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Letzte Änderung für Artikel Leonhard Ragaz: 01.02.2006 21:15

Leonhard Ragaz

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Bild:Clara&Leonhard.jpg

Leonhard Ragaz (* 28. Juli 1868 in Tamins; † 6. Dezember 1945 in ZĂŒrich) war reformierter Theologe und MitbegrĂŒnder der religiös-sozialen Bewegung in der Schweiz . Er war verheiratet mit der Frauenrechtlerin und Friedensaktivistin Clara Ragaz-Nadig .

Inhaltsverzeichnis

Werk

Wie kaum ein anderer Theologe des 20. Jahrhunderts hat Leonhard Ragaz mit der Bibel in der Hand um den Sinn der welthistorischen Ereignisse gerungen. Mitten im Zweiten Weltkrieg schrieb er sein bedeutendstes Werk “Die Bibel – eine Deutung”. In einer Zeit grösster Anfechtung schöpfte Ragaz aus der Schrift Trost und Hoffnung: Der Triumph der Naziherrschaft konnte nicht von Dauer sein. “Gott duldet solche Grössen nicht.” Noch heute sind diese sieben BĂ€nde von der “Urgeschichte” bis “Johannes” unvermindert aktuell. Ihr zentrales Thema ist die “Botschaft vom Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit fĂŒr die Erde”. An diesem Massstab nahm Ragaz Partei fĂŒr die Opfer von Ungerechtigkeit und Gewalt, aber auch schon fĂŒr die gefĂ€hrdete Schöpfung.

Leben

Die Ă€usseren Stationen dieses bewegten Lebens beginnen in der bĂŒndnerischen Gemeinde Tamins, wo Ragaz 1868 als Kind einer Kleinbauernfamilie zur Welt kam. Nach seinem Theologiestudium wurde er Pfarrer in Flerden am Heinzenberg, spĂ€ter in Chur. Die fĂŒr sein weiteres Leben entscheidende AnnĂ€herung an die Arbeiterbewegung vollzog sich in Basel. Als 1903 die Bauarbeiter in einen Streik traten, sagte Ragaz in seiner berĂŒhmten Maurerstreikpredigt auf der MĂŒnsterkanzel: “Wenn das offizielle Christentum kalt und verstĂ€ndnislos dem Werden einer neuen Welt zuschauen wollte, die doch aus dem Herzen des Evangeliums hervorgegangen ist, dann wĂ€re das Salz der Erde faul geworden!” 1908 folgte der Ruf an die theologische FakultĂ€t der UniversitĂ€t ZĂŒrich. WĂ€hrend des Schweizer Generalstreiks 1918 stand Ragaz auf der Seite der Arbeiter. Als die Soldaten mit ihren Stahlhelmen und aufgepflanzten Bajonetten die UniversitĂ€t bewachten, erhob er flammenden Protest: Diese StĂ€tte mĂŒsse nur deshalb geschĂŒtzt werden, weil sie dem Volk Steine statt Brot gegeben habe. Im Alter von 53 Jahren trat Ragaz von seinem Lehrstuhl zurĂŒck, da es ihm unmöglich geworden sei, Pfarrer fĂŒr eine verbĂŒrgerlichte Kirche auszubilden. Er zog mit seiner Familie ins Arbeiterquartier ZĂŒrich-Aussersihl und widmete sich dort bis zu seinem Tod 1945 der Arbeiterbildung und der von ihm mit gegrĂŒndeten Zeitschrift Neue Wege .

Inhalte und WĂŒrdigung

Das Reich Gottes ist zwar “nicht von dieser Welt” (J 18.36), aber es ist eine Verheissung fĂŒr diese Welt. Wir Menschen sind aufgerufen, ihm den Weg zu bereiten. Ragaz schreibt dazu in seinem Bibelwerk: “Schon das Kommen des Reiches ist auch Sache des Menschen. Es ist gerĂŒstet, es wird angeboten, aber es kommt nicht, wenn nicht Menschen da sind, die darauf warten, die darum bitten, die fĂŒr sein Kommen arbeiten, kĂ€mpfen, leiden.” Die Gerechtigkeit des Reiches Gottes heisst fĂŒr Ragaz in Anlehnung an die Urgemeinde “Genossenschaftlichkeit”. Aus Wirtschaftsuntertanen sollen WirtschaftsbĂŒrger und -bĂŒrgerinnen werden. Der Genossenschaftssozialismus ist denn auch die Alternative nicht nur zur Alleinherrschaft des Kapitals, sondern auch zur Alleinherrschaft einer Partei. Ja, Ragaz kann die Losung vertreten: “Möglichst wenig Staat! In allem möglichst viel freie Selbstregulierung des Lebens.” Dahinter steht keine neoliberale Ideologie, sondern die Forderung nach genossenschaftlich verfassten und kooperierenden Betrieben und Unternehmungen. Nicht weniger als dem Sozialismus gilt Ragaz‘ Arbeit dem Frieden. Der Antimilitarismus ist die Konsequenz “der Ehrfurcht vor der WĂŒrde und Heiligkeit des Menschen und des Glaubens an ein Reich der Gerechtigkeit und Menschlichkeit, zu dem der Friede gehört”. Ragaz richtete an seine Genossinnen und Genossen die visionĂ€ren Worte: “Wenn der Kapitalismus sich mit der Gewalt verbindet, so entspricht dies seinem Wesen, aber wenn der Sozialismus es tut, so ist es Abfall von sich selbst; es ist Untreue und Untreue ist Selbstauflösung. Sozialistischer Mörtel, der mit Gewalt angerĂŒhrt wird, hĂ€lt schlecht.” Das Bibelwerk von Ragaz ist auch eine Pioniertat auf dem Weg zu einer ökologischen Theologie. “Wer an die Auferstehung Christi recht glaubt, der glaubt ĂŒberhaupt an die Auferstehung der ganzen Schöpfung..., auch an die Auferstehung der Natur”, gibt Ragaz uns zu bedenken. Die Natur erhĂ€lt hier “ihren Eigenwert und ihr Eigenrecht”. Die Menschen sollen mit ihr partnerschaftlich umgehen und sie nicht ausbeuten oder gar zerstören. Destruktiv ist eine Technik, die nicht dem Menschen dient, sondern der Profitmaximierung. Ragaz kritisiert denn auch am Kapitalismus , ihm sei “keine Landschaft zu schön, als dass er sie nicht durch die Technik entstellte, kein Bergtal mit seiner Geschichte zu heilig, als dass er es nicht in einem Stausee ertrĂ€nkte, wenn das dem Profite dient oder zu dienen scheint”. Der Untergang des “real existierenden Sozialismus” hat den von Ragaz vertretenen Sozialismus nicht widerlegt. Dieser wartet unabgegolten auf seine Stunde: als religiöser Sozialismus , der aus der SpiritualitĂ€t des Reiches Gottes hervorgeht. Oder wie Ragaz sagt: “Es muss mehr als Sozialismus geben, damit Sozialismus sein kann.”

Weblinks

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Leonhard Ragaz aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Leonhard Ragaz verfügbar.

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