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Letzte Änderung für Artikel Ludwigshafen-Gartenstadt: 02.02.2006 09:21

Ludwigshafen-Gartenstadt

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Städtebaulicher Entwurf für Gartenstadt-Hochfeld: Schule, Platz und Kirche
Städtebaulicher Entwurf für Gartenstadt-Hochfeld: Schule, Platz und Kirche
Gartenstadt auf dem Stadtteilbrunnen
Gartenstadt auf dem Stadtteilbrunnen
Evangelische Erlöserkirche in der Gartenstadt
Evangelische Erlöserkirche in der Gartenstadt

Die Gartenstadt der Stadt Ludwigshafen am Rhein wurde von 16 BĂĽrgern initiiert, die am 1. Dezember 1909 die "Baugenossenschaft Gartenstadt - Ludwigshafen e.G." grĂĽndeten. Diese Genossenschaft war Mitglied der Deutschen Gartenstadtgesellschaft , deren Ziel ein neuer Stadttypus auĂźerhalb der Mietskasernen war.

Diese Leute, Fabrikarbeiter und Handwerker, wollten sich selbst um die Wohnungsfrage kümmern, da wie die meisten Städte im Kaiserreich auch Ludwigshafen, seit 15. April 1853 Gemeinde und am 8. November 1859 zur Stadt erhoben, wenig Neigung zeigte sich dieser Aufgabe zu widmen. Bis 1906 wurde noch nicht einmal Wohnungspolitik betrieben. Ein Wohnungsamt wurde sogar erst 1913 eingerichtet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Gartenstadt

In der “Pfälzischen Post” vom 14. September 1909 beschrieb Carl Eicher seinen Plan eine “Bewegung auf dem Gebiet der Wohnungsreform” ins Leben zu rufen. Er zitierte darin aus den Statuten der deutsche Gartenstadtgesellschaft:

“Eine Gartenstadt ist eine planmässig gestaltete Siedlung auf wohlfeilem Gelände, das dauernd im Obereigentum der Gemeinschaft gehalten wird, derart, dass jede Spekulation mit dem Grund und Boden unmöglich ist. Sie ist ein neuer Stadttypus...”.

Im “General-Anzeiger” konkretisierte Carl Eicher seine Vorstellungen und schilderte die Bemühungen in anderen Städten und verwies auf auf Erbbaurecht und Anteilscheine. Seine Forderung lautete:

“Die Gartenstadt soll kein Privatunternehmen sein, sie wird verwirklicht durch Zusammenschluss möglichst vieler ideal veranlagter Menschen.”

GrĂĽndungsversammlung der Gartenstadtgesellschaft

Die Gründungsversammlung fand am 1. Oktober 1909 im “Saalbau Haßler” statt.

Im “General - Anzeiger” war darüber zu lesen:

”Die Gartenstadtgenossenschaft hat den Zweck, grössere Grundstücke in der Umgebung der Stadt zu erwerben, dieselben zu erschliessen und auf denselben den Mitgliedern gesunde, schöne und billige Einfamilienhäuser in Gärten gelegen, zu erbauen. Ferner soll die Genossenschaft dazu dienen, eine Verbilligung, Verbesserung und Geschmacksbildung im Wohnungswesen herbeizuführen.”

Der erste Vorstand bildeten der Drehermeister Carl Gärtner, Der Fabrikarbeiter Carl Martin und der Kaufmann Carl Eicher. Der Aufsichtsrat bestand aus August Delith (Vorsitzender), Alfred Schreiber (Stellvertreter), Anton Kaicher (Schriftführer), Josef Mayer, Johannes Jakobsen, Gottlob Diener, Paul Koller, August Wenz und Markus Schreiner.

Jedes Mitglied musste einen Geschäftsanteil über zweihundert Mark erwerben, der entweder durch eine einmalige Zahlung oder auf Raten von mindestens drei Mark monatlich beglichen werden konnte. sobald der Anteil voll entrichtet war, hatte das Mitglied einen Anspruch auf Erbauung eines Hauses. Zum Vergleich: Ein Arbeiter hatte um 1900 ein Jahreseinkommen von rund 800 Mark! Daran ist zu erkennen, wie wichtig die Baugenossenschaft damals war. Mit eigenen Mitteln hätte ein Arbeiter das Ziel eines eigenen Hauses mit Garten nie erreichen können. Dennoch war der Zuspruch zunächst nicht so gross. Die Mehrzahl der Arbeiter steht der Sache skeptisch gegenüber, zumal Gewerkschaftskartell und Sozialdemokraten eine abwartende Haltung einnahmen. Die “Pfälzisch Post” überschreibt einen Bericht über eine Versammlung der Sozialdemokraten in Friesenheim, auf der der Geschäftsführer des Konsumvereins, Valentin Liebmann, über Ursachen und Folgen der Wohnungsnot referiert mit den Worten ”Die Gartenstadtgenossenschaft - eine Genossenschaft für Bemittelte”. Grund des Anstosses war §2 der Satzung in dem vom Verkauf der Häuser die Rede ist. ”Häuser wieder an neue Eigentümer zu verkaufen, wirke nicht gegen die Wohnungsnot, sondern schaffe nur vorübergehend Linderung” so Valentin Liebmann. Valentin Liebmann tritt im Frühjahr 1910 selbst in die Baugenossenschaft ein und wird sogleich Ende des Jahres in den Aufsichtsrat gewählt. Bereits bei der ersten Generalversammlung am 2. April 1910 zählt die Genossenschaft 81 Mitglieder. Vorstand und Aufsichtsrat werden neu organisiert.

St. Marienkrankenhaus
St. Marienkrankenhaus
RaschigstraĂźe
RaschigstraĂźe

Unmittelbar nach dem Eintrag ins Register wendete sich die Baugenossenschaft mit Eingaben auf Erwerb von Grund und Boden, aber auch um Fürsprache beim königlichen Bezirksamt bei dem ein Zuschuss zu den Gründungskosten beantragt war, an das Bürgermeisteramt. Im Protokollbuch wurde am 4. Mai 1911 vermerkt, dass eine Unterredung mit Bürgermeister Krafft eine günstige Erledigung des Gesuches erhoffen lässt.

Inzwischen ist man davon abgekommen Baugelände zu kaufen, und befasste sich statt dessen mit Fragen des Erbbaurechts. In Mannheim informiert man sich bei der dortigen Gartenstadtgenossenschaft über deren Erfahrungen.

Im Herbst 1911 beauftragt der Haupt-, Bau- und Finanzausschuss des Gemeinderates das Bauamt

"einen grosszĂĽgigen Plan zu entwerfen, der das Gebiet von der Maudacher Strasse in der Richtung nach Oggersheim umfasst"

1912 treten der Stadtsekretär Paul Dissinger, Stadtbaumeister Markus Sternlieb sowie Oberbürgermeister Friedrich Krafft der Genossenschaft bei. Ohne diese drei Personen wäre die weitere Entwicklung kaum denkbar gewesen.

Die Gartenvorstadt-Genossenschaft

Inzwischen haben die Mannheimer Genossen die sich Gartenvorstadt-Genossenschaft nennen durch die frühe Unterstützung von wohlhabenden Bürgern und der Stadt Mannheim mit dem Bau begonnen. Ein Besuch der Ludwigshafener bei ihren Mannheimer Kollegen erscheint im Geschäftsbericht als “Markstein in der Geschichte unserer Genossenschaft.”

Am 24. April 1913 erlebt der Ludwigshafener Gemeinderat eine harte Auseinandersetzung, die von Interessengegensätzen bestimmt wird. Der Rat beschliesst unter dem Vorsitz von Oberbürgermeister Krafft der Baugenossenschaft 26.440 m² städtisches Gelände auf dem Mundenheimer Hochfeld in Erbbau zu überlassen, sowie auch eine Beleihung bis zu achtzig Prozent der Darlehnshöhe zu genehmigen. Dies gab es in Ludwigshafen vorher noch nie! Der Rat erklärt in dieser Sitzung die Wohnungsfürsorge zu einer Hauptaufgabe der Stadtverwaltung.

Die Genossenschaft pachtet das Gelände auf 62 Jahre. Die Kosten für die Erschliessung hat die Genossenschaft der Stadt Ludwigshafen mit jährlich vier Prozent zu verzinsen.

Die Grundstücksfrage wurde im Dezember 2004 dahingehend gelöst, dass die Baugenossenschaft die Grundstücke von der Stadt erworben hat. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass der Zins bei einer Verlängerung der Erbpacht zu hoch gewesen wäre. Dies hätte sich unmittelbar auf die Mieten ausgewirkt.

Der Wettbewerb

In der gut besuchten Hauptversammlung am 7. Mai 1913, wurde unter der Leitung von Paul Dissinger beschlossen, einen öffentlichen Wettbewerb auszuschreiben um Entwürfe für die Bebauung zu erhalten. Sechsundzwanzig Entwürfe lagen dem Preisgericht im Oktober dann vor. Die Juroren gaben den ersten Preis an die Ludwigshafener Architekten Schuler und Latteyer für den Entwurf “Sonnige Au”. Auch der zweite Preis geht für den Entwurf “Aus Erfahrung” an die beiden Ludwigshafener Architekten. Platz drei ging an den ebenfalls in Ludwigshafen ansässigen Architekten Otto Schittenhelm. Die Ergebnisse werden den Mitgliedern und sonstigen Interessenten, im “Pfälzer Hof” im Rahmen einer Ausstellung gezeigt.

Eine Umfrage unter den Mitgliedern im Dezember ergab, dass zwanzig 2-Zimmer- und sechs 3-Zimmer-Häuser erstellt werden sollen. Den Auftrag zur Planung und Bauausführung erhalten die Architekten Schuler und Lattayer. Zur Ausführung kommen die Haustypen ihres ersten Vorschlages (siehe rechts) und der Baulinienplan ihres zweiten.

Erster Spatenstich

Der erste Spatenstich erfolgte am 14. April 1914, Osterdienstag, in der Wachenheimer Strasse. Im Sommer war Richtfest und der Erstbezug erfolgte Ende des Jahres, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs , was weitere Baumaßnahmen verhinderte. Da die Einfamilienhäuser der Baugenossenschaft eine kleine Siedlung bildeten, war damit der Grundstein für den Stadtteil Gartenstadt gelegt.

Da die Einfamilienhäuser der Baugenossenschaft eine kleine Siedlung bildeten, war damit der Grundstein für den Stadtteil Gartenstadt gelegt.

In der Hauptsache wurden die Häuser von Arbeitern und ihren Familien bezogen. Die Miete betrug je nach Grösse (2-4 Zimmer mit Wohnküche) 26,- bis 46,- Mark monatlich. Die Nutzung des Hausgartens war im Mietpreis inbegriffen. Im Vergleich zu den Stadtteilen Nord und Süd waren die Verhältnisse paradiesisch. Kein Fabrikdunst, kein Fabriklärm und keine kleinen grauen Hinterhöfe. Die Kinder lebten in dieser Umgebung auf. Lang wurde allerdings der Schulweg. Bis nach Mundenheim mussten die Kinder mindestens zweimal täglich laufen. Erst 1917 wurde eine Haltestelle der Lokalbahn Ludwigshafen - Meckenheim und 1929 die erste Omnibuslinie eingerichtet.

Weiher
Weiher

Durch die Haltung von Schweinen und Ziegen sowie Hasen und Federvieh und der Nutzung der Hausgärten wurde der Speiseplan in der Kriegs und Nachkriegszeit verbessert. Eigene Einkaufsmöglichkeiten standen der jungen Siedlung noch nicht zur Verfügung. Bäcker Metzger, ein Arzt aber auch etliche Behörden befanden sich in Mundenheim.

Erster Weltkrieg

An ein Fortsetzten der Bautätigkeit ist mit Beginn des ersten Weltkrieges nicht mehr zu denken. Bereits die erste Baurate konnte nur noch unter Schwierigkeiten fertiggestellt werden. Auch mit der Finanzierung steht es nicht zum Besten. Statt des vorgesehenen Eigenkapitals von zwanzig Prozent, können nur noch 11,5 Prozent der Baukosten aufgebracht werden. Der Rest muss durch Darlehen bei der Stadtsparkasse finanziert werden. Für den ersten Bauabschnitt werden insgesamt 175.000,- Mark aufgewendet. Das heisst noch keine fünftausend Mark pro Haus!

Am 1. Februar 1918 notiert der “General Anzeiger”: .... dass die Unterbringung von Familien mit Kindern in einem einzigen Raum, sowie die Benutzung unbewohnbarer Räume im Dachstock oder Hinterhaus nicht mehr zu den Seltenheiten gehört”. So sehr hat sich der Wohnungsmangel, der Ludwigshafen seit seiner Gründung anhängt, in den Kriegsjahren verschärft. Der “General Anzeiger” rechnet Ludwigshafen zu denjenigen Städten, die am meisten von der Wohnungsnot betroffen sind. Die Zahl der leerstehenden Wohnungen sinkt von drei auf ein Prozent, über zweitausend Menschen suchen eine Wohnung. Die Stadtverwaltung richtet darauf einen Ausschuss zur Förderung des Wohnungsbaus ein. Die Baugenossenschaft Gartenstadt ist daran mit zwei Mitgliedern beteiligt.

Fritz Raschigs Spende

1919 wird dank einer Spende von Dr. Fritz Raschig auf dem Hochfeld mit dem Bau einer Heimstättensiedlung begonnen. Dr. Raschig hatte bereits 1916 dem Oberbürgermeister, Dr. Kraft, mitgeteilt, er wolle der Stadt ein Gelände von 200.000 m² schenken. Die Stadt solle ihre 100.000 m² dazu geben und weitere 150.000 m² hinzukaufen um damit den Bau von “Kriegerheimstätten” zu förden. Auf dem Gelände, dass die Stadt der Stiftung hinzufügt, steht bereits die Siedlung der Gartenstadt - Genossenschaft von 1914. Die weiteren Bauten kommen bis 1935 ebenfalls auf diesem Terrain zu liegen. Die BASF beteiligte sich an dem Projekt mit 500.000 Mark.

Um die Genossenschaften zu stärken, wurde von Dr. Raschig ein Zusammenschluss der Baugenossenschaften angeregt. Dies wurde jedoch sowohl von der Baugenossenschaft Ludwigshafen (1897) als auch von der Baugenossenschaft “Eigenheim” Ludwigshafen (1914) abgelehnt. Ende 1918 wurde dann mit der Projektierung der Erweiterung der bestehenden Anlage begonnen. Der Auftrag geht an den dritten Preisträger des Wettbewerbes von 1913, Otto Schittenhelm.

Nach dem Ersten Weltkrieg

Am 16. April 1919 wurde von der Hauptversammlung der Baugenossenschaft Gartenstadt beschlossen weitere achtzig Neubauten zu errichten. Davon 30 Häuser mit 3 Zimmern und Küche und 50 Häuser mit 2 Zimmern und Küche. Vom Stadtrat werden die gleichen Konditionen für den Erbbauvertrag und die Finanzierung gewährt wie schon 1913. Von der bayerischen Landesregierung kommen Zuschüsse zu sogenannten verlorenen Mehraufwand, das ist die Differenz zwischen den tatsächlichen Kosten und den Vorkriegspreisen (Friedenskosten), was hier mehr als anderthalb Millionen Mark ausmacht.

Der Vorsitzende des Aufsichtsrates, Paul Kleefoot, wollte mit dem Bau der zweiten Bauperiode zugleich ein Genossenschaftshaus errichten. Der Konsumverein entschied sich jedoch für die kleinere Lösung und gibt nur Mittel für den Bau eines Ladengeschäftes frei. Somit beginnt der Bau von 81 Häusern mit dem ersten Spatenstich am 1. Juli 1919. Von den 81 Häusern werden 16 in der Maudacher Strasse, 17 in der Wachenheimer Strasse, 11 in der Deidesheimer Strasse und 22 am damaligen Hambacher Platz errichtet. Vom Äußeren her unterscheiden sich diese Häuser deutlich von der ersten Bauperiode. Was aber nicht für die Grundrisse gilt. Zu jedem der neuen Häuser gehört nun ein Stall - aber kein Bad. Dazu dient die Waschküche. Da ab 1920 auch Strom zur Verfügung steht, wurden die neuen Häuser neben dem Wasser- und Gas- auch mit einem Stromanschluß versehen.

Der Bau der Häuser stand unter keinem guten Stern. Es war nicht möglich die Bauten bis zum Jahresende 1919 fertigzustellen. Dies lag unter anderem daran, dass Zement- und Holzanlieferungen nicht pünktlich kamen. Letztendlich musste die Bauleitung sich darauf beschränken, die Bauten vor Eintritt des Winters mit einem Dach zu versehen.

Lage

Lage der Ludwigshafener Gartenstadt
Lage der Ludwigshafener Gartenstadt

Die Ludwigshafener Gartenstadt liegt zwischen den Stadtteilen Mundenheim und Maudach. Sie ist dreigeteilt in:

  • Hochfeld (auf dem Hochufer einer ehemaligen Rheinschlinge)
  • Niederfeld (liegt fĂĽnf Meter niedriger als Hochfeld auf dem ehemaligen Schwemmland des Rheins)
  • Ernst-Reuter-Siedlung (im SĂĽden der Gartenstadt)

Bewohner

Helmut Kohl war bevor er nach Oggersheim zog als Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz Landtagsabgeordneter der Gartenstadt.


siehe auch: Gartenstadtbewegung

Wikipedia

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