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Letzte Änderung für Artikel Schönrain am Main: 15.01.2006 01:38

Schönrain am Main

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Die Ruine Schönrain am Main wurde um 1080 als Benediktiner-Kloster gegründet, im Bauernkrieg 1525 teilweise zerstört und von den Grafen v. Rieneck als Wohnschloss wieder aufgebaut. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts diente sie als königlich bayr. Forstamt.

Inhaltsverzeichnis

Die Geschichte des ehemaligen Hirsauer Priorats

Die Schenkung des Schönrains

Erst nach der Jahrtausendwende lichtet sich das Dunkel über die Geschichte Schönrains. In Mitten des Investiturstreits zwischen Kaiser Heinrich IV und Papst Gregor VII („Gang nach Canossa") schenken die Ludowinger Grafen Ludwig und Beringer von Sangershausen den Schönrain (mit zwei Mühlen samt Zubehör sowie ihr Gut zu Wiesenfeld) dem Abt Wilhelm von Hirsau (1069~1084). Die Voraussetzungen, die zur Stiftung von Kloster Schönrain führten, machen es möglich, in den gräflichen Brüdern Ludwig und Berengar die 1. Vertreter des ostsächsisch-thüringischen Adels zu erkennen, deren Verbindung zu Wilhelm von Hirsau durch Quellenaussagen erschließbar wird. Die Beziehungen waren so gut, dass die beiden Grafen den Hirsauer Abt mit der Einrichtung eines mit ihren mainfränkischen Besitz fundierten Klosters zum Seelenheil ihrer Vorfahren betrauten. Bald darauf sollte sich das Verhältnis Ludwigs zur Hirsauer Reform noch enger gestalten, denn wenig später trat der Graf selbst mit der Gründung eines Eigenklosters hervor, als er um 1085 das Kloster Reinhardsbrunn bei Friedrichsroda, welches das eigentliche Hauskloster seines Geschlechts wurde, ins Leben rief.

Kloster Schönrain, Vorposten der Cluniaszensischen Reformbewegung

Abt Wilhelm, der Initiator der Hirsauer Reform, bezog im Investiturstreits eindeutig Position zu Gunsten des Papstes - wie auch Graf Ludwig (Ludwig der Springer), er war Mitglied der allgemeinen sächsisch-thüringischen Fürstenopposition.

Das Kloster Hirsau hatte sich im 11.Jahrhundert unter Abt Wilhelm der von dem burgundischen Benediktiner-Kloster Cluny ausgehenden Reformbewegung angeschlossen und wurde in Folge dessen eines der bedeutendsten deutschen Klöster im Hochmittelalter.

Jene Klosterreform löste eine kleine Massenbewegung aus. Schließlich mündete die Reformbewegung in zahlreiche Neugründungen und "Übernahmen" anderer Klöster:

• Klosterreichenbach im Murgtal 1082, • St.Georgen im Schwarzwald 1084, • Reinhardsbrunn bei Erfurt nach 1088 (ebenfalls von Ludwig dem Springer erbaut. Hier starb er 1123 als Benediktiner-Mönch), • Zwiefalten auf der Schwäbischen Alb 1089, • Fischbachau am Schliersee 1090, • St.Paul im Kärntener Lavanttal 1091, • St.Peter in Rosazzo in Friaul, • Alpirsbach im Schwarzwald 1095, • Kloster Berge bei Magdeburg 1099 u.v.a.m.

So entstand gegen Ende des elften Jahrhunderts auch Mitten im Kaisertreuen Franken ein weiterer Vorposten der Cluniaszensischen Reformbewegung – Kloster Schönrain, dessen Funktion besonders einer Verbindung der süddeutschen mit den norddeutschen Gregorianern gedient haben mag.

Kirche und Klosteranlagen des Hirsauer Priorats

Die Fertigstellung der Klosteranlagen dauerte mindestens zehn bis fünfzehn Jahre, allerdings ist aus heutiger Sicht eine genaue Analyse der Klosterkirche nur schwer möglich. Praktisch gibt es außer einem, seinerzeit vom Geschichtsverein Lohr freigelegten und fotografierten Vierungs-Pfeilerrest (Basis) und den Säule, samt Kapitellen und SchachbrettfriesBilddatei vorhanden, keinerlei Anhaltspunkte. Man ist also auf stilkritische Vergleiche evtl. Berechnungen auf Grund der Säulenhöhen angewiesen. Vermutlich handelte es sich um eine flachgedekte dreischiffige Säulenbasilika.

Das Rätsel der Schönrainer Klosterkirche

Der typische Grundriss der Hirsauer Kirchenanlagen - die dreischiffige Basilika mit östlichem Querschiff - wurde unter geschickter Anpassung an die örtlichen Verhältnisse mitunter in mannigfacher Weise verändert. Gerade in Bayern wurde vielfach von dem üblichen Bauschema abgewichen, indem nach dem Muster Reichenbachs auf das Querschiff verzichtet wurde. Sowohl in den Hirsauer Prioraten Reichenbach wie Mönchsrot scheint die Kirche überhaupt auf ein einziges Schiff beschränkt worden zu sein. Bei der bescheidenen Ausstattung der Hirsauer Cella Schönrain mit Gütern und Einkünften, die zudem großenteils auf entlegenem Streubesitz beruhten, liegt zunächst die Vermutung nahe, dass der Grundriss der Kirche auch in diesem Falle nur mit einem Schiff ausgeführt und das Querschiff weggelassen wurde.

Jedenfalls gibt es aus den Quellen verschiedene triftige Anhaltspunkte. die der eingangs erwähnten Annahme widersprechen und einen dreischiffigen Grundriss mit drei apsidialem Chorschluss nahelegen. Selbst mit der Feststellung eines Querschiffes muss gerechnet werden. Die Lösung dieses Rätsels ist für die kunstgeschichtliche Forschung von überörtlicher Bedeutung.

Zwei aus der Überlieferung geschöpfte Argumente sind es, die vorstehende Auffassung begründet erscheinen lassen:

Dafür spricht hauptsächlich die ungewöhnlich lange Bauzeit des Klosters, die sich von 1085 (spätestens) bis 1139, also über ein halbes Jahrhundert hinzog. Der in den „ Hirsauer Annalen " überlieferte Bericht des hochgelehrten Abtes Johannes Trithemius (1462-1516), der im letzten Jahrzehnt seines Lebens als Abt des Würzburger Schottenklosters wirkte, verdient volle Glaubwürdigkeit. Die persönlich gefärbte Beschreibung der Lage Schönrains lässt darauf schließen, dass Trithemius das Priorat und sein Archiv aus eigener Anschauung kannte, mit drei Schönrainer Prioren dürfte er persönlich bekannt gewesen sein. Deshalb ist kein Zweifel über seine Mitteilung angebracht, dass der erste Schönrainer Prior Adelhelm hieß, wie seine Notiz zum Jahre 1085 überliefert, und dass ein großer Teil der Kirche bereits unter Wilhelms nächstem Nachfolger, Gebhard (1091-1105) auf dessen besonderes Betreiben fertiggestellt wurde, höchstwahrscheinlich nach Wilhelms persönlichen Plänen. Zu dessen Lebzeiten waren die Kräfte des Mutterklosters durch die Vollendung von St. Peter und Paul (1091) intensiv in Anspruch genommen, erst seit 1091 konnte die Hirsauer Bauhütte auf Schönrain durch Abordnung einer größeren Anzahl von Konversen verstärkt werden.

Drei Altäre - drei Schiffe?

Der zweite Anhaltspunkt für die Annahme einer dreischiffigen Kirchenanlage ist durch die Kombination der Überlieferung aus Urkunden, Zinsregistern und den Totenroteln des österreichischen Klosters Admond (von 1477 und 1495) zu erschließen, das mit Schönrain und einer großen Anzahl anderer Klöster, darunter Neustadt a. Main, seit 1458 im Verband der Bursfelder Kongregation zusammengeschlossen war. Daraus ergibt sich, dass die Schönrainer Klosterkirche vermutlich drei Altäre aufzuweisen hatte: Zu Ehren der Ortspatrone St. Johannes Evangelista und der Gottesmutter Maria, des hl. Laurentius, dem als Kirchenpatron vermutlich der Hauptaltar gewidmet war, sowie des hl. Nikolaus. Durch die Auswahl der Ortspatrone wurde übrigens eine enge Beziehung zu Cluny betont, dessen Klosterkirche ebenfalls einen Altar für diese beiden Heiligen aufzuweisen hatte.

1139 stellte Bischof Embricho von Würzburg für das Kloster Schönrain am Main eine Schutzurkunde aus, in welcher folgender, mit der Gründung des Klosters in Verbindung stehender Vorgang festgehalten wird: Zur Zeit HEINRICHS IV. und Bischof Adalberos von Würzburg hätten Graf Ludwig und sein Bruder Berengar den Ort Schönrain mit zwei Mühlen und anderen Pertinentien und das praedium, das sie in Wiesenfeld besaßen, dem Abt Wilhelm von Hirsau übertragen unter der Bedingung, dort eine monastische Institution zu begründen. Wilhelm habe dieses Vorhaben darauf in Angriff genommen, und durch seine Nachfolger sei es vollendet worden.

Die Grafen von Rieneck

Die Ludowinger entstanden aus einer Seitenlinie der Grafen von Rieneck. (Die Rienecker waren der Zweig der Burggrafen von Mainz, der sich am Ostrand des Spessarts festgesetzt hatte) und Schönrain somit schon lange zu deren Besitztümer zugehörig. Mit Gerhard I. von Rieneck sterben diese in männlicher Linie 1108 aus. Seine einzige Tochter heiratet den Grafen Arnold von Looz (1101-1139). Dieser erbt den ganzen Besitz der Rienecker und übernimmt um 1156/57 die Bezeichnung "von Rieneck". Die Mainzer Burggrafschaft und Erzstiftsvogtei gelangten somit 1106/08 an die Grafen von Looz in Brabant, wurden institutionell wahrscheinlich durch Erzbischof Adalbert I. (+ 1137) getrennt und später infolge der Entvogtung wertgemindert. Die Grafensippe trennte sich gegen Ende des 12. Jh. in die Linien Looz (bis 1336) und Rieneck (bis 1559), deren Hauptsitz die 1179 erstmals genannte Burg Rieneck (Kreis Gemünden) an der Sinn war. Ihre Grafschaft umfaßte Reichslehen und Allodialgut, konnte sich jedoch zwischen den Herrschaftsbereichen von Mainz, Würzburg und Fulda nicht recht ausdehnen.

Nach Mitte des 12. Jh. nutzten die Grafen von Rieneck als Schirmvögte des Klosters das Priorat Schönrain zur Erweiterung ihres Herrschaftsbereichs, um Ihre Position gegenüber dem Hochstift Würzburg zu stärken. Der Burggrafentitel der Rienecker verschwindet ab 1221, den Streuubesitz an Rhein und Nahe hatte man schon zuvor aufgegeben. In Nutzung von Vogteirechtslehen Fuldas und des Stiftes Aschaffenburg wurden Rodungen im Ostspessart durchgeführt, das Vordringen in das Zentrum des Waldlandes scheiterte jedoch am Widerstand Erzbischofs Werner von Eppenstein (+ 1284). Östlich des Mainz blieb das Hochstift Würzburg Vormacht. 1240 erweitern die Rienecker das mit fünf bis zehn Mönchen besetzte Kloster mit Befestigungsanlagen. Wenig später müssen sie jedoch im Streit mit dem Würzburger Bischof einlenken und die errichteten Änderungen am Kloster wieder entfernen.

Der Landbesitz rund um das Kloster wird 1319 von Hirsau an die Rienecker verkauft (43 Jahre später wieder zurück erworben). Burg und Stadt Rieneck, seit 1366/1408 Lehen des Erzbischofs von Mainz, verlieren an Bedeutung zugunsten von Lohr.

Nach Bauernkrieg und Brandschatzung: Der Neubeginn

Während der Plünderung im Bauernkrieg 1525 brennt das Kloster teilweise nieder, die Mönche flüchten zurück nach Hirsau. Schutzvogt Graf Philipp III. von Rieneck nutzt die Gelegenheit zum günstigen Erwerb des klösterlichen Besitztums. Nach der Säkularisation von Hirsau und dem Übertritt von Graf Philipp zur Lehre Luthers (Philipps Vorfahre, der Ludowinger "Ludwig der Springer", ließ um 1070 die Wartburg errichten. Hier hatte Martin Luther am 4. April 1521 auf seiner Reise nach Worms sein Nachtlager) wird die Klosterkirche von ihm vertragswidrig niedergerissen und an deren Stelle ein aufwendiges Verwaltungs- und Wohngebäude errichtet. Die zeitliche Verzögerung zwischen Erwerb des Schönrains (März 1526) und Baubeginn (Fertigstellung 1556) ist wahrscheinlich auf das Bestreben des Würzburger Bischofs Julius Echter zurück zu führen, der mit seinem Einspruch beim Papst den Übergabe-Vertrag zwischen Hirsau und Philipp III. anfechten wollte. Die Angelegenheit wurde ans Reichskammergericht übertragen. Das Wohnschloss wird 1556 feriggestellt. Schon drei Jahre später allerdings stibt Philipp als letzter seines Geschlechts, 'nahm Helm und Schild mit sich zu Grabe' und hinterlässt seiner Gemahlin Margareta Schönrain als Witwensitz.

Margareta stirbt fünfzehn Jahre später.

Den Besitz der Rienecker mit dem Würzburger Lehen Schönrain sollte nach Philipps Wille die Schwester seines Vater, Amalie, die Gattin des Grafen Philipp von Isenburg-Ronneburg erben. Schönrain fiel 1574 somit an deren Neffen Georg, Wolfgang und Heinrich (1537-1601). Auch sie sterben Kinderlos, Schönrain geht als heimgefallenes Lehen zurück an den Würzburger Fürstbischof Julius Echter v. Mespelbrunn und wird würzburgischer Amtssitz. Der Fürstbischof setzte hierauf einen Amtmann in das verlassene Bergschloss, der mit einem Jäger den Wald und die zugehörigen Orte Hofstetten, Massenbuch und Halsbach zu verwalten hatte.

Nach der Säkularisation des Frankenlandes wurde Schönrain zum königlich bayr. Forstamt. 1818 wurde dessen Sitz nach Massenbuch verlagert. Zum Bau des dortigen Forstamtes ließ die Behörde den Dachstuhl des Bergschlosses abbrechen um das brauchbare Material zu verwenden. In den darauf folgenden Jahren wird Schönrain zur Ruine, da die Bauern der Nachbar-Orte sich holten, was brauchbar erschien. So finden sich noch heute in Wiesenfeld, Hofstetten und Massenbuch Überreste des ehemaligen Hirsauer Priorats.

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