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Letzte Änderung für Artikel Amoklauf von Erfurt: 02.02.2006 19:44

Amoklauf von Erfurt

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Das Gutenberg-Gymnasium nach der Schließung 2002
Das Gutenberg-Gymnasium nach der Schließung 2002
Seit Sommer 2005 wird das umgestaltete Gebäude wieder für den Unterricht genutzt
Seit Sommer 2005 wird das umgestaltete Gebäude wieder für den Unterricht genutzt
Gedenktafel
Gedenktafel

Der Amoklauf von Erfurt ereignete sich am Vormittag des 26. April 2002 am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt. Dabei erschoss der 19-jährige Robert Steinhäuser gezielt 13 Lehrer und einen herbeigeeilten Polizisten, zwei Schüler wurden tödlich verwundet, als er eine Tür durchschoss. Anschließend tötete er sich selbst.

Inhaltsverzeichnis

Die Tat

Die Tat fand am Tag der schriftlichen Abiturprüfungen statt. Steinhäuser begann den Amoklauf etwa um 10:50 Uhr, suchte die Schule gezielt nach Lehrern ab und erschoss dabei 13 von ihnen. Schüler und Lehrer schlossen sich in Klassenräumen und der Aula ein. Durch eine geschlossene Tür erschoss Steinhäuser zwei Schüler. Um 11:05 Uhr alarmierte der Hausmeister die Polizei, die um 11:12 Uhr an der Schule eintraf. Dabei wurde aus dem Fenster der Polizist Andreas Gorski erschossen.

Etwa um 11:15 Uhr traf Steinhäuser auf den Lehrer Rainer Heise. Nach Heises Schilderung habe er sich Steinhäuser mit den Worten "Drück ab! Wenn du mich jetzt erschießt, dann guck mir in die Augen!" in den Weg gestellt. Steinhäuser habe daraufhin geantwortet: "Für heute reicht's, Herr Heise!" Daraufhin schloss ihn der Lehrer im Zeichensaal der Schule ein, wo sich Steinhäuser wenig später selbst tötete.

Diese Darstellung Heises wurde in den Medien immer wieder angezweifelt. Er wurde teils aufs schärfste kritisiert und angefeindet. Ihm wurde Selbstdarstellung auf Kosten der Todesopfer vorgeworfen. Heise wurde mehrfach ausgezeichnet, ihm wurde sogar das Bundesverdienstkreuz angeboten.

Die Tat verübte Steinhäuser mit einer Selbstladepistole Glock 17L . Ferner führte er eine Vorderschaftrepetierflinte (eine sogenannte Pumpgun ) vom Typ Mossberg 590 Mariner mit, die er aber nicht benutzte. In den Zeitungsberichten über den Vorfall war zu lesen, dass diese Pumpgun nicht funktioniert hätte. Beide Waffen hatte er als Sportschütze beim Erfurter Polizeisportverein mit einer Waffenbesitzkarte von den Vor besitzern legal erworben. Das Gewehr hätte er aufgrund seines Sports eigentlich nicht erwerben dürfen, da sie nur von Jägern legal erworben werden kann. Die lokale Behörde , die von den Vorbesitzern der beiden Waffen ordnungsgemäß informiert worden war, leitete aber keine Überprüfung und keinen Einzug der Waffen ein, wofür sie kritisiert wurde.

Gedenkfeier

Die Erfurter Domstufen zwei Tage nach der Gedenkfeier
Die Erfurter Domstufen zwei Tage nach der Gedenkfeier

Am 3. Mai 2002 fand eine Gedenkfeier für die Opfer des Massakers auf dem Domplatz im Zentrum Erfurts statt. Darin betonte der damalige Bundespräsident Johannes Rau, dass er auch Robert Steinhäusers selbst gedenke; was ein Mensch auch immer getan habe, er bleibe ein Mensch . Die Angehörigen Steinhäusers wohnten der Gedenkfeier vom Fenster eines nahestehenden Gebäudes aus bei. Insgesamt nahmen an dieser Gedenkfeier auf dem Domplatz über 100.000 Menschen teil.

Nach der Tat kamen immer wieder Gerüchte auf, dass es neben Steinhäuser noch einen weiteren Täter gegeben habe. Erst der offizielle Bericht der so genannten Gasser- Kommission , der am 21. April 2004 erschien, schloss einen Mittäter (nicht jedoch einen Mitwisser ) aus. Am 5. Juli 2005 wurde jedoch ein 36-jähriger Trittbrettfahrer , der sich in einem Brief und einer E-Mail selbst der Mitwisserschaft bezichtigt hat, zu einer Geldstrafe wegen Vortäuschung einer Straftat verurteilt.

Öffentliche Diskussion

Der Amoklauf führte zu heftigen öffentlichen Diskussionen zum Thema Jugend und Gewalt , besonders in Bezug auf sogenannte " Ego-Shooter "-Computerspiele (Gewalt in Computerspielen). Nach einigen Berichten in den Medien hatte Steinhäuser angeblich einen Großteil seiner Freizeit mit derartigen Spielen und gewaltverherrlichenden Filmen verbracht. Die Diskussionen beschleunigten die Arbeit an dem neuen Jugendschutzgesetz , welches wenige Wochen später verabschiedet wurde, und trugen dazu bei, dass es verschärfte Regelungen für diese Bereiche enthält.

Ebenso geriet das Thüringer Schulgesetz ins Kreuzfeuer der Kritik. Da Steinhäuser bereits volljährig war, hatte man seine Eltern nicht über seinen Schulverweis informiert. Außerdem gab es zu diesem Zeitpunkt, im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern, an Gymnasien keine Prüfungen oder automatische Zuerkennung der Mittleren Reife nach der 10. Klasse. Schüler, die das Abitur nicht bestanden, hatten also keinen Schulabschluss und daher kaum eine berufliche Perspektive. Als späte Reaktion auf den Amoklauf konnten Schüler der Gymnasien im Jahr 2003 auf eigenen Wunsch am Ende der Klasse 10 an einer Prüfung teilnehmen. Seit 2004 ist diese Prüfung (Besondere Leistungsfeststellung) für alle Thüringer Gymnasiasten Pflicht.

Die Thüringer Landesregierung sprach der Schuldirektorin bereits kurz nach der Tat eine "Missbilligung" aus und bestätigte diese Missbilligung im Mai 2004 nach der Vorlage des Kommissionberichts. Der von ihr ausgesprochene Schulverweis sei zwar pädagogisch vertretbar, sie habe jedoch ihre rechtlichen Befugnisse überschritten; ihre Äußerungen Steinhäuser gegenüber seien "unangemessen" gewesen. Juristische Konsequenzen für die Schulleiterin gab es nicht.

Neben dem Jugendschutzgesetz wurde auch das Waffengesetz verschärft. Obwohl bereits vor dem Amoklauf umfassende Einschränkungen beschlossen wurden, wurden anlässlich der Ereignisse weitere hinzugefügt. Das Mindestalter zum Erwerb einer Waffe wurde auf 21 Jahre angehoben und Vorderschaftrepetierflinten mit Pistolengriff wurden verboten.

Auch die Landespolizeigesetze und die Ausbildung wurden in den meisten Bundesländern reformiert. Während früher die Streifenpolizei zwingend auf ein mobiles Einsatzkommando warten musste, erhalten die Polizisten in Nordrhein-Westfalen heute die notwendige Ausbildung und Befugnisse , um selbst frühzeitig eingreifen und mit Geiselnehmern verhandeln zu können.

Eine Kritik der öffentlichen Diskussion findet sich in dem Buch z. B. Erfurt - Was das bürgerliche Bildungs- und Einbildungswesen so alles anrichtet. Der Autor Freerk Huisken „analysiert exemplarisch den Erfurter Amoklauf als ein – aus dem Ruder gelaufenes – Produkt schulischer Selektions- und Lernerfolge“ (Buchrückseite).

Stark umstritten ist das Buch Für heute reicht's von Ines Geipel . Darin werden der Polizei erhebliche Fehler während des Einsatzes im Gutenberg-Gymnasium vorgeworfen.

Die Initiative Schrei nach Veränderung, die aus Eltern und ehemaligen Schülern des Gutenberg-Gymnasiums besteht, kündigte im April 2004 an, eine eigene Schule nach ihren Idealen gründen zu wollen.

Literatur

  • Freerk Huisken: Z. B. Erfurt: was das bürgerliche Bildungs- und Einbildungswesen so alles anrichtet. VSA, 2002. 120 Seiten, ISBN 3-87975-878-6
  • Ines Geipel: Für heute reicht's. Rowohlt, Berlin, 2004, ISBN 3-87134-479-6
  • Archiv der Jugendkulturen (Hrsg.): Der Amoklauf von Erfurt. Tilsner, 2003, ISBN 3-93606-864-X
  • Jens Becker: Kurzschluß - Der Amoklauf von Erfurt und die Zeit danach. Schwartzkopff Buchwerke, 2005, ISBN 3937738304
  • Christof Beyer: Der Erfurter Amoklauf in der Presse - Unerklärlichkeit und die Macht der Erklärung: Eine Diskursanalyse anhand zweier ausgewählter Beispiele. Dr. Kovac, 2004, ISBN 3-8300-1588-7

Weblinks

Commons: Gutenberg-Gymnasium – Bilder, Videos oder Audiodateien

Wikipedia

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