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Letzte Änderung für Artikel Landesschule Pforta: 08.02.2006 14:26

Landesschule Pforta

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Schulpforte - Ehemalige Klosterkirche (12./13. Jahrhundert)
Schulpforte - Ehemalige Klosterkirche (12./13. Jahrhundert)

Die Landesschule Pforta in Schulpforte, einem Ortsteil der Stadt Bad Kösen, ist ein Internats gymnasium an der Saale , etwa 3 km südwestlich von Naumburg mit einer bis in das 16. Jahrhundert zurückgehenden Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Schulpforte - Fürstenhaus (1573)
Schulpforte - Fürstenhaus (1573)

Bischof Udo I. von Naumburg verlegte 1137 das wenige Jahre zuvor in Schmölln gestiftete und mit Mönchen aus Walkenried besetzte Zisterzienserkloster an die Saale und gab ihm den Namen Sanctae Mariae ad Portam (St. Marien zur Pforte). Somit ist dieses Jahr als Gründungsjahr anzusehen. Die Mönche kultivierten das Land um das Kloster und machten es so zu einem der reichsten Klöster Ostthüringens. 1150 wurde die Klosterkirche als romanische Basilika errichtet und von 1251 bis 1320 zur heutigen gotischen Klosterkirche umgebaut.

Im Zuge der Reformation wurde das Kloster 1540 durch Herzog Heinrich V. v. Sachsen geschlossen. Nach längeren Verhandlungen über die weitere Nutzung der Gebäude des säkularisierten Klosters wurde Schulpforta 1543 von Kurfürst Moritz von Sachsen als eine von drei Landesschulen für Knaben gegründet. Die beiden Schwesterschulen waren " St. Afra " in Meißen sowie "St. Augustin" in Grimma. 150 Jungen aus allen Schichten erhielten hier eine Hochschulausbildung. Der Besuch war schulgeldfrei . Zur materiellen Absicherung der Schule übertrug Herzog Moritz den ehemaligen Klosterbesitz der Stiftung Schulpforte. Von 1573 bis 1575 erfolgten Umbau- und Erweiterungsarbeiten.

Schulpforte - Torhaus (1855)
Schulpforte - Torhaus (1855)

Nach den Napoleonischen Kriegen musste Sachsen auf dem Wiener Kongreß von 1815 Landesteile an Preußen abtreten, darunter auch das Gebiet mit Schulpforta. 1850 erfolgte der Bau des Torhauses durch F. A. Stüler . Im III. Reich wurde die Schule 1935 in eine Nationalsozialistische Erziehungsanstalt (NPEA) umgewandelt. Sie diente diesem Zweck bis zum Ende des 2. Weltkrieges 1945 . Nach dem Kriegsende bis 1950 unternahm man zunächst den Versuch, die Schule mit dem Schulsystem der Weimarer Republik weiterzuführen. Durch die Bodenreform in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone wurde der Stiftungsbesitz enteignet.

Nach der Gründung der DDR wurde die Stiftung Schulpforte 1949 schließlich aufgehoben und die Einrichtung in eine sozialistische Oberschule umgewandelt, die zur Hochschulreife führte. Gleichzeitig erfolgte erstmals die Aufnahme von Mädchen an die Schule. Von 1958 bis 1990 hatte Schulpforta den Status einer Erweiterten (Heim)-Oberschule mit 360 Internatsplätzen. In den Jahren 1981 und 1982 erfolgte die Einrichtung von Spezialklassen für Musik und Fremdsprachen . Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde Schulpforta 1990 das Internatsgymnasium Landesschule Pforta in der Trägerschaft des Bundeslandes Sachsen-Anhalt für ca. 400 Schülerinnen und Schüler. Der Unterricht der Klassen 9 bis 13 erfolgt in den Ausbildungszweigen Sprachen, Musik und Naturwissenschaften. Mit der Änderung des Schulgesetzes wird das Abitur demnächst schon nach 12 Schuljahren abgelegt werden. Das Internat, in dem alle Schülerinnen und Schüler leben, bestimmt weitgehend den Tagesablauf. 1992 erfolgte die Wiedererrichtung der Stiftung Schulpforta als gemeinnützige Stiftung öffentlichen Rechts.

Nachdem Herr Büchsenschütz, langjähriger Rector Portensis, zum Ende des Schuljahres 2005 pensioniert worden ist, übernahm Herr Dr. Däumer, der bisherige Leiter des Gymnasiums Laucha, zum 01.08. die Stelle des Rektors der Landesschule.

Am 10.11. wurde Herr Kissling, der von 1996 bis 2002 als Prokurator die Stiftung Schulpforta leitete und die Führungen der Touristen übernahm, feierlich von der Schule verabschiedet.

Internatsleben

Schulpforte - Altes Schulhaus (19. Jahrhundert)
Schulpforte - Altes Schulhaus (19. Jahrhundert)

Die Schülerinnen und Schüler übernehmen mit ihrem ersten Tag in Schulpforta Verpflichtungen, wie den Famulus- und Keildienst (Famulusdienst: Nachmittägliches und abendliches "Bewachen" des Internatsgebäudes / Keildienst: Die Schule verfügt über keine elektrische Schulklingel, weshalb der Tagesrhythmus durch das Keilen, also das Läuten der Keilglocke eingehalten wird.). Regeln und Rechte sind hauptsächlich anhand der Klassenstufe, erst sekundär anhand des Alters aufgeteilt, die "Selbstverwaltung" der Schüler wird hier, im Gegensatz zu anderen staatlichen Schulen, in höherem Maße durchgeführt.

Das Internatsleben mit seinen vielen Traditionen, wie z.B dem "Schwoof" zur Begrüßung der neuen Schüler oder auch der alljährlichen Wasserschlacht am letzten Tag eines Schuljahres, bietet eine einzigartige und sehr intensive Lernatmosphäre, die von Solidarität, dem Lösen von Problemen durch Dialektik und demokratische Institutionen, sowie kooperative Kreativität geprägt wird, was jedem Schüler die optimale Entfaltung seiner Fähigkeiten erlaubt.

Internatsorganisation vom 18. bis ins frühe 20. Jahrhundert

Lageplan der Schul- und Wirtschaftsgebäude  von 1868
Lageplan der Schul- und Wirtschaftsgebäude von 1868

Die reguläre Unterrichtszeit umfasste zunächst nur etwa die Hälfte der Arbeitszeit der Schüler und wurde immer wieder durch Repetierzeiten oder Arbeitszeiten unterbrochen. Diese bedeuteten, dass die Schüler in Gruppen von etwa 10 - 18 Schülern auf ihrer Stube waren, wo sie unter Aufsicht eines Primaners (12. oder 13. Klasse) arbeiteten, der währenddessen seinerseits seine persönliche Arbeit erledigte. Dabei waren sie noch einmal in Tischgruppen aufgeteilt, bei denen wiederum der Tischälteste für Ruhe zu sorgen hatte.

Friedrich Nietzsche
Friedrich Nietzsche

Unter den Primanern hatten einige als Inspektoren eine zusätzliche Verantwortung bei der Aufsicht in den Schlafsälen (jeweils für eine Klasse, teils für zwei Klassen), beim Mittagessen und in der Freizeit in der Schule. Diese Inspektoren hatten Strafrecht gegenüber allen Schülern bis zur Obersekunda (11. Klasse), auch wenn sie es gegenüber den "Oberhähnen" (Schüler der 11. Klasse) im Normalfall nicht wahrnahmen. Schwerere Strafen verhängte die Inspektorenversammlung. Nur bei schwerwiegenden Verstößen wurde der zuständige Lehrer (Hebdomadar) informiert, der solche Fälle auch vor die Lehrerkonferenz (Synode) bringen konnte.

Freizeit bedeutete im Normalfall, dass die Schüler das Gebäude zu verlassen und sich (auch bei Minusgraden unter 15 Grad) im Schulgelände aufzuhalten hatten. Das Recht, das Schulgelände zu verlassen, war lange Zeit auch den Primanern nur wenige Stunden in der Woche gestattet: drei Stunden für den normalen Primaner, vier Stunden für die, die sich besonders ausgezeichnet hatten. Unter dem Einfluss der Jugendbewegung und der Reformpädagogik wurde die Klausur langsam gelockert, was bedeutete, dass auch Schüler der unteren Klassen (8 und 9) das Schulgelände verlassen durften, aber nur ein bis zwei Stunden pro Woche.

Schulerfolge

Rektor Walther
Rektor Walther

Die Schule kann in ihrer langen Geschichte auf bemerkenswerte Erfolge zurückblicken. So sind an später herausragenden Persönlichkeiten neben Friedrich Nietzsche auch Johann Gottlieb Fichte , Friedrich Gottlieb Klopstock (In der Nähe der Landesschule Pforta an einem Nebenarm der Saale befindet sich die sogenannte Klopstockquelle.), August Ferdinand Möbius , Georg Groddeck , Leopold von Ranke , Carl Richard Lepsius , Johann Friedrich Röhr und Karl Lamprecht (dessen Grabstein sich auf dem dortigen Kirchfriedhof neben der Klosterkirche befindet) Schüler dieser Schule gewesen. Die Schule hat also einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung dieser bedeutenden Geister gehabt. Die Chöre der Schule (auch der Ehemaligenchor) werden regelmäßig für ihre exzellenten Leistungen ausgezeichnet, bei Bundeswettbewerben in den Naturwissenschaften und den Sprachen liegen die Schüler Schulpfortas regelmäßig weit vorn.

Das Gelände der Schule ist am Tage frei zugänglich. Ebenso können die ehemalige Klosterkirche mit Friedhof und der Kreuzgang besichtigt werden.

Die Rektoren

Johann Gigas 1543-45, Cyriacus Lindemann 1546-48, Caspar Landsidelius 1549-50, Georg Melhorn 1551, Paulus Vogel 1552-53, Christoph Baldauf 1554-79, Jakob Lindner 1580-87, Bartholomäus Walther 1588-91, Jakob Lindner 1592-1600, Justinus Bertuch 1601-25, Franz Keß 1626-29, Elias Ehinger 1630-31, Andres Kunad 1632-37, Johann Kühn 1638-71, Georg Lorentz 1672-89, Daniel Müller 1690-1704, Johann Gottlob Hartmann 1705-15, Johann David Schreber 1716-30, Friedrich Gotthilf Freytag 1731-60, Christoph Gottfried Grabener 1761-78, Johann Gottfried Geisler 1779-86, Friedrich Gottlieb Barth 1787-94, Karl Wilhelm Ernst Heimbach 1795-1801, Karl David Ilgen 1802-30, Adolph Gottlob Lange 1831, Carl Kirchner 1832-54, Karl Peter 1855-72, Wilhelm Herbst 1873-77, Diederich Volkmann 1878-98, Christian Muff 1898-1910, Wilhelm Bruns 1911-21, Karl Schmidt 1922-27, Walter Kranz 1928-33, Bruno Kranz 1934, Adolf Schieffer 1935-36, Kurt Person 1937-45, Robert Pahncke komm. 1945-46, E.Habenstein 1947-51, W. Ostrowitzki 1952-54, St. Baar 1955-57, H. Reinbothe 1958-68, Gerhard Arnhardt 1969-79, W. Gaudig 1980-86, H.Erhardt 1987-89, N. Horn 1990-91, Karl Büchsenschütz 1992-2004, Hans-Jörg Däumer ab 2005

Landesschule zur Pforte

Im Jahr 1968 wurde die Landesschule zur Pforte im westfälischen Meinerzhagen gegründet, die die Tradition der Fürstenschulen in Westdeutschland zur Zeit des geteilten Deutschland fortführte. Aufnahmebedingung war jeweils eine entsprechende Begabung unabhängig von der Herkunft.

Literatur

  • Pförtner Album - Verzeichnis sämtlicher Lehrer und Schüler der Königl. Preuß. Landesschule Pforta vom Jahre 1543 bis 1843, Leipzig 1843
  • W. Corssen: Alterthuemer und Kunstdenkmale des Cisterzienserklosters St. Marien und der Landesschule zur Pforte. Halle 1868
  • Robert Pahncke: Schulpforte: Geschichte des Zisterzienserklosters Pforte. Leipzig 1956
  • Otto Wilde: Schulpforte, eine Brücke zwischen Ost und West. In: Hamburger Mittel- und Ostdeutsche Forschungen Bd II, Hamburg 1960, S.193-228
  • Gerhard Arnhardt: Schulpforte - Eine Schule im Zeichen der humanistischen Bildungstradition. (Ost-)Berlin 1988
  • Wieland Führ (Hsgb.): Vivat Porta - Bilder von Schulpforte aus dem 18. und 19. Jahrhundert, Nürnberg 1993
  • Hans Heumann: Schulpforta - Tradition und Wandel einer Eliteschule, Erfurt 1994
  • Hartmut Vahl: Napola Schulpforta 1943-1945, Hamburg 2000
  • Sigrid Schütze-Rodemann: Pforta: das Zisterzienserkloster, die Landesschule. Mit einer Einleitung von Karl Büchsenschütz und Eckart Kißling, 1. Aufl., Schnell und Steiner, Regensburg 2001
  • Petra Dorfmüller, Eckart Kissling: Schulpforte: Zisterzienserabtei Sankt Marien zur Pforte, Landesschule Pforta. München-Berlin 2004
  • Karl Büchsenschütz: Damit es an gelahrten Leuten in unsern Landen nicht Mangel gewinne in Schulpforta, 450 Jahre *Schulgeschichte. Leipzig 1993, Ed. Leipzig, ISBN 3-361-0040-98

Weblinks

Wikipedia

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