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Letzte Änderung für Artikel Gustave Moynier: 15.02.2006 17:25

Gustave Moynier

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Gustave Moynier (* 21. September 1826 in Genf; † 21. August 1910 in Genf) war ein schweizerischer Jurist und insbesondere aktiv in verschiedenen karitativen Organisationen und Vereinen seiner Heimatstadt Genf.

Er war Mitbegründer des 1863 entstandenen Internationalen Komitees der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, welches seit 1876 den Namen Internationales Komitee vom Roten Kreuz trägt. 1864 übernahm er von Guillaume-Henri Dufour das Amt des Präsidenten des Komitees. Innerhalb des Komitees galt er als Widersacher Henry Dunants. Durch seine langjährige Tätigkeit als Präsident erwarb er sich jedoch auch große Verdienste um die Entwicklung des Komitees in den ersten Jahrzehnten nach seiner Gründung. Darüber hinaus war er auch an der Gründung des Institut de droit international im Jahr 1873 maßgeblich beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Studium und soziales Engagement

Gustave Moynier
Gustave Moynier

Gustave Moynier stammte aus einer sehr wohlhabenden und alteingesessenen Genfer Familie von Händlern und Bankiers. Er studierte in Paris Jura und schloss das Studium 1850 mit dem Doktortitel ab. Aufgrund seiner calvinistischen Überzeugungen begann er bereits früh, sich mit sozialen Problemen und Fragen des Gemeinwohls zu beschäftigen. 1858 übernahm er den Vorsitz der Genfer Gemeinnützigen Gesellschaft. Er war darüber hinaus in ca. 40 weiteren karitativen Organisationen und Gruppen tätig, deren Spektrum von Verbesserungen der Situation von Gefängnisinsassen bis hin zur Versorgung von Waisenkindern reichte.

1862 bekam er von Henry Dunant ein Exemplar von dessen Buch "Eine Erinnerung an Solferino" zugesandt. Er zeigte großes Interesse an der Realisierung von Dunants Vorschlägen zur Gründung von freiwilligen Hilfsorganisationen für die Versorgung von Kriegsverletzten und brachte deshalb das Buch in der Mitgliederversammlung der Genfer Gemeinnützigen Gesellschaft zur Diskussion. Daraus entstand im Februar 1863 zunächst als Komitee der Fünf eine Kommission der Gesellschaft zur Untersuchung der Realisierbarkeit von Dunants Ideen. Mitglieder dieser Kommission, deren Vorsitz Moynier übertragen wurde, waren ausser ihm und Dunant die Ärzte Louis Appia und Théodore Maunoir sowie der Armeegeneral Guillaume-Henri Dufour. Kurze Zeit später benannten die Mitglieder die Kommission um in Internationales Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege, und 1876 bekam das Komitee seinen noch heute gültigen Namen Internationales Komitee vom Roten Kreuz. Zum Präsidenten des Komitees wurde nach der Gründung Dufour gewählt, Moynier wurde zunächst Vizepräsident.

IKRK-Präsidentschaft und der Konflikt mit Henry Dunant

Bereits frühzeitig zeigten sich Differenzen zwischen Moynier und Dunant zur Frage, wie weitreichend die Befugnisse der zu gründenden Hilfsorganisationen reichen sollten und wie die Gründung juristisch und organisatorisch zu erfolgen habe. Ausgangspunkt dieser Auseinandersetzung war die Idee Dunants, im Falle eines bewaffneten Konflikts die Hilfskräfte und Verwundeten zwischen den kriegsführenden Parteien unter den Schutz der Neutralität zu stellen. Moynier war ein entschiedener Gegner dieser Idee, da er sie für kaum realisierbar hielt und bei einem Beharren ein Scheitern des gesamten Projekts befürchtete. Dunant warb jedoch bei politisch und militärisch einflussreichen Persönlichkeiten in ganz Europa eigenmächtig für seine Vorstellungen und hatte, als es 1864 zur Verabschiedung der ersten Genfer Konvention kam, damit auch Erfolg. Im gleichen Jahr wurde Moynier Präsident des Internationalen Komitees.

In der folgenden Zeit kam es zu einer Zunahme der Spannungen zwischen dem Pragmatiker Moynier und dem Idealisten Dunant, die nach dem Bankrott Dunants im Jahr 1867 zu dessen hauptsächlich durch Moynier betriebenen Ausschluß aus dem Internationalen Komitee führten. Es gilt als wahrscheinlich, daß Moynier durch seinen Einfluß mehrfach verhinderte, daß dem nach dem Verlassen Genfs in verschiedenen europäischen Ländern in ärmlichen Verhältnissen lebenden Dunant finanzielle Hilfe durch Unterstützer aus verschiedenen Ländern gewährt wurde. Aufgrund der Bestrebungen von Moynier wurde beispielsweise die Goldmedaille der Sciences Morales der Pariser Weltausstellung im Jahr 1867 nicht an Dunant, sondern zu gleichen Teilen an Moynier, Dufour und Dunant verliehen. Das Preisgeld kam somit nicht Dunant zugute, sondern wurde an das Internationale Komitee überwiesen. Ein Angebot des französischen Kaisers Napoléon III , die Hälfte von Dunants Schulden zu begleichen, wenn dessen Freunde die andere Hälfte übernehmen würden, wurde aufgrund von Moyniers Betreiben nie realisiert.

Das Institut de droit international

Auf einer Zusammenkunft des Internationalen Komitees am 3. Januar 1872 unterbreitete Moynier, unter dem Eindruck massiver Verstöße gegen die Genfer Konvention während des Preußisch-Französischen Krieges von 1870/71 , erstmals einen förmlichen Vorschlag zur Einrichtung eines Internationalen Schiedsgerichts zur Ahndung von Verstößen gegen das Kriegs- und Völkerrecht . Dieser Vorschlag wurde anschließend unter dem Titel «Note sur la création d’une institution judiciaire internationale propre à prévenir et à réprimer les infractions à la Convention de Genève» im Bulletin international des Sociétés de secours aux militaires blessés (Ausgabe 11, April 1872, S. 122) veröffentlicht. Moynier änderte damit grundlegend seine noch 1870 publizierte Auffassung, dass ein solcher Gerichtshof unnötig sei, da zur Durchsetzung der Genfer Konvention der Druck der öffentlichen Meinung ausreichen würde. Wie die Konvention von 1864 bestand auch dieser Entwurf aus zehn Artikeln. Zu einer Zeit, als viele Nationalstaaten gerade erst entstanden und somit Souveränitätsdenken und Nationalbewusstsein die Stimmung in Europa prägten, wurde dieser Vorschlag jedoch von keinem Land offiziell unterstützt und damit nicht umgesetzt.

Ein Jahr später, am 8. September 1873, gründete Moynier mit zehn anderen Juristen aus verschiedenen Ländern im belgischen Gent das Institut de droit international (Institut für Völkerrecht). Dieses Institut sollte als unabhängige Einrichtung zur Weiterentwicklung des Völkerrechts und dessen Implementierung beizutragen. Moynier hatte neben Gustave Rolin-Jaequemyns den größten Anteil an der Idee zur Gründung. Im Jahr 1892 leitete er die in Genf stattfindende 13. Sitzung des Instituts, zwei Jahre später wurde er als zweites Mitglied nach Rolin-Jaequemyns zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Moynier und der Friedensnobelpreis

Moynier wurde in den Jahren 1901, 1902, 1903 und 1905 von Richard Kleen , einem Mitglied des Instituts, für den Friedensnobelpreis nominiert. Im Gegensatz zu Dunant, der 1901 zusammen mit Frédéric Passy bei der erstmaligen Verleihung des Preises ausgezeichnet wurde, erhielt er diesen jedoch nicht. Dem IKRK wurde in den Jahren 1917, 1944 und 1963 als bisher einzigem Preisträger dreimal der Friedensnobelpreis verliehen. Auch die Arbeit des Instituts de droit international wurde im Jahr 1904 mit dem Preis gewürdigt. Obwohl ihm selbst diese Anerkennung nie zuteil wurde, ist somit die wesentliche Lebensleistung Moyniers, an der Gründung und Entwicklung von zwei mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten Institutionen maßgeblich beteiligt gewesen zu sein.

Im Gegensatz zu Dunants charismatischem Idealismus beruhte die Tätigkeit - und der Erfolg - von Moynier auf Geduld, pragmatischer Diplomatie und Beharrlichkeit. Er starb im Jahr 1910 zwei Monate vor Dunant, ohne daß es jemals zu einer Versöhnung zwischen ihnen gekommen war, und blieb bis zum seinem Tod Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz. In der Geschichte des Komitees war er damit der Präsident mit der längsten Amtszeit.

Literatur

  • Pierre Boissier: History of the International Committee of the Red Cross. Volume I: From Solferino to Tsushima. Henry Dunant Institute, Genf 1985, ISBN 2-88-044012-2
  • Caroline Moorehead: Dunant's dream: War, Switzerland and the history of the Red Cross. HarperCollins, London 1998, ISBN 0-00-255141-1 (gebundene Ausgabe); HarperCollins, London 1999, ISBN 0-00-638883-3 (Taschenbuch-Ausgabe)
  • André Durand: Gustave Moynier and the peace societies. In: International Review of the Red Cross. 314/1996. ICRC, S. 532-550, ISSN 1560-7755
  • Christopher Keith Hall: The first proposal for a permanent international criminal court. In: International Review of the Red Cross. 322/1998. ICRC, S. 57-74, ISSN 1560-7755
  • André Durand: The first Nobel Prize (1901) Henry Dunant, Gustave Moynier and the International Committee of the Red Cross as candidates. In: International Review of the Red Cross. 842/2001. ICRC, S. 275-285, ISSN 1560-7755
  • Jean de Senarclens: Gustave Moynier: le bâtisseur. Editions Slatkine, Genf 2000, ISBN 2-05-101839-1

Weblinks

Wikipedia

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