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Letzte Änderung für Artikel Wienerisch: 16.02.2006 16:20

Wienerisch

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Wienerisch ist ein ostmittelbairischer Dialekt , dessen Verwendung geographisch weitgehend auf die österreichische Hauptstadt Wien beschränkt ist. Schon im umliegenden Niederösterreich sind viele seiner Ausdrücke und Redewendungen nicht mehr gebräuchlich, weiter westlich werden sie oft gar nicht mehr verstanden.

Inhaltsverzeichnis

Eigenheiten

Das Wienerische ist deutlich zu unterscheiden sowohl von der österreichischen Form der deutschen Hochsprache ( Standarddeutsch ) sowie anderen in Österreich gesprochenen Dialekten (siehe auch Sprachgebrauch in Österreich ).

Während sowohl Grammatik als auch Phonetik des Wienerischen sich weitgehend an die der anderen bairischen Dialekte anlehnt (einige Abweichungen zum Hochdeutschen sind u. a. Vermeidung des Genitivs , Verwendung der Präposition ohne mit dem Dativ u.dgl.), weist vor allem der Wortschatz des Wienerischen dieses als deutlich eigenständigen Dialekt aus.

Die Sprechweise äußert sich durch teilweise sehr gezogen ausgesprochene Selbstlaute, meist am Satzende. Ein Beispiel: Heeaasd, i bin do ned bleeed, wooos waaasn i wer des wooaar (wörtlich übertragen: 'Hörst du, ich bin doch nicht blöd, was weiß denn ich, wer das war').

Einflüsse auf den Wortschatz

Das Wienerische bewahrt einerseits viele mittelhochdeutsche und teilweise auch althochdeutsche Wurzeln, andererseits hat es Ausdrücke aus vielen fremden Sprachen, vor allem aus dem Gebiet der ehemaligen k.u.k. Monarchie integriert. Wehle spricht in diesem Zusammenhang von der Kühlschrank- respektive Schmelztiegelfunktion.

Beispiele

Die Transkription des Wienerischen ist nicht standardisiert, der Lautwert der Beispiele ist daher im Folgenden nur unvollkommen wiedergegeben.

  • aus dem Althochdeutschen: Zähnd ('Zähne', von zand), Hemad ('Hemd', von hemidi)
  • aus dem Mittelhochdeutschen: Greißler ('(kleiner) Lebensmittelhändler', von griuzel ( Diminutiv von gruz 'Korn')), Baaz ('schleimige Masse', von batzen 'klebrig/weich sein'), si ohgfrettn ('sich abmühen', von gefrett, das; -s, 'Ärger, Mühe')
  • aus dem Hebräischen und Jiddischen : Masl ('Glück', von masol), Hawara ('Freund/Gefährte', von chavver), Gannef ('Gauner', von ganab)
  • aus dem Tschechischen : Motschga ('unappetitlicher Brei', von mocka 'Pfeifenrückstand' oder omáčka 'Soße, Suppe'), Pfrnak ('(große) Nase', von frňák)
  • aus dem Ungarischen : Maschekseitn ('die andere Seite', von a másik), Gattihosn ('(lange) Unterhose', von gatya 'Hose')
  • aus dem Italienischen : Gspusi ('Freundin', von sposa), Gstanzl ('Strophe eines (Scherz-)Liedes', von stanza)
  • aus dem Französischen : Trottoa ('Gehsteig', von trottoir), Lawua ('Waschschüssel', von lavoir), Loschie (von logis), Blafoo ('Zimmerdecke', von plafond)


Der Wortschatz des Wiener Dialekts wird erfasst und beschrieben im Wörterbuch der bairischen Mundarten in Österreich.

Literatursprache

An Schriftstellern, die auf Wienerisch schreiben, sind vor allem Wolfgang Teuschl mit seiner Übertragung des Evangeliums ins Wienerische (" Da Jesus und seine Hawara "), H.C. Artmann ("med ana schwoazzn dintn") und die Mundartdichterin Trude Marzik zu nennen. Auch Gerhard Rühm und Konrad Bayer verfassten einige Gedichte auf Wienerisch.

Tendenzen

In jüngster Zeit wurde das Wienerische zunehmend zu Gunsten des Standarddeutschen zurückgedrängt, es entwickelte sich ein Standarddeutsch mit typisch Wiener Akzent (z.B.: Was hast du denn für eine Note g'schrieben? statt original Wienerisch Wos host 'n fir a Notn gschriebn?). Die für das Wienerische typische Monophthongierung , durch die es sich von den benachbarten Dialekten phonetisch besonders unterscheidet (vgl. Isoglosse ), bleibt aber zumeist erhalten, allerdings in einer Form, in der das dabei entstehende "Pseudo-Standarddeutsch" von vielen Auswärtigen (besonders aus den benachbarten Bundesländern) als hässlich empfunden wird. (Beispiel: Wäääßt, wos mir heut in der Schule für än gråååsliches Fläääsch kriegt ham? ['Weißt du, was wir heute in der Schule für ein grausiges Fleisch vorgesetzt bekommen haben?'] Die monophthongierten Diphthonge , wie <ei> ~ äää oder <au> ~ ååå, werden dabei besonders betont und in die Länge gezogen.)
Grund für die Zurückdrängung des typischen Wiener Dialekts ist die durch Medien geprägte Einstellung, dass "Urwienerisch" dem Proletariat zuzusprechen ist. Mit weiter steigendem Lebensstandard könnte das ursprüngliche Wienerische, da es tendenziell als ein Ausdruck der Herkunft aus niederen sozialen Gesellschaftsschichten gilt, weiter zurückgedrängt werden, wobei dem Wienerischen eigene Wörter (z.B. Zwutschgerl) jedoch zurzeit weiterhin allgemein im Gebrauch stehen.

Typische Worte und Redewendungen

Interjektionen

  • Öha! = 'Hoppala!'
  • Na Oida! = wörtlich 'Na Alter!', Ausdruck des Erstaunens, der Erbostheit bzw. der Ungläubigkeit
  • Jessas Maria! = 'Jesus, Maria!' (erschrockener Ausruf)

Appelle

  • Heasd, Oida! = 'Hörst du, Alter!' (meist vor Satzbeginn als Anrede)
  • Gusch! = 'Halt den Mund!' / 'Sei still!'
  • Sei (g)schtaad! = 'Sei still!'

Aus der Arbeitswelt

  • Postla = 'Postbote'
  • Kiwara, Kiwarei, auch: die He = 'Polizist(en), Polizei'
  • Pompfüneberer = Bestatter, von frz. pompes funèbres
  • Postn = 'Anstellung', meist im Verwaltungsbereich (Anstellung als Beamter)
  • Hockn = 'Anstellung', meist in Handwerksbetrieben; a Muadshockn ('eine Mordsarbeit') = 'viel Arbeit'
  • hocknstaad = 'arbeitslos'

Aus dem Alltag

  • Bahöö = 'Aufruhr, Wirbel'
  • Ramassuri oder Remassuri = 'Durcheinander'
  • Eiskostn (Eiskasten) = 'Kühlschrank'
  • Semmerl, Weckerl = 'kleines Brötchen'
  • Sackerl = 'Tüte, Kunststoff-Tragtasche'
  • Kiddl = 'Rock (das Bekleidungsstück), Arbeitsmantel, Kittel'
  • Tschäsen = 'Auto'
  • an Botschn hom = 'einen platten Reifen haben'
  • Gschroppn = 'Kinder' (scherz-/boshaft)
  • Gretzn = 'ungezogenes, auch vorlautes Kind' (auch für 'Hautausschlag' [Krätze] verwendet)
  • Tschopperl = verniedlichend für 'hilfsbedürftige Person', auch: 'kleines Kind'
  • Spezi = 'Freund'
  • Spozi = 'Freundin'/'Freund' (liebevoll)
  • Weh = 'Verlierer' ("Na wos sois, er is hoid a Weh.")
  • Tachinierer = 'Minderleister'
  • Bsoffener = 'stark Betrunkener'
  • Bsuff = 'Alkoholiker'
  • Giftler = 'Drogensüchtiger'

Aus dem scherzhaften Diskurs

  • Wuchtldrucker = 'Lügner' (Druckst ma jetzt a Wuchtel?)
  • Schittst mit jetzt mi'n Tee au? = 'Lügst du mich jetzt an?'
  • a Eitrige mid an Bugl und a Sechzehna Blech / a Eitrige mid an Bugl und ana Sechzehna Hüsn = 'Käsewurst mit einem Brotscherzerl und einem Ottakringer Dosenbier'
  • Schmähtandler = 'Scherzkeks'
  • Marmeladinger = 'Deutscher'
  • Gfüder = 'Korpulenter' (wörtlich: 'Gefüllter')
  • Gstopfter = 'Mann mit viel Geld'
  • Proda = eigentlich 'Prater' (Vergnügungspark inmitten Wiens), auch Ausdruck für 'protzige Armband- oder Taschenuhr'
  • Pflostahirschn = scherzhaft für 'Pferd', auch für 'die soziale Oberschicht' bzw. 'Bewohner der inneren Bezirke Wiens'

Eigenschaften und Befindlichkeiten

  • leiwand = 'super, cool, gut' (z.B. 's Festl war leiwand = 'das Fest war super')
  • (na) frank = 'ehrlich', bestätigende und zusätzlich Nachdruck verleihende Phrase
  • deppert / augschitt (angeschüttet) = 'dumm'
  • schaasaugad = 'teilweise sehbehindert' (Schaas = ' Flatulenz ')
  • potschert = 'tollpatschig'
  • an Offn hom (einen Affen haben) = 'betrunken sein'
  • Grant = negative Befindlichkeit, Gefühl des Ärgers/Zorns
  • schmähstad = so verblüfft, dass man keinen Schmäh als Antwort findet

Tätigkeiten

  • motschkern = 'meckern'
  • sudern = 'jammern'
  • ratschn, trotschn = 'reden, schnattern, tratschen'
  • stampern = 'wegjagen'
  • rean, wana, blazn = 'weinen'
  • auzahn = 'sich beeilen'
  • vasetzn = 'versteigern, ins Pfandleihhaus bringen', auch: 'jemanden versetzen'
  • daunehaun/daunihaun = 'wegwerfen'
  • 'n Holzpyjama auziagn, ogrotzn, obangln = 'sterben'
  • hutschn = 'schaukeln (Kinder wiegen)'

Invektiven

  • Gscherter = 'einer vom Land' (jedoch in der Provinz das Gegenteil bedeutend) (wörtlich: 'Gescherter/Geschorener', also 'Kurzhaariger' - Leibeigene durften das Haar nur kurz geschoren tragen)
  • Tschusch = 'Ausländer' (abwertender Ausdruck, bevorzugt für Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien )
  • Piefke = 'Deutscher, der den Klischees über Deutsche entspricht'
  • Fallot = 'Gauner, Betrüger'
  • Bü(l)cher (von Pilger) = 'Gauner'
  • Owezahrer = 'Nichtstuer, Schlechtmacher, Spielverderber'
  • Trutschn = Schimpfwort für eine Frau, die meist hochnäsig, arrogant oder dominant ist
  • Schaßtromml = 'unsympathische Person' (meist auf eine Frau bezogen)
  • Oaschgeign = 'unsympathische Person' (meist auf einen Mann bezogen)
  • Dillo = 'Idiot'
  • Koffa = 'Idiot'
  • Dünngsöchter = 'dumme Person'
  • Blitzgneisser = 'jemand, der schnell versteht' (immer ironisch gemeint!)
  • Nudlaug = 'Person mit schwächerem Augenlicht', auch 'Idiot' (besonders derb, da aus der Sexualmetaphorik)
  • Baungad (Bankert) = abgeleitet von Bank wie Parkbank, 'ein auf einer Parkbank gezeugter Bastard mit halb blauem Blut , was für einen leichten Idioten (siehe auch Koffa) steht
  • Gfries / Wisasch (< frz. visage) = 'Gesicht' (bösartig)
  • Wüst an Tschuck aufs Aug? / Wüst an Tschuck aufs Guck? (Guck = 'Auge') = 'Soll ich dir ein Veilchen verpassen?' (Androhung von körperlicher Gewalt)
  • Homs da ins Hian gschissn? = rhetorische Frage, mit der die geistige Intaktheit des Gegenübers angezweifelt wird
  • Dia homs ins Hian gschissn und ned owelossn. = 'Du bist ein Vollidiot.'

Höflichkeitsformeln

Im Wienerischen finden sich etliche Ausdrücke, die noch das Unterwürfige aus der k.u.k. -Zeit aufzeigen.

  • g'schamsta Dina = 'gehorsamster Diener'
  • Küss d' Hand! = 'Küss die Hand!'
  • gn'ä Frau = 'gnädige Frau'
  • D' Ehre! = Kurzform von '(Ich) habe die Ehre!'

Typische Wiener Maßeinheiten, Weg- und Richtungsangaben

  • a brada Weg (ein breiter Weg) = 'ein weiter Weg'
  • a bissl = 'ein bisschen'. Wird gern beim Schimpfen für 'sehr viel' gebraucht: a bissl schwanger, a bissl deppad
  • um Heisa daneben (um Häuser daneben) = 'weit gefehlt'
  • und wenn's Graz kost' = um jeden Preis
  • net um a Gschloss = nicht um die Burg
  • a Botzn Auto = 'ein großes Auto'
  • viere = 'nach vorn' (z.B.: Geh viere. = 'Geh nach vorn.')
  • viera = '(her)vor' (z.B.: Kum viera. = 'Komm hervor.')
  • zruck = 'zurück'
  • umme = 'hinüber' (ummegehn = 'hinübergehen')
  • umma = 'herüber'
  • eine = 'hinein'
  • eina = 'herein'
  • ausse = 'hinaus'
  • aussa = 'heraus'
  • obe = 'hinunter'
  • oba = 'herunter'
  • aufe= 'hinauf'
  • aufa = 'herauf'
  • ummadum = 'umher' (ummadum gehn = 'umher gehen')
  • Kilo = bei Geldbeträgen und Geschwindigkeitsangaben wird Kilo im Wienerischen - entgegen der Erwartung - nicht für 'tausend', sondern für 'hundert' verwendet! Zwaa Kilo entsprechen also z.B. 200 Euro oder 200 km/h, nicht 2.000!

Ein Beispiel: I bin an hoibn Tog ummadumgrennt, woar in hundert Gschäftn und hob nix gfundn aussa zwaa Sackln entspricht: 'Ich bin einen halben Tag umhergelaufen, war in hundert Geschäften und habe nicht mehr gekauft als in zwei Einkaufstüten passt.' (Mit zwaa Sackln könnten allerdings auch 'zwei Sakkos' gemeint sein!)

Das Interessante an diesem Beispiel ist die Übertreibung und Negierung der Aussagen, was den typischen Wiener Dialekt ausmacht.

Siehe auch

Literatur

  • Beppo Beyerl, Klaus Hirtner, Gerald Jatzek: Wienerisch - das andere Deutsch. 2. Auflage. Bielefeld, Reise Know-how Verlag Peter Rump GmbH 1995, ISBN 3-89416-269-4
  • Maria Hornung, Sigmar Grüner: Wörterbuch der Wiener Mundart. Neubearbeitung. Wien, öbvhpt 2002, ISBN 3-209-03474-5
  • Wolfgang Teuschl : Wiener Dialekt-Lexikon. 2. Auflage. Purkersdorf, Schwarzer 1994. ISBN 3-900392-05-6
  • Peter Wehle : Sprechen Sie Wienerisch? Wien, Heidelberg, Ueberreuter 1980, ISBN 3-8000-3165-5

Weblinks

Wikipedia

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