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Letzte Änderung für Artikel Hermann Berndes: 16.02.2006 04:25

Hermann Berndes

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Hermann Berndes (* 29. Oktober 1889 in Ober-Ingelheim, † 18. MĂ€rz 1945 in Ingelheim (erhĂ€ngt)) war Hauptmann der Wehrmacht und letzter Volkssturmkommandant von Ingelheim.

Rathausplatz Nieder-Ingelheim, Hinrichtungsort von Hermann Berndes
Rathausplatz Nieder-Ingelheim, Hinrichtungsort von Hermann Berndes

Inhaltsverzeichnis

Leben

Berndes wird als Àltestes Kind des aus dem Sauerland stammenden WeinhÀndlers Aloys Berndes und dessen Frau Agnes geb. Steinhauer geboren.

Nach dem Besuch der Volks- und Handelsschule absolviert er eine kaufmĂ€nnische Ausbildung. Den anschließenden MilitĂ€rdienst beendet Berndes als Leutnant der Reserve. Mit Beginn des ersten Weltkriegs wird er 1914 eingezogen. An der Westfront erhĂ€lt er einen Kopfschuss, von dem er sich zwar erholt, fortan aber frontuntauglich ist. Bis zum Ende des Krieges ist Berndes daher als Ausbildungsoffizier eingesetzt. Noch wĂ€hrend des Krieges heiratet er 1916 die aus Wiesbaden stammende Berta BĂŒcher. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor.

1920 zieht Berndes mit seiner Familie nach Ober-Ingelheim und steigt dort in das WeingeschÀft seines Vaters ein. Als ehemaliger Offizier wird er durch die französische Besatzung zeitweise ausgewiesen. In dieser Zeit baut er in Dresden eine Zweigstelle des WeingeschÀftes auf.

Berndes tritt am 1. Mai 1933 der NSDAP bei und erhĂ€lt die Mitgliedsnummer 2.599.968. FĂŒr eine Mitgliedschaft in der SA oder dem Stahlhelm gibt es keine gesicherten Beweise. Belegt ist jedoch seine Mitgliedschaft im Stadtrat von Ober-Ingelheim von 1933 bis mindestens 1938 . In dieser Zeit ist er Mitglied des Kuratoriums fĂŒr die Realschule, sowie der Belastungskommission in Sachen Otto Wedekind. Wedekind, Ortsvorsitzender der SPD , wird aus politischen GrĂŒnden Veruntreuung vorgeworfen. Nach dem Krieg wird er rehabilitiert. In der Sitzung des Gemeinderates von Ober-Ingelheim am 3. September 1935 beschließt auch Berndes diskriminierende Maßnahmen gegen Ingelheimer Juden mit und bestĂ€tigt das durch seine Unterschrift.

Bei den "Wahlen" von 1934 war Berndes Vorsitzender des Wahlvorstandes im Bezirk 3, ebenso wie bei den "Wahlen" 1938 Vorsitzender der Wahlkommission fĂŒr den Bezirk II.

Im Zuge der Reichspogromnacht wird der Berndes gehörende LKW am 10. November 1938 dazu verwendet, um Angehörige der Ingelheimer SA nach Gensingen zu fahren, wo sie GeschĂ€fte und Wohnungen jĂŒdischer MitbĂŒrger verwĂŒsten. Ob und inwieweit Berndes hierĂŒber informiert war, ist bis heute umstritten.

Mit Beginn des zweiten Weltkriegs wird Berndes erneut eingezogen. Aufgrund seiner alten Kriegsverletzung ist er immer noch frontuntauglich und dient in Koblenz. 1944 wird er als Hauptmann aus dem aktiven Dienst entlassen und kehrt nach Ingelheim zurĂŒck. Hier wird er als ranghöchster Offizier vor Ort zum Kommandanten des Volkssturmes ("BatallionsfĂŒhrer") ernannt.

In der Nacht vom 16. / 17. MĂ€rz findet eine Besprechung des Volkssturmes statt, auf der einhellig die Meinung herrscht, daß eine Verteidigung der Stadt, in der sich keine Wehrmachtseinheiten mehr befinden, sinnlos sei. Berndes verfasst und unterschreibt daraufhin einen Aufruf, der noch in der Nacht gedruckt wird und sich am darauffolgenden Morgen im gesamten Stadtgebiet findet:

Aufruf an die Bevölkerung der Stadt Ingelheim: Schwere Stunden stehen uns bevor, die wir nur dann einigermaßen gut ĂŒberstehen können, wenn jeder Ruhe und Besonnenheit bewahrt. So muß vor allen Dingen dabei jeder mithelfen, unverantwortliche Elemente und insbesondere Jugendliche daran zu hindern, sich zu Handlungen hinreißen lassen, deren Folge fĂŒr das Weiterbestehen unseres Heimatortes von unĂŒbersehbarer Bedeutung wĂ€ren. Wer Personen kennt oder erfĂ€hrt, daß sich solche in den Besitz von Waffen gebracht haben, hat sich unverzĂŒglich zu melden und, sofern möglich, die Waffen selbst abzunehmen.[..]
Ingelheim am Rhein, den 17. MĂ€rz 1945
Der Kampfkommandant: Hermann Berndes

Noch am gleichen Tag wird Berndes durch den neuen "Kampfkommandanten" Kraffert verhaftet und zwischenzeitlich nach Budenheim verbracht, dann aber wieder zurĂŒck nach Ingelheim. Nach telefonischer RĂŒcksprache mit dem Gauleiter Sprenger auf der anderen Rheinseite wird Berndes durch ein Schnellgericht unter Major Kraffert und dem KreisstabsfĂŒhrer des Volkssturms, Jakob Koch, in der Polizeidienststelle am Rathausplatz von Nieder-Ingelheim gegen Mitternacht des 18. MĂ€rz zum Tode durch ErhĂ€ngen verurteilt. Gegen 03.45 Uhr wird das Urteil an einer Kastanie auf dem Rathausplatz vollstreckt. Die letzten Worte Berndes „Ich sterbe weil ich meine Heimat liebe“ stehen auf seinem Grabstein auf dem Friedhof von Ober-Ingelheim.

Am Morgen des 18. MĂ€rz wird den Überresten des Volkssturms und der HJ der RĂŒckzug in Richtung Mainz befohlen. Dabei mĂŒssen sie an der immer noch am Baum hĂ€ngenden Leiche Berndes' vorbeiziehen, die auf Anweisung des Polizeichefs Seibel ein Schild mit der Aufschrift trĂ€gt „So stirbt jeder, der sein Vaterland verrĂ€t!“.

Das NS-Blatt DarmstĂ€dter Zeitung berichtet in der Ausgabe vom 19. MĂ€rz unter der Überschrift „Feiglinge verfallen dem Tod“ ĂŒber seine Hinrichtung mit den Worten: Wer in der Entscheidungsstunde dem Vaterland das Herz verweigert, der muß ausgestoßen werden.

KreisstabsfĂŒhrer Koch wird nach dem Kriege wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit und Mordes zu einer lebenslĂ€nglichen Zuchthausstrafe verurteilt. Major a.D. Kraffert († 1951) erhĂ€lt eine Strafe von 8 Jahren wegen Beihilfe zum Mord.

WĂŒrdigung

Die Erinnerung an Hermann Berndes ist in Ingelheim nicht unumstritten. Eine WĂŒrdigung darf nicht nur seinen mit dem Leben bezahlten Einsatz fĂŒr seine Heimatstadt umfassen, sondern muss auch darauf verweisen, dass er zwölf Jahre Mitglied der NSDAP war, und zwar nicht nur als MitlĂ€ufer, sondern in Vertrauenspositionen mit aktivem Einsatz. Davon, dass er sich vom Nationalsozialismus distanziert hĂ€tte, ist nichts bekannt. Er war sicherlich kein Mann des "Widerstandes" oder "MĂ€rtyrer", der sich freiwillig geopfert hat.

Die Hermann-Berndes-Straße in Ingelheim ist nach ihm benannt.

Literatur

  • Henn, Karl Heinz: Der Tod des Hauptmanns Hermann Berndes - ein Zeichen des „anderen Deutschland“ in Ingelheim / von Karl Heinz Henn. - In: Mainz-Bingen: Heimat-Jahrbuch. - 39 (1995), S. 30-32
  • Meyer, Hans-Georg: Vom Nationalsozialisten zum Helden der letzten Stunde. Der Fall Hermann Berndes in Ingelheim in: Meyer, Hans-Georg/Berkessel, Hans (Hrsg.), „Unser Ziel - die Ewigkeit Deutschlands“, Mainz 2001

Weblinks

Wikiquote: Hermann Berndes – Zitate

Wikipedia

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