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Letzte Änderung für Artikel Ruhrlade: 03.02.2006 01:50

Ruhrlade

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Die Ruhrlade war eine Interessenvereinigung der zwölf einflussreichsten Ruhrindustriellen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung und Aktivitäten

Dieser informelle und hoch exklusive Zirkel wurde im Januar 1928 von Paul Reusch gegründet, der in vielen Vorständen und Aufsichtsräten der rheinischen Schwerindustrie saß. Alle Großunternehmen des Ruhrgebiets waren durch ein oder zwei Mitglieder vertreten. Sprachrohr war die Deutsche Allgemeine Zeitung , die von der Ruhrlade finanziert wurde. Als Mittelsmann zu den verschiedenen politischen Parteien fungierte Martin Blank .

Die Existenz der Ruhrlade wurde geheim gehalten. Man traf sich einmal monatlich zum wirtschaftlichen und politischen Meinungsaustausch in geselliger Runde und organisierte Spenden in Höhe von jährlich bis zu 1,5 Millionen Reichsmark, die an die bürgerlichen Parteien gingen ( DDP , Zentrumspartei , DVP und DNVP . Die Ruhrlade versuchte mehrfach, diese Parteien in einer bürgerlichen Sammlungsbewegung zu vereinen, was aber scheiterte.

Haltung gegenüber der NSDAP

Während des Wahlkampfs 1930 agitierten die mächtigen Industriellen gegen die NSDAP , die sie auf Grund ihrer Namensbestandteile „sozialistisch“ und „Arbeiterpartei“ für eine linke Partei hielten. Sie befürchteten sogar, die NSDAP würde eine Koalition mit SPD und KPD eingehen und verknüpften deshalb ihre finanzielle Unterstützung für Alfred Hugenbergs DNVP mit der Bedingung, sie müsse ihre Zusammenarbeit mit den Nazis einstellen.

Das Misstrauen schwand aber bald. Ab 1931 flossen Spenden der Ruhrlade an die Nationalsozialisten, doch nicht an die Partei als solche, sondern an Walther Funk und Gregor Strasser . Diese persönlichen Spenden an vermeintlich „vernünftigere“ und „gemäßigtere“ Parteimitglieder sollten eine Rückversicherung gegen die weiterhin bestehenden sozialrevolutionären und radikalantisemitischen Strömungen in der Partei darstellen, wie sie sich etwa in der SA und in der NSBO zeigten. Ihre Hoffnungen setzten die Ruhrindustriellen allerdings nicht auf die Nationalsozialisten, u.a. weil Paul Silverberg jüdischer Abstammung war. Vielmehr optierten sie auf den dann im Juli 1932 überraschend zum Reichskanzler ernannten Franz von Papen , den sie schon seit längerer Zeit subventionierten. Bis in den Januar 1933 hinein hoffte man, dass es Papen gelingen würde, die Nazis zu zähmen und in eine Koalition unter seiner Führung zu zwingen. Großen Einfluss konnten die Ruhrlade in diesen entscheidenden Monaten vor der Machtübergabe aber nicht mehr nehmen, da sie aufgrund der durch die Gelsenkirchenaffaire verursachten internen Konflikte seit Sommer 1932 nicht mehr regelmäßig zusammentraf.

Die marxistische Forschung hebt den Aspekt hervor, dass drei der Mitglieder der Ruhrlade, Albert Vögler, Paul Reusch und Friedrich Springorum ihr Einverständnis mit der Eingabe von führenden Industriellen an Paul von Hindenburg erklärten. Hindenburg wurde in dieser von Hjalmar Schacht initiierten Eingabe aufgefordert, Hitler zum Reichskanzler zu ernennen. Die neuere Forschung (vgl. Turner 1985) wertet dieses angebliche Einverständnis allerdings als diplomatisch umschriebene Absage an die Initiatoren der Industrielleneingabe , da Schacht fest mit der Zustimmung der gesamten Ruhrlade bzw. Schwerindustrie rechnete.

Auflösung

Mitte 1939 kapitulierten die Vertreter der Ruhrlade dann endgültig vor dem übermächtig gewordenen Einfluss der Nationalsozialisten auf die Wirtschaft ( Reichswerke Hermann Göring , 2. Vierjahresplan ) und lösten ihre Vereinigung aus Misstrauen gegenüber NSDAP und Gestapo auf. Die Vorsicht war berechtigt, denn weder wollte man die Judenverfolgungen und noch weniger den Krieg gegen die Sowjetunion . Fritz Thyssen war zwar der anfänglich stärkste Befürworter einer Diktatur in der Ruhrlade, wagte aber 1939 den offenen Bruch mit Hitler und musste deshalb emigrieren. Er wurde 1940 nach der Invasion der Wehrmacht in Frankreich verhaftet und in mehreren KZs interniert.

Für die Ruhrlade gilt daher wie für viele andere deutsche Industrielle das Urteil einer großen objektiven Schuld am Zustandekommen der politischen Verbrechen der NS-Diktatur bei zugleich großer subjektiver Integrität. Diesem Schuldzusammenhang zu entkommen, gelang ihnen mit dem 20. Juli 1944 viel zu spät und zu halbherzig, was es der britischen Militärregierung erleichterte, die Industriewerke ihrer rheinischen Konkurrenz aufzulösen und zu demontieren.

Mitglieder (alphabetische Folge)

Literatur

  • Luntowski, Gustav: Hitler und die Herren an der Ruhr. Wirtschaftsmacht und Staatsmacht im Dritten Reich. Dissertation. Frankfurt a.M.: Lang 2000, 315 S. ISBN 3-631-36825-9
    --> Rezension
  • Mollin, Gerhard Th.: Montankonzerne und "Drittes Reich" 1936-1944. Der Gegensatz zwischen Monopolindustrie und Befehlswirtschaft in der deutschen Rüstung und Expansion 1936 - 1944. Dissertation. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1988, 394 S., 51 Tab. ISBN 3-525-35740-0
  • Neebe, Reinhard: Großindustrie, Staat und NSDAP 1930-1933. Paul Silverberg und der Reichsverband der Deutschen Industrie in der Krise der Weimarer Republik. Dissertation. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1981 ISBN 3-525-35703-6
  • Stegmann, Dirk: Zum Verhältnis von Großindustrie und Nationalsozialismus 1930-1933. Ein Beitrag zur Geschichte der sogenannten Machtergreifung, Archiv für Sozialgeschichte XIII (1973), 399 - 482.
  • Turner, Henry A.: Die Großunternehmer und der Aufstieg Hitlers, Berlin: Siedler 1985, ISBN 3-88680-143-8

Wikipedia

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