fair-hotels . Ein Service wie gemalt
Reiseführer Übersicht Deutschland Österreich Schweiz Bauwerke nach Stil

Werbung

Letzte Änderung für Artikel Badekultur: 09.02.2006 13:04

Badekultur

Wechseln zu: Navigation, Suche

Der Begriff Badekultur bezieht sich auf das Baden in warmem oder kaltem Wasser, das in erster Linie der Reinigung dient, aber auch der Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens. Das Dampfbad , heute zur Sauna gezählt, diente ebenfalls diesem Zweck. Die Ursprünge der europäischen Badekultur liegen in der Antike , als öffentliche Badehäuser auch eine wichtige soziale Funktion hatten. In der Neuzeit ist die Badekultur eng mit der Entstehung von Kurorten mit Thermalquellen sowie Seebädern verbunden. Über private Badezimmer verfügte die große Masse der europäischen Bevölkerung erst ab dem 20. Jahrhundert. Die Bedeutung des Bades in verschiedenen Epochen war immer eng mit den jeweils herrschenden Vorstellungen von Hygiene verknüpft.

Im weiteren Sinne werden auch "Bäder" in feuchter Luft (z.B. in Salzstollen), in Licht ( Sonnenbad ) oder in Schlamm oder Heu zur Badekultur gezählt. Alle Formen des Badens dienen auch dazu, die Haut äußeren Reizen auszusetzen. So ist die Redewendung ein Bad in der Menge zu verstehen.

Am Strandbad
Am Strandbad

Inhaltsverzeichnis

Antike

Im antiken Griechenland und bei den Römern hatte die Badekultur einen sehr hohen Stellenwert, es gab in jedem Ort öffentliche Badehäuser mit Dampfbädern, heißem und kaltem Wasser. Man sprach dem Bad nicht nur reinigende, sondern auch heilende Wirkung zu. Bekannt ist der lateinische Satz Sanus per aquam (Gesundheit durch Wasser). Reiche Römer besaßen jedoch auch ein eigenes Badezimmer. Dieses Badewesen breitete sich mit dem römischen Einfluss bald in anderen Ländern aus, geriet in der Zeit des Zerfalls des Römischen Reiches aber wieder in Vergessenheit. Erst durch die Kreuzfahrer wurde das Baden in den islamischen Ländern wiederentdeckt und in Europa neu eingeführt.

Mittelalter

Szene in einem Badehaus: Bader wäscht Badegäste. Stich von Jost Amman, 1568
Szene in einem Badehaus: Bader wäscht Badegäste. Stich von Jost Amman, 1568

In Deutschland entstanden Badestuben, in denen zwar offiziell Geschlechtertrennung galt, in der Praxis aber meistens gemischt gebadet wurde, und zwar im selben Becken. Badekleidung gab es noch nicht, gebadet wurde nackt - aber mit Kopfbedeckung. Das Bad begann mit der Körperreinigung, dann folgte das Schwitzen. Der Besuch im Badehaus galt als Vergnügen, es wurde im Wasser gegessen und getrunken, nicht selten auch angebandelt. Der Beruf des Baders galt nicht umsonst als unanständig, wurde er doch nicht nur als Barbier und Chirurg tätig, sondern gegen Bezahlung auch als Kuppler und Heiratsvermittler. In den Badestuben gab es oft auch Betten zum Ruhen nach dem Bad. Sie gerieten in den Ruf, heimliche Bordelle zu sein. Die Kirche wetterte lange Zeit vergebens gegen diese Sitten. Ohnehin hatte schon Augustinus erklärt, ein Bad pro Monat reiche völlig aus. Mönche sollten überhaupt nur zu Ostern und Weihnachten in die Wanne steigen.

Neuzeitliche Entwicklung

Dann kam die Syphilis , von spanischen Söldnern aus Südamerika nach Europa gebracht. Diese damals unheilbare Geschlechtskrankheit brachte im 15. und 16. Jahrhundert das Ende der öffentlichen Badehäuser; sie wurden wegen der großen Ansteckungsgefahr geschlossen. Gleichzeitig geriet das Baden überhaupt in Verruf, es sei schädlich und überflüssig, so die Ansicht vieler Ärzte. Dabei blieb es längere Zeit; im Rokoko spielten beim Adel Parfum und Puder für die Körperpflege eine größere Rolle als Wasser. Allerdings entdeckte man allmählich den Nutzen von Heilquellen und es entstanden Kuranstalten. Und im 18. Jahrhundert kam auch wieder das Bedürfnis auf, ausgiebig zu baden. In vielen öffentlichen Bädern gab es damals keine Becken, sondern Säle mit so genannten Badekästen. Bad Ems besaß damals vier Badehäuser: ein Herrenbad, ein Bad für einfache Bürgers- und Bauersfrauen, eines für vornehme Bürgerinnen und ein viertes für "vornehme Frauenzimmer".

Badeschiffe und Aalkästen

Die Aufklärung reformierte auch die Medizin und die Ideen über Gesundheit und Hygiene. Bewegung in der Natur wurde empfohlen. So kam das Baden im Freien in Mode. 1761 fuhr auf der Seine zum ersten Mal ein Badeschiff. Das waren zwei miteinander verbundene Hausboote, in denen sich insgesamt 33 Badekabinen befanden, in denen man warm und kalt baden sowie duschen konnte. Genutzt wurde das Flusswasser. Der Wiener Arzt Pascal Joseph de Ferro erfand 1781 das Badefloß, das auf der Donau schwamm; es war am Ufer befestigt. Im Boden des Floßes befanden sich Öffnungen, durch die man über eine Leiter in einen hölzernen Gitterkasten gelangte. So badete man gewissermaßen im Käfig. Im Volksmund wurde diese Konstruktion Aalkasten genannt.

1773 gab es in Frankfurt/Main die erste Flussbadeanstalt, 1777 in Mannheim. In Frankfurt/M. wurde Anfang des 19. Jahrhunderts auch das wohl luxuriöseste deutsche Badeschiff in Betrieb genommen. Besitzer war der Arzt Johann Gottfried Kohl . Darauf gab es acht eingerichtete Badezimmer, auch eines für Familien, sowie ein Wohnzimmer. Andernorts wurden an den Flüssen immerhin Badestellen geschaffen.

Seebäder

Die ersten Seebäder für Adlige und Reiche gab es im 18. Jahrhundert in England: Brighton , Hastings , Ramsgate , Bath . In Deutschland setzten sich u.a. der Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg und der Arzt Christoph Wilhelm Hufeland für die Einrichtung von Kurbädern ein. Am 9. September 1793 wurde das erste deutsche Seebad in Heiligendamm an der Ostsee eröffnet, 1797 folgte Norderney. Das Baden im Meer war damals etwas völlig Neues, und die Moralvorstellungen der Zeit erforderten natürlich die strikte Geschlechtertrennung sowie den Körper verhüllende Badekostüme. Im 19. Jahrhundert wurde die Badekur zur Mode der feinen Gesellschaft. Die große Masse der Bevölkerung blieb von diesem Vergnügen zunächst ausgeschlossen.

Volksbäder und Badeanstalten

Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden dann die ersten öffentlichen Badeanstalten in Gebäuden. Vorher behalfen sich die Menschen in Großstädten z.B. mit mobilen Bädern. Ein Franzose ließ sich 1822 einen Badekarren mit Wanne patentieren, in den ein Heizofen eingebaut war. Im Jahr 1836 gab es in Paris über 1000 Besitzer solcher Karren, die heiße Wannenbäder verkauften. Aber auch diesen Luxus konnten sich natürlich nur die Begüterten leisten. Dem einfachen Volk blieben zumindest im Winter nur Holzzuber und Waschschüssel. Die ersten modernen Volksbäder entstanden in England. Wegweisend war eine 1842 in Liverpool eröffnete öffentliche Bade- und Waschanstalt für die arbeitende Klasse, die 28 Badekammern hatte sowie zwei Schwimmbecken und ein Wäschehaus. London folgte diesem Beispiel. Die damals größte Einrichtung dieser Art war das Dianabad in Wien mit 104 Kabinen. Außerdem gab es in der Stadt vor 1875 drei weitere große Bäder. Die erste belgische Badeanstalt gab es in Brüssel ( 1854 ), die erste der Schweiz in Basel ( 1866 ).

Meyers Konversationslexikon von 1889 berichtet: "Seit 25 Jahren sind auch in Deutschland Badeanstalten errichtet worden, zunächst die nach englischem Vorbild, jedoch ohne Schwimmbad gegründete Wasch- und Badeanstalt in Hamburg und nach ähnlichen Prinzipien die mit Schwimmbädern, Wannenbädern und Waschständen versehenen Aktienunternehmungen in Berlin. Dort hatten tatsächlich nur die beteiligten Aktionäre die Möglichkeit, ein Bad zu nehmen. Das Berliner Admiralsgartenbad, eine Badeanstalt in Bremen und das Bad am Praterstern in Wien nennt das Lexikon als modernste Einrichtungen dieser Zeit. "Das für Gesunde und zu Kurzwecken bestimmte Admiralsgartenbad enthält außer einer Abteilung für Wannenbäder erster und zweiter Klasse mit über 100 Zellen eine Abteilung für römisch-irische, russische, Douche- und Krankenbäder sowie ein großes (...) mit Eisen und Glas überdachtes Schwimmbasin."

Die Ausstattung der verschiedenen Bäderarten beschreibt Meyers Konversationslexikon wie folgt: "Die Wannenbäder, welche entweder mit Metall- oder gemauerten Wannen und gewöhnlich mit Brausen versehen sind, werden meist in größerer Zahl innerhalb eines größern Raums von ca. 3 m Höhe durch ca. 2 m hohe (...) Zwischenwände (...) abgeschieden (...). Ein Tisch, Stühle, ein kleines Sofa etc. vervollständigen die innere Ausstattung. Werden diese Wannenbäder geräumiger angelegt und mit mehr Eleganz und Komfort ausgestattet, so erhalten dieselben den Namen Salonbäder. (...) Die Reinigungsbäder, welche das Bedürfnis nach Erfrischung und gründlicher Reinigung des Körpers auf die einfachste, Zeit, Raum und Kosten ersparende Weise befriedigen sollen, bestehen meist aus reichlich temperierten (...) Fußbädern (...) nebst darüber angebrachten Brausen. Die Douchebäder (...) enthalten meist eine Auswahl verschiedener kalter und warmer Douchen, welche als Regen- und Schlauchdouchen und hierbei als sogen. Kopf-, Seiten- und Sitzdouchen von oben, von allen Seiten und von unten wirken."

Literatur

  • Dieter Wildt: Sonnenkult. Von der vornehmen Blässe zum nahtlosen Braun., Econ, 1987, ISBN 3-430-19676-0
  • Kult-Bäder und Bäderkultur in Baden-Württemberg, hg. v. W. Niess, S. Lorenz, Filderstadt 2004. ( ISBN 3-935129-16-5 )

Siehe auch

  • Badekarren
  • Badesee
  • Hansgrohe-Museum Wasser-Bad und Design

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Badekultur aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Badekultur verfügbar.

fair-hotels. Ein Service der
VIVAI Software AG
Betenstr. 13-15
44137 Dortmund

Tel. 0231/914488-0
Fax 0231/914488-88
Mail: info@vivai.de
Url: http://www.vivai.de