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Letzte Änderung für Artikel Carolinensiel: 10.01.2006 12:26

Carolinensiel

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Carolinensiel ist ein Ort der Stadt Wittmund des gleichnamigen Landkreises Wittmund in Niedersachsen.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Abriss

Wo heute Carolinensiel liegt, befand sich noch vor wenigen Jahrhunderten ein Ausläufer der Nordsee . Die Harlebucht erstreckte sich zwischen dem heutigen Neuharlingersiel und Minsen bis kurz vor Funnix und Werdum. Um 1500 begann man mit der systematischen Landgewinnung durch Ein deichung . Stück für Stück wurde der Nordsee neues, fruchtbares Marschland abgerungen.

Zur Vermeidung von Konflikten um das neue Land einigten sich im Jahr 1666 Fürstin Christine Charlotte von Ostfriesland und der Herr von Jever, Graf Anton Günther von Oldenburg, auf die zukünftige Grenze. Vom Treffpunkt der ostfriesischen und jeverschen Deiche am Pfahldeich südöstlich von Carolinensiel zog man auf der Seekarte mit goldener Tinte eine Linie bis zu einem Punkt genau zwischen den Inseln Spiekeroog und Wangerooge. Die „Goldene Linie“ ist heute noch die Grenze zwischen dem ostfriesischen Landkreis Wittmund und dem Landkreis Friesland . Die alte Bahnlinie der ehemaligen Jever-Carolinensieler Eisenbahn nach Harlesiel und der Fähranleger nach Wangerooge liegen schon auf friesischem Gebiet. Die Grenze verläuft mitten durch das Hafenbecken.

Im Jahr 1729 wurde die Eindeichung des Carolinengroden abgeschlossen. Wo die Harle auf den Deich traf, wurde ein Sielhafen angelegt, der heutige Museumshafen. Durch das Siel unter der Brücke konnte das Binnenwasser bei Ebbe ins Meer abfließen. Am 16. März 1730 vergab Fürst Georg Albrecht von Ostfriesland die ersten Grundstücke rund um den Hafen an die Neusiedler. Dies war die Geburtsstunde von Carolinensiel. Namensgeberin war die Gemahlin des Fürsten, Sophie Caroline aus dem Haus Brandenburg-Kulmbach. Ihr machte der Fürst die Domäne Fürstinnen-Grashaus im Carolinengroden zum Geschenk, von der sie bis zu ihrem Tode 1764 Einkünfte bezog.

Carolinensiel entwickelte sich zum wichtigsten Hafen im nördlichen Ostfriesland. Durch den Bau des neuen Deichs und der Friedrichsschleuse im Jahr 1765 war er als einziger ostfriesischer Sielhafen vor Sturmfluten geschützt. Der Bau eines offenen Siels und einer Klappbrücke an der Friedrichsschleuse ermöglichte es den Segelschiffen, den alten Hafen problemlos zu erreichen. Von Carolinensiel aus stachen kleine Frachtensegler in See. Sie befuhren die Nord- und Ostsee und das Mittelmeer . Einige von ihnen überquerten sogar den Atlantik . Die Schiffer exportierten die Agrarprodukte der Marsch: Getreide, Gemüse, Kartoffeln und Milchprodukte. Importiert wurden Holz, Steine, Kohle und Kolonialwaren. Seine Blütezeit erlebte der Hafen von Carolinensiel Mitte des 19. Jahrhunderts. Um 1860 gab es hier allein 40 Kapitäne mit insgesamt 59 Schiffen, außerdem 2 Werften, 4 Brauereien und zahlreiche Gaststuben. Täglich liefen um die sieben Schiffe ein oder aus. Heute liegen im Museumshafen wieder die typischen Plattbodenschiffe vor Anker und erinnern an die große Zeit der Carolinensieler Seefahrt. In den Ausstellungen des Deutschen Sielhafenmuseums werden die Segelschifffahrt, das maritime Handwerk und das Leben der Kapitänsfamilien an Land wieder lebendig. Anfang des 20. Jahrhunderts ging diese Epoche jedoch zu Ende. Die Segelschiffe konnten mit den größeren, schnelleren Dampfschiffen und mit der Eisenbahn nicht mehr konkurrieren. Die Carolinensieler stellten sich auf die Fischerei um. Der Sielhafen wurde nicht mehr gepflegt und setzte sich allmählich bis auf eine Entwässerungsrinne mit Schlick zu.

Im Hafen an der Friedrichsschleuse waren die Fischkutter beheimatet. Sie fingen Plattfisch und Muscheln, vor allem aber Krabben ( Nordseegarnelen ). Bis in die 1930er Jahre war in Carolinensiel eine Konservenfabrik ansässig, die Muscheln und Krabben bis nach Berlin verschickte. Viele Bauernfamilien im Hinterland verdienten sich ein Zubrot durch das Schälen von Granat, den Speisekrabben für den menschlichen Verzehr. Vor der Friedrichsschleuse betrieb die Firma Albrecht eine Darre , auf der kleinere Krabben, der Gammel, für die Verarbeitung zu Viehfutter getrocknet wurden. Nach dem Bau des neuen Außenhafens in Harlesiel fanden die Carolinensieler Kutter dort eine neue Heimat.

Mit der ersten Badesaison auf Wangerooge im Jahr 1804 begann auch für Carolinensiel die Geschichte des Nordseetourismus. Der Ort wurde zur Durchgangsstation für die Badegäste der Inseln. Die Fährschiffe nach Wangerooge und Spiekeroog legten zunächst von der Friedrichsschleuse ab. Die Jever-Carolinensieler Eisenbahn eröffnete 1888 die Bahnlinie von Jever nach Carolinensiel. 1890 wurde sie zum Fähranleger in Harlesiel verlängert. Der Zugfahrplan richtete sich nach den Gezeiten. Der Versuch zu Beginn des 20. Jahrhunderts, Carolinensiel selbst als Seebad zu etablieren scheiterten noch an der Konkurrenz der Inseln. Die Entwicklung hin zum Nordseebad begann 1953 mit dem Bau des neuen Deichs, des Schöpfwerks und des Hafens in Harlesiel. Durch die Aufschüttung von 20.000 m³ Sand schuf man einen eigenen Badestrand. In der Folgezeit kamen Strandhalle, Campingplatz und Meerwasserfreibad hinzu. Bis 1987 unterhielt die Deutsche Bundesbahn einen Bahnhof in Harlesiel, der Flughafen Harle nahm 1973 seinen Betrieb auf. Die Konzentration von Bahnstation, Fähranleger und Flughafen im Umkreis von 500 m war weltweit einmalig. 1980 wurde das Haus des Gastes an der Kurpromenade fertiggestellt, 1983 erfolgte die staatliche Anerkennung als Nordseebad Carolinensiel-Harlesiel . 1984 öffnete das Deutsche Sielhafenmuseum seine Türen, und von 1986 bis 1990 wurden der Museumshafen und die Friedrichsschleuse wieder hergestellt.

In Carolinensiel, Friedrichsschleuse und Harlesiel mit den drei Deichen und den drei Häfen ist die Geschichte vom Frachthafen über den Fischereistandort bis hin zum Nordseebad noch heute hautnah erlebbar.

Ortsentwicklung und Fremdenverkehr

Mit der Eindeichung des Bereiches wurde 1617 begonnen, die mit der Gründung des Ortes Carolinensiel im Jahr 1730 beendet war. Es erfolgte eine überregionale Ausschreibung über die Verteilung der Grundstücke, aber es meldeten sich nur Personen aus der näheren Umgebung in der Hoffnung auf bessere ökonomische Verhältnisse. Die Entwicklung des Ortes erfolgte über einen detaillierten Plan für museale Möglichkeiten, die Häuser waren am Hafen meist einstöckig und im rückwärtigen Bereich zweistöckig. Der Plan ermöglichte eine siedlungs-architektonische Einheit durch die Verschmelzung von Hafen, Deichnische, Verkehrslinien und Häuserzeilen. Durch eine sehr gute Verkehrsanbindung und fruchtbaren Marschen erlebte der Ort bereits zu seiner Gründerzeit einen wirtschaftlichen Aufschwung, so daß bereits 1758 der Bebauungsplan nicht mehr eingehalten werden konnte und der Ort entlang der Ausfallstraßen zu wachsen begann. Die Ansiedlung bekam ein zunehmend fleckenmäßiges Aussehen. 1756 beschloß Preußen ein Programm zur Neulandgewinnung, welches in dieser Region die Einweihung des Friedrich-Augstengroden am 06.03.1768 zur Folge hatte. Damit drohte der Ort vom Meer abgeschnitten zu werden, also ließ man im neuen Deich ein offenes Siel. Dadurch wurde der Hafen in Carolinensiel sturmflut- und hochwassersicher (--> Standortvorteil). Der Hafen wurde bedeutendster ostfriesischer Hafen nach Emden. Um 1800 zählt der Ort 749 Personen. Das hat ein verstärkte Ansiedlung von handwerklichen, gewerblichen und dienstleistungsorientierten Betrieben zur Folge. Es erfolgten weitere Ringbebauungen. Diese Neusiedlungen zeichneten sich durch eine Geschlossenheit und giebelständige Anordnung aus, zusammen mit dem älteren Gebieten entstand ein weitgehend zusammengesetzter Grundriß, welcher durch die hohe Bebauungsdichte fast städtische Züge trug. Unter der napoleonischen Fremdherrschaft kam es zur Stagnation, danach erfolgte noch eine Wachstumsphase für Handel und Schiffahrt, jedoch nicht für die Handwerker und Arbeiter, welche daraufhin abwanderten (--> 1870). Danach trat ein Verlust der Bedeutung des Ortes ein, weil der binnenländische Handel vom Ort abgezogen wurde. Es erfolgte eine Hinwendung zu Fischerei, was für die Bevölkerung einen sozialen Abstieg bedeutete. Es erfolgte die Verlagerung des Hafens zur Friedrichschleuse. Es wurde zur Selbstversorgung übergegangen (-->Heller, Deiche = Viehweiden). Der Ort dient ab 1880 zunehmend nur noch als Schlafstätte (Pendelverkehr nach Wilhelmshaven). 1956 verliert der Ort endgültig seinen Hafen. Es gab vor den 1. Weltkrieg Ansätze in Carolinensiel als Fremdenverkehrsort zu begreifen, was allerdings recht bald wieder einschlief. In den 50ern gab es erste Versuche den Fremdenverkehr zu etablieren (1956 Bade- und Verkehrsverein). In den 70ern geht man dazu über die „vererbten“ Anlagen als Grundlagen für den Fremdenverkehr zu nutzen. Dies wird bis heute getan, was man an der musealen Ausrichtung des Ortes erkennen kann. Durch den Fremdenverkehr bleibt die Vielseitigkeit der Betriebe erhalten, sie ist fast schon städtisch zu nennen. 1983 findet diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt in der Anerkennung Carolinensiels als Nordseebad.

Siedlungsstruktur und Raumnutzung im Zeichen des Fremdenverkehrs

„Carolinensiel besteht heute aus dem alten Ortskern um die Hafenbucht und entlang der Mühlen-straße, den neuen Siedlungen an der Gerhard-Tjarks-Straße; am Seeburger Weg und an der Bahnhofstraße sowie den Auslegern Friedrichsschleuße und Harlesiel. Abgesehen von der Fischersiedlung Harlesiel war für die neuen Siedlungen nicht mehr der Anschluss an schiffbare Wasserflächen lagebestimmend, sondern der Anschluss an überörtliche Straßen. Ein Großteil der neuen Siedlungen wurde auf ehemaligen Grabeland erstellt. Da die Bebauung vielfach an den alten Ortskern anschließt und eine Zersiedlung der umgebenden Landschaft bedingt, ist der für den Sielhafenort typische Ortsrand, der sich durch extrem geschlossene Bebauung von der Marsch absetzt, nur noch in Fragmenten auffindbar. Die großzügig ausgebauten Durchgangs- und Anschlussstraßen, denen Alleen und Vorgärten zum Opfer fielen, zerstören die einst typische Struktur des Ortskernes.“ (S. 43) Die weitere Entwicklung des Ortes wird durch seine zentrale Funktion und den Fremdenverkehr bestimmt. Die Entwicklungskonzeption zeigt deutlich „die Funktionalisierung der Siedlungsstruktur Carolinensiels zum zentralen Ort mit Schwerpunkt „Fremdenverkehr““ (S. 43), dazu gehören die Ausweisung uns Gestaltung von Freiräumen, der Bau von touristischer Infrastruktur und die Ausweisung von „Ferienwohngebieten“ und „Besonderen Wohngebieten“ (Gastronomie- und Beherbergunsgewerbe genehmigungsfähig). Aus dieser Konzeption ergibt sich folgende räumliche Aufteilung, in der Ortsmitte mit ihrer historischen Bausubstanz befindet sich die touristische Kernzone, in ihr ist eine Konzentration von Fremdenverkehrsorientierten Einrichtungen zu verzeichnen. Die im Ortskern vorhandene Wohnflächen dient der Gästebeherbergung. Die um die Ortsmitte herumliegende Zone ist durch eine Vielzahl von Geschäften gekennzeichnet, die dem täglichen und längerfristigen Bedarf der Einheimischen und Touristen decken. Hier dient die Wohnfläche zum Wohnen und zur Vermietung. Gewerbebetriebe haben sich vor allem an den Ausfallstraßen angesiedelt und sind im Großteil zumeist Bau-, Installations- und Einrichtungsbetriebe. Bei den Wohngebieten ist eine Polarisierung in Ferienwohnungen und Wohngebieten für Einheimische mit Pensionsbetrieb zu verzeichnen. Diese Polarisierung kommt deshalb zustande, weil die Ferienwohnungen von Investmentunternehmen Hochgezogen werden und zumeist exklusiv sind (z.B. Harlesiel Yachthafen).

Der Ortsrand:

„Die allgemeine Bedeutung des Ortsrandes liegt neben der stilistischen, ortsbildprägenden und somit auch fremdenverkehrsmäßig verwertbaren ästhetischen Wirkung vor allem in seiner Freiraumqualität.“ (S. 50) Dabei gibt es folgende Möglichkeiten: 1. Die Nutzung als großflächige Bauzonen. 2. Die Einrichtung von betreuten Spielplätzen, dabei kommt man den Wunsch der Gäste nach „Aufbewahrungsstellen für Kinder“ nach. 3. Der Ausbau innerörtlicher Fußwege um den Gast Einblicke in das Leben der Einheimischen außerhalb des Kernbereiches zu geben.

Der Ortskern:

Der Ortskern Carolinensiels insbesondere der ehemalige Hafenbereich ist auf touristische Sehbetrachtung ausgelegt. Dies wird gekennzeichnet durch die „schon fast als typisch zu bezeichnenden repräsentativen Gärten, die „unsere Dörfer schöner werden lassen sollen““ (S. 52). Aber auch die „geplante Wiederherstellung des historischen, musealen Zwecken dienenden „Hafens ohne Nutzen““ ist ein weiterer Schaueffekt, „welcher die Freiräume okkupiert und doch nur die baulichen Sünden der Vergangenheit kaschiert, der die Vielfalt des Gebrauchssystem und ihre Originalität zum Opfer fielen“ (S. 54) Dieser Schaueffekt geht sogar soweit, daß die Einheimischen ihre Häuser alle gleich bauen und die Touristen auf der Such nach idealisierten Familienleben in der musealen Umgebung über halböffentliche Erschließungswege zwischen den Häusern die Hintergärten betreten und fotografieren. Als Reaktion darauf werden diese Wege im Sommer abgesperrt, womit sie ihren eigentlichen Zweck der Förderung der Kommunikation zwischen Einheimischen nicht mehr gerecht werden. Dies hätte durch eine bessere Deutlichmachung des Privatbereiches z.B. durch Vorgärten (einstmals vorhanden) erreicht werden können.

Entwicklungsphasen des Fremdenverkehrs

Erste Berührungen mit dem Fremdenverkehr

Da sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein saisonaler Bäderbetrieb zu den Staatsbädern Norderney und Wangerooge zu etablieren begann, kam man ihn Carolinensiel zwangsläufig zu Berührungen mit dem Fremdenverkehr. Dies ergibt sich aus archivierten umfangreichen Schriftverkehr aus dem Jahr 1837 zwischen den oldenburgischen und hannoversch-ostfriesischen Behörden an dem sich auch Carolinensieler Geschäftsleute und Gastwirte beteiligten. Etwa um 1900 wurde versucht einen Badebetrieb auf dem Festland zu etablieren. Der Versuch wurde im Bereich der Harle gemacht, allerdings darf nicht vergessen werden, daß der Versuch für den Ort zum damaligen Zeitpunkt ökonomisch eher unbedeutend war und somit wieder einschlief.

Impulse zu Beginn der 50er Jahre

„Der Schöpfwerksneubau „Harlesiel“ gilt heute in Carolinensiel als Initialzündung für lokale fremdenverkehrliche Impulse.“ (S. 86) Dabei muß hinzugefügt werden, daß bei der Planung ein möglicher fremdenverkehrlicher Aspekt weder betrachtet oder vorhergesehen wurde. Sondern das vielmehr das ökonomische Umfeld Carolinensiels verbessert werden sollte. Allerdings kam es zu keiner Industrieansiedlung in der Region. So fand in dieser Situation der 1956 gegründete „Bürger- und Verkehrsverein“ großen Zuspruch.

Die Entwicklung der Organisationsstrukturen im Fremdenverkehr

Da die Gründung des Vereins offenbar gut vorbereitet war (öffentliche Personen), konnte man die Skepsis im Ort gegenüber den neuen Ideen besser überwinden. Aufgrund einer guten regionalen Presse und einer geschickten Gründungsstrategie konnten bereits 120 Mitglieder zur eigentlichen Gründung begrüßt werden. Der Verein kümmerte sich danach um Belange die mit dem Fremdenverkehr zusammenhingen und half auch beim Bau von privaten Unterkünften. „Einmal in Gang gesetzt und organisatorisch-planmäßig vorangetrieben, stieß die weitgehend unprofessionelle Arbeit des Bade- und Verkehrsverein relativ schnell an ihre Grenzen. 1964 übernahm die Gemeinde Carolinensiel die Aufgaben einer Kurverwaltung in einer eigenen Abteilung.“ (S. 96) Im Jahre 1969 wurde die Kurverwaltung aus der Gemeindeverwaltung herausgelöst und der neugegründeten Harlesiel GmbH übergeben. Dieser Schritt wurde vollzogen, weil man offenbar nicht glaubte, die Entwicklung aus eigener Kraft voranzutreiben. Nach dem Zusammenschluss der Gemeinden Carolinensiel, Werdum und Funnix zur Gemeinde Harlesiel unterstand dieser GmbH ein Gebiet mit mehreren fremdenverkehrsorientierten Interessen unter. Nach der Eingemeindung durch die Stadt Wittmund übernahm diese auch den Löwenanteil an der Harlesiel GmbH. Damit wurde ein wesentlicher Teil der fremdenverkehrslichen Entwicklung des Ortes den lokalen Handlungsinitiativen entzogen. Neben den jeweiligen Organisationsstrukturen der Kurverwaltungen entwickelten sich private Initiativen der Vermieterinnen , die sich neben „spezifischen Serviceleistungen und Programmangeboten für Hausgäste“ (S. 103) auch mit der Werbung von Gästen für die eigene Unterkunft befassen. Der Grund dafür sind die Erfahrungen der Anfangszeit .

Fremdenverkehr als Erwerbsform

„Der Fremdenverkehr ist heute in Carolinensiel die eindeutig das örtliche Geschehen bestimmende Ökonomie. Es gibt kaum einen Haushalt, kaum einen Handwerks- oder Dienstleistungsbetrieb, der nicht in irgendeiner Form Berührungen mit dem Fremdenverkehr aufweist. In den meisten Fällen haben diese Berührungen einen erwerbsmäßigen Charakter.“ (S. 106) Die alteingesessenen Hotel- und Gaststättenbetriebe können als Symbol für den Wandel des Ortes vom Schiffs- und Handelsort zum Fremdenverkehrsort angesehen werden. Ihnen oblag in den ersten Jahren die Unterbringung der Gäste, allerdings mit zunehmender Gästeanzahl kam es zu Spannungen zwischen ihnen und privaten Vermietern, so daß sie sich mehr und mehr auf die Bewirtung der Gäste spezialisierten. Hier müssen sogar Saisonkräfte eingestellt werden, weil sonst der Betrieb mit Hilfe der Familie nicht zu gewährleisten ist. Zusätzlich gibt es auch Betriebe die sich erst später gründeten, diese Betriebe werden zumeist von außerregionalen Kapitalanlegern betrieben und haben sich auf den spezifischen Bedarf hin orientiert. Der Betrieb dieser Einrichtungen erfolgt zumeist saisonal.. In der Geschäftswelt konnte die zentrale Funktion Carolinensiels gewahrt werden. Die vielfältige Geschäftswelt des Ortes symbolisiert dies, nichtsdestotrotz haben auch die Ladeninhaber den Tourismus als Einnahmequelle entdeckt. Die private Zimmervermietung wurde und wird nur als Nebenerwerb angesehen, allerdings muß gesagt werden, daß der Erwerb teilweise lebensnotwendig ist, da mit ihm Schulden, Hypotheken und andere Dinge bezahlt werden.

Die soziale Welt der Vermieterinnen

Es wird in der Untersuchung zu Carolinensiel von drei verschiedenen Typen von Vermieterinnen gesprochen.

Der „traditionale Typ“:

Für ihn hatte die Vermietung noch den Status eines Experimentes und Versuches, der jederzeit wieder abgebrochen werden konnte. Als Grund dafür wäre zu nennen die sporadische Vermietung, weil noch keine Infrastruktur vorhanden war. Man kann sie also als Pioniere der ersten Stunde bezeichnen. Die Vermietung erfolgte zunächst „zufällig“, da er den Raum (Hof) zu Verfügung hatte und auf die Einnahmen nicht angewiesen war. Später kamen noch verschieden persönliche Gründe hinzu, die sich aus der Lebensgeschichte der Vermieterin ableiten lassen. „Zunächst soll und kann mit den Mieteinnahmen die Rente aufgebessert werden. Ferner hilft die Vermietung nach dem Auszug der eigenen Kinder dabei, daß man eine sinnvolle Beschäftigung im Alter hat und sich nicht nutzlos vorkommt.“ (S. 13) Diese Einstellung bedingt, daß sich die Vermieterinnen mit ihren Hausgästen solidarisieren. Das Alter dieser Vermieterinnen ist ab ca. 50 Jahren anzusetzen.

Der „Übergangstyp“:

Dieser Typ empfindet den Fremdenverkehr bereits als „soziale Tatsache“, „deren offen zutage liegende Lukrativität wohl auch „zwingende“ Formen für die Einheimischen angenommen hat.“ (S. 13) Die Vermietung wird als ernstzunehmende Einnahmequelle betrachtet und in die Lebensplanung mit eingebunden. Der Übergang trat dann ein, wenn sich der Zwang der Bezahlung von Schulden erübrigte und die Frauen sich infolgedessen gegen den Pensionsbetrieb wehrten, der eine ständige Abrufbarkeit ihrer Person zur Folge hatte. Die Ferienwohnungen ermöglichen eine räumliche Trennung und schufen somit einen Freiraum der von den Vermieterinnen nun in die eigene Familie oder lokale Freizeitaktivitäten investiert werden kann. Diese Vermieterinnen sind in der Regel zwischen 30 und 50 Jahren alt.

Der „moderne Typ“:

Dieser Typ beginnt sein Engagement im Fremdenverkehr wie der „Übergangstyp“. Die Vermietung soll über finanzielle Engpässe hinweg helfen. Allerdings stellt sich die Sache für die jungen Carolinensielerinnen ganz anders dar, aufgrund der bereit sehr gefestigten Infrastruktur des Ortes ist es für sie sehr riskant, eine Vermietung im alten Stil zu betreiben. Dadurch da sie auch meist noch gezwungen sind in entferntere Regionen zu ziehen, erscheint es für diese Vermieterinnen sinnvoller die Vermietung quasi berufsmäßig zu betreiben, aber auch die „negativen Folgen eines von außen gelenkten und in Großdimensionen betriebenen weiteren Ausbaus des Fremdenverkehrs thematisiert, kritisiert und weitgehend ablehnt. Der Fremdenverkehr soll (wieder) Sache der Einheimischen werden!“ (S. 14)

Literatur


Hahn, Achim; Reuter, Friedrich; Vonderach, Gerd (1987); Fremdenverkehr in der dörflichen Lebenswelt: zum sozialen Wandel in einem Sielhafenort; Campus Verlag; Frankfurt/Main; New York

Alle angegebenen Seitenzahlen beziehen sich, wenn nicht anders angegeben, auf dieses Buch

Weblinks

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