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Letzte Änderung für Artikel EL-DE-Haus: 17.01.2006 22:41

EL-DE-Haus

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Das EL-DE-Haus ist ein ehemaliges Gestapogefängnis in der Innenstadt von Köln, das zwischen 1935 und 1945 zum Inbegriff nationalsozialistischer Schreckensherrschaft wurde. Die Bezeichnung EL-DE kommt von den Namensinitialen des Kölner Kaufmanns Leopold Dahmen (L. D.). Heute fungiert es als NS-Dokumentationszentrum.

EL-DE-Haus heute, Blick vom Appellhofplatz
EL-DE-Haus heute, Blick vom Appellhofplatz

Inhaltsverzeichnis

Anfänge

Das Gebäude wurde im Auftrag von Leopold Dahmen 1934/35 nach den Plänen des Architekten Hans Erberichs als Wohn- und Geschäftshaus am Appellhofplatz, Ecke Elisenstraße, erbaut. Noch während des Rohbaus wurde es von der Kölner Gestapo beschlagnahmt und die Mietverträge, die bereits abgeschlossen waren, aufgehoben. Am 1. Dezember 1935 bezog die Kölner Gestapo das Haus und baute durch Häftlinge zehn Zellen, die mit eisernen Pritschen ausgestattet wurden, kleine Wachräume, sowie kleine nischenartige Wasch- und Toilettenräume im Keller des Hauses. Der Keller war über zwei steile Treppen zugänglich, die mit Eisengittern gesichert wurden. Der Haupteingang war über den Appellhofplatz zugänglich, der Nebeneingang über die Elisenstraße. Zwei schmale rechtwinklig zueinander angelegte Gänge trennten die Zellen 1 bis 4 an der Elisenstraße von den restlichen Zellen am Appellhofplatz. Zwischen der Zelle 4 und 5 befand sich ein großer zweistöckiger Heizungskeller, der zusätzlich den Gang verengte. Die Zellen an der Elisenstraße hatten eine Größe von 5,2 bis 5,3 m²; die weiteren Zellen, vom Appellhofplatz kommend, schwankten zwischen 4,6 und 9,3 m². Im Tiefkeller befand sich ein Luftschutzraum. Die Zellen dienten ursprünglich zur Unterbringung der Verhafteten während der Dauer des Verhöres. Doch später stellte sich anhand der Wandinschriften der Häftlinge heraus, dass diese dort mehrere Wochen und Monate verbringen mussten.

Häftlinge

Peter Schäfer (2. v. links), Jean Jülich (3. v. l) und Mucki Koch (2. v. r) beim Edelweißpiratenfestival auf dem Friedenspark in Köln am 26. Juni 2005
Peter Schäfer (2. v. links), Jean Jülich (3. v. l) und Mucki Koch (2. v. r) beim Edelweißpiratenfestival auf dem Friedenspark in Köln am 26. Juni 2005

Die meisten Häftlinge waren Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter. Die Gestapo ging auch gegen Widerstandskämpfer vor. Unter anderem wurden Mitglieder der Ehrenfelder Gruppe, von denen einige zu den Edelweißpiraten gehörten, und die Organisation "Komitee Freies Deutschland" ins Visier genommen. Unter den Verhafteten waren unter anderem Altbundeskanzler Konrad Adenauer, Jean Jülich und Mucki Koch, Peter Schäfer und Hein Bitz. Viele Häftlinge wurden auch zur Vernehmung aus dem Klingelpütz und anderen Haftanstalten zum EL-DE-Haus gebracht.

Verhöre

Die Verhöre fanden anfangs auf der Ebene des Zellentraktes statt. Da das Haus in der Innenstadt lag, hörten viele Passanten die Schreie der Gefolterten. Später wurden die brutalen Verhöre in den Tiefkeller gelegt. Die Häftlinge wurden beim Verhör mit Schlagringen, Totschlägern, Tritten und Faustschlägen bearbeitet, um die gewünschten Aussagen zu erhalten.

Hinrichtungen

Ehrengräber der Opfer von Gewalt und Krieg auf dem Westfriedhof in Köln
Ehrengräber der Opfer von Gewalt und Krieg auf dem Westfriedhof in Köln

Die Gestapo führte viele Massenhinrichtungen durch, die ohne Urteile vollstreckt wurden. Die Erlaubnis wurde der Kölner Gestapo vom Reichssicherheitshauptamt in Berlin erteilt. Die meisten Hinrichtungen fanden am Galgen statt. Nicht weit vom EL-DE-Haus entfernt, befand sich ein Galgengerüst, mit dem sieben Menschen gleichzeitig gehängt werden konnten. Die Leichen wurden auf einem dafür vorgesehenen Gestapofeld auf dem Westfriedhof in Bocklemünd vergraben. Für den Transport zum Friedhof wurden städtische Wagen der Müllabfuhr eingesetzt. Heute befinden sich auf dem Friedhof noch um die 792 Tote, die vor allem durch Luftangriffe, Seuchen, Hunger oder Euthanasie starben, viele andere wurden von ihren Angehörigen überführt in ihre Heimatländer. Die letzte Hinrichtung beim EL-DE-Haus fand am 2. März 1945 statt, kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen.

Wandinschriften

Viele Häftlinge schrieben aus der Ungewissheit, nie wieder ihre Angehörigen zu sehen und ihre Freiheit zu gewinnen, Botschaften oder zeichneten Figuren, Landschaften, Tiere und Weiteres an die Wand. Da die Wände mehrmals überstrichen wurden, sind von den unzähligen Inschriften noch um die 1800 zu erkennen, die aus der Zeit zwischen Ende 1943 und 1945 stammen. Weitere Inschriften sind nur noch zu erahnen. Etwa 600 Inschriften in kyrillischer Schrift stammen von Russen und Ukrainern, weitere 300 sind unter anderem in französisch, niederländisch, polnisch, englisch und spanisch geschrieben. Nach dem Krieg wurden einige Trennwände zwischen den Zellen entfernt. So bei den Zellen 2 und 3 sowie bei den Zellen 5 und 6. Dadurch gingen viele Inschriften verloren.

Auszüge der Inschriften

Von dem russischen Gefangenen Askold Kurow (konnte fliehen) aus Zelle 1:

"Hier bei der Gestapo haben zwei Freunde gesessen aus dem Lager Messe seit dem 24. Dezember 1944, Askold Kurow und Gaidai Wladimir, jetzt ist schon der 3. Februar 1945. 40 Leute wurden gehängt. Wir haben schon 43 Tage gesessen, das Verhör geht zu Ende, jetzt sind wir mit dem Galgen an der Reihe. Ich bitte diejenigen, die uns kennen, unseren Kameraden auszurichten, dass auch wir in diesen Folterkammern umgekommen sind".

Von einem französischen Gefangenen in Zelle 6:

"Die deutschen Sitten enthüllen sich besonders in Zelle 6, wo die es fertigbringen, bis zu dreiunddreissig Menschen auf einmal hineinzupferchen".

Aussagen der Häftlinge und Zeitzeugen

Nach dem Krieg wurden viele ehemalige Häftlinge und Zeitzeugen nach den Haft- und Lebensbedingungen im Keller des EL-DE-Hauses befragt.

Auszüge der Aussagen

Von Stefania Balcerzak:

"Nata Tulasiewics wurde dreimal im Tiefkeller verhört. Wenn Nata nach unten ging, dann konnten wir sie schreien hören. Sie kehrte blutend zurück".

Anmerkung: Nata Tulasiewics wurde im April 1944 verhaftet und verbrachte mehrere Wochen im EL-DE-Haus. Danach wurde sie in das Konzentrationslager Ravensbrück gebracht, wo sie am 31. März 1945 ermordet wurde. 1999 wurde sie von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen.

Von Wilhelmine Hömens, die 1947 vor einem britischen Untersuchungsgericht als Zeugin aussagte:

"Am 1. März 1945 brachte ein Kommando der Stapo 70 bis 80 Mädchen und etwa 30 Männer aneinander gefesselt vom Klingelpütz zu Fuß über die Burgmauer zum Stapogelände. Es waren Deutsche und in der Mehrheit Ostarbeiter. Diese Menschen sind alle auf dem Stapogelände aufgehangen worden, denn ich habe den Rücktransport nicht gesehen, sondern habe festgestellt, daß nachmittags gegen 17 Uhr drei Lastwagen mit Leichen zum Friedhof geschafft worden sind".

Nach dem Krieg

Das Haus blieb während des Krieges weitgehend von Bomben verschont und wurde nach dem Krieg von städtischen Dienststellen bezogen. 1947 bis 1949 wurde das Haus umgebaut und die Nachbarshäuser am Appellhofplatz und in der Elisenstraße in das Haus integriert. 1979 wurden Forderungen laut, das Haus zu einem Dokumentationszentrum zu machen. Im selben Jahr beschloss der Rat der Stadt Köln die Einrichtung einer Dokumentationsstelle.

Um auch den Keller ins öffentliche Licht zu rücken, ließen sich der Fotograf Gernot Huber und der Lehrer Kurt Holl unbemerkt über Nacht in den Keller einschließen. Sie fotografierten und dokumentierten die Wandinschriften und den Zellentrakt, der von den Dienststellen im Gebäude als Akten- und Abstellkammer genutzt wurde. Durch das lautstarke Echo der Öffentlichkeit, führte ein weiterer Beschluss der Stadt dazu, dass die Stadtkonservatorin Hiltrud Kier den Keller und die Inschriften restaurieren ließ und anschließend der Keller 1981 als Gedenkstätte eingerichtet wurde.

EL-DE-Haus heute

Von der ursprünglichen Gestaltung des Zellentraktes sind die Zellen erhalten, die Eisengitter vor den beiden Treppen des Kellers, die Nummern der Zellen und auch die Türschlösser sind noch intakt. Des Weiteren sind sehr viele Wandinschriften erhalten, die vor allem in den Zellen 1 bis 4 an der Elisenstraße zu besichtigen sind. An den Wänden und am Boden sind noch die Einkerbungen der Pritschen zu erkennen, die einige Monate vor Ende des Krieges entfernt wurden, um mehr Platz zu schaffen in den Zellen, die höchstens für zwei bis drei Gefangene gedacht waren.

Ausgehend von der Gedenkstätte im Keller, ist es vor allem ein Dokumentations- und Forschungszentrum, das ein Museum enthält und eine Bibliothek als Lern- und Bildungsort. Als Museum ist die Dauerausstellung "Köln im Nationalismus" zu besichtigen. Die Bibliothek soll vor allem Schüler und Jugendliche ansprechen und darüberhinaus werden Projekte der Schüler gefördert. Eine weitere Aufgabe des Zentrums ist eine umfangreiche Ansammlung von Zeitzeugenberichten, Fotos und Aktenschriftstücken aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Literatur

  • Die Wandinschriften des Kölner Gestapogefängnisses im EL-DE-Haus 1943-1945 von Manfred Huiskes, 1983 - ISBN 3412111821
  • Köln im Nationalsozialismus, Ein Kurzführer durch das EL-DE-Haus 2001 - ISBN 3897052091

Weblinks

Wikipedia

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