tĂ€glich Granitblöcke ĂŒber die insgesamt 186 Stufen der Treppe 31 Meter nach oben. Die „Todesstiege" war der Ort zahlreicher UnfĂ€lle und Morde an HĂ€ftlingen, verĂŒbt durch Kapos und die SS-Wachmannschaft.

Eine 50 Meter hohe Felswand wurde von der SS dazu missbraucht, HĂ€ftlinge hinabzustoßen, wo ihre Körper entweder durch den Aufprall auf dem Stein zerschmettert wurden oder sie im Regenwasserteich am Fuße der Wand ertranken. Zynisch nannten die SS-Totenkopf-Offiziere die Stelle „Fallschirmspringerwand".

Auf Befehl von Heinrich Himmler entstand in Mauthausen im Juni 1942 das erste von zehn HĂ€ftlingsbordells. HierfĂŒr wurden Frauen „abgestellt“, die zur HĂ€ftlingskategorie „asozial“ gehörten. Viele dieser zur Prostitution gezwungenen Frauen kamen aus dem Frauenkonzentrationslager RavensbrĂŒck. Zogen sich Frauen eine Geschlechtskrankheit zu, wurden sie fĂŒr medizinische Versuche zur VerfĂŒgung gestellt. Schwangere wurden einer Zwangsabtreibung unterzogen. Bis in die 1990er Jahre galten die Betroffenen nicht als Opfer der Naziherrschaft und erhielten keine EntschĂ€digung.

Gefangene der Außenstelle Ebensee
Gefangene der Außenstelle Ebensee

Das KZ hatte auch zahlreiche Außenlager. Die grĂ¶ĂŸten waren in Gusen und Melk. Aber auch auf Schloss Hartheim, in Ebensee in Oberösterreich oder in der HinterbrĂŒhl, wo die Strafgefangenern im unterirdischen Flugzeugwerk Seegrotte arbeiten mussten, und in Guntramsdorf/Wr. Neudorf waren solche Außenstellen. Auch in der sogenannten Serbenhalle in den Raxwerken in Wiener Neustadt waren bis zu eintausend HĂ€ftlinge untergebracht.

Noch vor Kriegsende sollten zusÀtzliche Verbrennungsöfen, die vor der Sprengung des KZ Auschwitz-Birkenau demontiert worden waren, aufgestellt werden. Es ist nicht erwiesen, ob dieser Plan durch den der SS angehörigen Bauleiter selbst oder durch HÀftlinge bis zum Kriegsende verzögert wurde.

Am 5. Mai 1945 wurde das Lager von Alliierten befreit. Das KZ Mauthausen war damit das letzte Konzentrationslager , das befreit wurde.

Viele Nationen und Opfergruppen haben auf dem GelĂ€nde fĂŒr ihre Opfer und fĂŒr den Befreiungskampf DenkmĂ€ler und Gedenktafeln geschaffen. Es findet sich auch ein Denkmal der DDR dort mit den Worten von Bertolt Brecht : „O Deutschland bleiche Mutter / wie haben deine Söhne dich zugerichtet / dass du unter den Völkern sitzest / ein Gespött oder eine Furcht!"

Die österreichische Bundesregierung hat in einem GebĂ€ude des ehemaligen Konzentrationslagers ein Museum errichtet; das ĂŒbrige Lager und der angrenzende Steinbruch sind heute Mahn- und GedenkstĂ€tte . Seit einiger Zeit befindet sich auch außerhalb des GelĂ€ndes ein neu errichtetes Gedenkzentrum.

Der 5. Mai , der Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers durch die Alliierten, wird seit 1998 in Österreich als nationaler „Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus" begangen.

Das Hauptlager

Die Errichtung des Lagers

Stacheldrahtzaun-Mahnmal
Stacheldrahtzaun-Mahnmal

Die ersten HÀftlinge in Mauthausen waren 300 österreichische und einzelne deutsche Polizei-Sicherheitsverwahrungs-HÀftlinge und kamen am 8. August 1938 aus dem KZ Dachau im KLM an. Mit ihnen kamen auch die ersten Bewacher von SS-TotenkopfverbÀnden . Kommandant des Lagers war zu Beginn Albert Sauer , ab dem 9. Februar 1939 Franz Ziereis .

Die Aufgabe der ersten HĂ€ftlinge war es, die ersten 4 Baracken zu bauen und im Steinbruch zu arbeiten. Einige Monate spĂ€ter hatte das Lager schon 14 Baracken und ein Großteil der HĂ€ftlinge wurde im Steinbruch eingesetzt.

Das Lager wurde spÀter in drei Teile geteilt: Lager I, II und III:

Als erstes wurde das Lager I errichtet. Diese ersten 20 Baracken wurden in den Jahren 1938 bis 1940 erbaut. Lager II bestand aus den Baracken 21 bis 24 und wurde im Jahre 1941 gebaut und Lager III bestand nur aus 6 Baracken und wurde im FrĂŒhjahr 1944 erbaut.

Außerdem gab es noch das Krankenlager, das sich sĂŒdlich des Lagers I befand. Dieses Krankenlager wurde auch „Russenlager“ genannt, da es im Oktober 1941 eigentlich fĂŒr sowjetische Kriegsgefangene gebaut wurde. Neben dem Krankenlager gab es auch noch das Zeltlager, das sich nördlich des Lagers I befand. Es bestand aus 6 großen und 8 kleinen MilitĂ€rzelten und wurde im Dezember 1944 bezogen und gehörte bis zum 8. April 1945 zum Hauptlager.

Des weiteren existierte ein ArrestgebĂ€ude, das 1939 bis 1940 erbaut wurde und 33 Zellen von je 5,4 mÂČ beinhaltete. Dann gab es noch das sogenannte Revier, ein SteingebĂ€ude im Lager II, das nicht vollendet, jedoch dessen linke HĂ€lfte aber im Jahre 1944 bezogen werden konnte.

Als letztes gab es noch die WĂ€scherei- und KĂŒchenbaracken, die in den Jahren 1938 bis 1941 erbaut wurden. Eine Normal-Baracke im KLM war 52,61 Meter lang und 8,22 Meter breit. Außerdem war sie in zwei Teile eingeteilt: Stube „A“ links und Stube „B“ rechts. Jede Stube bestand aus zwei Zimmern, den AufenthaltsrĂ€umen und einem Schlafraum. Die meisten HĂ€ftlinge durften sich allerdings nur im Schlafraum aufhalten, da der Aufenthaltsraum den HĂ€ftlingsfunktionĂ€ren auch als Schlafraum vorbehalten war.

Das Hauptlager wurde durch eine 2,5 Meter hohe Umfassungsmauer mit einer LĂ€nge von 1.668 Metern gesichert. Gekrönt wurde die Mauer durch einen elektrisch geladenen Zaun mit 380 Volt. Die Ausnahme war der nördliche Teil von Lager I, wo an der RĂŒckfront der Baracken 5, 10 und 15 nur elektrischer Zaun war. Das Krankenlager hatte zur Sicherung einen doppelten Stacheldrahtzaun, der mit Starkstrom geladen war. Die GesamtflĂ€che der Lager I, II und III betrug, mit dem Appellplatz zusammen, etwa 25.000 mÂČ, das Krankenlager hatte ungefĂ€hr eine GrĂ¶ĂŸe von 15.000 mÂČ und das Zeltlager von 16.000 mÂČ.

Alltag und SS-Terror

Der Tagesablauf des KLM war anders als der Tagesablauf anderer KZs, was vor allem daran lag, dass der SS-GruppenfĂŒhrer Theodor Eicke seine ganz besonderen Methoden hatte, ein Lager zu fĂŒhren - vor allem was die Strafe anging. Diese Strafen begleiteten natĂŒrlich den gesamten Tagesablauf. Eicke hatte vorher „Erfahrung“ im KZ Dachau gesammelt. So ĂŒbernahm er auch die im KZ Dachau erlassenen Strafverordnungen.

Die offiziellen Strafmaßnahmen im KLM waren Ordnungsstrafen (Essensentzug, Strafarbeit), Arreststrafen, Dunkelarrest und als letztes: körperliche ZĂŒchtigungen. Zu den Ordnungsstrafen gehörten im allgemeinen Strafarbeit unter Aufsicht eines SS- UnterfĂŒhrers, ein „Briefschreibverbot“ bzw. ein Verbot, Briefe zu empfangen, Essensentzug bei voller BeschĂ€ftigung und schlimmstenfalls die Einweisung in die Strafkompanie des KLM (bis zum Herbst 1943 und fĂŒr nahezu alle AuslĂ€nder), was einem Todesurteil gleich kam. Die Strafkompanie hatte die hĂ€rteste Arbeit zu leisten, so z.B. das Hochtragen der schweren Granitblöcke ĂŒber die sogenannte „Todesstiege“ (die Treppe die vom Steinbruch aus hoch zum Lager fĂŒhrte, wobei der Zustand nicht einer Treppe entsprach, da sie sehr steil war und die StufenabstĂ€nde sehr groß und sehr klein waren, doch heute sind die 186 Stufen der Treppe leichter zu begehen, da die Treppe renoviert wurde.) aus dem Steinbruch herauf. Die Arreststrafen waren meist mit StockschlĂ€gen verbunden und der verschĂ€rfte Arrest wurde in der Dunkelkammer vollzogen, ohne die Möglichkeit zum Hinlegen bzw. Sitzen. Zur körperlichen ZĂŒchtigung gehörte vor allem das Schlagen mit einem „Ochsenziemer“. Die Anzahl der SchlĂ€ge, die man im KLM als Strafe bekommen konnte, lag zwischen 5 und 75 (!). Waren es mehr als 25 SchlĂ€ge, so musste der HĂ€ftling, egal welcher NationalitĂ€t, laut auf Deutsch mitzĂ€hlen und verzĂ€hlte er sich, oder machte er einen Fehler, wurde von vorne angefangen. Laut Vorschriften sollte die Strafhandlung nur im Beisein eines SS-Arztes stattfinden, was aber im KLM nie der Fall war.

Aufgrund einer Weisung des RFSS („ReichsfĂŒhrer-SS“, Heinrich Himmler ) vom 2. Dezember 1942 sollten „PrĂŒgelstrafen nur noch als letztes Mittel angewandt werden“. Dadurch musste man eine PrĂŒgelstrafe immer beim WVHA bzw. dem dortigen Inspekteur der KZs anmelden, was dem LagerfĂŒhrer des KLM oft viel zu kompliziert war. Von diesem Datum an wurde die PrĂŒgelstrafe im KLM nur noch sehr selten angewandt. Als weitere Disziplinarbehandlung gab es das sogenannte Tor- oder Strafestehen. Die betroffenen HĂ€ftlinge mussten dafĂŒr stundenlang, Tage und NĂ€chte in der NĂ€he des Lagertores stehen, wĂ€hrend sie von vorbeigehenden SS-MĂ€nnern „zum Spaß“ geschlagen oder getreten wurden. Eine der schlimmsten Misshandlungen bzw. Strafen war das „PfahlhĂ€ngen“, das oft in Mauthausen verĂŒbt wurde. Dem HĂ€ftling, der damit bestraft wurde, „wurden die HĂ€nde mit einem etwa fingerdicken Strick auf dem RĂŒcken zusammengebunden. An diesem Strick wurde das Opfer dann am Querbalken einer Baracke in etwa 2 Meter Höhe aufgehĂ€ngt, so dass der Körper frei in der Luft schwebte. Das ganze Körpergewicht lastete auf den nach rĂŒckwĂ€rts gebogenen Gelenken. Diese Tortur war mit großen Dehnungsschmerzen der Muskulatur, mit BewusstseinstrĂŒbung und nach 30 Minuten mit völliger Ohnmacht verbunden“.

Der Alltag im KLM war so ausgelegt, dass er den HĂ€ftling „zerstörte“, ihm seine WĂŒrde raubte und ihn so stark quĂ€lte wie möglich. Die HĂ€ftlinge mussten sich jedem Befehl unterordnen und die SS-MĂ€nner hatten eine unerschöpfliche Phantasie, was das „Zerstören“ und DemĂŒtigen der HĂ€ftlinge anging. Die HĂ€ftlinge mussten z.B. stundenlang strammstehen oder in der Nacht 10 bis 20 Mal aus den Fenstern springen und sich im Dreck wĂ€lzen und danach ihre Kleider waschen.

Arbeitseinsatz und Verpflegung

Die ErnÀhrung eines HÀftlings im KLM war, wie in allen Konzentrationslagern, mehr als unzureichend. Das verabreichte Essen, das die HÀftlinge tÀglich erhielten, hatte etwa 1450 Kalorien . Bei der langen und sehr schweren Arbeit, die die HÀftlinge zu verrichten hatten, wÀren mindestens 4.500 Kalorien notwendig gewesen. Aufgrund der mangelnden ErnÀhrung und der schweren Arbeit betrug die durchschnittliche Lebensdauer eins HÀftlings im KLM bis Herbst 1939 etwa 15 Monate, dann bis SpÀtsommer 1943 ungefÀhr 6 Monate und spÀter von Ende 1943 bis Anfang 1945 etwa 9 Monate und dann bis zur Befreiung am 5. Mai 1945 nur noch 6 Monate.

Der Arbeitseinsatz im KLM betrug immer 11 Stunden. Ausgenommen davon waren die Steinmetzlehrlinge mit einem Arbeitseinsatz von 9 Stunden. Geweckt wurden die HĂ€ftlinge um 4.45 Uhr im Sommer und im Winter um 5.15 Uhr. Jeden Morgen spielte sich dann die gleiche Prozedur ab: Die HĂ€ftlinge mussten sofort aufstehen und ihre Betten perfekt machen, dann schnell anziehen und fĂŒr die Toiletten- und WaschrĂ€ume anstehen (8 Toiletten und 5 Minuten Zeit fĂŒr 250 bis 600 HĂ€ftlinge), danach schnell den Spind ordnen und danach wieder anstehen - dieses Mal fĂŒr das Essen. Danach erfolgte vor den Baracken die Formierung des Zuges fĂŒr den ZĂ€hlappell. Dieser war immer gleich: In Zwanzigerreihen barackenweise rechts und links geordnet warteten die HĂ€ftlinge auf dem Appellplatz auf das Erscheinen der SS-Leute. Nach einem Rapport und einem „MĂŒtzen ab, MĂŒtzen auf“ war der Appell beendet und vom LagerĂ€ltesten kam der Ruf: „Arbeitskommando formieren“. Nach kurzer Zeit konnten dann die Kolonnen zu ihren jeweiligen ArbeitsstĂ€tten marschierten. Bis FrĂŒhjahr 1944 erfolgten tĂ€glich drei ZĂ€hlappelle, jeweils am Morgen, am Nachmittag und ein letztes Mal am Abend. Danach gab es dann nur noch zwei, morgens und abends. Die HĂ€ftlinge, die in den WerkstĂ€tten und innerhalb des Hauptlagers ihren Arbeitseinsatz verrichteten, mussten auch weiterhin mittags zum Appell antreten, außer dem Bedienungspersonal, das in den SS-UnterkĂŒnften und Revieren arbeitete. Abends, nach der RĂŒckkehr der HĂ€ftlinge von der Arbeit, und je nach Jahreszeit, ab 18.00 Uhr oder ab 19.00 Uhr, fand dann der Abendappell statt. Dieser Appell wurde immer exakt ausgefĂŒhrt, da die dafĂŒr benötigte Zeit von der Freizeit der HĂ€ftlinge abgezogen wurde. Wenn es gut ging, dauerte der Appell nur 30 Minuten, manchmal aber auch 1 bis zwei Stunden und in SonderfĂ€llen, wie z.B. einer Hinrichtung oder Flucht, bis zu 3 Stunden. Nach dem Appell wurde das Essen ausgeteilt. Theoretisch hatten die HĂ€ftlinge dann bis 20.45 Uhr frei, dazu kam es allerdings fast nie, denn man musste lange fĂŒr die Toiletten- und WaschrĂ€ume anstehen. Um 20.45 mussten dann alle HĂ€ftlinge in ihren jeweiligen Baracken sein und ab 21.00 Uhr war Bettruhe. Allerdings wurden Abends sehr oft Laus- Kleider- oder Spindkontrollen angeordnet, um die HĂ€ftlinge zu schikanieren und ihre Nachtruhe zu kĂŒrzen. So konnten die HĂ€ftlinge oft nur 6 Stunden schlafen.

WĂ€hren der Mauthausener Typhus-Epidemien 1940-41 wurden jeden Abend schikanöse Lauskontrollen durchgefĂŒhrt. Oft wurde ein HĂ€ftling einfach erschlagen oder ertrĂ€nkt, da er LĂ€use hatte. „Kaum drastischer konnte die Aufschrift der in den Mauthausener Baracken angeschlagenen Plakate (auf gelbem Grund eine große schwarze Laus) praktiziert werden: „Eine Laus dein Tod.“ Am Sonntagnachmittag hatten die HĂ€ftlinge frei. Sie nutzten ihre Freizeit dazu, die Garderobe zu richten, Flickarbeiten vorzunehmen, Socken zu stopfen (wenn sie welche hatten, die Mehrzahl der HĂ€ftlinge besaß nur Fußlappen), die Haare zu schneiden und sich zu rasieren. Selten gab es sonntags auch Auftritte der HĂ€ftlingskapelle oder Box- bzw. Fußballturniere. Allerdings hatten nur wenige HĂ€ftlinge die Kraft, daran teilzunehmen. Ab 1943 gab es in Mauthausen dann auch Fußballmannschaften der einzelnen Volksgruppen. Insgesamt waren im KLM 197.464 HĂ€ftlinge inhaftiert, von denen ungefĂ€hr 100.000 ermordet wurden bzw. starben.

Die Befreiung

Befreit wurde das KLM am 5. Mai 1945 durch die vorrĂŒckenden amerikanischen Truppen. Wesentlichen Anteil daran hatte Louis Haefliger , der sich als Delegierter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) zur Begleitung eines Lebensmitteltransports im Lager aufhielt. Kurz vorher, im April 1945 , hatte die SS damit begonnen, alle Akten zu zerstören, die auf ihre Verbrechen im KLM hinwiesen. Darunter fiel auch das Abmontieren der Gaskammer , die 1941 im Keller des Krankenbaus eingerichtet worden war. Alles, was darauf hinwies, dass es eine Gaskammer war, wurde entfernt. Danach flohen die SS-MĂ€nner und die HĂ€ftlinge wurden vom Volkssturm und von der Wiener Feuerwehr bewacht. Noch kurz vor der Befreiung wurden im KLM noch HĂ€ftlinge ermordet, deren genaue Zahl unbekannt ist.

Nebenlager des Konzentrationslagers Mauthausen

Das KLM besaß 52 Nebenlager (unter BerĂŒcksichtigung der jeweiligen untergeordneten Lager, d.h. zum Beispiel bei Gusen werden Gusen II und Gusen III jeweils als einzelnes Außenlager gezĂ€hlt).

Gusen I, II und III

Der Aufbau des Nebenlagers Gusen I begann 1939, damals noch unter dem Namen KL Mauthausen/Unterkunft Gusen. Gusen lag 4,5 Kilometer westlich von Mauthausen Aufgebaut wurde das Lager am Anfang von zwei Arbeitskommandos, bestehend aus 400 österreichischen und deutschen HĂ€ftlingen, die jeden Morgen vom KLM aus nach Gusen marschieren mussten. Im MĂ€rz 1940 waren die ersten Baracken fertig und wurden auch gleich von den Mitgliedern der beiden Arbeitskommandos belegt. Doch bereits am 24. Mai des gleichen Jahres wurden 200 HĂ€ftlinge als „Kranke“ ins Konzentrationslagers Mauthausen rĂŒckverlegt. Und so wurden am nĂ€chsten Tag die ĂŒbrig gebliebenden HĂ€ftlinge als die ersten Gusener HĂ€ftlinge registriert. Allerdings trafen am gleichen Tage noch 1082 Polen aus dem KZ Dachau ein. In Gusen wurde den HĂ€ftlingen mitgeteilt, dass sie nun „zu brauchbaren Menschen des Dritten Reiches umgeschult werden“. In den darauffolgenden Monaten kamen weiter 4.000 polnische Intellektuelle nach Gusen zur „ Umschulung “. Gusen bestand aus 34 Baracken, davon 24 HĂ€ftlingsbaracken, zwei Werkstatt- und Magazinbaracken sowie sechs Krankenbaracken, denen im Winter 1943/44 noch vier weitere folgten. Außerdem gab es noch zwei SteingebĂ€ude. Im Sommer 1941 wurde dann in Gusen auch ein Krematorium gebaut, in dem ab dem 26.9.1941 die HĂ€ftlingsleichen verbrannt wurden. Die HĂ€ftlinge des Außenlagers Gusen I mussten unter anderem in den Gusener SteinbrĂŒchen, im Stollenbau und in der Waffenindustrie arbeiten, wo sie beispielsweise Flugzeugmotoren fĂŒr Daimler-Benz herstellten. Dieser Tarnname lautete „GeorgenmĂŒhle“.

Am 9. MĂ€rz 1944 wurde das Lager Gusen II eröffnet. Es war fĂŒr 10.000 HĂ€ftlinge gebaut worden, welche im Stollenausbau, fĂŒr die Steyr-Daimler-Puch AG und in der Produktion von Bauteilen fĂŒr Maschinenpistolen sowie in der Teileproduktion fĂŒr DĂŒsenjĂ€ger arbeiten mussten. Die Tarnnamen von Gusen II waren einerseits ebenfalls „GeorgenmĂŒhle“ fĂŒr die Produktion der Maschinenpistolenbauteile, andererseits „Esche II“ fĂŒr die Teilproduktion fĂŒr DĂŒsenjĂ€ger. UngefĂ€hr zehn Monate spĂ€ter, im Dezember 1944, wurde Gusen III fĂŒr weitere 262 HĂ€ftlinge eröffnet. Die HĂ€ftlinge von Gusen III mussten beim Bau der GroßbĂ€ckerei Lungitz und in einem Ersatzteillager der Messerschmitt GmbH helfen.

Da die Außenlager Gusen I, II und III reine Arbeitslager waren, wurden dort sofort alle HĂ€ftlinge, die krank oder schwach waren, ermordet beziehungsweise hingerichtet. In den Nebenlagern waren insgesamt 67.677 HĂ€ftlinge inhaftiert, von denen 31.535 offiziell getötet wurden, wozu noch ca. 2.500 Ermordete kommen, die nicht in den Todeslisten aufgefĂŒhrt wurden. Zu diesen Zahlen muss man allerdings auch die 2.630 HĂ€ftlinge zĂ€hlen, die in Schloss Hartheim ermordet wurden. Die Nebenlager Gusen wurden, wie das KLM, am 5. Mai 1945 von der US-Armee befreit, welche nur noch 2.000 erschöpfte HĂ€ftlinge vorfand.

Ebensee

Das Nebenlager Ebensee wurde auf Befehl Hitlers erbaut, nachdem in der Nacht vom 17. auf den 18. August 1943 die wichtigsten ProduktionsstĂ€tten fĂŒr die V2-Raketen durch alliierte Luftangriffe zerstört worden waren. Hitler verlangte von seinem RĂŒstungsminister, dass die ProduktionsstĂ€tten in unterirdische Stollen verlegt werden sollten. So beschloss der RĂŒstungsrat, die Produktion in Höhlen am Traunsee zu verlegen. Diese Höhlen existierten allerdings noch nicht. Daher wurden zwei Monate spĂ€ter, am 8. November 1943, die ersten HĂ€ftlinge in die NĂ€he der Ortschaft Ebensee verlegt, um HĂ€ftlings- und WerkstĂ€ttenbaracken zu bauen. Als Tarnnamen fĂŒr diese KZ-Anlagen wurden „ Zement “, „ Kalksteinwerke “ und „Solvay“ gewĂ€hlt. Die HĂ€ftlinge mussten unter grĂ¶ĂŸten körperlichen Anstrengungen innerhalb kĂŒrzester Zeit die Stollen bis zu 250 Meter in den Berg hineintreiben. Das gesamte Stollensystem war durch ein Schienensystem untereinander verbunden. Es sollte ein Raketen-Entwicklungswerk mit PrĂŒfstĂ€nden entstehen, wo die Interkontinentalrakete „A 9“ produziert werden sollte, und Ende 1944 wurde in den Ebenseer Stollen mit der Errichtung einer Schmierölraffinerieanlage begonnen. Die Raffinerie begann dann auch im Februar 1945 zu produzieren. Letztendlich sollten noch im FrĂŒhjahr 1945 in der Anlage B Motoren fĂŒr Panzer und Flugzeuge hergestellt werden.

Nach der Zerstörung des Bahnhofs in Attnang-Puchheim wurde die sogenannte „Todeskolonne“ tĂ€glich teils per Viehwagen, teils zu Fuß zum Bahnhof transportiert, um ihn wieder aufzubauen. Die Lebensbedingungen in Ebensee waren schlechter als die in allen anderen Nebenlagern. WĂ€hrend des langen Winters vom November 1943 bis Juni 1944, wo erst die letzten Schneereste verschwanden, mussten die HĂ€ftlinge zum Teil barfuß bleiben, da es nicht genug Schuhe gab. Die HĂ€ftlinge waren auch sonst mehr als unzureichend bekleidet. Hinzu kam, dass sie tĂ€glich 10 bis 12 Stunden in den Stollen arbeiten mussten. Der leitende SS-Offizier, Otto Riemer, war ein Trinker und Sadist , der es richtiggehend genoss, HĂ€ftlinge zu quĂ€len und zu töten. Außerdem gab es in Ebensee die auf Menschen dressierte Dogge „Lord“, die mehrmals HĂ€ftlinge zerfleischte. In Zeit von November 1943 bis Mai 1945 starben in Ebensee 8.745 HĂ€ftlinge. Ende April 1945 gab es 18.437 HĂ€ftlinge in Ebensee. Einen Tag vor der Befreiung der Lagers, am 5. Mai 1945, versuchte der Lagerkommandant noch, die HĂ€ftlinge in die Stollen zu treiben. Sie leisteten allerdings einen so starken Widerstand, dass der Lagerkommandant das Vorhaben fallen ließ. Am 6. Mai 1945 wurde das Lager Ebensee von Soldaten der 3. US -Panzerarmee befreit. Ihnen bot sich ein Bild des Grauens . Durch spontan eingeleitete Hilfsaktionen, die der Pfarrer aus der Wiener Hofburg , Dr. Franz Loidl, leitete und bei denen die Armee der USA tatkrĂ€ftig mithalf, konnten einige Überlebende gerade noch vor dem Tod gerettet werden.

Melk

Das Außenlager Melk wurde am 21. April 1944 fĂŒr 500 HĂ€ftlinge eröffnet und bestand genau ein Jahr lang. Wie die HĂ€ftlinge im Nebenlager Ebensee, mussten auch die HĂ€ftlinge in Melk, zu denen viele Kinder und Jugendliche gehörten, Stollen in den Berg treiben. Das Nebenlager Melk lief unter dem Tarnnamen „ Quarz “, da die Stollen im Großteil durch Quarzgestein getrieben wurden. Die HĂ€ftlinge mussten in drei Schichten ohne Sicherheitsvorkehrungen und bei ungenĂŒgender Sicherung der Stollen arbeiten. Es kam daher auch oft zu TodesfĂ€llen und regelmĂ€ĂŸig mussten Transporte aus Mauthausen „HĂ€ftlingsnachschub“ bringen. Im Winter 1944/45 wurden dann sechs Stollen fertig gestellt, alle fĂŒr die Steyrwerke-AG, die dort Kugellager produzieren ließ.

WĂ€hrend des gesamten Bestehens des KZs kamen 5.000 HĂ€ftlinge ums Leben. Viele von ihnen wurden, wie in anderen Lagern, entweder mit Herzinjektionen getötet, „auf der Flucht erschossen“ oder in Schloss Hartheim vergast. Wie in den anderen Lagern, wurden viele von ihnen auch von ihren Bewachern ermordet. Mitte April 1945 wurde das Lager gerĂ€umt, da die alliierten Truppen immer nĂ€her kamen. Die Kinder und Jugendlichen kamen nach Mauthausen, die Erwachsenen nach Ebensee.

Linz

Auch in Linz war ein Außenlager bei den damaligen Hermann-Göring-Werken , der heutigen VOEST . Hier mussten Zwangsarbeiter im Stahlwerk aus ganz Europa unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten. Da das Stahlwerk ab 1944 ein vorrangiges Ziel der alliierten Luftangriffe darstellte, kamen auch im Zuge dieser Angriffe viele HĂ€ftlinge ums Leben.

Guntramsdorf / Wiener Neudorf

Das KZ-Nebenlager wurde am 2. August 1943 unter dem Namen "KL Wiener Neudorf" gegrĂŒndet. Es lag großteils auf dem heutigen Gemeindegebiet von Guntramsdorf. Das gesamte Lager bestand aus etwa 80 Holzbaracken (inkl. Fremd- bzw. Zwangsarbeiterlager), davon 34 GebĂ€ude im eigentlichen KZ-GelĂ€nde, das von einem elektrisch geladenen Zaun umgeben war.

Mit zusĂ€tzlichen ArbeitskrĂ€ften sollte der Aufbau und die Produktion der Flugmotorenwerke beschleunigt werden. Aus dem KZ Mauthausen wurden daher vor allem HĂ€ftlinge, die ĂŒber Erfahrung in der Metallverarbeitung und mit Bauarbeiten besaßen, angefordert.

Bis zu 3.170 KZ-HĂ€ftlinge (Höchststand Sept. 1944) wurden zwischen 1943 und 1945 in den Flugmotorenwerken, den Firmen Steyr-Daimler-Puch AG, Rella & Co., Hofman und Maculan, Himmelstoß und Sittner, Ing. Czernilowski und Saurerwerke Zehethofer sowie in kleineren Betrieben und der Landwirtschaft in den Gemeinden Guntramsdorf, Wiener Neudorf, Laxenburg, Achau und Wien als Zwangsarbeiter eingesetzt.

Siehe auch: Liste der Außenlager des KZ Mauthausen

Bekannte Opfer des KZ Mauthausen

  • Henryk Slawik († 24. oder 25. August 1944 )
  • Peter van Pels († 5. Mai 1945 ; Tag der Befreiung) BerĂŒhmt geworden als Mitbewohner von Anne Frank im Amsterdamer Hinterhaus

Literatur

  • Sexualisierte Gewalt. Weibliche Erfahrungen in NS-Konzentrationslagern. Helga Amesberger, Katrin Auer, Brigitte Halbmayr, Wien 2004
  • Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen, Hans MarĆĄĂĄlek, Wien 1995
  • Kurzgeschichte des Konzentrationslager Mauthausen und seiner drei grĂ¶ĂŸten Nebenlager Gusen, Ebensee, Melk, Hrsg. Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen zusammen mit Hans MarĆĄĂĄlek und Kurt Hecker, Wien 1995
  • Mauthausen, Hrsg. Österreichische Lagergemeinschaft Mauthausen, Wien 1996

Siehe auch

  • Liste der Konzentrationslager im Dritten Reich
  • Aribert Heim
  • A Letter To The Stars
  • MĂŒhlviertler Hasenjagd
  • Simon Wiesenthal

Weblinks

Commons: Konzentrationslager Mauthausen – Bilder, Videos oder Audiodateien


Koordinaten: 48° 15â€Č 32" N, 14° 30â€Č 4" O

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