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Letzte Änderung für Artikel Erster Mai in Kreuzberg: 18.02.2006 14:27

Erster Mai in Kreuzberg

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Ausschreitungen nach der 1.-Mai-Demonstration 2001
Ausschreitungen nach der 1.-Mai-Demonstration 2001

Der Erste Mai in Kreuzberg bezeichnet in der Öffentlichkeit allgemein die jĂ€hrlichen Ausschreitungen in Berlin-Kreuzberg am Tag der Arbeit . Öfter werden auch die Ausschreitungen in der Walpurgisnacht , der Nacht zum 1. Mai, dazu gerechnet.

Speziell bezieht sich der Begriff auf den 1. Mai 1987 , als Kreuzberg Schauplatz bisher ungekannter schwerer Unruhen wurde und sich die Polizei fĂŒr mehrere Stunden komplett aus SO 36 zurĂŒck ziehen musste.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Schon frĂŒher war Kreuzberg fĂŒr Straßenschlachten zwischen Hausbesetzern und / oder Autonomen und der Polizei bekannt. Insbesondere Kreuzberg 36 war ein Schwerpunkt der autonomen, Hausbesetzer- und Punk-Bewegung in Berlin. Am Tag der Arbeit , welcher auch als weltweiter Kampftag der Arbeiterklasse bezeichnet wird, fand traditionell auf dem Lausitzer Platz ein jĂ€hrliches Straßenfest , dass unter anderem von Autonomen, der Alternativen Liste (AL), der Sozialistischen Einheitspartei Westberlins (SEW) organisiert wurde, statt. Auch in einigen Jahren vor 1987 kam es am Rande des Straßenfest zu kleineren Ausschreitungen, Demonstrationen, und anderen politischen Aktionen. Diese waren allerdings fĂŒr damalige Kreuzberger VerhĂ€ltnisse eher normal und wurden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.

Neben diesen AktivitĂ€ten aus Reihen der neuen sozialen Bewegungen , organisierte der DGB die traditionelle, große Erste-Mai-Demonstration in Westberlin . An dieser beteiligten sich in den Jahren 1986 und 87 auch ein sogenannter „Betroffenenblock“ bzw. „revolutionĂ€rer Block“, der die offizielle Politik der DGB-Spitze ablehnte. Er setzte sich hauptsĂ€chlich aus Personen der neuen sozialen Bewegungen zusammen und kam auf ĂŒber tausend Teilnehmer. Unter anderem wegen der Ablehnung der offiziellen Politik des DGB kam es in den beiden Jahren zu PolizeieinsĂ€tzen gegen den „Betroffenenblock“, die von den Rednern des DGB begrĂŒĂŸt wurden. [1]

Erster Mai 1987

Der Erste Mai 1987 in Kreuzberg ist ein historisches Datum, welches bis in die internationale Presse hinein große Wellen schlug und die Aufmerksamkeit einer großen Öffentlichkeit auf den Bezirk (ins besondere Kreuzberg 36) zog. Seitdem wird Kreuzberg oft als Synonym fĂŒr die Ereignisse dieses Tages und den daraus entstandenen Mythos gesehen, der in ritualisierter Form bis heute fortlebt, allerdings in seiner SpontanitĂ€t als berechenbar gilt.

Vorgeschichte des 1. Mai 1987

Die linke Szene Berlins war 1987 durch den VolkszĂ€hlungsboykott (VoBo) beherrscht, eine Kampagne gegen die und Aufruf zum Boykott der VolkszĂ€hlung . Das Zentrum dieses Widerstands und der linken Szene allgemein war der Mehringhof (in Kreuzberg 61), in dem sich unter anderem das VoBo-BĂŒro befand. Am 1. Mai 1987 wurden dieses BĂŒro und weitere RĂ€ume des Mehringshofs mit der BegrĂŒndung „ Gefahr im Verzug “ um 4:45 Uhr von der Polizei aufgebrochen und durchsucht. [2]

Die Stimmung in Berlin war außerdem bereits vorher auf Grund der als repressiv empfunden Maßnahmen des CDU gefĂŒhrten Senats und der Vorbereitungen zur 750-Jahr-Feier Berlins angespannt. [3]

Der Aufstand

Das traditionelle Straßenfest verlief zunĂ€chst friedlich, allerdings war die Stimmung innerhalb der linken Szene auf Grund der Durchsuchung des VoBo-BĂŒros gereizt. [2] Außerdem war es bereits zu PolizeieinsĂ€tzen gegen den „Betroffenenblock“ bei der Ersten-Mai-Demonstration des DGB gekommen. Unteranderem deswegen hatte dieser unter Protesten die Demonstration des DGB verlassen und sich dem Straßenfest angeschlossen. [1]

Gegen 16 Uhr wird durch Autonome in unmittelbarer nĂ€he zum Straßenfest ein Streifenwagen in Abwesenheit der Beamten umgeworfen und gegen Abend werden zwei Bauwagen auf die Straße geschoben. Derweil vergnĂŒgen sich die meisten Besucher weiter nichts ahnend auf dem Straßenfest. Die Polizei reagiert allerdings auf die vereinzelten Störungen mit unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸiger HĂ€rte und löst das Fest schließlich unter Schlagstock - und TrĂ€nengas einsatz auf. Daraufhin werden durch die Besucher des Straßenfestes sofort Barrikaden auf mehreren, angrenzenden Straßen errichtet. [2] Die Polizei, die durch die Gewaltbereitschaft und die Entschlossenheit der Personen ĂŒberrascht ist, muss sich gegen 22 Uhr endgĂŒltig aus dem Gebiet um die Skalitzer Straße zurĂŒckziehen. [4]

Obwohl der BVG-Verkehr nach Kreuzberg 36 eingestellt wird [5] und weitrĂ€umige Straßensperren errichtet werden, gelangen den ganzen Abend weitere Personen nach Kreuzberg. Unter anderem wegen der Live-Berichterstattung des linken Radiosenders „Radio 100“ werden viele Sympatisanten der linksradikalen Szene mobilisiert, aber auch viele Schaulustige begeben sich in das aufstĂ€ndische Gebiet.

Im gesamten aufstĂ€ndischen Gebiet werden Barrikaden errichtet und angezĂŒndet - unter anderem werden dafĂŒr auch Baufahrzeuge und Autos auf die Straße geschoben und in Brand gesetzt. [2] An jeder Ecke der Oranienstraße brennen große Barrikaden, die zudem von Steine werfenden Personen verteidigt werden - sogar Molotowcocktails und Zwillen kommen dabei zum Einsatz. Auch Löschfahrzeuge der Berliner Feuerwehr , die die BrĂ€nde löschen wollen, werden angegriffen. [2] Bei einem dieser ZwischenfĂ€lle flieht die Besatzung eines RĂŒstwagen , welcher daraufhin ebenfalls angezĂŒndet wird und ausbrennt. [3]

Außerdem werden ĂŒber 30 GeschĂ€fte geplĂŒndert - darunter sind neben Filialen großer Ketten auch kleine EinzelhĂ€ndler. [3] Insbesondere die PlĂŒnderung einer Filiale der Berliner Supermarktkette Bolle am Görlitzer Bahnhof zieht eine hohe Aufmerksamkeit auf sich - selbst der Innensenator von Berlin lĂ€sst sich vorfahren, wird allerdings von den Akteuren nicht erkannt. Im Anschluß an die PlĂŒnderung wird der Supermarkt Bolle angezĂŒndet, brennt komplett aus, stĂŒrzt ein und wird nie wieder aufgebaut. Es bestand allerdings laut Angaben der Feuerwehr keine GefĂ€hrdung der umliegenden WohnhĂ€user. Die Ruine bzw. das BrachgelĂ€nde gilt als Mahnmal an diesen Tag. Erst Jahre spĂ€ter wird bekannt, dass der Supermarkt nicht durch Mitglieder der autonomen Szene, sondern durch einen Pyromanen angezĂŒndet wurde, der nach eigenen Aussagen von den Ausschreitungen nichts mitbekommen haben will und nur zufĂ€llig nach der PlĂŒnderung an dem aufgebrochenen Supermarkt vorbei gekommen sei.

Der U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof - ein Zentrum der Unruhen - wird angezĂŒndet und auf den Stahlstreben der Hochbahn trommeln stundenlang hunderte Menschen, um LĂ€rm zu erzeugen. Der Bahnhof wird dabei so sehr zerstört, dass er fĂŒr Wochen geschlossen werden muss.

An den Ausschreitungen und vor allem den PlĂŒnderungen beteiligen sich Personen aus unterschiedlichsten Bevölkerungskreisen und Altersgruppen.

RĂŒckeroberung von Kreuzberg 36 durch die Polizei

Die RĂŒckeroberung von Kreuzberg 36 durch die Polizei wurde durch zwei Faktoren begĂŒnstigt: Alkohol und MĂŒdigkeit . Durch die PlĂŒnderungen der GetrĂ€nkeregale waren viele Akteure volltrunken. Zwischen zwei und drei Uhr nachts am 2. Mai 1987 startet die Polizei eine Gegenoffensive . Unter Einsatz von Wasserwerfern und RĂ€umfahrzeugen rĂŒckt sie gegen die brennenden Barrikaden und die noch verbliebenen Personen vor. Das durch seine WeitlĂ€ufigkeit fĂŒr die AufstĂ€ndischen schwierig zu haltende Areal des Kottbusser Tors können ebenso eingenommen werden, wie die Adalbert- und Oranienstraße. Auch der Widerstand am Görlitzer Bahnhof und dem Lausitzer Platz bricht allmĂ€hlich zusammen.

Über 100 Personen werden verletzt [3] und zirka 50, ĂŒberwiegend Betrunkene, aber auch Einzelne auf dem Heimweg, festgenommen. [5] Darunter auch Norbert Kubat, der sich in der Nacht vom 25. auf den 26. Mai im GefĂ€ngnis das Leben nahm. Als Reaktion auf den Selbstmord fand am 28. Mai ein Trauermarsch mit ungefĂ€hr 1500 Teilnehmern statt. [6]

Reaktionen

Als staatliche Reaktion auf die Ausschreitungen wurde die Spezialeinheit Einheit fĂŒr besondere Lagen und einsatzbezogenes Training (EbLT) der Berliner Polizei aufgestellt. Diese erhielt eine besondere Ausstattung fĂŒr den Straßenkampf, um bei unfriedlichen demonstrativen Aktionen beweissicherende Festnahmen vornehmen und im Zentrum des Geschehens offensiv agieren zu können. Allerdings stand diese nach wenigen EinsĂ€tzen massiv in der Kritik. Ihr wurden sowohl aus dem politisch alternativen Spektrum, als auch in der Medienöffentlichkeit unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸige EinsĂ€tze gegen Demonstrationsteilnehmer vorgeworfen. Auf Grund der Kritik wurde sie im Januar 1989 aufgelöst. [7]

Innerhalb der autonomen Bewegung war die Interpretation der Ereignisse umstritten. Einerseits herrschte auf Grund der von ihnen als Sieg ĂŒber die Polizei interpretierten Straßenschlacht eine große Euphorie, andererseits reagierten viele mit Erschrecken auf die scheinbare Ziellosigkeit der Gewalt. Es wurde Alkoholmissbrauch, sexistische Anmache, PlĂŒnderung kleinerer GeschĂ€fte und unkontrollierte Gewalt beklagt. NachtrĂ€glich gab es zahlreiche Versuche die Ereignisse nach außen politisch zu vermitteln. [3]

SpÀtere Jahre

RevolutionÀre 1. Mai-Demonstration 1988 (Quelle: Umbruch Bildarchiv)
RevolutionÀre 1. Mai-Demonstration 1988 (Quelle: Umbruch Bildarchiv )

Auf Grund der negativen Erfahrungen mit einem „revolutionĂ€ren Block“ innerhalb der Ersten-Mai-Demonstration des DGB und der positiven Erfahrungen einer Mobilisierung innerhalb des „eigenen Kiezes“ wurde 1988 von Mitgliedern der autonomen Bewegngung eine sowohl rĂ€umlich als auch politisch eigenstĂ€ndige sogenannte „revolutionĂ€re 1. Mai-Demonstration“ durch die Bezirke Kreuzberg und Neukölln organisiert. Unter dem Motto „Heraus zum revolutionĂ€ren 1. Mai“ sowie dem Zitat Rosa Luxemburgs „Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark“ konnten trotz polizeilicher EinschĂŒchterung im Vorfeld ĂŒber 6.000 Menschen mobilisiert werden. WĂ€hrend die Demonstration friedlich verlaufen ist, gab es nach Ende des Straßenfest auf dem Lausitzer Platz ZusammenstĂ¶ĂŸe zwischen Polizei und Demonstranten. [8] Im nachhinein gab es massive Kritik gegen die eigesetzte Polizei – insbesondere gegen die nach dem 1. Mai 1987 gegrĂŒndete Einheit fĂŒr besondere Lagen und einsatzbezogenes Training (EbLT) – denen unverhĂ€ltnismĂ€ĂŸige Gewalt vorgeworfen wurde. Dabei wurde unter anderem darauf verwiesen, dass drei PolizeifĂŒhrer, die den Einsatz beobachtet haben, selber Opfer von Übergriffen durch Polizeibeamte wurden und leichte Verletzungen davontrugen. Die Ausschreitungen sollen noch stĂ€rker als 1987 durch Jugendliche, Touristen und Betrunke und nicht durch Autonome bestimmt worden sein. [3]

Im Jahr 1989 versuchte der erste rot-grĂŒne Senat in Berlin, den 1. Mai durch politische und polizeiliche ZurĂŒckhaltung zu entschĂ€rfen: Sowohl die polizeiliche Sondereinheit EbLT als auch die politische Abteilung der Staatsanwaltschaft waren im Vorfeld aufgelöst wurden. Allerdings war die Stimmung innerhalb der linksradikalen Bewegung durch den Hungerstreik der Gefangenen der RAF und die Festnahme zweier Berliner wegen dem Vorwurf der Mitgliedschaft in der militanten Frauengruppe „Die Amazonen“ aufgeheizt. Außerdem wurde eine grundsĂ€tzliche Ablehnung auch eines „rot-grĂŒn verwalteten Staatsapparates“ betont. Bereits in der Nacht zum ersten Mai wurde ein GebĂ€ude in der Oranienstraße 192 besetzt und zwei GeschĂ€fte geplĂŒndert. Dabei kam es zu Wasserwerfer-EinsĂ€tzen der Polizei sowie 16 Festnahmen. Die Polizei erklĂ€rte allerdings, das besetzte Haus vorerst nicht zu rĂ€umen. An der „revolutionĂ€re 1.-Mai-Demonstration“ am nĂ€chsten Tag nahmen zirka 10.000 Menschen teil. Die Polizei verhielt sich wĂ€hrend der Demonstration sehr zurĂŒckhaltend. Selbst nachdem aus der Demonstration heraus mehrere „Sex-Shops“ zerstört, ein Supermarkt geplĂŒndert, ein MĂŒllcontainer angezĂŒndet und ein weiteres Kaufhaus geplĂŒndert wurden, beschrĂ€nkte sich die Polizei auf ein massives Spalier. Nachdem die Demonstration beendet war und die Teilnehmer sich in großer Zahl zum Straßenfest auf dem Lausitzerplatz bewegten hatten, kam es auch dort zu ZusammenstĂ¶ĂŸen. ZunĂ€chst hielt sich Polizei zurĂŒck und bat nur per Lautsprecheransage, den Bewurf mit Steinen einzustellen, rĂ€umte dann allerdings das Straßenfest unter massivem Einsatz von TrĂ€nengas und Wasserwerfern das Straßenfest. Die IntensitĂ€t der sich anschließenden Randale ĂŒberstieg selbst die des 1. Mai 1987. SchĂ€tzungen sprachen im Anschluß von ĂŒber 1.500 Personen, die sich an den Ausschreitungen beteiligt haben sollen. Zeitweise waren selbst grĂ¶ĂŸere Polizeieinheiten eingeschlossen, die sich gezwungen sahen, selber mit Steinen zu werfen, da sie ansonsten - nach eigener Aussage - nur noch hĂ€tten schießen können. Im Gegensatz zu den beiden Vorjahren richtete sich die Gewalt kaum gegen GeschĂ€fte, sondern gezielt gegen die Polizei. Von den 1.600 eingesetzten Polizisten wurden 346 verletzt. Der Sachschaden wurde auf 1,5 Millionen DM geschĂ€tzt - allein der Schaden an 154 Fahrzeuge der Polizei betrug 530.000 DM. Am nĂ€chsten Tag titelte die Berliner Zeitung „B.Z.“: „Beirut? Nein, das ist Berlin!“ Innerhalb der autonomen Bewegung wurden im Anschluss die Ereignisse kontrovers diskutiert und zum Teil auch kritisiert: Es wurde der Bruch zu liberaleren Linken, der Sinn der Ausschreitungen und die Frage, ob diese noch politisch steuerbar wĂ€ren oder ob sich allein um sich autobende „MĂ€nnergewalt“ handle, thematisiert. Am 10. Mai organisierte die Gewerkschaft der Polizei eine Demonstration gegen Innensenator Erich PĂ€tzolds Strategie der Deeskalation und die Gewalt am 1. Mai. Erst spĂ€ter wurde bekannt, dass vor allem der den REPs nahestehende PolizeifĂŒhrer Ernst bewusst schlampig gearbeitet hatte, um den Innensenator von Berlin Erich PĂ€tzold und die Strategie der Deeskalation zu diskreditieren. [3]

1. Mai 2004 in Kreuzberg
1. Mai 2004 in Kreuzberg

Der 1. Mai 1990 war gekennzeichnet durch die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten und dem dabei aufkommenden Nationalismus . Davon zeugt auch das Motto der revolutionĂ€re 1. Mai-Demonstration: „Lieber raus auf die Straße als heim ins Reich!“ Gleichzeitig lasteten die Ereignisse des Jahres 1989 als Hypothek auf jeden Vorbereitungen. Die mediale Berichterstattung im Vorfeld war von Hetze gegen die linksradikale Szene und der Beschwörung einer Weltuntergangsstimmung gekennzeichnet. Die linke Bewegung versucht mit einer engen Koordination zwischen der Organisation des Straßenfests und der Demonstration, sowie politischer Aktionstage im Vorfeld diesem zu begegnen. An der Demonstration nahmen zirka 12.000 Menschen teil, außerdem fand noch eine seperate Demonstration in Ost-Berlin mit 2.000 Teilnehmern statt. Im Gegensatz zu 1989 verlief die Demonstration weitgehend friedlich. In Neukölln wurden allerdings mehrere Personen verletzt, als die Demonstration aus einem Wohnhaus heraus mit einem Luftdruckgewehr beschossen wurde. Obwohl das Straßenfest im Vorfeld verboten war, verlief auch dieses friedlich. Trotz oder gerade wegen des massiven Auftretens der Polizei, die 3.800 Beamte im Einsatz hatte, kam es erst am Abend zu nennenswerten ZusammenstĂ¶ĂŸen. Diese waren in ihrer IntensititĂ€t und Dauer allerdings nicht mit denen der vorherigen Jahre vergleichbar. Die Beteiligung lag mit geschĂ€tzten 500 Personen deutlich unter der des Vorjahres. WĂ€hrend Innensenator PĂ€tzold den verhĂ€ltnismĂ€ĂŸig friedlichen Verlauf seinem Konzept der „Deeskalation und PrĂ€senz“ zu gute schrieb, wurde durch die autonomen Szene im Verhalten der Polizei erst der Auslöser fĂŒr die Ausschreitungen gesehen. Wie bereits in den Vorjahren wurde eine unverhĂ€ltnismĂ€ige Gewalt der Polizei kritisiert. FĂŒr einen Übergriff von Polizisten gegen zwei Pressefotografen und ein Kammerateam des SFB musste sich Innensenator Erich PĂ€tzold öffentlich entschuldigen. Unter anderem vom AStA der Technischen UniversitĂ€t wurden die Medien auf Grund ihrer Berichterstattung im Vorfeld des 1. Mai fĂŒr die SchĂŒsse auf die Demonstration mitverantwortlich gemacht. Hierbei wurden Parallelen zum Mord an Rudi Dutschke gezogen. Die Autonommen bewerteten den Tag als Erfolg, da sowohl die Demonstration als auch das Straßenfest durchgesetzt werden konnten und die Anzahl der Demonstranten weiter gestiegen waren. [3]

Die revolutionĂ€ren 1. Mai-Demonstrationen in den Jahren 1991, 1992 und 1993 waren durch Konflikte ĂŒber das Ost-West-VerhĂ€ltnis und der Haltung zu stalinistischen bzw. marxistisch-leninistisch orientierten Gruppen geprĂ€gt. Der Konflikt ĂŒber das Ost-West-VerhĂ€ltnis machte sich insbesondere an der Frage der Route fest: WĂ€hrend 1991 und 1993 die Demonstration von Kreuzberg aus in die Ost-Berliner Bezirke fĂŒhrte, ging die Demonstration 1992 durch die westlichen Bezirken Kreuzberg, Mitte und Neukölln . Der Konflikt zwischen undogmatisch-autonomen Gruppen und der stalinistisch geprĂ€gten „RevolutionĂ€ren Internationalen Kommunisten“ (RIM) eskalierte zusehends: Es kam in den drei Jahren zu körperlichen Auseinandersetzungen, bei denen einige Personen schwer verletzt und der Lautsprecherwagen der RIM zerstört wurde. WĂ€hrend die RIM in den Jahre 1991 und 1992 trotzdem an der Demonstration teilnehmen konnte, wurde sie 1993 nach kĂŒrzer Zeit aus der Demonstration gedrĂ€ngt. Trotz dieser Konflikte nahmen in den drei Jahren jeweils zwischen 10.000 und 15.000 Personen an den revolutionĂ€ren 1. Mai-Demonstrationen teil. Im Jahr 1994 resultierten der Konflikt schließlich in dem Zerfall des revolutionĂ€ren 1. Mais: WĂ€hrend die RIM eine eigenstĂ€ndige Demonstration mit zirka 1.000 Teilnehmern, von denen allerdings nur wenige bis zum Ende der Demonstration blieben, um 13 Uhr am Oranienburgerplatz durchfĂŒhrte, wurde durch sonstige linksradikale Kreise keine Demonstration vorbereitet. Ausschließlich die Kreuzberger Spaßpartei „ Kreuzberger Patriotische Demokraten / Realistisches Zentrum “ (KPD/RZ) organisierte am Abend eine Demonstration unter dem Motto „Gegen nĂ€chtliche Ruhestörung und sinnlose Gewalt“, an der 2.500 Personen teilnahmen. [3]

Literatur

  • Geronimo: Feuer und Flamme. Zur Geschichte der Autonomen. ISBN 3-89408-004-3 (als HTML oder PDF, 0,5MB )
  • Geronimo: Glut & Asche. Reflexionen zur Politik der autonomen Bewegung. ISBN 3-928300-63-6
  • Readergruppe: Autonomie-Kongress. ISBN 3-928300-59-8
  • Rucht, Dieter (Hg.): Berlin, 1. Mai 2002. Politische Demonstrationsrituale. ISBN 3-8100-3792-3

Filme

  • Nives Konik: Berliner Mai festspiele. Dokumentarfilm, Vitri film production, Berlin, 2004
Informationen zum Film
  • kanalB : der 1. mai.
Videoberichterstattung zum revolutionÀren Ersten Mai in den Jahren 2000 bis 2004
  • ainfos.de: BERLIN 1 MAY 1999
Dokumentation der revolutionĂ€ren 1. Mai-Demonstration 1999 (mpg, 29,3 MB)

Weblinks

Quellen

  1. GegeninformationsbĂŒro: Mai-Zeitung 2005 (PDF) ↑ 
  2. Chronik der Ereignisse vom 1.5.1987 bis zum 18.6.1987 , squat.net, Seite 1 ↑ 
  3. Die Geschichte des revolutionĂ€ren 1. Mai in Berlin , nadir.org ↑ 
  4. Zu der Anzahl der Festgenommen gibt es unterschiedliche Angaben: WĂ€hrend in der Chronik der Ereignisse vom 1.5.1987 bis zum 18.6.1987 (squat.net) von 55 Festgenommenen die Rede ist, wird bei der Geschichte des revolutionĂ€ren 1.Mai in Berlin (nadir.org) die Zahl 47 angegeben. ↑ 
  5. Chronik der Ereignisse vom 1.5.1987 bis zum 18.6.1987 , squat.net, Seite 2 ↑ 
  6. Vorgeschichte der RevolutionĂ€ren 1. Mai Demo ↑ 
  7. Wikipedia: Einheit fĂŒr besondere Lagen und einsatzbezogenes Training (Stand: 6. Jan. 2006 22:34) ↑ 
  8. Litauen Litauen ↑ 

Wikipedia

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