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Letzte Änderung für Artikel Hütchenspiel: 15.02.2006 16:39

Hütchenspiel

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Das Hütchenspiel (auch Nussschalenspiel) ist ein einfaches Geschicklichkeitsspiel für zwei oder mehr Spieler. Für den Hütchenspieler kommt es darauf an, Bewegungsabläufe mit drei "Hütchen" (kleine Becher o.ä.), möglichst schnell und geschickt auszuführen, während der Mitspieler ihn genau beobachtet, um im Anschluss an die Aktionen des Spielers noch bestimmen zu können, unter welchem dieser Hütchen ein zuvor platzierter Gegenstand sich befindet.

Bekannt und berüchtigt ist das Spiel inzwischen als weltweit betriebenes, äußerst einträgliches, betrügerisches illegales Glücksspiel, das in größeren Städten und Tourismuszentren an stark frequentierten öffentlichen Plätzen gespielt wird, z.B. in Fußgängerzonen, in Bahnhofszonen oder auf Flohmärkten.

Inhaltsverzeichnis

Ablauf des Spiels

Hütchenspieler in Berlin, Straße unter den Linden
Hütchenspieler in Berlin, Straße unter den Linden

Der Hütchenspieler stellt auf einer mobilen Unterlage, die beim Erscheinen der Polizei in Sekunden abgebaut werden kann, beispielsweise einem Pappkarton, oder auch direkt auf dem Asphalt nebeneinander drei gleichartige "Hütchen" auf, üblicherweise z.B. halbierte Walnussschalen, die Schubfächer von Streichholzschachteln oder Kronenkorken. Unter einem dieser Hütchen lässt er einen kleinen Gegenstand, etwa eine Papierkugel oder ein Pfefferkorn, verschwinden und vertauscht dann mehrfach und sehr schnell die Plätze der Hütchen untereinander. Anschließend wird ein Zuschauer animiert, einen zuvor festgelegten Betrag darauf zu setzen, dass er nach der letzten Verschiebung noch weiß, unter welchem der Hütchen sich der Gegenstand befindet. Der Zuschauer bestimmt, welches Hütchen aufgedeckt werden soll; hat er richtig getippt, erhält er seinen Einsatz vom Spieler verdoppelt zurück; hat er falsch getippt, verliert er seinen Einsatz. Verwandt und in der Spielanlage gleichartig ist das betrügerische Kartenspiel Kümmelblättchen.

Betrügerische Täuschung des Zuschauers

Der Attraktivität des Spiels hängt damit zusammen, dass der Zuschauer aus mehreren Gründen das irrige Gefühl hat, er könne aus dem Spiel als Sieger hervor gehen. Dies beginnt schon mit dem äußeren Anschein, dass es sich beim Hütchenspiel um ein reines Geschicklichkeitsspiel handelt, bei dem die Gewinnchance davon abhängen würde, wie gut der Zuschauer dazu in der Lage ist, die Hütchenbewegungen mit den Augen zu verfolgen. Dies ist aber bei einigermaßen schnellen Spielern, die dazu noch mit Taschenspielertricks die Aufmerksamkeit des Beobachters abzulenken verstehen, nie möglich.

Der Zuschauer muss sich stattdessen, ob bewusst oder unbewusst, darauf verlegen, das richtige Hütchen zu erraten, und sich damit in eine Glücksspielsituation begeben, die nur scheinbar gleiche Gewinnchancen (50%) für Spieler und Zuschauer bietet. Dieses Missverständnis wird v.a. durch den Ratevorgang am Ende des Spiels hervorgerufen, wenn der Zuschauer offenbar zwei Möglichkeiten hat, nämlich richtig oder eben falsch zu raten. Tatsächlich sind die Gewinnchancen aber extrem ungleich verteilt: Da der Zuschauer zwischen drei Hütchen zu wählen hat, von denen nur eines das richtige sein kann, hat er statistisch nur eine Gewinnaussicht von 33% gegenüber einer Gewinnaussicht von 66% auf Seiten des Spielers.

Sobald sich der Zuschauer über diese schlechten Gewinnaussichten klar wird, wird er das Spiel normalerweise schnell beenden oder gar nicht erst beginnen; daher sind die Aktivitäten des Spielers darauf gerichtet, das potentielle Opfer über diese Erkenntnis hinweg zu täuschen. Dies geschieht z.B. dadurch, dass ein Komplize des Spielers als Lockvogel fungiert, wiederholt am Spiel teilnimmt und – auf ein zuvor vereinbartes Zeichen hin – auf die richtige Position des Objekts "tippt" und dann den Gewinn zum Schein kassiert. Außerdem kann der Lockvogel auch am Spiel teilnehmen und bewusst falsch tippen, obwohl die richtige Position des Objekts klar sichtbar war, sodass bei den Umstehenden das Gefühl entsteht, dass man es selbst besser gewusst hätte. Schließlich arrangieren die Hütchenspieler für ihre Opfer regelmäßig kleine Glückssträhnen, indem sie absichtlich ungeschickter spielen, um jene zu weiterem Mitspielen zu verleiten.

Ob dagegen – wie häufig angenommen wird – die Hütchenspieler das Spiel zusätzlich manipulieren , indem sie den Gegenstand während des Spiels trickreich unter ein anderes Hütchen schieben oder ihn ganz aus dem Spiel entfernen, ist umstritten. Ein solches Vorgehen wäre sehr risikoreich und ist zudem völlig unnötig angesichts der ohnehin gegebenen betrügerischen Täuschungsmöglichkeiten während eines angeblich fairen Spiels.

Organisation des Spiels

Die Hütchenspieler sind häufig in mafiosen Banden organisiert, die dafür sorgen, dass keine fremden 'Anbieter' im jeweils beanspruchten Gebiet agieren können und an die ein Großteil des Gewinns abzuführen ist. Außerdem treten die Spielbetreiber selten einzeln auf: Einer oder mehrere Partner beteiligen sich zum Schein am Spiel, animieren die Zuschauer zur Teilnahme, halten ihn unter Umständen mit Gewalt von der Einforderung zustehender Gewinne ab oder stehen bereit, um den Spieler zu warnen, wenn die Polizei sich dem Spielort nähert. Zwar werden die Spieler von der Polizei wegen unerlaubter Geschäftstätigkeit regelmäßig von ihren Standorten vertrieben, jedoch normalerweise nicht wegen betrügerischen illegalen Glücksspiels kriminalistisch verfolgt.

Historisches

Hieronymus Bosch, Der Gaukler, entstanden vor 1500 (Musée Municipale Saint-Germain-en-Laye)
Hieronymus Bosch, Der Gaukler, entstanden vor 1500 (Musée Municipale Saint-Germain-en-Laye )

Vermutlich war das Hütchenspiel schon mittelalterlich bekannt; es ist eine Wettspiel -Variante des Becherspiels, eines der ältesten überlieferten Taschenspielertricks der Zauberkünstler und Gaukler überhaupt, bei dem in der Regel drei Bälle oder ähnliche Gegenstände zwischen drei Bechern hin und her jongliert werden. Und wie im Gemälde Der Gaukler des niederländischen Malers Hieronymus Bosch (1450–1516) an der Figur des Beutelschneiders (ganz links) zu sehen, ist auch das Becherspiel schon anfällig für begleitende kriminelle Aktivitäten gewesen.

Johann Fischart bringt in seiner Affentheurlich Naupengeheurlichen Geschichtklitterung am Ende des 16. Jahrhunderts die "Hütleinspieler" ebenso in Zusammenhang mit anderen Betrügern wie Johann Georg Krünitz 200 Jahre später. In dessen Öconomischer Encyclopädie heißt es beispielsweise: "in aeltern polizeyverordnungen, wird den huetchenspielern nebst den riemenstechern und andern betriegern das land verbothen." (1783, S. 45, zit. nach Deutsches Rechtswörterbuch - Wörterbuch der älteren deutschen Rechtssprache, DRW-online).

Weblinks

Wikipedia

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