Grindel (Hamburg)
Der Grindel ist ein Quartier in Hamburg-Rotherbaum mit dem Zentrum am Allende-Platz (früher: Bornplatz) sowie das nördlich anschließende Gebiet des Grindelberg, das heute zu den Stadtteilen Harvestehude und Hoheluft-West gehört.
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Universität
Das Hauptgebäude steht am Bahnhof Dammtor unweit des Hauptcampus (Von-Melle-Park) mit der Staats- und Universitätsbibliothek, dem Audimax sowie einigen weiteren Lehrgebäuden. Auf der anderen Seite der Grindelallee sind weitere Lehrgebäude um den Martin-Luther-King-Platz gruppiert. Den Abschluß im Westen bildet das Geomatikum nahe dem U-Bahnhof Schlump.
Mehr zur Universität im Artikel: Universität Hamburg
Sehenswürdigkeiten
- Die Grindelhochhäuser, zunächst als Hauptquartier der englischen Besatzungstruppen geplant, das erste Bauprojekt des Hamburger Wiederaufbaus
- In der Straße Grindelhof befinden sich zahlreiche denkmalgeschützte Gebäude. Benennung um 1860 nach einem ehem. Waldgebiet; 2001 teilweise verkehrsberuhigt - sollte 2002 wieder rückgängig gemacht werden.
- Der Bahnhof Hamburg Dammtor
- Das Curiohaus, Sitz der "Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens" (heute: Landesverband Hamburg der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft), 1946 bis 1948 als Gerichtssaal für Prozesse der Britischen Militärgerichte gegen SS-Angehörige, so gegen die Wachmannschaft des KZ Neuengamme genutzt. Seit den 80er Jahren bis 1998 Mensa der Universität Hamburg
Ein Zentrum des jüdischen Lebens in Hamburg
Geschichte
Das Grindelviertel entwickelte sich mit dem Anwachsen Hamburgs im 19. Jh zum Zentrum der dortigen jüdischen Gemeinden . Ausdruck hierfür war unter anderem der Bau mehrerer neuer Synagogen , am bekanntesten waren die Neue Dammtor-Synagoge (1895) und die Bornplatz-Synagoge (1906). Daneben entstanden Einrichtungen wie die Talmud-Tora-Schule am Grindelhof und das Deutsch-Israelitische Waiseninstitut am Papendamm.
1933, zum Zeitpunkt der Machtübergabe an die Nationalsozialisten , lebten ca. 25.000 Angehörige jüdischer Gemeinden im Grindelviertel. Während der Reichspogromnacht 1938 wurden die meisten Synagogen und Gemeindeeinrichtungen zerstört. Die Synagoge am Bornplatz wurde in Brand gesetzt und abgetragen. Anschließend wurde der Bunker errichtet. Ab 1941 wurden die verbliebenen Juden, soweit ihnen nicht die Flucht gelungen war, nach Osteuropa deportiert und dort ermordet. Sammelpunkt für die Deportationen war der heutige Platz der Jüdischen Deportierten an der Moorweidenstraße.
Talmud-Tora-Schule
Am 30. Juni 1942 wird die Talmud Tora Schule, zusammen mit allen jüdischen Lehreinrichtungen der Hansestadt, geschlossen. Von den 28 Lehrern überlebten drei.
Nach dem Krieg richtete die englische Besatzung in der Schule einen Offiziersklub ein. Bis 1968 waren verschiedene Fachbereiche der Universität dort, anschließend wurden dort angehende Bibliothekare ausgebildet.
Heute
Die Schule wurde am 30.06.2004 von der Stadt an die Stiftung "Jüdisches Leben" übergeben, die die Jüdische Gemeinde unter anderem zum Zweck der Wiedererrichtung der Talmud Tora Schule gegründet hat. In dem Gebäude soll demnächst das jüdische Gemeindezentrum einziehen.
Auch heute bildet der Grindel ein Zentrum für die ca. 4000 in Hamburg lebenden Juden. Die Synagoge der jüdischen Gemeinde in der Hohen Weide ist nicht weit entfernt und in der Grindelallee befindet sich eines der wenigen kosheren Geschäfte. Da orthodoxe Juden die Synagoge am Sabbath zu Fuß aufsuchen müssen, ist der Grindel eine beliebte jüdische Wohngegend.
Ein wichtiger Chronist der jüdischen Geschichte des Grindelviertels war der 1996 verstorbene Publizist, Maler und Kunstpädagoge Arie Goral-Sternheim .
Stadtteilkultur
Das Programmkino Abaton seit 1970
Der UFA-Palast , 1959 eröffnet als "Grindel-Filmtheater" mit einem Theatersaal von 753 Plätzen.
Parks
Die Moorweide ist ein beliebter Startplatz für Demonstrationen und Ballonfahrten.
Politik
U-Bahnhof "Johnsallee"
Die U-Bahnstation Johnsallee ist das alljährliche Wahlkampfversprechen auch seriöser Parteien. Die U-Bahn durchquert das Qartier ohne Haltpunkt. Beim Bau der Strecke war nicht abzusehen, das es den lebhaften Verkehr der Straßenbahn Hamburg eines Tages nicht mehr gibt.
Der Bau eines Haltepunktes auf einer Strecke mit Gefälle ist nach den gesetzlichen Vorschriften unzulässig. Man müsste daher zwischen den Stationen Hallerstaße und Dammtor eine neue Trasse verlegen.
Literatur
- Arie Goral-Sternheim : Im Schatten der Synagoge. 2. erweiterte Neuauflage, Hamburg 1994.
- Axel Schildt: Die Grindelhochhäuser. Eine Sozialgeschichte der ersten deutschen Wohnhochhausanlage Hamburg-Grindelberg 1945-1956. Hamburg 1988. ISBN 3767210371
- Ursula Wamser/Wilfried Weinke/Ulrich Bauche (Hrsg.): Ehemals in Hamburg zu Hause: Jüdisches Leben am Grindel. Hamburg 1991. ISBN 3-87975-526-4
- Ursula Randt: Die Talmud Tora Schule in Hamburg 1805-1942. ISBN 3-93790-407-7
- Karin Guth: Bornstraße 22 ISBN 3-935549-06-7
Weblinks
- einige historische Bilder vom Grindel
- Die Wiederentdeckung der ehemaligen jüdischen Schulen in Hamburg. – Vom Vergessen zum tätigen Erinnern
- UFA-Palast am Grindel (Geschichte)
Kategorie : Stadtviertel von Hamburg
Wikipedia
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