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Letzte Änderung für Artikel Jean Jülich: 24.01.2006 13:06

Jean Jülich

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Jean Jülich (* 18. April 1929 in Köln) war während des zweiten Weltkriegs Mitglied der Ehrenfelder Gruppe. Diese war Teil der Edelweißpiraten , einer antifaschistischen Jugendgruppe und Protestbewegung, die unter anderem in Köln gegen die Nazis Widerstand leistete. Er wurde 1984 von der Gedenkstätte Yad Vashem als Gerechter unter den Völkern geehrt. Jülich ist seit 2004 Beiratsmitglied des im gleichen Jahr neu gegründeten "Komitees für eine demokratische UNO", siehe hier

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Jean Jülich beim Edelweißpiratenfestival im Friedrichsplatz (Friedenspark) in Köln am 26. Juni 2005
Jean Jülich beim Edelweißpiratenfestival im Friedrichsplatz (Friedenspark) in Köln am 26. Juni 2005

1942 stieß Jülich mit dreizehn Jahren zu den Jungen und Mädchen der Edelweißpiraten, die sich jeden Abend in Sülz auf dem Manderscheider Platz trafen. Aktionen der Gruppe beinhalteten u.a. das Übermalen von Propagandaplakate und Munitionszüge entgleisen zu lassen. Jülich wurde zusammen mit Heinz Wunderlich und Willi Colling durch seinen Schulfreund Ferdinand Steingass und späteren Mit-Gefangenen der Gestapo in die Gruppe eingeführt.

Der harte Kern der Widerständler hielt sich im Kölner Stadtteil Ehrenfeld in den zerbombten Häusern versteckt.

Auch äußerlich unterschieden sich die Edelweißpiraten sehr von den Mitgliedern der Hitlerjugend . Sie trugen lange Haare, karierte Hemden und Halstücher. In einer Zeit, in der nur wenig Widerstand geleistet wurde, sangen sie: Â»Ja, wo die Fahrtenmesser blitzen und die Hitlerjungen flitzen und die Edelweißpiraten hintendrein / was kann das Leben uns denn schon geben, wir wollen frei von Hitler sein.« Trotzdem - so berichte Jülich - war es nicht ihre Sache, tiefsinnige politische Diskussionen zu führen. Am Wochenende fuhren sie ins Siebengebierge zum Blauen See, wo sich mit bis zu 250 Jugendlichen aus Düsseldorf, Wuppertal, Solingen und Köln trafen.

In Ehrenfeld bildete sich zu dieser Zeit weitere Gruppe von Edelweißpiraten. Einige von ihnen gingen 1944 zusammen mit Hans Steinbrück , einen ehemaligen Häftling des KZ-Außenlagers Köln-Messe, der zu einem Bombenräumkommando eingeteilt worden war und dabei hatte fliehen können, in den Untergrund. Diese Struktur wurde für Deserteure, Zwangsarbeiter und Juden von lebensrettender Bedeutung. Da sie in ihrer Situation der Flucht und Verfolgung keine Lebensmittelkarten bekamen und keine Wohnungen mieten konnten, musste das Leben gemeinschaftlich illegal organisiert werden. In Ehrenfeld wurde die Edelweißpiraten bald für alles verantwortlich gemacht, wenn irgendwo etwas abhanden kam. Gemeinsam mit Deserteuren und Zwangsarbeitern bildeten Edelweißpiraten mit Hans Steinbrück und seiner schwangeren Lebensgefährtin Cilly Servé eine Widerstandsgruppe. Durch den Kontakt über Barthel Schink stieß Jülich, der damals bei seinen Großeltern in Sülz lebte, dazu. Jülichs Vater saß im Zuchthaus, als Kommunist war er schon 1932 in den Untergrund gegangen, seine Mutter musste hart für ihren Lebensunterhalt arbeiten und konnte sich nicht um ihn kümmern. Gleichzeitig radikalisierten sie ihren Widerstand gegen die Nazis. So erschoss am 28. September 1944 Roland Lorent den NS-Mann Soentgen, der wegen seiner kaltblütigen Denunziererei, die vielen Menschen das Leben kostete, besonders verhasst war. Als die Möglichkeit bestand, an Sprengstoff heranzukommen, planten sie die Kölner Zentrale der Gestapo in die Luft zu sprengen. Jean Jülich organisierte die notwendigen Zünder, ging nicht mit in den Köln-Ehrenfelder Untergrund, musste aber mehrfach gegen Verdächtigungen und Vorladungen in Sachen Edelweißpiraten reagieren, Geschichten erfinden und Verhören standhalten. Neben ihnen existierte noch eine kleine kommunistischen Widerstandsgruppe in Ehrenfeld.

Gestapo-Haft

1944 wurde Jülich von der Gestapo verhaftet und im Kölner Gestapo-Hauptquartier (das "EL-DE-Haus"), für dessen geplante Sprengung er Zünder besorgt hatte, wochenlang verhört und gefoltert. Seine Identität als Edelweißpirat galt es um der erhofften Freiheit willen zu leugnen, was ihm auch gelang. Aufgrund dieser Folter-Protokolle wird ihm von seinen Gegnern abgesprochen, Edelweißpirat zu sein; amtlich gilt er bis 2003 weiterhin als Krimineller, als den ihn die Gestapo bezeichnete. Mit dem Überleben verband er die Vorstellung, in der "Anonymität eines KZs" vor der Folter fliehen zu können, ohne dass ihm damals die Realität eines KZs bekannt war, wie er später feststellen musste. Seine Kameraden, darunter Hans Steinbrück, Jülichs Freund Barthel Schink und elf weitere wurden von den Nazis einen Monat später, am 10. November 1944 öffentlich am Ehrenfelder Bahnhof erhängt. Jülich und seine Freunde erfuhren von der Hinrichtung durch eine Gruppe von Mitgliedern der kommunistischen Widerstandsgruppe NKFD . Bis zum Ende des Krieges blieb der damals 15-jährige im Gestapogefängnis der Abtei Brauweiler , in Zuchthäusern von Siegburg, Butzbach und schließlich im Jugendgefängnis Rockenberg ohne Urteil in Haft und musste gegen Misshandlungen, Krankheiten und Unterernährung um sein Überleben kämpfen.

Als Ende März 1945 endlich die amerikanischen Panzer vor Jülichs Gefängnis standen, waren viele andere Häftlinge an Folterungen oder Krankheiten gestorben.

Siehe auch

  • Widerstand gegen den Nationalsozialismus
  • Gerechter unter den Völkern

Literatur

  • Jean Jülich: Kohldampf, Knast un Kamelle - Ein Edelweißpirat erzählt aus seinem Leben, Kiepenheuer & Witsch 2003, ISBN 3462035401
  • Thomas Goebel: Litfaßsäulen des Widerstands - Edelweißpirat Jean Jülich, StadtRevue Köln Magazin, Artikel

Weblinks

Film

  • Edelweißpiraten (2004) von Niko von Glasow

Wikipedia

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