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Letzte Änderung für Artikel Ostfriesische Teekultur: 03.01.2006 17:12

Ostfriesische Teekultur

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Nachbau eines Ostindienfahrers
Nachbau eines Ostindienfahrers
Ostfriesentee
Ostfriesentee
Kandis
Kandis
Sahnelöffel
Sahnelöffel
Teesieb
Teesieb
Tasse Tee
Tasse Tee
Tee mit Sahne
Tee mit Sahne

Die Ostfriesische Teekultur reicht in das frühe 17. Jahrhundert zurück. Um 1610 brachten erstmals Schiffe der Niederländischen Ostindien-Kompanie Tee nach Europa . Schon bald darauf dürfte durch ostfriesische Schiffer, die für niederländische Rechnung fuhren, erstmals Tee auch nach Ostfriesland gelangt sein, der dort aber zunächst nur als Medizin verabreicht wurde. Um 1720 herum existierte aber bereits ein umfangreicher Teehandel in Ostfriesland.

Der Teegenuss verbreitete sich im späten 18. Jahrhundert - etwa zeitgleich mit der Verbreitung der Kartoffel als Grundnahrungsmittel - in ganz Ostfriesland.

Vor dieser Einführung des Teetrinkens war im Lande gebrautes Bier das Hauptgetränk, doch der Tee konnte dieses über einen günstigeren Preis stark zurückdrängen. Darin lag auch der Grund für zeitweilige obrigkeitliche Bemühungen, den Teekonsum zu unterdrücken. Man hoffte, durch Förderung des Bierkonsums das Abfließen größerer Summen Geldes ins Ausland zu unterbinden. Allerdings blieben solche Bemühungen erfolglos.

Während der Napoleonischen Kontinentalsperre (1810-1813) betrieben die Ostfriesen ein umfangreiches Schmuggelwesen , bevorzugt, um weiterhin die Versorgung mit Tee sicher zu stellen.

Durch die Handelstätigkeit der Niederländischen Ostindien-Kompanie gelangte auch Porzellan nach Europa. Gefäße aus Porzellan erwiesen sich als besonders geeignet zur Zubereitung von Tee und als Trinkgefäß. Alsbald wurde deshalb die Nachfrage nach Porzellan so groß, dass auch andere Länder begannen, Porzellan zu importieren.

Nachdem Ostfriesland an Preußen gefallen war, gründete König Friedrich der Große die Königliche preußisch-asiatische Handelskompagnie zu Emden, die in der kurzen Zeit ihres Bestehens eine große Menge von Porzellangefäßen und Tee von erheblichem Handelswert importierte.

Noch heute findet man teilweise originales chinesisches Porzellan aus dieser Zeit. Dabei wurden die Gefäße seitens der fernöstlichen Hersteller mit zunehmendem Handelsvolumen dem europäischen Geschmack angepasst.

Um 1700 gelang jedoch erstmals auch in Deutschland die Herstellung von Porzellan dank der Erfindungen von Johann Friedrich Böttger in Dresden. Seitdem wurden mehr und mehr Porzellangefäße auch im Lande selbst hergestellt wobei sich die Fabrikanten hinsichtlich Form und Gestaltung an asiatischen Vorbildern orientierten.

In Ostfriesland fanden besonders Geschirre aus Wallendorf weite Verbreitung. Dieses sog. drēsmer tēgaud (Dresdener Teegeschirr) gab es in zwei typischen Dekors : einer blauen Bemalung (blau drēsmer) und der bekannten roten Rose (rôd drēsmer). Andere Ausführungen waren zwar bekannt, erfreuten sich aber keiner vergleichbaren Beliebtheit.

Solch ein Teegeschirr umfasste eine Teedose (tēbües), Kanne (trekpot) und Tassen (kop/pen, kopke/s) und früher auch noch eine Spülschale (spöylkumke), in der die "kopkes" vor dem Neubefüllen kurz ausgespült wurden - man benutzte noch keine Siebe. Ursprünglich besaßen die Tassen auch noch keine Henkel wie sie heute gebräuchlich sind und auch Untertassen waren noch unbekannt.

Teilweise in Ostfriesland selber, teilweise außerhalb aber speziell für Ostfriesland entworfen wurden später auch Teelöffel, Teeschaufeln, Sahnelöffel und Zuckerzangen (mit denen der Kandis - kluntje - in die Tasse gegeben wird) produziert, wie sie bis heute verbreitet sind. Außerdem gab es gelegentlich Teekannen sowie Tee- und Zuckerdosen aus Silber .

Die genannten Dekors des Teegeschirrs, aufgebracht auf dünnwandigen, gerippten Porzellantassen und dazu gehörigen Teekannen, Teedosen etc. sowie die oben erwähnten Löffel sind auch heute noch erhältlich wobei im Laufe der Zeit die Hersteller verschiedentlich wechselten.

Im Unterschied zu früher haben heutige Teetassen Henkel und werden auf einer Untertasse (sğö/dde/lke) gereicht und der Tee wird durch ein Sieb eingeschenkt, das die Teeblätter zurückhält.

Typischer Ostfriesentee (Ostfriesische Mischung) wie er von verschiedenen Anbietern vertrieben wird, wird in die Tasse gegeben, in der sich bereits ein Kluntje (sehr großer Kandiszucker ) befindet, der durch den heißen Tee zum Schmelzen gebracht wird. Anschließend gibt man mit einem Sahnelöffel (rōmlēpel) einen Tropfen Sahne ('n wulkje rōm) hinzu. Traditionell rührte man nicht um, um auf diese Weise den teuren Kandis zu sparen, jedoch wird heutzutage der Tee immer häufiger umgerührt bis Tee und Sahne ein Gemisch gebildet haben.

Ursprünglich wurde Rahm (daher auch das Wort "rōm") verwendet, der sich nach längerer Standzeit auf frisch gemolkener, unbehandelter Milch absetzte. Zum Zuge der fortschreitenden Industrialisierung, die auch vor der Landwirtschaft in Ostfriesland nicht Halt machte, verschwand diese Tradition jedoch mehr und mehr und stattdessen wurde der Tee mit Sahne verfeinert.

Die Hauptteezeit ist der Nachmittagstee um ca. 15.00 Uhr. Zur ostfriesischen Teekultur gehört aber auch die kurze Teepause am Vormittag (elfürtje) um etwa 11.00 Uhr und in vielen Familien ist ein zusätzlicher abendlicher Tee um ca. 21.00 Uhr üblich. Früher war es außerdem üblich, für Gäste sofort eine Kanne Tee zu kochen. Diese Tradition wird aber heutzutage hauptsächlich auf dem Lande weitergeführt.

Für jeden Teilnehmer an einer Teerunde sind drei Tassen ein Mindestmaß - wird vorher abgelehnt gilt das als unhöflich bis beleidigend. Früher signalisierte man durch umgekehrtes Auflegen der Tasse auf die Untertasse oder indem man den Löffel in die Tasse legte, dass kein weiteres Nachschenken gewünscht war. Diese Gepflogenheit ist heute noch teils in Verwendung.

Zu "Teenotzeiten" im 20. Jahrhundert:

Im Laufe des 1. Weltkriegs wurde der ohnehin seit 1909 hoch besteuerte Tee immer knapper. 1917 waren die Engpässe am gravierendsten. Bis 1919 dominierten zudem überalterte oder sonstwie minderwertige Partien den Handel.

Im 2. Weltkrieg erhielten die Ostfriesen aufgrund von Devisenknappheit zunächst nur Tee-Monatsrationen von 30 g je Erwachsenem (ab dem 35. Lj.) auf Lebensmittelmarken. Sie behalfen sich mit zusätzlichen "Teetabletten" aus Aromastoffen und Zucker. Ob nun Schwarztee abhängig macht oder nicht, sei hier dahingestellt - jedenfalls waren die Anwohner der Nordwestküste bald zutiefst ungehalten über den Beinahe-Entzug ihres Lieblingsgetränks. Die Zuteilungen mussten daher drastisch aufgestockt werden.

Danach brach eine Periode des Hamsterns an. Ostfriesen fuhren in das Ruhrgebiet, um Bergarbeitern ihre Schwerstarbeiter-Teezulagen gegen Speck, Butter oder Eier abzutauschen. Nach Währungsreform und Staatsgründung dauerte es noch bis 1953, bis die Teesteuer auf ein erträgliches Maß gesenkt wurde und die Menschen in dem Landstrich sich (wieder) so viel Tee leisten konnten, wie sie wollten.

Die Ostfriesen haben noch heute den größten Pro-Kopf-Konsum (2,5 kg pro Jahr) von Tee in Deutschland und hätten, falls man sie zu Vergleichszwecken in eine internationale Rangliste der Nationen einblenden wollte, den drittgrößten weltweit.

Siehe auch Japanische Teezeremonie

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