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Letzte Änderung für Artikel Friedensvertrag von Versailles: 15.02.2006 14:17

Friedensvertrag von Versailles

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Der Friedensvertrag von Versailles, der am 28. Juni 1919 unterzeichnet wurde und am 10. Januar 1920 in Kraft trat, beendete formell den Ersten Weltkrieg zwischen dem Deutschen Reich und den Mächten der Entente .

 Die Regierungschefs von vier Siegerstaaten 1919 in Paris: Lloyd George aus Großbritannien, Vittorio Emanuele Orlando aus Italien, Georges Clemenceau aus Frankreich und Woodrow Wilson aus den Vereinigten Staaten.
Die Regierungschefs von vier Siegerstaaten 1919 in Paris: Lloyd George aus Großbritannien, Vittorio Emanuele Orlando aus Italien, Georges Clemenceau aus Frankreich und Woodrow Wilson aus den Vereinigten Staaten.

Es ist bei weitem der folgenreichste der Pariser Vorortverträge . Weitere Vorortverträge sind unter anderem der Vertrag von Trianon mit Ungarn und der Vertrag von St. Germain mit Österreich . Der Versailler Vertrag konstatierte in Artikel 231 (Kriegsschuldartikel) des Vertrages die alleinige Kriegsschuld des Deutschen Reichs und verpflichtete Deutschland zu Reparationszahlungen an die Siegermächte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Nachdem die Weiterführung des Krieges dem deutschen Generalstab unter Erich Ludendorff aussichtslos erschien, wurde den Parteien des "Interfraktionellen Ausschusses" ( SPD , Zentrum , Fortschrittliche Volkspartei ) das Mandat zu Waffenstillstandsverhandlungen erteilt. Jene Parteien hatten sich schon am 17. Juli 1917 für einen Verständigungsfrieden eingesetzt, und die deutsche Führung hoffte, durch sie bessere Bedingungen auszuhandeln. Insofern führten auf deutscher Seite die Gegner und nicht die Verursacher des Kriegs die Verhandlungen. Dies war eine der Voraussetzungen für die Entstehung der Dolchstoßlegende .

Deutschland war von den Versailler Verhandlungen ausgeschlossen. Daher leitet sich auch der Begriff "Versailler Diktat" ab, denn erstmals nach dem 30-jährigen Krieg saß der Besiegte nicht mit am Verhandlungstisch, sondern empfing ein von den Siegern angefertigtes Vertragswerk. Das daraus entstandene Gefühl der Erniedrigung nutzten in der Zeit der Weimarer Republik deutschnationale und völkische Parteien und Verbände wie die NSDAP , um gegen Republik und Demokratie zu agitieren.

Die am 7. Mai 1919 bekannt gemachten Bedingungen wurden von der ersten Regierung der Weimarer Republik als unannehmbar abgelehnt. Aufgrund einer fortgesetzten Wirtschaftsblockade sowie einer Kriegsdrohung der Siegermächte unterzeichneten Außenminister Hermann Müller (SPD) und Reichsverkehrsminister Johannes Bell (Zentrum) den Vertrag am 28. Juni 1919 dennoch. Die Wirtschaftsblockade hatte bereits Hunderttausende (Hunger-)Tote gefordert. Nimmt man diesen Umstand zusammen mit der vorgetragenen Kriegsdrohung, so kann von einer freiwilligen Unterschrift der deutschen Regierung ernsthaft nicht gesprochen werden. Eine derart erpresste Unterschrift hält den juristischen Anforderungen an einen Vertrag nicht stand.

Das erste Protokoll über die Niederlegung der Ratifikationsurkunden ist am 10. Januar 1920 um 16.15 Uhr westeuropäischer Zeit in Paris errichtet worden. Danach ist der Versailler Vertrag zu diesem Zeitpunkt in Kraft getreten; Deutschland hat ihn mit Reichsgesetz vom 16. Juli 1919 ratifiziert. Die USA und Großbritannien ratifizierten den Vertrag von Versailles nicht.

Kriegsschuldartikel (Artikel 231) und Reparationen

Der Vertrag wies allein dem Deutschen Reich und seinen Verbündeten die Verantwortung für den 1. Weltkrieg zu. Diese einseitige Schuldzuweisung hat in den direkt folgenden Jahren und auch später zur Kriegsschulddebatte geführt. Politiker und Historiker aller Nationen beurteilen die Ursachen zum 1. Weltkrieg heute differenzierter als es in dem Vertrag ausgedrückt wird.

Der Artikel 231 diente den Alliierten als Grundlage für die Forderung von Reparationszahlungen Deutschlands. Die Höhe der Reparationen war im Versailler Vertrag nicht festgelegt.

siehe: Deutsche Reparationen nach dem Ersten Weltkrieg

Territoriale Bestimmungen

Deutschland musste zahlreiche Gebiete abtreten: Nordschleswig an Dänemark , die Provinzen Westpreußen und Posen sowie das oberschlesische Kohlerevier an den neuen Staat Polen . Außerdem ging das Hultschiner Ländchen an die neu gebildete Tschechoslowakei. Im Westen erhielt Frankreich das 1871 von Deutschland annektierte Elsass-Lothringen , und Belgien erhielt als Kriegsentschädigung das überwiegend deutschsprachige Gebiet Eupen - Malmedy . Darüber hinaus wurde der gesamte deutsche Kolonialbesitz dem Völkerbund unterstellt. Insgesamt verlor Deutschland 30% seines ursprünglichen Stammgebietes, Österreich 88%. Die Donaumonarchie , die jahrhundertelang die Geschicke Europas mitentschieden hatte, zerfiel. Die Vereinigung Deutschlands mit Deutschösterreich wurde untersagt.

Deutsche Gebietsverluste durch den Versailler Vertrag

1. Sofort abgetretene Gebiete:

  • Elsass-Lothringen (an Frankreich)
  • Fast ganz Westpreußen (ohne Danzig ) und Posen (an Polen)
  • die südliche Hälfte des ostpreußischen Kreises Neidenburg (an Polen)
  • Hultschiner Ländchen (an die Tschechoslowakei )
  • Die Teile Kameruns an Frankreich, die 1911 erst deutsche Kolonie geworden waren.

2. Nach Volksabstimmung abgetreten:

  • Nordschleswig (an Dänemark )
  • Ostteil von Oberschlesien an Polen (obwohl 60% der Oberschlesier gegen den Anschluss an Polen stimmten)
  • Eupen - Malmedy (und Moresnet) an Belgien ; ursprünglich ohne Abstimmung, eine spätere Abstimmung bestätigte die Zugehörigkeit zu Belgien. Ob die Abstimmung korrekt war oder nicht, wurde von beiden Seiten gegensätzlich dargestellt (Die Sicht der Deutschen im Jahre 1941: siehe Walter Truckenbrodt ). Die Bevölkerung dieses Gebietes ist bis heute überwiegend deutschsprachig.

3. Nach Volksabstimmung bei Deutschland geblieben:

  • Südschleswig
  • Westteil Oberschlesiens (1/3)
  • 9 Landkreise Westpreußens östlich und westlich des neuen polnischen „Korridors“ (siehe Westpreußen )
  • Südteil Ostpreußens (aber ohne Soldau , Kreis Neidenburg )

4. Dem Völkerbund unterstellt:

  • Saargebiet
    • Politisch dem Völkerbund unterstellt
    • Wirtschaftlich zu Frankreich
    • nach 15 Jahren Abstimmung der Bevölkerung über Landeszugehörigkeit
  • Danzig (Freie Stadt)
  • Das Memelland wurde zunächst dem Völkerbund bzw. der französischen Besatzung unterstellt und fiel 1923 an Litauen
  • Kolonien

5. Entmilitarisierte Gebiete:

Angestrebte Vereinigung mit Österreich

Die am 21.10.1918 gegründete Republik Deutschösterreich trat unter Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker mit Wirkung zum 12.11.1918 dem Deutschen Reich bei. Jedoch wurde diese Vereinigung sowohl durch den Vertrag von Versailles, als auch durch den Vertrag von Saint-Germain untersagt.

Ungeachtet dessen kam es in Teilregionen Österreichs in der Folgezeit zu Abstimmungen, bei denen sich die überwältigendene Mehrheit der Menschen für einen Beitritt zum Deutschen Reich aussprachen (z.B. am 24.04.1921 in Tirol : 98,8% für einen Anschluß). Als Reaktion darauf verboten die Siegermächte weitere Volksbefragungen durchzuführen.

Militärische Bestimmungen

Deutschland wurden weitgehende Beschränkungen auferlegt:

  • Auflösung des Großen Generalstabes
  • Berufsarmee mit maximal 100.000 Mann und ca. 4000 Offizieren
  • keine allgemeine Wehrpflicht
  • Verbot von militärischen Vereinen, Militärmissionen und Mobilmachungsmaßnahmen
  • Marine mit 15.000 Mann, 6 Panzerkreuzern, 6 leichten Kreuzern und 12 Torpedobooten
  • keine schweren Waffen wie U-Boote, Panzer, Schlachtschiffe oder Flugzeuge, chemische Kampfstoffe
  • Beschränkung der Waffenvorräte (102.000 Gewehre, 40,8 Mill. Gewehrpartronen)
  • Entmilitarisierung des Rheinlands (50-km-Streifen östlich des Rheins)
  • Verbot des Festungsbaus entlang der deutschen Grenze
  • Verbot von Befestigung und Artillerie zwischen Ost- und Nordsee
  • Im Weiteren wurden jegliche Maßnahmen, die zur Vorbereitung eines Krieges geeignet sind, verboten. Dies hatte unter anderem Auswirkungen auf das Deutsche Rote Kreuz , das in der Folge seine Ursprungsaufgabe in den Hintergrund stellen musste.

Völkerbund

Außerdem sah der Vertrag die Gründung des Völkerbunds vor, eines der erklärten Ziele des amerikanischen Präsidenten Woodrow Wilson . Dies war eine Art Vorläufer der heutigen UNO. Deutschland war bis 1926 nicht Mitglied dieser Organisation. Die USA, die den Völkerbund initiiert hatten, lehnten den Vertrag von Versailles ab und blieben der Organisation fern.

Folgen des Vertrages

Abschließend und im Nachhinein betrachtet, war das Deutsche Reich relativ glimpflich aus dem Ersten Weltkrieg herausgekommen. Viele negative Bestimmungen des Vertrages sind schließlich abgeschwächt worden, wenn auch einige erst unter dem militärischen Druck unter Hitler. Dennoch beschädigte der Vertrag (und auch die Art des Vertragsabschlusses) nachhaltig das Ansehen der Westmächte und der Demokratie in Deutschland. Nationalistische und rechte Gruppen warfen der Weimarer Regierung vor, durch die Annahme der Vertragsbedingungen die Interessen Deutschlands verraten zu haben und forderten eine Revision des als "Schandfrieden" oder "Schanddiktat von Versailles" bezeichneten Vertrags. Doch auch auf der Linken (sogar bei den Kommunisten) stieß der Vertrag auf heftige Ablehnung. Inwieweit der Vertrag von Versailles (notwendig) zur Machtergreifung Hitlers beigetragen hat, bleibt spekulativ und kann nicht beantwortet werden. Sicher ist der Weg zu Hitler nicht zwangsläufig gewesen, die zeitgenössische Aussage des Marschall Foch angesichts des Vertrages ist jedoch in seiner wissenden Vorausschau nicht zu leugnen. Er sagte: „Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“

Die durch den Versailler Vertrag begründeten schwerwiegenden wirtschaftlichen Folgen und die außenpolitische Isolation Deutschlands versuchte Walther Rathenau im Vertrag von Rapallo zu entschärfen. Darin wurde das Verhältnis zur Sowjetunion normalisiert und auf gegenseitige Ansprüche verzichtet.

Einen ähnlich harten Friedensvertrag hatte noch kurz zuvor, am 3. März 1918, das Deutsche Reich in Brest-Litowsk mit dem revolutionären Russland abgeschlossen. Dieser Vertrag, der nur bis zum endgültigen Waffenstillstand im November 1918 in Kraft blieb, sah für Russland massive Gebietsabtretungen und Reparationszahlungen vor. Das Deutsche Reich wollte die frei gewordenen Gebiete dominieren, ähnlich wie Frankreich Teile Westdeutschlands. Allerdings saß hier der Besiegte in Form der von Leo Trotzki geführten sowjetrussischen Delegation mit am Verhandlungstisch, auch hatte der Friedensvertrag von Brest-Litowsk nur ein Dutzend Artikel und kann nicht mit dem Versailler Vertrag verglichen werden. Die damaligen Gebietsverluste Russlands ähneln verblüffend der Landkarte nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991.

Insgesamt wurde es von verschiedenen Historikern als ein Geburtsfehler des Versailler Vertrages bezeichnet, dass er zwei Ziele gleichzeitig zu erreichen versuchte. Zum einen waren die Wilsonschen Ideale der Selbstbestimmung der Völker und der territorialen Übereinstimmung zwischen Volk und Staat, zum anderen bestanden die Siegermächte, insbesondere Frankreich darauf, Deutschland entscheidend zu schwächen. Nach dem Zweiten Weltkrieg sind die Siegermächte, vor allem die angelsächsischen, wesentlich bedachtsamer gewesen und haben mehr Rücksicht auf die öffentliche Meinung in Deutschland genommen.

Zitate

„Welche Hand müsste nicht verdorren, die sich und uns in solche Fesseln legte?“ - Reichskanzler Philipp Scheidemann (SPD) in der Nationalversammlung am 12. Mai 1919

„Wir stehen hier aus Pflichtgefühl, in dem Bewußtsein,daß es unsere verdammte Schuldigkeit ist, zu retten zu suchen, was zu retten ist... Wenn die Regierung ... unter Vorbehalt unterzeichnet,so betont sie, daß sie der Gewalt weicht, in dem Entschluß, dem unsagbar leidenden deutschen Volke einen neuen Krieg, die Zerreissung seiner nationalen Einheit durch weitere Besetzung deutschen Gebietes, entsetzliche Hungersnot für Frauen und Kinder und unbamherzige längere Zurückhaltung der Kriegsgefangenen zu ersparen.“ - Ministerpräsident Bauer am 22. Juni 1919 zum Versailler Vertrag

„Ich bin imstande, auf die Straße zu laufen und zu schreien: Nieder mit der westlichen Lügendemokratie“ - Thomas Mann in seinem Tagebuch

„Das ist kein Frieden. Das ist ein zwanzigjähriger Waffenstillstand.“ - französischer Marschall Foch

Siehe auch

  • Bundesstaaten des Deutschen Reichs
  • Pariser Vorortverträge
  • Vertrag von Saint-Germain
  • Deutschösterreich

Weblinks

Wikipedia

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