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Letzte Änderung für Artikel KZ Engerhafe: 02.02.2006 12:28

KZ Engerhafe

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Das KZ Engerhafe war eines von sieben Außenlagern des Konzentrationslagers Neuengamme welche im im Zusammenhang mit dem Bau des sogenannten Friesenwalls errichtet wurden.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Am 16. MĂ€rz 1942 wurden Pfarrgarten und Pfarrhaus der damals vakanten Kirchengemeinde von der Organisation Todt beschlagnahmt. ZunĂ€chst wurden hier Baracken fĂŒr Arbeiter der Organisation Todt errichtet, welche fĂŒr den Bau von Luftschutzbunkern in der Stadt Emden zustĂ€ndig waren. Dieses Arbeitslager war nicht eingezĂ€unt und nicht bewacht. Einwohner von Engerhafe konnten an FilmvorfĂŒhrungen im Aufenthaltsraum teilnehmen.

KZ Engerhafe

Das Barrakenlager wurde dann am 21. Oktober 1944 ein Nebenlager des Konzentrationslagers Neuengamme umgewandelt. Die ersten 400 Insassen wurden mitte Oktober nach Engerhafe transportiert und mussten zunĂ€chst das Barrackenlager in ein KZ umwandeln, in dem sie Sicherungsanlagen fĂŒr das Lager errichten, so unter Anderem Stacheldraht, WachtĂŒrme. Daraufhin wurden zwei weitere Baracken errichtet und die Baracken zur Tarnung mit steilen DĂ€chern versehen, damit sie aus der Luft aussahen wie landwirtschaftliche GebĂ€ude. Nach Fertigstellung wurde das Lager dann mit etwa 2000 bis 2200 HĂ€ftlingen belegt. Die Kirchenchronik vom 6. November 1944 vermerkt dazu "Das Barackenlager im Pfarrgarten ist seit einiger Zeit in ein Gefangenenlager verwandelt und sehr stark belegt worden. Es sind TodesfĂ€lle eingetreten, bis zum heutigen Tag zehn." FĂŒr das Außenlager des KZ musste weiteres Land beschlagnahmt werden, nĂ€mlich Kirchenland nördlich der Pastorei, der Spielplatz der Engerhafer Volksschule sowie ein Streifen Privatland westlich des Dodentwenter Weges. Etwa 2000 Menschen waren hier unter jĂ€mmerlichsten Bedingungen untergebracht. UrsprĂŒnglich war Engerhafe als provisorisches Sommerlager fĂŒr 400 Menschen angelegt worden. Nach der Umwandlung in ein KZ-Außenlager hausten hier jedoch 2200 HĂ€ftlinge in drei 50 Meter langen und acht bis zehn Meter breiten ungeheizten Baracken, in denen lediglich die Betten Platz hatten. Jeweils drei Schlafgelegenheiten standen ĂŒbereinander, und in jedem Bett schliefen zwei oder gar drei MĂ€nner auf StrohsĂ€cken. Das Lager hatte weder Trink- noch Waschwasser und verfĂŒgte ĂŒber keinerlei Kanalisation. Und trotz der widrigen Wetterbedingungen im ostfriesischen SpĂ€therbst waren die Barracken nicht beheizt. Der Tagesablauf der Insassen sah in etwa so aus:

Morgends um 4 Uhr wurden sie geweckt, danach gab man ihnen ein StĂŒck Brot, etwas Marmelade und je 20 Gramm Margarine und Wurst zum FrĂŒhstĂŒck. Es folgte der ZĂ€hlappell. Dann marschierte der grĂ¶ĂŸte Teil der Insassen in FĂŒnferreihen eingehakt zum Bahnhof von Georgsheil , von wo sie im offenen GĂŒterwagen nach Aurich fuhren. Nach dieser kurzen Ruhepause folgte ein weiterer langer Marsch durch Aurich hindurch zur Arbeitsstelle. Dort leisteten die geschwĂ€chten MĂ€nner Schwerstarbeit: Mit Schaufeln gruben sie bis zu zweieinhalb Meter tiefe Erdlöcher in den zĂ€hen Lehmboden, wobei sie oft stundenlang bis zu den Knien im Wasser standen. SpĂ€t abends ging es dann zurĂŒck und die Insassen erhielten ein Abendessen, das meist aus einer Wassersuppe mit Kohl und ein paar Pellkartoffeln bestand.

Die Hauptaufgabe der Gefangenen war die Errichtung eines Panzergrabens rund um die Stadt Aurich erstellen im Zusammenhang mit dem Bau des sogenannten Friesenwalls. Am 15. Dezember 1944 begann der RĂŒcktransport von 500 Schwerstkranken nach Neuengamme. Mit der Überstellung der restlichen HĂ€ftlinge nach Neuengamme am 22. Dezember 1944 wurde das Lager wieder aufgelöst. Zehn Tage SpĂ€ter galt die "Rundumverteidigung Aurichs" als vollendet. 188 Menschen sind in der Zeit von Oktober bis Dezember 1944 hier zu Tode gekommen.

Reaktion der Bevölkerung

Es darf als gesichert angenommen werden, dass viele Menschen von der Existenz des Lagers wussten. Hinzu kommt, dass die Insassen auf Ihrem Weg zu den ArbeitsplĂ€tzen in Aurich durch die Stadt getrieben wurden. Das Ostfrieslandmagazin berichtet davon, dass der Zug der gefangenen, der sogenannten "Gelbkreuzler" aus Ă€ngstlicher Distanz beobachtet wurde und die BĂŒrger es vorzogen, in Ihre HĂ€user zu gehen, da sie den Anblick nicht ertragen konnten. Doch es gibt auch Berichte darĂŒber dass die Gefangenen von den Dorfbewohnern immer mal wieder etwas zum Essen zugesteckt bekamen.

Nach 1945

Der ehemaligen Lagerleiter, Lagerleiter ein SS-Mann aus der Tschechoslowakei, wurde von der Auricher Staatsanwaltschaft vor Gericht gestellt, allerdings nie Verurteilt. 1952 wurden die Leichen im Auftrag des französische Suchdienst esexhumiert und identifiziert. Hilfreich war hierbei das Friedhofs-Lagerbuch der Kirchengemeinde Engerhafe half, welches Name, Geburtsdatum und NationalitĂ€t der auf dem Engerhafer Kirchhof bestatteten KZ-HĂ€ftlinge fein sĂ€uberlich ausfĂŒhrt. Unter den 188 Toten, welche in Engerhafe beerdigt worden waren befanden sich: 68 Polen , 47 HollĂ€nder , 21 Letten , 17 Franzosen , neun Russen , acht Litauer , fĂŒnf Deutsche , vier Esten , drei Belgier , drei Italiener sowie je ein DĂ€ne , Spanier und Tscheche . Vom Lager selbst existieren nur noch spĂ€rliche Überreste der mit Erde verfĂŒllten Mauern der Latrinengrube. Wann die anderen GebĂ€ude abgetragen wurden, ist nicht mehr zu ermitteln.

GedenkstÀtte

Kurz nach Kriegsende wurde von der "Vereinigung der Verfolgten des Nationalsozialismus" eine GedenkstĂ€tte eingerichtet, die mit einer niedrigen Hecke umgeben wurde. Ein flacher Gedenkstein an der Nordseite vor dem Glockenturm erhielt damals die Aufschrift: "Hier ruhen ?.?.?. Opfer des Faschismus". "R.I.P." ("Ruhe in Frieden").

Siehe auch

Literatur

  • Martin Wilken, "Das Konzentrationslager Engerhafe. Kommando Aurich-Neuengamme"
  • Elke Suhr, "Das Konzentrationslager im Pfarrgarten. Ein Panzergraben-Kommando fĂŒr den Friesenwall, Aurich-Engerhafe 1944", Oldenburg 1984.
  • Manfred Staschen, Die Arbeits- und Gefangenenlager um Aurich und das KZ-Außenlager in Engerhafe.
  • Martin Wilcken "Barackenlager im Pfarrgarten", in: Heimatkunde und Heimatgeschichte, Beilage zu den Ostfriesischen Nachrichten, 4/1982
  • Ostfriesland Magazin (Ausgabe 11/1994)

Weblinks

Wikipedia

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