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Letzte Änderung für Artikel Wiederaufarbeitung: 31.01.2006 18:15

Wiederaufarbeitung

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Inhaltsverzeichnis

UrsprĂŒnge der Wiederaufarbeitung

Die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen wurde ursprĂŒnglich aus militĂ€rischen GrĂŒnden entwickelt, um Atombombenmaterial zu gewinnen. Die erste Atombombe, die auf Hiroshima abgeworfen wurde, war eine Uranbombe. Die Anreicherung des spaltbaren Isotopes U-235 war nach dem damaligen Stand der Technik (Gasdiffusionsverfahren) extrem aufwĂ€ndig und langwierig, da sich die Isotope eines Elementes chemisch nicht unterscheiden und nur auf physikalischem Wege trennen lassen. Eine andere Möglichkeit war die Produktion von Plutonium . Bei der kontrollierten Kettenreaktion eines Atomreaktors wird ein Teil des nichtspaltbaren Uran-238 zu Plutonium umgewandelt. Dies ist nicht nur spaltbar, sondern kann auch auf chemischem Wege abgetrennt werden. Die ersten Atomreaktoren der Welt dienten also der Produktion von Atombombenmaterial. Die kommerzielle Nutzung der dabei entstehenden ProzesswĂ€rme war eher ein Abfallprodukt.

Zivile Nutzung der Wiederaufarbeitung

Abgebrannte Brennelemente aus zivilen Leistungsreaktoren enthalten noch rund 96 % unverbrauchtes Uran und 1 % Plutonium . Beides sind Stoffe, die im Prinzip zu neuen Brennelementen verarbeitet werden können. Die restlichen 3 % sind Spaltprodukte und höhere Aktinide , die den eigentlichen radioaktiven Abfall ausmachen. Die Wiederaufarbeitung ist ein technischer Vorgang, mit dessen Hilfe das spaltbare Material von den ĂŒbrigen Bestandteilen separiert werden kann. Im Rahmen der friedlichen Nutzung der Kernenergie wird der abgetrennte Kernbrennstoff , vor allem das Plutonium, zu neuen Brennelementen verarbeitet und im Sinne einer Rezyklierung wieder in den Reaktor zurĂŒckgefĂŒhrt. Im militĂ€rischen Bereich dient die Abtrennung dazu, Spaltmaterial fĂŒr Kernwaffen zu erhalten.

Denkbar ist auch noch eine zusĂ€tzliche Abtrennung der bei der Kernspaltung entstehenden Edelmetalle Ruthenium , Rhodium und Palladium bei der Wiederaufarbeitung. Da aber das so gewonnene Palladium ein langlebiges Isotop mit einer Halbwertszeit von 20 Millionen Jahren hat, dĂŒrfte so gewonnenes Palladium nicht außerhalb von Sicherheitsbereichen verwendet werden. Beim Rhodium und Ruthenium sind die Sachverhalte gĂŒnstiger, da von diesen Edelmetallen in den Spaltprodukten nur radioaktive Isotope mit Halbwertszeiten von höchstens 1 Jahr vorhanden sind, sodass eine Verwendung außerhalb des Sicherheitsbereichs nach einigen Jahrzehnten möglich wĂ€re. Bis heute wird die Abtrennung von Ruthenium, Rhodium und Palladium aus den Spaltprodukten nicht praktiziert.

Verfahren

In einer Wiederaufarbeitungsanlage werden die Brennelemente zunĂ€chst mechanisch zerschnitten. Der Brennstoff wird dann in heißer SalpetersĂ€ure aus den Abschnitten herausgelöst. Anschließend werden die Bestandteile Uran, Plutonium und Spaltprodukte/Aktiniden durch weitere physikalisch-chemische Verfahren voneinander getrennt. Hierzu setzt man fĂŒr die Extraktion den so genannten PUREX-Prozess ein (PUREX = Plutonium-Uranium Recovery by Extraction). Als Extraktionsmittel dient Tributylphosphat (C4H9O)3PO, das mit 70% Kerosin verdĂŒnnt ist. Durch mehrfache DurchfĂŒhrung der Extraktionszyklen kann eine fast 100%-ige Trennung der Bestandteile erreicht werden.

Weiterverarbeitung der Produkte

Das abgetrennte Plutonium wird bei der zivilen Wiederaufarbeitung meist zu neuen Uran/Plutonium-Brennelementen („ MOX-Brennelemente “) verarbeitet, die in Leichtwasserreaktoren wieder eingesetzt werden. Dies ist beispielsweise in Frankreich und Deutschland der Fall und in Japan geplant. In Großbritannien wird das Plutonium mangels Rezykliermöglichkeiten lediglich gelagert. Eine im Vergleich zu Leichtwasserreaktoren wesentlich effektivere Nutzung wĂ€re in Brutreaktoren möglich, die sich aber weltweit nicht durchgesetzt haben.

Das abgetrennte Uran wird bisher nur in relativ kleinem Umfang rezykliert. Da es im Gegensatz zu Natururan noch geringe Spuren an unerwĂŒnschten Isotopen enthĂ€lt, ist die Weiterverarbeitung aufwendiger und daher zur Zeit unwirtschaftlich.

Die radioaktiven Spaltprodukte und Aktiniden liegen nach dem sog. Partitioning zunĂ€chst als hochradioaktive Lösung vor, die in gekĂŒhlten Edelstahltanks gelagert wird. Im Hinblick auf eine lĂ€ngerfristige Zwischenlagerung und die spĂ€tere Endlagerung mĂŒssen diese AbfĂ€lle in eine feste und auslaufresistente Form gebracht werden. Hierzu hat sich die Verglasung als geeignetes Verfahren erwiesen. An allen bestehenden Wiederaufarbeitungsanlagen sind daher auch Verglasungsanlagen installiert. Die Lösung wird bei der Verglasung mit glasbildenden Stoffen vermischt und daraus Glasblöcke geschmolzen.

Umweltauswirkungen

Bei der Wiederaufarbeitung fallen Abgase und AbwĂ€sser an, die gereinigt und anschließend in die Umgebung abgeleitet werden. Trotz der Reinigungsmaßnahmen enthalten diese Ableitungen noch radioaktive Bestandteile. Die maximalen AktivitĂ€tsmengen, die mit der Fortluft und dem Abwasser in die Umgebung abgegeben werden dĂŒrfen, werden von den zustĂ€ndigen Behörden in der Betriebsgenehmigung festgelegt. Grundlage dieser Grenzwerte ist die Berechnung der radiologischen Auswirkungen auf die Menschen in der Umgebung der Anlage. Daher sind die zulĂ€ssigen Ableitungswerte stark von den geographischen Gegebenheiten des Standorts abhĂ€ngig. UmweltschutzverbĂ€nde, wie z. B. Greenpeace , haben unter Berufung auf eigene Messungen den Betreibern der Wiederaufarbeitungsanlagen wiederholt vorgeworfen, die Umwelt in unzulĂ€ssiger Weise zu belasten.

Wiederaufarbeitungsanlagen

Eine Wiederaufarbeitungsanlage (WAA), gelegentlich auch "Wiederaufbereitungsanlage" genannt, ist eine großtechnische Anlage, in der abgebrannte Brennelemente aus Kernkraftwerken auf chemischem Wege wiederaufgearbeitet, d. h. in radioaktive Abfallstoffe (AtommĂŒll) und wiederverwendbares spaltbares Material (insbesondere Uran , Plutonium ) getrennt werden. Als Verfahren hat sich dabei das PUREX -Verfahren durchgesetzt. Die Wiederaufarbeitungsanlagen stellen somit den Versuch dar, einen atomaren Wiederverwertungs-Kreislauf aufzubauen. Die bei der Wiederaufarbeitung anfallenden radioaktiven AbfĂ€lle werden an Ort und Stelle weiterverarbeitet (konditioniert) und spĂ€ter an die jeweiligen Kunden zurĂŒckgeliefert.

Insgesamt steht im zivilen Bereich eine WiederaufarbeitungskapazitĂ€t von rund 5000 tSM/a zur VerfĂŒgung (2900 tSM/a fĂŒr Brennstoff aus Leichtwasserreaktoren, 2100 tSM/a fĂŒr sonstigen Brennstoff).

In Betrieb befindliche Anlagen

  • Großbritannien : In Sellafield , frĂŒher "Windscale" genannt, sind zwei Anlagen in Betrieb. Die Ă€ltere Anlage B205 dient dazu, abgebrannte metallische Brennelemente aus den britischen Magnox-Reaktoren aufzuarbeiten. Die neuere THORP -Anlage (Thermal Oxide Reprocessing Plant) ist fĂŒr die Wiederaufarbeitung von oxidischen Brennstoffen ausgelegt, die sowohl aus den britischen AGR-Reaktoren als auch aus Leichtwasserreaktoren im Ausland stammen.
  • Frankreich : In La Hague gibt es ebenfalls zwei Wiederaufarbeitungsanlagen. Die Anlage UP2-800/ La Hague ist fĂŒr französische Brennelemente vorgesehen. Die relativ Ă€hnliche Anlage UP3/La Hague dient der Wiederaufarbeitung abgebrannter LWR-Brennelemente auslĂ€ndischer Kunden.
  • Indien : In Indien wurde 1964 die erste kleine Anlage zur Wiederaufarbeitung von Forschungsreaktorbrennstoff in Betrieb genommen (Trombay). Eine grĂ¶ĂŸere Anlage fĂŒr Brennelemente aus Leistungsreaktoren befindet sich in Tarapur . Mit der Inbetriebnahme einer weiteren Anlage bei Kalpakkam wurde Anfang 1997 begonnen.
  • Japan : Seit 1977 ist eine Anlage im Dorf Tƍkai in Betrieb. Nach einem Brand mit anschließender Explosion in der Abfallbituminierungsanlage im MĂ€rz 1997 wurde der Betrieb eingestellt und erst im November 2000 wieder aufgenommen.
  • Russland : Zwei Wiederaufarbeitungsanlagen sind in Betrieb (RT-1/ Tscheljabinsk , Tomsk). Über weitere Anlagen in Tomsk oder in Krasnojarsk (RT-2) liegen nur wenige Informationen vor.
  • USA : Die ursprĂŒnglich zu vornehmlich militĂ€rischen Zwecken errichtete Anlage in Savannah River dient heute noch der Wiederaufarbeitung von Brennelementen aus Forschungsreaktoren, auch aus dem Ausland.
  • Nordkorea : In Yongbyon betreibt Nordkorea neben einem Forschungsreaktor eine Wiederaufarbeitungsanlage. Sie dĂŒrfte derzeit wie der Reaktor entsiegelt und in Betrieb sein, um das Plutonium aus dem Reaktor zu gewinnen.

Stillgelegte Anlagen

  • Frankreich: Die Anlage UP1 in Marcoule , die ursprĂŒnglich militĂ€rischen Zwecken diente und in der spĂ€ter Magnox-Brennelemente wiederaufgearbeitet wurden, wurde 1997 endgĂŒltig abgeschaltet, nachdem in Frankreich inzwischen keine Magnox-Reaktoren mehr in Betrieb sind.
  • Belgien : Von 1967 bis 1974 wurde in Mol die Wiederaufarbeitungsanlage EUROCHEMIC, ein Gemeinschaftsprojekt von 13 Mitgliedsstaaten der OECD , betrieben. In dieser Anlage wurden insgesamt etwa 210 t Brennstoff aufgearbeitet. Mit der Zerlegung der Einrichtungen wurde 1991 begonnen.
  • USA: In den Nachkriegsjahren wurden mehrere Wiederaufarbeitungsanlagen fĂŒr militĂ€rische Zwecke errichtet ( Hanford , Savannah River , Idaho ). Idaho ( 1992 ) und Hanford ( 1990 ) wurden vor einigen Jahren stillgelegt. Eine kommerzielle Anlage in West Valley war von 1966 - 1971 in Betrieb. Zwei weitere Anlagen ( Barnwell , Morris ) wurden zwar fertig gestellt, aus unterschiedlichen GrĂŒnden aber nicht in Betrieb genommen.
  • Deutschland: Von 1971 bis 1990 war die Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe (WAK) auf dem GelĂ€nde des Kernforschungszentrums Karlsruhe in Betrieb. Als Pilotanlage hatte sie den Zweck, Betriebserfahrungen fĂŒr den Betrieb einer großen Anlage, wie in Wackersdorf geplant, zu gewinnen. In ihrer Betriebszeit wurden in der WAK etwas mehr als 200 t Kernbrennstoff wiederaufgearbeitet.

Geplante oder im Bau befindliche Anlagen

  • Japan: Eine grĂ¶ĂŸere Anlage in Rokkasho-mura ist im Bau. Die Bauarbeiten verzögerten sich um mehrere Jahre hinter dem ursprĂŒnglichen Zeitplan. Mit Inbetriebnahmetests wurde Ende 2004 begonnen. Die kommerzielle Inbetriebnahme ist fĂŒr 2005 geplant.
  • Deutschland: Die in den 1980er Jahren geplante Wiederaufarbeitungsanlage im bayerischen Wackersdorf wurde nie fertig gestellt. Damals kam es zu grĂ¶ĂŸeren Protestaktionen von Atomkraftgegnern gegen diese WAA (beispielsweise das Anti-WAAhnsinns-Festival von 1986 in Burglengenfeld).

Argumente gegen die Wiederaufarbeitung

Wiederaufarbeitungsanlagen machten vor allem in den LĂ€ndern Sinn, in denen ein Atomwaffenprogramm betrieben wird. MilitĂ€rische und zivile Nutzung verfolgen bei der Wiederaufarbeitung entgegengesetzte Ziele. FĂŒr die militĂ€rische Nutzung werden Brennelemente mit sehr geringem Abbrand benötigt, d.h. kurzer Verweildauer im Reaktor und damit geringe Verunreinigung mit Spaltprodukten. Kommerzielle Reaktoren wollen dahingegen die Brennelemente möglichst lange im Reaktor belassen und das Material bestmöglich ausnutzen. Diese Brennelemente besitzen einen deutlich höheren Abbrand und machen wegen des erheblich grĂ¶ĂŸeren Anteils an Spaltprodukten einen höheren Aufwand bei der Wiederaufarbeitung erforderlich. Das Argument, das wiedergewonnene Spaltmaterial erneut einsetzen zu können, macht aus kommerzieller Sicht zur Zeit keinen Sinn, da Brennelemente aus wiederaufgearbeitetem Material bei den heutigen Uranpreisen deutlich teuerer sind als Brennelemente aus "frischem" Uran. Um Uran zu einer spĂ€teren Zeit aufarbeiten zu können, dĂŒrfen BrennstĂ€be nicht endgelagert werden (siehe auch: Schneller BrĂŒter ).

Ein bedeutender Kritikpunkt der Wiederaufarbeitungsgegner lautet, dass bei der Wiederaufarbeitung waffenfĂ€higes Material (Plutonium) separiert und damit leichter zugĂ€nglich gemacht werde. Dagegen wird argumentiert, dass Plutonium aus den relativ hoch abgebrannten Brennelementen von Leistungsreaktoren sich kaum fĂŒr eine Nuklearwaffe eigne. Umstritten sind auch die radioaktiven Ableitungen ins Meer , insbesondere aus den europĂ€ischen Anlagen Sellafield und La Hague . WĂ€hrend nach Aussage von UmweltschĂŒtzern wie beispielsweise Greenpeace die Ableitungen zu einer unzulĂ€ssigen Verschmutzung der Meere und ĂŒber die Nahrungskette zu einer Strahlenbelastung der Bevölkerung fĂŒhren, verweisen die Betreiber auf die Einhaltung der Grenzwerte und die geringen radiologischen Auswirkungen fĂŒr den Menschen .

FĂŒr die Anlieferung der Brennelemente und den RĂŒcktransport der Reststoffe und AbfĂ€lle sind zahlreiche Transporte von und zu den Wiederaufarbeitungsanlagen nötig. Die Castor -Transporte zwischen den Wiederaufarbeitungsanlagen und Deutschland wurden in der Vergangenheit immer wieder blockiert.

Weblinks

Wikipedia

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