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Letzte Änderung für Artikel Wilhelm Tell: 18.02.2006 10:54

Wilhelm Tell

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Wilhelm Tell ist der Nationalheld der Schweiz , der im frühen 14. Jahrhundert gelebt haben soll.

Gessler und Tell, Illustration von 1880
Gessler und Tell, Illustration von 1880
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Inhaltsverzeichnis

Entstehung einer Legende

Wilhelm Tell ist ein sagenhafter Schweizer Freiheitskämpfer und Tyrannenmörder , der bereits in der mittelalterlichen Innerschweiz als mythische Gestalt lebendig war und damals schon in Theaterspielen auftrat. Der Chronist Aegidius Tschudi verdichtete um 1570 verschiedene überlieferte Versionen der Tell-Erzählung zu einer Sage, die dann vor allem durch die Dramatisierung Friedrich Schillers zunächst in Europa und später weltweit bekannt wurde.

Wilhelm Tell Denkmal in Altdorf von 1895; auf dem Sockel das traditionelle Datum des Rütlischwur, 1307.
Wilhelm Tell Denkmal in Altdorf von 1895; auf dem Sockel das traditionelle Datum des Rütlischwur, 1307.

In Tschudis Tell-Legende lässt der habsburgische Landvogt Gessler zu Altdorf einen Hut auf eine Stange stecken und befiehlt den schweizerischen Untertanen, diesen jedes Mal zu grüßen, wenn sie an ihm vorüber gehen. Wilhelm Tell, ein weitherum bekannter Armbrustschütze , verweigert den Gruß und der Vogt befiehlt ihm daraufhin, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen. Sein Kind müsse andernfalls mit ihm sterben. Tell tut widerstrebend, wie ihm geheißen und trifft den Apfel. Als er aber auf die Frage nach dem Zweck des zweiten Pfeils, den er zu sich gesteckt hatte, antwortet, dass derselbe für den Vogt bestimmt gewesen sei, wenn er sein Kind getroffen hätte, befiehlt dieser, ihn gefesselt auf seine Burg nach Küssnacht zu überführen. Auf dem Vierwaldstättersee aber bringt ein Sturm das Schiff in Gefahr, und Tell wird seiner Fesseln entledigt, um dasselbe zu lenken. Geschickt steuert er es gegen das Ufer, wo der Axenberg sich erhebt, springt dort von Bord auf eine hervor ragende Felsplatte, welche noch heute Tellsplatte heißt, eilt darauf über das Gebirge nach Küssnacht , erwartet den Vogt in einem Hohlweg , Hohle Gasse genannt, und erschießt ihn aus sicherem Versteck mit der Armbrust.

Von Tells weiterem Leben wird nur berichtet, dass er 1315 in der Schlacht bei Morgarten mitgefochten und 1354 in dem Schächenbach beim Versuch der Rettung eines Kindes den Tod gefunden habe.

Nachdem der schon Freiburger Guillimann 1607 , dann die Basler Christian und Isaak Iselin , der Berner Pfarrer Uriel Freudenberger 1760 sowie Voltaire („Annales de l'Empire”) die Geschichte Tells als Fabel bezeichnet hatten, wurde im 19. Jahrhundert durch die Forschungen Kopps u.a. in unzweifelhafter Weise aufgezeigt, dass dieselbe, wie überhaupt die gewöhnliche Tradition von der Befreiung der Waldstätte, einerseits im Widerspruch zur urkundlich beglaubigten Geschichte steht, und dass sie andererseits in keinen zeitgenössischen oder der Zeit näher stehenden Quellen mit irgendeiner Silbe erwähnt wird. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts taucht die Tellsage auf, und zwar in mindestens zwei Versionen.

Quellenmäßig ist die Erzählung fassbar in einem um 1499 entstandenen Volkslied, sodann in der Luzerner Stadtchronik, die 1482 bis 1488 von Melchior Russ geschrieben wurde. Russ erblickt in Tell den Haupturheber der Befreiung und Stifter des gegen die habsburgische Herrschaft gerichteten Bundes der Eidgenossen . In einer anderen Version, im anonym verfassten, in dem ebenfalls um 1470 geschriebenen anonymen Weißen Buch von Sarnen, welches sich aber auf einen Text von 1420 bezieht, wird Tells Tat krampfhaft mit dem Bund von 1291 verbunden; die Initiative im Freiheitskampf wird aber vornehmlich der Gestalt des Werner Stauffacher zugeschrieben. Diese Version erscheint auch in der 1507 gedruckten Chronik des Luzernes Etterlin . Erst Tschudi hat die beiden Traditionsstränge zu einer Gesamtsage verwoben, die dann im Lauf der Jahrhunderte noch mancherlei Zusätze bekam und durch den Schweizer Historiker Johannes von Müller und Friedrich Schiller weltweit bekannt geworden ist.

Tellskapelle, Reproduktion eines Stiches in einer Tell-Ausgabe von 1914
Tellskapelle, Reproduktion eines Stiches in einer Tell-Ausgabe von 1914

Die so genannten Tellskapellen auf der Tellsplatte , in Bürglen und in der Hohlen Gasse stammen erst aus dem 16. Jahrhundert und sind zum Teil nachweislich zu Ehren von Kirchenheiligen gestiftet worden. In Uri ließ sich keine Familie Tell ermitteln; die Erkenntnisse der Urner Landsgemeinden von 1387 und 1388 , welche Tells Existenz bezeugen sollten, sowie die den Namen „Tello” und „Täll” enthaltenden Totenregister und Jahrzeitbücher von Schaddorf und Attinghausen sind als Erdichtungen und Fälschungen nachgewiesen.

Der Autor Max Frisch schrieb eine eigene „Version”, nämlich „Wilhelm Tell für die Schule”, wo er sich unter anderem auf die dänische Sage bezieht.

Herkunft der Apfelschuss-Sage

Die Sage vom Apfelschuss ist ein uralter indogermanischer Mythos , der in anderem Gewand auch in der persischen, dänischen, norwegischen und isländischen Heldensage vorkommt. In letzterer wird der Held Eigil genannt, von dessen Sohn, König Orentel , Tell vielleicht den Namen erhalten hat. In der dänischen Variante heißt der Held Toko . In der Schweiz ist die offenbar schon vor 1400 im Volk verwurzelte Variante dieses Mythos von den Chronisten des 15. Jahrhunderts zur Ausschmückung der Befreiungssage übernommen worden.

Der Berner Pfarrer Uriel Freudenberger ( 1738 bis 1743 Prediger am Inselspital in Bern, Pfarrer von Frutigen und 1747 bis 1752 in Ligerz) betätigte sich als Geschichtsforscher und stellte 1760 die These auf, dass es sich beim schweizerischen Wilhelm Tell um die Nachdichtung einer Episode aus den Gesta Danorum des dänischen Geschichtsschreibers Saxo Grammaticus (ca. 1140 bis 1220 ) handele. Aus Angst vor den Auswirkungen veröffentlichte er die Abhandlung anonym. Die Saga des Schützen Toko, im Dienste des dänischen Königs Harald Blauzahn ( 939 - 966 ), besagt, dass dieser prahlerische Schütze vom König gezwungen wurde, einen Apfel vom Kopf seines Sohnes zu schießen und Toko den König als Rache während eines Liebesabenteuers erschoss. Gottlieb Emanuel Haller übersetzte die Abhandlung ins Französische und veröffentlichte sie wegen der Befürchtungen Freudenbergers unter seinem eigenen Namen.

Schillers Tell

Alter Stich
Alter Stich

Das Schauspiel Wilhelm Tell wurde 1803 - 1804 von Friedrich Schiller geschrieben und am 17. März 1804 am Weimarer Hoftheater uraufgeführt.

Johann Wolfgang Goethe hatte zwischen 1775 und 1795 mehrmals die Schweiz besucht und war von der Gegend um den Vierwaldstättersee und der Tellsage angetan. Goethe beschaffte sich auch Tschudis Schweizer Chronik und erwog, die Schweizer Befreiungssage dichterisch umzusetzen. Goethe machte Schiller mit der Sage bekannt und schilderte ihm seine Eindrücke von der Gegend. Schiller, welcher niemals in der Schweiz weilte, aber sich als Historiker gut zu unterrichten wusste, schrieb darauf das Tell-Drama in fünf Aufzügen und zeigte dabei eine bemerkenswert eingehende Ortskenntnis.

Schiller stellt in seiner Interpretation den Schritt Tells aus der natürlichen Reinheit und Schuldlosigkeit dar, in die er nach dem Tyrannenmord nicht wieder zurück kehren kann. Während Tell zu Anfang des Stückes intuitiv handelt und alles mit wortkargen Kurzstatements erläutert, wird er im letzten Aufzug zu einer fast schon philosophischen Gestalt. Schon im 19. Jahrhundert wurde der fünfte Aufzug allerdings entweder stark gekürzt oder gar nicht gespielt, da gemäss der seit Ludwig Börne herrschenden Lesart Tell hier eine unzeitgemäße Freiheitsauffassung zum Ausdruck bringe.

Im Dritten Reich wurde das Stück zunächst in die Nazi-Propaganda integriert. In den ersten Jahren wurde es als „Führerdrama” gepriesen und häufig aufgeführt. Die Hauptfiguren Tell und Werner Stauffacher wurden als ideale Führerpersönlichkeiten interpretiert, Tell-Zitate fanden sich in den meisten Lesebüchern. Schillers Motiv des gerechtfertigten Tyrannenmords scheint jedoch nach mehreren Attentaten auf Hitler (verübt u.a. von dem Schweizer Maurice Bavaud) zu einer völligen Abkehr der Nazis vom Tell geführt zu haben; die Änderung der Einstellung war so dramatisch, dass das Stück am 3. Juni 1941 auf Anweisung Hitlers verboten wurde.

1941 war auch das Jahr, in dem die Schweiz ihr 650jähriges Bestehen feierte. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten wurde oft Bezug auf Wilhelm Tell und insbesondere Schillers Stück genommen; so führte die Tellspiel-Gesellschaft von Altdorf am 1. August die „Rütlischwur”-Szene auf dem Rütli auf. Es ist möglich, dass diese intensive Bezugnahme auf Schillers Tell als Darstellung eines Schweizervolks, das seine Freiheit und Unabhängigkeit erkämpft, mit dazu beitrug, dass er in Deutschland so plötzlich unerwünscht war.

2004 wurde das Stück zu seinem 200-Jahr-Jubiläum erstmals auf dem Rütli aufgeführt und zwar vom Deutschen Nationaltheater Weimar .

Der Originaltext ist frei verfügbar bei DigBib.Org .

Kurzzusammenfassung

Der Schwyzer Konrad Baumgarten wird von kaiserlichen Reitern verfolgt, weil er den Burgvogt, der seine Frau vergewaltigen wollte, erschlagen hat. Er bittet den Fischer Ruodi, ihn über den Vierwaldstätter See zu rudern, doch weigert er sich wegen eines drohenden Gewittersturms. Nun erscheint der naturkundige und gottesfürchtige Meisterschütze Tell und rudert den Flüchtling über den See. Als Vergeltung setzen die Verfolger die Hütten der Seeanwohner in Brand.
Die Empörung über die Willkür der habsburgischen Besatzungsmacht ist groß. Tell rät jedoch zum Abwarten und nimmt an den Planungen für einen Aufstand nicht teil. Ich kann nicht lange prüfen oder wählen, bedürft ihr meiner zu einer bestimmten Tat, dann ruft den Tell [...] (1. Aufzug, Dritte Szene). Der Rütli-Schwur der Eidgenossen aus den drei Urkantonen Uri, Schwyz und Unterwalden kommt so ohne ihn zustande. Inzwischen gewinnt die Gutsbesitzerin Berta von Bruneck den österreichischen Parteigänger Ulrich von Rudenz für das eidgenössische Vorhaben.
Auch Tell wird schließlich in das Geschehen involviert. Er weigert sich, den aufgesteckten Hut des Reichsvogtes Hermann Geßler zu grüßen und dieser zwingt ihn daraufhin, einen Apfel vom Kopf des eigenen Kindes zu schießen. Dies gelingt ihm, doch gesteht er, dass sein nächster Pfeil Geßler gegolten hätte, wenn er seinen Sohn getroffen hätte. Geßler bricht sein Wort und führt ihn als Gefangenen fort. Während der Seeüberfahrt des Gefangenenschiffs zieht ein Sturm auf und Tells Häscher kommen in Bedrängnis. Sie überlassen ihm das Steuer und er kann schließlich mit einem Sprung ans Ufer entkommen.
Nun beschließt er, Geßler zu töten. In der hohlen Gasse bei Küssnacht lauert der Meisterschütze ihm auf und erläutert in einem Monolog das Motiv: dem "teufelischen" Treiben des gefühlsrohen, herrschsüchtigen Vogtes ein Ende zu setzen. Ein Pfeil durchbohrt dessen Herz.
Dies ist der Funke am Pulverfass und die allgemeine Erhebung beginnt. Berta, die gefangen worden war, wird von Rudenz aus einer brennenden Zwingburg gerettet. Die Gestalt des Johannes Parricida, Herzog von Schwaben, tritt auf. Dieser hatte seinen Onkel, den Kaiser aus selbstsüchtigen Motiven ermordet und bittet nun Tell um Beistand. Tell weist auf den großen Unterschied beider Morde hin und bewegt ihn, nach Italien zu gehen und dort dem Papst die "grässliche" Tat zu beichten. In der letzten Szene kündigen Berta von Bruneck und Ulrich von Rudenz ihren Ehebund an. Er beschließt das Drama mit den Worten: Und frei erklär ich alle meine Knechte.

Rossinis Oper

1829 komponierte Gioacchino Rossini die Oper Guillaume Tell . Die Tell-Ouvertüre daraus wurde weltbekannt ( Hörprobe ).

„ Maskottchen ” des frühen schweizerischen Nationalstaates

Wer nicht an die geschichtliche Existenz des Freiheitskämpfers Tells glaubte, galt in der Schweiz des 19. Jahrhunderts schon fast als Vaterlandsverräter: In der Eidgenossenschaft gehörte diese Optik zum Widerstand der „Konservativen” gegen die wirtschaftsliberale Staatsauffassung, welche zumindest teilweise auf den Ideen der Französischen Revolution von 1789 fusste. Als um 1830 der liberale Luzerner Historiker Kopp es wagte, die auf Schillers Tell basierenden patriotischen Deutungen in Zweifel zu ziehen, geschah auf dem Rütli ein weiteres „Attentat”: eine Kopp darstellende Puppe wurde verbrannt.

Dass sich bei der Gestaltung des schweizerischen Bundesstaates von 1848 die liberalen Kräfte durchsetzten, bedeutete jedoch keineswegs das Ende der Tell-Verehrung. 1848 wurde Tell - neben Helvetia - offiziell als Freiheitssymbol der jungen Schweiz eingeführt. Anlässlich der Feiern „600 Jahre Eidgenossenschaft” 1891 wurde Tell sogar zum Symbol der nationalen Identität erhoben.

Siehe auch

Wikisource: Wilhelm Tell – Quellentexte
  • Tyrannenmord

Weblinks

Wikipedia

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