Fürstbischöfliches Schloss Münster
Das Fürstbischöfliche Schloss im westfälischen Münster ist ein in den Jahren von 1767 bis 1787 im Stil des Barock erbautes Residenzschloss für Münsters letzten Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels. Seit 1954 ist es Sitz und Wahrzeichen der Westfälischen Wilhelms-Universität. Das Schloss ist aus dem für Münster typischen Baumberger Sandstein gebaut.
Inhaltsverzeichnis |
Geschichte
Bau
Der Architekt Johann Conrad Schlaun machte bereits 1732 erste Pläne zum Bau einer Residenz am Ort. Mit dem Bau einer Klosterkirche wurde begonnen, sie wurde jedoch nie vollendet.
Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges und der Schleifung der Befestigungsanlagen erteilte Fürstbischof Maximilian Friedrich von Königsegg-Rothenfels auf Wunsch der münsteraner Bürger dann den Auftrag zum Bau eines Residenzschlosses am Ort der ehemaligen Zitadelle, der von 1767 bis 1787 dauerte. Die Grundsteinlegung fand am 26. August 1767 statt.
Für den Bau dieses Residenzschlosses stellte Johann Conrad Schlaun einen Generalplan auf, an dem sich die Arbeiten orientieren sollten. Er sah vor, dass zu beiden Seiten vor dem Schloss Marställe errichtet werden sollten. Jeweils hinter diesen beiden sollten weitere Wirtschaftsgebäude entstehen. An vorderster Front sollten zwei Wachhäuser den Ehrenhof vor dem Schloss begrenzen, während der Hindenburgplatz (zu jener Zeit noch Neuplatz genannt) als eine große Grünfläche zwischen Schloss und Stadt angelegt werden sollte. Auf der Rückseite des Schlosses plante Schlaun einen großen Garten nach französischen Idealvorstellungen.
Bis zu Schlauns Tod 1773 waren der Außenausbau des Schlosses, der nördliche Marstall, das nördliche Wachhaus sowie der Innenausbau des Südflügels fertiggestellt. Nachfolger wurde Wilhelm Ferdinand Lipper , eine Anhänger des Klassizismus . Dieser konnte sich beim Auftraggeber nicht mit den Vorschlägen zur Änderungen der Pläne der Fassaden durchsetzen, dafür durfte er die heute nicht mehr existierende Innenausstattung im klassizistischen Stil verwirklichen.
Von Schlauns Generalplan errichtete Lipper noch das südliche Wachhaus, während der südliche Marstall sowie die Wirtschaftsgebäude nicht mehr erbaut wurden. Der Schlossgarten hinter dem Schloss, von Schlaun nach französischem Vorbild geplant, wurde von Lipper durch das englische Gestaltungsideal ersetzt.
Nutzung als Residenz
Da der Auftraggeber des Baus, Fürstbischof Maximilian Friedrich, bereits 1784 und somit drei Jahre vor der Fertigstellung verstarb, bezogen im Jahr 1803 der preußische Zivilgouverneur Freiherr vom Stein und der Generalfeldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher das Schloss. Ab 1815 war das Schloss dann Sitz des jeweiligen Oberpräsidenten und des kommandierenden Generals der Provinz Westfalen.
Das Schloss zur Zeit des Nationalsozialismus
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde unmittelbar vor dem Haupteingang ein Denkmal zu Ehren Kaiser Wilhelms errichtet. Es wurde am 22. August 1942 entfernt, wahrscheinlich, um das Material im Rahmen der Rüstungsproduktion zu verwenden.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war das Erdgeschoss des Schlosses Sitz des Staatshochbauamtes, der Gauleiter Westfalen-Nord wohnte im zweiten Stock. Im Keller des Schlosses wurden mehrere Luftschutzräume eingerichtet, Vorbereitungen zum Brandschutz wurden getroffen, unter anderem wurden Türen in Brandschutzwänden mit Blech verkleidet, und es wurden Sand- und Wasserkästen aufgestellt. Von Januar bis April 1943 fand im Schloss zum Propagandazwecken eine Kunstausstellung mit Gemälden und Holzarbeit statt.
Der Schlossplatz war mehrfach Ort für Aufmärsche des Gaus Westfalen Nord.
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss schwer beschädigt. Der erste Bombentreffer im Jahre 1941 setzte den Dachstuhl in Brand, jedoch konnte der Brand gelöscht werden. Auf dem Schlossplatz explodierende Bomben zerstörten außerdem sämtliche Fensterscheiben an der Vorderfront. Diese Beschädigungen wurden relativ schnell wieder behoben.
Am 25. März 1945 wurde das Schloss erneut von mehreren Brandbomben getroffen und brannte in der Folge mehrere Tage lang, da die Feuerwehr keine Feuerspritzen über die zerstörten Straßen zum Schloss bringen konnte. Trotz des Brandes konnten Teile der Einrichtung (Türen, Möbel, Textilien und Wandvertäfelungen) gerettet werden. Vom Schloss selber blieben lediglich die Grundmauern weitgehend intakt, Teile des Nordflügels konnten ab November 1945 bereits an Handwerker vermietet werden.
Wiederaufbau
Nach dem Ausbrennen waren die Überreste der Witterung schutzlos ausgeliefert. Planungen die Mauerkronen zu imprägnieren, konnten nicht in Tat umgesetzt werden, da kein Holz für Gerüste zur Verfügung stand. Deshalb war auch eine Überdachung nicht möglich.
Ab 1946 begann der Wiederaufbau. Der Entscheidung hierfür lag zu Grunde, dass sämtliche Universitätsgebäude zerstört waren und das Schloss als „weniger zerstörtes Gebäude“ klassifiziert wurde. So legte der Provinzialkonservator Wilhelm Rave im November 1946 Pläne vor, die das Gebäude als „Verwaltungs- und Vorlesungsgebäude der Landesuniversität“ darstellten. Diese Pläne sahen vor, die Außenmauern wiederzuverwenden, um kein neues Fundament legen zu müssen.
Dieser Plan wurde vom Wiederaufbauministerium und vom Regierungspräsidium angenommen. So begannen noch 1946 Aufräumarbeiten, unter anderem wurden noch stehende Innenwände eingerissen. In April 1947 wurde die förmliche Baugenehmigung erteilt, mit der Hilfe des nun verfügbaren schweren Gerätes konnte die Entkernung vollendet werden. Raves Pläne wurden vom Architekten Hans Malwitz aufgegriffen und seinen Arbeiten zu Grunde gelegt, als diese im August 1947 begannen. Bereits im Januar 1949 konnten die ersten Vorlesungen im Südflügel gehalten werden. Das Richtfest für das Schloss (mit Ausnahme des Mittelpavillons) fand im Mai 1949 statt, im Juli 1950 konnte auch für den Mittelbau Richtfest gefeiert werden.
Im Jahre 1954 wurde das Schloss schließlich auch offizieller Sitz der Westfälischen Wilhelms-Universität. Beim Wiederaufbau wurde zunächst geplant, den im dritten Stock befindlichen Hörsaal „S10“ zum größten Hörsaal der Universität auszubauen, was gleichzeitig den Verzicht auf den Turm bedeutet hätte und Malwitz' favorisierte Lösung war. Aufgrund des Einspruchs des Landeskonservators wurde dieser Umbau jedoch nicht realisiert, so dass der Turm wieder auf das Dach des Schlosses kam, mitsamt einem Glockenspiel, das ebenfalls seit 1954 zu hören ist.
Die Kosten für den Wiederaufbau lagen bei ca. 2,5 Mio. Reichsmark . Es wurden 1,9 Mio Mauerziegel, 50.000 Dachziegel, 800 Tonnen Zement, 150 t Kalk und 1000 m² Glas verbaut.
Das Schloss als Teil der Universität
Das Schloss ist heute das repräsentative Wahrzeichen der Westfälische Wilhelms-Universität und wird auch stilistisch im Logo abgebildet.
Nahezu alle von Schlaun fertiggestellten Gebäude werden durch die Universität genutzt. Im Hauptgebäude des Schlosses befinden sich neben dem Rektorat und der Verwaltung noch die Hörsäle S1, S2, S6, S8, S9 und S10 sowie die Aula im Schloss.
Im Schlossgarten hat das Ende des 19. Jahrhunderts errichtete Institut für Botanik des Fachbereichs Biologie seinen Sitz. Gleichzeitig befinden sich dort der Botanische Garten des Instituts, zu dem das Institut für Allgemeine Zoologie und Genetik im nördlichen Marstall gehört. Der AStA der Universität hat ebenfalls seinen Sitz beim Schloss im südlichen Wachhaus. Im anderen, nördlichen Wachhaus ist die Abteilung Wissenschaftliche Weiterbildung der Universität untergebracht. Südlich des Schlosses, wo Schlaun den südlichen Marstall plante, gibt es einen Parkplatz für Universitätsmitarbeiter. Dem schließen sich allerdings bereits die Hüfferstraße und das Gerichtszentrum an, so dass das Schloss den südlichen Abschluss des Komplexes bildet.
Besonderheiten
Dreimal täglich erklingt von den Glocken auf dem Dach des Schlosses ein Glockenspiel. Um 8 Uhr morgens spielen die Glocken „Üb' immer Treu und Redlichkeit“, um 12 Uhr mittags „Wir treten zum Beten“ und um 18 Uhr abends „Die Gedanken sind frei“. Insgesamt sind zehn Lieder einprogrammiert, die der Reihe nach abgespielt werden können. Neben diesem Glockspiel künden die Glocken auch jede Viertelstunde rund um die Uhr die Zeit an: 15 Minuten nach einer vollen Stunde werden sie einmal angeschlagen, 30 Minuten danach zweimal, nach 45 Minuten dreimal und zu jeder vollen Stunde viermal. Anschließend wird zu jeder vollen Stunde die Stundenanzahl angeschlagen. Obwohl es wirkt wie ein Teil des ursprünglichen Schlosses aus dem Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Glockenspiel jedoch erst 1954 installiert. Seitdem fand es nur ein einziges Mal nicht statt und zwar beim „Großen Zapfenstreich“ der Bundeswehr im Jahr 1997 .
Eine weitere Besonderheit ist das alljährlich im August stattfindende Turnier der Sieger . Dabei handelt es sich um ein hochkarätiges Reitturnier, das vom Westfälischen Reiterverein ausgetragen wird. Es findet vor der historischen Kulisse des Schlosses auf dem Schlossplatz statt.
Auf dem Schlossplatz wird außerdem beim dreimal jährlich stattfindenden Volkfest Send jeweils am Freitagabend ein Feuerwerk abgebrannt.
Literatur
- Bernd Fischer: Münster und das Münsterland. DuMont Buchverlag Köln, 5. Auflage 1989, ISBN 3-7701-1278-4 , S. 78-82
Weblinks
- Schlauns Generalplan als Modell im Stadtmuseum Münster
- Panorama des Schlosses und Schlossplatzes
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Koordinaten:
51° 57' 49.32" N 7° 36' 49.29" O
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