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Letzte Änderung für Artikel Schloss Wiepersdorf: 18.02.2006 11:54

Schloss Wiepersdorf

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Schloss Wiepersdorf liegt in Wiepersdorf südöstlich von Jüterbog (Land Brandenburg) im Niederen Fläming.

Es beherbergt das Künstlerhaus, das zu Vorlesungen, Konzerten und Ausstellungen dient, sowie ein kleines Museum . In der Orangerie befindet sich eine Gaststätte. Der Schlosspark ist frei zugänglich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erbauung

Anstelle des heutigen Schlosses stand zunächst ein Herrenhaus der Familie von Leipzig . Um 1730 erwarb der preußische Offizier Gottfried Emmanuel von Einsiedel den Besitz und ließ auf den Grundmauern des Herrenhauses das Schloss erbauen. Als General bei König Friedrich II. von Preußen in Ungnade gefallen, starb Einsiedel 1745 auf dem Schloss und wurde in der Schlosskapelle beigesetzt. Gerüchte um seine angebliche Ermordung auf Befehl des Königs wollten nie verstummen. Angeblich soll der Geist des Generals nachts ruhelos durch Schloss und Park wandeln.

Familie von Arnim

Der Schwiegersohn Einsiedels verkaufte 1780 den Besitz an den preußischen Kammerherrn Joachim Erdmann von Arnim . Dessen Sohn Ludwig Achim von Arnim und seine Frau Bettina zogen 1814 von Berlin nach Wiepersdorf. Bettina von Arnim verließ jedoch 1818 zumindest zeitweise wieder das Gut und ging zurück nach Berlin, während sich ihr Mann nur zu kurzen Besuchen in Berlin aufhielt. Nach dem Tod Achims von Arnim 1831 wurde sein Sohn Freimund von Arnim Herr auf Wiepersdorf. Im Jahr 1844 kehrte auch Bettina von Arnim für längere Aufenthalte in das Schloss zurück.

Um die Gerüchte über die angebliche Ermordung des vormaligen Schlossherrn Gottfried Emmanuel von Einsiedel endlich auszuräumen, ließ König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen 1856 das Grab des Generals öffnen. Da das Skelett unversehrt und vollständig war, schloss man das Grab wieder und betrachtete von Staats wegen die Sache als erledigt. Die Spukgeschichten in Dorf und Schloss konnte man dadurch jedoch nicht beenden.

Das Dritte Reich

Bis zum Ende des Dritten Reiches blieben Schloss und Gut im Besitz der Familie von Arnim. Friedmund von Arnim, der sich um eine große Familie und die tief verschuldeten Gutsbetriebe von Zernikow und Wiepersdorf zu kümmern hatte, und seine Frau Clara, als Mutter von sechs Kindern mit der Führung des großen Gutshaushalts voll ausgelastet, konnten sich allerdings kaum um die Pflege des literarischen Nachlasses kümmern.

Viel war damals ohnehin nicht zu erreichen, da die offizielle Germanistik vollständig von den Nationalsozialisten beherrscht wurde. Friedmund von Arnim sorgte jedoch dafür, dass sein Schwager Walther Encke, der wegen seines Widerstands gegen den umstrittenen Regierungsantritt von Papens in Preußen am 20. Juli 1932 seinen Posten als Polizeimajor in Berlin verloren hatte und nach der Machtergreifung der Nazis zusätzlich gefährdet war, eine erste Bestandsaufnahme vornahm.

In Schloss Wiepersdorf, wo Friedmunds Mutter Agnes von Arnim wohnte, fanden u. a. der von den Nazis als "entarteter Künstler" verfemte Maler Fritz Kuhr und der als "Halbjude" eingestufte Germanist Werner Milch ein Refugium. Werner Milch konnte dort die Arbeit an seinem Buch "Die junge Bettine" beginnen, das nach seinem Tod von Peter Küpper vollendet wurde.

Ohne es zu ahnen, trugen Friedmund von Arnim und seine Schwester Bettina Encke mit ihrer Handlungsweise, die mit dem literarischen Nachlass nicht unmittelbar zu tun hatte, aber ganz dem Denken ihrer Urgroßmutter Bettina entsprach, dazu bei, dass nach dem Kriege Schloss Wiepersdorf und die darin enthaltenen Schätze vor völliger Zerstörung und Vernichtung bewahrt werden konnten: Sie gewährten jemandem Unterschlupf, der in den Augen der Nazis in seiner Person die größten aller denkbaren Übel vereinigte, nämlich Kommunist und Jude zugleich zu sein. Es handelte sich um Dr. Iwan Katz , einen ehemaligen Reichstagsabgeordneten der KPD und Freund Walther Enckes. Friedmund von Arnim hielt ihn zunächst auf seinen Gütern versteckt, während des Krieges verbarg ihn Bettina Encke in ihrer Wohnung in Berlin. Iwan Katz überlebte so die Naziherrschaft und kam nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in eine einflussreiche Position, indem er Mitglied des Berliner Magistrats wurde.

Die Zeit der DDR

1945 wurde das Schloss für kurze Zeit sowjetische Kommandantur und Unterkunft für Kriegsflüchtlinge. Dabei gingen durch Plünderung bereits zahlreiche Einrichtungsgegenstände und Bücher der Bibliothek verloren. Als sich abzeichnete, dass im Zuge der Bodenreform Umsiedler in Schloss Wiepersdorf einziehen würden, drohte diesem weitere Plünderung und Verwahrlosung. Doch Bettina Encke gelang es mit der Unterstützung von Iwan Katz, Mitglieder der damaligen "Abteilung Kunst und Literatur" in der "Deutschen Zentralverwaltung für Volksbildung" in Berlin für den Gedanken zu gewinnen, in dem ehemaligen Arnimschen Familienbesitz ein Dichterheim einzurichten.

Am 16. Juli 1946 wurde eine Stiftung gegründet, die in § 2 ihrer Satzung Schloss Wiepersdorf dazu bestimmte, "Dichtern und Schriftstellern, deren künstlerische Leistung eine Förderung verdient, auf vorübergehende Zeit eine Stätte zu ungestörter und sorgenfreier Arbeit zu bieten." Allerdings wurden das Schloss und die Arnimsche Bibliothek erst im Oktober 1948 unter Denkmalschutz gestellt, so dass bis dahin weitere wertvolle Stücke durch Plünderung verloren gingen. 1951 wurden die Bestände der Bibliothek und der handschriftliche Nachlass des Dichterpaares, soweit in Wiepersdorf noch vorhanden, dem "Bettina-von-Arnim-Archiv" in Berlin eingegliedert. Später wurden sie nach Weimar verbracht, wo sie sich nunmehr als Teil der Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek unter der Obhut der Stiftung Weimarer Klassik befinden. Bettina Encke indessen war zwischenzeitlich in Luckenwalde vom NKWD inhaftiert und später in die Westzonen Deutschlands ausgewiesen worden.

In Schloss Wiepersdorf lebten in den Folgejahren zahlreiche Schriftsteller, so z. B. Anna Seghers , Alfred Kantorowicz , Arnold Zweig und Sarah Kirsch . Das Schloss wurde von der DDR unter Denkmalschutz gestellt, mehrmals umgebaut, saniert und modernisiert. Es befand sich in der Rechtsträgerschaft des Ministeriums für Kultur der DDR und ab 1979 des Kulturfonds der DDR. Das Schloss wurde dann als Ferienheim für Mitglieder der Kulturverbände der DDR genutzt.

Nach der Wende

Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 kam Schloss Wiepersdorf als Künstlerhaus zur Stiftung Kulturfonds der neuen Bundesländer. 1992 erfolgten erneut Umbau und Sanierung sowie der Einbau von Ateliers . Einige Räume wurden als Unterkunft für Pensionsgäste genutzt. Meist hielten sich auf Schloss Wiepersdorf jedoch Künstler auf, die von einer Jury der Stiftung ein mehrmonatiges Aufenthaltsstipendium erhalten hatten.

2002 zogen sich die Bundesländer Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt aus der Kulturfonds-Stiftung zurück. Infolge des damit verbundenen Kapitalverlustes musste die Stiftung in die Liquidation gehen. Ein Kompromiss , der die Zusammenlegung der Künstlerhäuser Wiepersdorf und Ahrenshoop vorsah, scheiterte 2003 am Veto von Bayern. Zum Ende des Jahres 2004 wurde allen Beschäftigten gekündigt, und die Stipendiaten mussten bis Mitte Dezember 2004 das Schloss verlassen. Die Zukunft der Immobilie Schloss Wiepersdorf war zu dieser Zeit ungeklärt.

Die jüngere Entwicklung

Original-Artikel vom 27. Januar 2005 aus der Tageszeitung DIE RHEINPFALZ , Ludwigshafen am Rhein:

Künstlerhaus Wiepersdorf findet Retter

WIEPERSDORF. Deutsche, aber auch internationale Kunstschaffende und nicht zuletzt solche aus Rheinland-Pfalz können aufatmen! Das Künstlerhaus Schloss Wiepersdorf, einst Anwesen der Goethe-Freundin Bettina von Arnim, ist gerettet. Das gab Kulturministerin Johanna Wanka im Brandenburgischen Landtag bekannt. Die Trägerschaft übernehme künftig die „Deutsche Stiftung Denkmalschutz", außerdem habe der Bund die Finanzierung des noch vorhandenen Defizits der Einrichtung für die nächsten drei Jahre angekündigt. Allerdings müssten in den nächsten Wochen, so Wanka, noch zahlreiche Detailfragen geklärt werden. Zur immer wieder drohenden Schließung des Künstlerhauses war es gekommen, weil sich die neuen Bundesländer einschließlich Berlin aus der noch aus DDR-Tagen stammenden Stiftung „Kulturfonds" zuvor sukzessive zurückzogen. (gaw)

Siehe auch

Liste der Burgen und Schlösser

Wikipedia

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