Der Zwinger an der heutigen Promenade

Der Zwinger im westfälischen Münster ist eine mittelalterliche Zwingeranlage und Teil der ehemaligen Stadtbefestigung. Zudem ist es Teil eines Mahnmals gegen Gewalt und gehört zum Stadtmuseum Münster.

Geschichte

Das genaue Baudatum des Zwingers ist unbekannt. Fest steht, dass die Stadtbefestigung Mitte des 14. Jahrhundertes stark ausgebaut wurde. Im 15. Jahrhundert wurden der Stadtmauer vorgelagerte Bollwerke gebaut, vermutlich auch der Zwinger. Dieser Wehrturm wurde an einer besonders exponierten Stelle der Befestigungen gebaut, nämlich an dem Punkt, an dem der Fluss Aa die Stadtmauer schneidet. Innen gab es mehrere Stockwerke, die Zugang zu Schießscharten garantierten. Mit einem Durchmesser von 24 Metern und einer Wandstärke von 4,60 Metern gehörte dat grote Bollwerk zu Deutschlands bedeutendsten Wehrtürmen der Zeit.

Karte aus dem Jahre 1642, der Zwinger befindet sich in der nordöstlichen Ecke der Stadtbefestugung

Nach der Niederlage der Täufer 1535 gegen den Fürstbischof Franz von Waldeck wurde das Gebäude zu einer Festung ausgebaut und diente zur Niederschlagung eventueller Unruhen in der Bevölkerung. Nachdem die Stadt die Wehrhoheit kurze Zeit später zurückerlangte, diente ihr der Zwinger als Pulverlager und Roßmühle . Über den weiteren Verwendungszweck in den folgenden zwei Jahrhunderten ist wenig bekannt.

Erst 1732 bekam das Gebäude die Funktion, von der der heutige Name herrührt: Johann Conrad Schlaun baute auf Beschluss des Landtages ein Zuchthaus , der Zwinger wurde zum Gefängnis für besonders schwere Straftäter eingerichtet. In den Jahren um 1850 wurde nur einen Steinwurf entfernt an der Gartenstraße ein neues Gefängnis gebaut (welches noch in Betrieb ist), dennoch scheint der Zwinger noch einige Jahre lang als Gefängnis gedient zu haben.

Anfang des 20. Jahrhunderts sollte der Zwinger dann endgültig abgebrochen werden, wurde nach Einspruch des Landeskonservators jedoch erhalten. 1911 erwarb die Stadt Münster des Gebäude. Sie wollte es als „historisches Denkmal“ ausstatten, eine konkrete Planung bestand allerdings noch nicht. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es an Maler vermietet, die den Zwinger als Wohnung und Atelier nutzten.

Während der Zeit des Nationalsozialismus diente der Zwinger zunächst als „Kulturheim der münsterischen Hitler-Jugend “, ab 1944 als Inhaftierungsanstalt der Gestapo , die hier auch nach der teilweisen Zerstörung durch Bombenangriffen im Jahre 1945 Hinrichtungen durchführte.

Nach dem Krieg verfiel der Zwinger zusehends. Planungen, die Stätte in ein Mahnmal zu verwandeln, fielen Geldnöten zum Opfer. Unter Anderem sollte Heinrich Böll eine Gedenkplakette betexten und besichtigte den Zwinger im April 1971 auch. Erst nachdem Rebecca Horn den Zwinger im Rahmen der Skulptur.Projekte 1978 mit der Skulptur Das gegenläufige Konzert zu neuem Leben verhalf, wurde der Ausbau zu einem Mahnmal verwirklicht. Im September 1989 beschloss der Rat der Stadt daher, es als Gedenkstätte zu nutzen, mit Gedenken „an die Opfer der Gewalt in Münster, an die Opfer der Kriegsgewalt und der Verfolgung Unschuldiger, besonders an die unmenschliche Strafjustiz und den Terror gegen politische Gegner, Angehörige von Minderheiten und Kriegsgefangene während des Nazi-Regimes“.

Das gegenläufige Konzert

Ewiges Licht und metallerner Hammer im Zwinger

Die seit 1987 im Rahmen der Skulptur.Projekte im Zwinger installierte Skulptur Das gegenläufige Konzert von Rebecca Horn brachte den Zwinger wieder in den Fokus der Öffentlichkeit und forcierte die Restaurierung des zur Ruine verkommenen Gebäudes. Horn istallierte an den Wänden des Zwingers insgesamt 42 Metallhämmer, die regelmäßig ein tickendes Geräusch auslösen. Zusammen mit aufgestellten ewigen Lichtern soll so eine beklemmende Atmosphäre geschaffen werden.
Im Inneren des Zwingers tropft regelmäßig Wasser aus einem Trichter und fällt zwölf Meter tief in eine Zisterne . Kleine Details ergänzen die Skulptur, so zum Beispiel ein Ei, das von zwei spitzen Metallnadeln, die aus der Decke bzw. dem Boden wachsen, gehalten wird.

Literatur

• Der Zwinger in Münster von Rebecca Horn, W. König Verlag, ISBN 3883756474

Weblinks

• Der Zwinger auf den Seiten des Stadtmuseums
• Panorama (mit Geräusch der Metallhämmer)
• Geschichte und Fotos des Zwingers

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Koordinaten: 51° 58′ 03″ N, 7° 37′ 53″ O

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