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Letzte Änderung für Artikel Jürgen Habermas: 19.02.2006 16:25

Jürgen Habermas

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Jürgen Habermas (* 18. Juni 1929 in Düsseldorf) ist ein deutscher Soziologe und Philosoph .

Inhaltsverzeichnis

Biographie

Jürgen   Habermas im Gespräch mit Joseph Kardinal Ratzinger (seit 2005 Benedikt XVI.) (2004)
Jürgen Habermas im Gespräch mit Joseph Kardinal Ratzinger (seit 2005 Benedikt XVI.) (2004)

Habermas lebte bis zu seinem Abitur in Gummersbach, wo sein Vater, Dr. Ernst Habermas, Geschäftsführer der dortigen Geschäftsstelle der Industrie- und Handelskammer zu Köln war. Er studierte an den Universitäten Göttingen (1949/50), Zürich (1950/51) und Bonn (1951-54) und promovierte 1954 in Bonn mit einer Arbeit über Das Absolute und die Geschichte. Von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken. Er habilitierte sich 1961 in Marburg (Lahn) mit der Schrift Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft bei Wolfgang Abendroth . Daraufhin trat er eine außerordentliche Professur für Philosophie an der Universität Heidelberg an, wo er bis 1964 lehrte. Als seine philosophischen Lehrer bezeichnet Habermas Erich Rothacker , Oskar Becker , Nicolai Hartmann , Wilhelm Keller, Theodor Litt , Johannes Thyssen und Hermann Wein.

Von 1964 bis 1971 war Habermas Professor für Philosophie und Soziologie an der Goethe-Universität in Frankfurt. 1971 wechselte er nach Starnberg bei München, wo er gemeinsam mit Carl Friedrich von Weizsäcker das Max-Planck-Institut zur Erforschung der Lebensbedingungen der wissenschaftlich-technischen Welt leitete. 1976 wurde Habermas der Sigmund-Freud-Preis verliehen, 1980 erhielt er den Theodor-W.-Adorno-Preis . 1981 veröffentlichte er sein Hauptwerk Theorie des kommunikativen Handelns , in dem er sich unter anderem mit George Herbert Mead , Max Weber , Emile Durkheim und Talcott Parsons auseinandersetzt.

1983 kehrte er nach Frankfurt zurück, um bis zu seiner Emeritierung 1994 den Lehrstuhl für Philosophie mit dem Schwerpunkt Sozial- und Geschichtsphilosophie zu übernehmen.

Seit Januar 1998 ist Habermas Mitherausgeber der politisch-wissenschaftlichen Monatszeitschrift Blätter für deutsche und internationale Politik .

2001 wurde Habermas mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet, 2003 wurde ihm der Preis Prinz von Asturien verliehen, 2004 erhielt er für sein Lebenswerk den mit 364.000 Euro dotierten Kyoto-Preis der Inamori-Stiftung des japanischen Kyocera-Konzerns, eine der weltweit höchsten Ehrungen für Kultur und Wissenschaft.

Habermas ist als zweiter Preisträger mit dem Holberg-Preis der norwegischen Holberg-Stiftung ausgezeichnet worden. Die Verleihung fand am 30. November 2005 in Bergen statt. Die mit 570.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde ihm für seine "grundlegenden Theorien über Diskurs und kommunikative Aktion", verliehen. Der Holberg-Gedenkpreis wird seit 2004 für herausragende Arbeiten im Bereich der Geistes-, Sozial- und Rechtswissenschaften vergeben.

Habermas lebt heute in Starnberg.

Habermas gehört zur zweiten Generation der Frankfurter Schule ( neomarxistische und dialektische Kritische Theorie ). Während der Studentenbewegung Ende der 1960er Jahre prägte er die Positionen der sog. "verfassungsloyalen" Linken entscheidend mit. Dabei ging er zunehmend auf Distanz zu den radikaleren Studentengruppen um Rudi Dutschke , denen er den Vorwurf des " Linksfaschismus " machte; eine Zuschreibung, die er später bedauerte.

An vielen intellektuellen Diskussionen wie dem Positivismusstreit , dem Historikerstreit und den Debatten über Systemtheorie , Postmoderne , zivilen Ungehorsam und Autoritarismus war und ist Habermas maßgeblich beteiligt.

Als Hauptwerk gilt seine Theorie des kommunikativen Handelns, in der er das Konzept des " herrschaftsfreien Diskurses " entfaltet. Kritiker werfen Habermas vor, aus der kritischen Theorie, die auf eine radikale Kritik der Verhältnisse zielte, eine offen staatstragende Theorie gemacht zu haben.

System und Lebenswelt

Die Habermas'sche Theorie beinhaltet eine gerichtete Logik von Entwicklungsstufen der Menschheit. Drei Entwicklungsstufen werden unterschieden. Man kann sagen: je ausdifferenzierter und komplexer das "System" sich gestaltet, desto mehr wird die "Lebenswelt" vom "System" "kolonialisiert", desto mehr verinnerlichen die Menschen die gesellschaftlichen Fremdzwänge zu individuellen Selbstzwängen - im Sinne von Norbert Elias .

  1. Traditionale Gesellschaften, in der die " Lebenswelt " noch nicht vom " System " getrennt ist. Das heißt, Gesellschaften, die ihre Reproduktion so gestalten, dass zum Beispiel die Arbeitsteilung nicht so extrem vorangeschritten ist, wie in späteren Gesellschaften.
  2. In der zweiten Stufe, historisch gesehen die Zeit von der Reformation bis zur Industrialisierung , entwickelt sich das "System" aus der "Lebenswelt" heraus. Unter "System" fasst Habermas den bürokratischen Staat und den Markt zusammen. "Macht" und "Geld" sind die Steuerungsmedien des "Systems", die den Menschen eine gewisse Handlungslogik aufzwingen. Diese Übergriffe des "Systems" auf die "Lebenswelt" bezeichnet Habermas als "Kolonialisierung der Lebenswelt".
  3. In der dritten Stufe nach Habermas treten die Konflikte zwischen "System" und "Lebenswelt" offen hervor: "Heute dringen die über die Medien Geld und Macht vermittelten Imperative von Wirtschaft und Verwaltung in Bereiche ein, die irgendwie kaputt gehen, wenn man sie vom verständigungsorientierten Handeln abkoppelt und auf solche mediengesteuerten Interaktionen umstellt." (J.H., 1985, S.188f). Habermas meint damit Industrielle Gesellschaften.

Kritik am Auseinanderfallen von Systemtheorie und Lebenswelt

Kritik an dieser vermeintlichen Entgegensetzung von Systemtheorie und Lebenswelt wurde bereits 1976 von dem Sozialphilosophen Johannes Heinrichs geäußert: Die soziale “ Lebenswelt ” aus subjektiver Perspektive decke sich zwar nicht mit den sozialen Systemen und ihrem je verschiedenen, wechselnden “Personal”. Vielmehr bieten diese dem Einzelnen verschiedene “Lebenswelten”, die diesem durchaus als relativ fremde, ja entfremdete Systeme vorgegeben sind. Der Einzelne gehört, mehr oder weniger intensiv, einer Vielfalt von systemischen Kreisen des sozialen Lebens an. Dies berechtigt jedoch nicht, eine Entgegensetzung von “Lebenswelt” und “System” zu machen, wie es bei Habermas seit seiner Theorie des kommunikativen Handelns (1981) der Fall ist: hier die vertraute Lebenswelt, dort die dem Subjekt entfremdeten Systeme. Der Unterschied zwischen beiden ist kein materialer, sondern einer der Systemreferenz, der Perspektive. Sobald der Einzelne in eine Vielzahl von Systemen eintritt, die im Prinzip auch ohne ihn funktionieren, ist damit auch seine erlebte “Lebenswelt” vielfältig und mehr oder weniger entfremdet. Der Begriff der Lebenswelt, von Husserl für das spontane Erleben und Welthaben vor der ausdrücklichen Reflexion eingeführt, eignet sich nicht für eine analytische Entgegensetzung zur Systemtheorie. Er kann vielmehr selbst systemtheoretisch gedeutet werden, eben für das Wahrnehmen und Erleben der Systemzusammenhänge aus subjektiver Perspektive oder Systemreferenz.

Diskursethik

Bekannt ist Habermas aber vor allem für seine mit Karl-Otto Apel ausgearbeitete Diskursethik . Die an der idealen Sprechsituation angelehnte Form der Ethik bezieht sich auf die Regeln der Sprechakttheorie , um die Bedingungen für einen herrschaftfreien Diskurs zu fundieren.

Siehe auch Kommunikatives Handeln

Bibliographie (Auswahl)

Schriften von Habermas

  • Das Absolute und die Geschichte. Von der Zwiespältigkeit in Schellings Denken (Diss.), Bonn 1954.
  • Student und Politik. Eine soziologische Untersuchung zum politischen Bewußtsein Frankfurter Studenten (zus. mit L. v. Friedburg, Ch. Oehler und F. Weltz), Neuwied 1961.
  • Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft (Habil.), Neuwied 1962 (Neuaufl.: Frankfurt a.M. 1990). ISBN 3-518-28491-6
  • Erkenntnis und Interesse, Frankfurt a.M. 1968. ISBN 3-518-06731-1
  • Technik und Wissenschaft als 'Ideologie' , Frankfurt a.M. 1968. ISBN 3-518-10287-7
  • Protestbewegung und Hochschulreform, Frankfurt a.M. 1969.
  • Zur Logik der Sozialwissenschaften, Tübingen 1970 (erw. 1982). ISBN 3-518-28117-8
  • Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie. Was leistet die Systemforschung? (zus. mit Niklas Luhmann), Frankfurt a.M. 1971.
  • Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt a.M. 1973. ISBN 3-518-10623-6
  • Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt a.M. 1976. ISBN 3-518-27754-5
  • Theorie des kommunikativen Handelns (Bd.1: Handlungsrationalität und gesellschaftliche Rationalisierung, Bd. 2: Zur Kritik der funktionalistischen Vernunft), Frankfurt a.M. 1981. ISBN 3-518-28775-3
  • Moralbewußtsein und kommunikatives Handeln, Frankfurt a.M. 1983. ISBN 3-518-28022-8
  • Die neue Unübersichtlichkeit. Kleine Politische Schriften V, Frankfurt a.M. 1985. ISBN 3-518-11321-6
  • Der philosophische Diskurs der Moderne, Frankfurt a.M. 1988. ISBN 3-518-28349-9
  • Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen Rechtsstaates, Frankfurt a.M. 1992. ISBN 3-518-28961-6
  • Die Einbeziehung des Anderen. Studien zur politischen Theorie, Frankfurt a.M. 1996. ISBN 3-518-29044-4
  • Vom sinnlichen Eindruck zum symbolischen Ausdruck. Philosophische Essays, Frankfurt a.M. 1997. ISBN 3-518-22233-3
  • Öffentlicher Raum und politische Öffentlichkeit. Lebensgeschichtliche Wurzeln zweier Gedankenmotive. Dankesrede anlässlich der Verleihung des japanischen Kyoto-Preises von Jürgen Habermas [1]
  • Der gespaltene Westen, Frankfurt a.M., 2004. ISBN 3-518-12383-1
  • Zwischen Naturalismus und Religion. Philosophische Aufsätze, Frankfurt a.M. 2005. ISBN 3-518-58447-2


Schriften über Habermas

  • Detlef Horster: Jürgen Habermas zur Einführung, Hamburg, Junius, 2001, ISBN 3-88506-349-2
  • Walter Reese-Schäfer: Jürgen Habermas, Reihe Campus - Einführungen, Frankfurt am Main, 2001, ISBN 3-593-36833-1
  • Ulrich Sonnemann et al.: Unkritische Theorie. Gegen Habermas, Lüneburg : zu Klampen 1989
  • Johannes Heinrichs Logik des Sozialen, Woraus Gesellschaft entsteht, Varna u.a.O. 2005, aktualisierte Neuauflage von Reflexion als soziales System, Bonn 1976
  • Egbert Scheunemann : Vom Denken der Natur. Natur und Gesellschaft bei Habermas, Lit Verlag Münster/Hamburg/London 1999, ISBN 3-8258-3197-3

Weblinks

Wikiquote: Jürgen Habermas – Zitate

Wikipedia

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