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Letzte Änderung für Artikel Anti-WAAhnsinns-Festival: 04.02.2006 14:20

Anti-WAAhnsinns-Festival

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Die Anti-WAAhnsinns-Festivals waren politisch motivierte Rockkonzerte, die zur Unterstützung der Proteste gegen eine in Wackersdorf geplante Wiederaufbereitungsanlage (WAA) in den 1980er Jahren stattfanden. Im Jahre 1986 markierte das fünfte dieser Festivals den Höhepunkt der Bürgerproteste gegen die WAA: Mit über 100.000 Besuchern am 26. und 27. Juli 1986 erlebte Burglengenfeld das bislang größte Rockkonzert der deutschen Geschichte auf dem die Elite der damaligen Musikbranche – von BAP, den Toten Hosen, Udo Lindenberg , Rio Reiser bis Herbert Grönemeyer - vertreten war. Die Anti-Atom-Bewegung erfuhr hierdurch eine bis dahin ungeahnte Medienresonanz. Rund 6.000 Polizisten waren rund um Burglengenfeld im Einsatz; die Veranstaltung verlief, entgegen vieler Befürchtungen seitens der Regierungsbehörden, absolut friedlich.

Inhaltsverzeichnis

Die Anfänge des Festivals

Das erste Anti-WAAhnsinns-Festival fand bereits 1982 in Burglengenfeld auf dem Gelände des Lanzenangers statt. Federführend war hierbei das autonome Jugendzentrum Burglengenfeld. Solche Musikfestivals hatten im Jugendzentrum bereits eine lange Tradition; zwischen 2.000 und 4.000 Menschen besuchten die jährlich stattfindenden Konzerte. Da viele Mitglieder des Jugendzentrums auch aktiv im Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage beteiligt waren, entschied sich der Vorstand, ein „Anti-WAA“-Festival daraus zu machen. Die Veranstaltungen sollten in erster Linie ein größeres Interesse der Öffentlichkeit für die Problematik der WAA und der Proteste bewirken. Durch die engagierte Kulturarbeit des Jugendzentrums gelang es, sehr schnell Kontakte zu bayerischen Musikern wie Haindling oder der Biermösl Blosn herzustellen, die sich auch öffentlich gegen den Bau der Wiederaufbereitungsanlage aussprachen. Da jene Festivals auf immer größerere Resonanz bei dem Publikum stießen, reifte die Idee, auch eine Reihe von deutschlandweit bekannten Künstlern – wie BAP, Udo Lindenberg oder Herbert Grönemeyer – für das Projekt zu begeistern. Nicht zuletzt trugen die guten Kontakte zum Management von BAP dazu bei, dass die Plattenfirma EMI Electrola ihre (eher linksgerichteten) Künstler zur Teilnahme am Festival bewegen konnte. Noch im gleichen Jahr erschien unter dem EMI-Label die Doppel-Live-LP zum Festival, deren Erlöß den Bürgerinitiativen gegen die WAA zugute kam.

Das Festival als politischer Zankapfel

Die ursprüngliche Absicht der Organisatoren bestand darin, das Anti-WAAhnsinns-Festival in unmittelbarer Nähe des WAA-Geländes stattfinden zu lassen. Nach heftigen Ausschreitungen an Ostern und Pfingsten hatte sich das Klima in beiden Lagern, insbesondere durch die Katastrophe von Tschernobyl , sehr verschärft. So erließ die Bayerische Staatsregierung eine „ Bannmeile “ von 120 Quadratkilometern rings um das Gelände der Wiederaufbereitungsanlage. Die Organisatoren entschlossen sich schließlich für den Lanzenanger in Burglengenfeld als Veranstaltungsort. Bereits im Vorfeld der Planungen hatten einige CSU-Stadträte und der Bürgermeister von Burglengenfeld, Stefan Bawidamann, massive Bedenken geäußert und fürchteten Ausschreitungen am Rande des Festivals. In der Stadtratssitzung am 18. Juni 1986 wurde über den Antrag der Organisatoren, auf dem Gelände das Open-Air-Konzert zu veranstalten, ausführlich beraten. Im Stadtrat standen sich zu jener Zeit zwei Blöcke gegenüber: die SPD -Fraktion auf der einen, CSU und ‚Freie Wähler’ auf der anderen Seite. Die Stimme des Bürgermeisters Bawidamann gab den Ausschlag, so dass sich das Abstimmungsverhältnis von 13 zu 12 im Regelfall zugunsten der CSU verhielt. In der entscheidenden Abstimmung genehmigte der Stadtrat jedoch überraschenderweise das Festival - ausschlaggebend war hierbei die Stimme des 27-jährigen CSU-Stadtrates Josef Bachfischer.

Obgleich das Anti-WAAhnsinns-Festival von der Stadt offiziell genehmigt war, erklärten Anfang Juli 1986 das Bayerische Innenministerium und die Regierung der Oberpfalz ihre Absicht, die Veranstaltung zu verbieten. Eine Sondersitzung des Stadtrates wurde für den 15. Juli anberaumt, die erneut für die Durchführung des Festivals votierte. Nach erfolgter Abstimmung erklärte der Bürgermeister Bawidamann die Abstimmung unter Berufung auf Artikel 19 des Landesstraf- und Verordnungsgesetzes für ungültig, da dies zur „Verhütung von Gefahren für das Leben, Gesundheit oder Sachgüter oder zum Schutz vor erheblichen Belästigungen für die Allgemeinheit erforderlich scheint“. Die Entscheidung über die Genehmigung des Festivals lag nun in den Händen der nächsthöheren Aufsichtsbehörde - dem Landratsamt Schwandorf. Der Landrat Hans Schuierer erklärte den Beschluss des Stadtrates für rechtsgültig und wies die Regierung der Oberpfalz an, die Rechtmäßigkeit der Aufhebung des Stadtratsbeschlusses erneut zu überprüfen.

Unterdessen hatte der eigens für das Festival gegründete „Verein zur Beratung und Förderung kultureller Jugendarbeit“ beim Regensburger Verwaltungsgericht eine einstweilige Verfügung beantragt, die den Beschluss des Burglengenfelder Stadtrates wiederherstellen sollte; bis zum Beginn des Festivals blieben nur noch wenige Tage. Nur aufgrund zahlloser freiwilliger Helfer war es möglich, die Aufbauarbeiten innerhalb kürzester Zeit durchzuführen, nachdem die juristische Genehmigung erteilt worden war. Das Anti-WAAhnsinns-Festival konnte wie geplant vom 26. bis 27. Juli auf dem Lanzenanger stattfinden; jedoch mit einigen Einschränkungen: absolutes Alkoholverbot, Begrenzung der Besucher auf 35.000 (später 40.000) und eine Vergrößerung der Parkflächen sowie eine Mindestentfernung von 15 Kilometern zur WAA.

Die Wirkung des Festivals

Obgleich das 5. Anti-WAAhnsinns-Festival als Veranstaltung gegen die Wiederaufbereitungsanlage absolut friedlich und gewaltfrei verlief, ging der Widerstand auch danach mit unverminderter Härte weiter. Der Kampf gegen die WAA endete schlagartig mit dem überraschenden Tod des bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß am 3. Oktober 1988. Daraufhin sahen die Betreibergesellschaft DWK (Deutsche Gesellschaft für die Wiederaufbereitung von Kernbrennstoffen) und die CSU-Politiker nur noch wenige Erfolgsaussichten, das Projekt WAA fertig zu stellen. Am 30. April 1989 kündigte der damalige Vorstandsvorsitzende der VEBA den zu erwartenden Rückzug der deutschen Energiewirtschaft aus der Wiederaufbereitungstechnologie an. Am 3 1. Mai 1989 vollzog die DWK eigens den Baustopp der Wiederaufbereitungsanlage und ließ das Eisentor am Haupteingang symbolisch schließen. Nach dem plötzlichen „Aus“ für die WAA verpuffte ebenso der Widerstand der Bevölkerung. Auch die Einmaligkeit des Anti-WAAhnsinns-Festivals wird vermutlich nur wenigen in Erinnerung geblieben sein; „einmalig“ nicht nur aufgrund der 100.000 Besucher und des bislang nicht mehr erreichten Spektrums der Musikerelite, die an jenen legendären Konzerttagen geschlossen für ein bestimmtes Ziel – den Baustopp der WAA – auftrat. Das Festival demonstrierte in einmaliger Weise zudem auch die Möglichkeiten der Politik, getroffene Entscheidungen kommunaler Verwaltungen in einem Rechtsstaat zu beschneiden und zu verhindern. Zugleich machte das Anti-WAAhnsinns-Festival deutlich, welche Möglichkeiten sich für einen friedlichen Protest bieten, um auch im Geist der Bürger etwas zu bewegen.

Literatur

  • Allnutt, Mike / Herl, Michael (Hrsg.): WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film. Die Filmbilder, Lieder, Texte, Reden, Interviews, Dokumente, Nördlingen 1986.
  • Hoffarth, Florian: "Ihr habt die Festung, wir haben das Fest" – Das ‚Anti-WAAhnsinns-Festival' 1986 als Höhepunkt der Bürgerproteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage in Wackersdorf, in: Jahresband zur Kultur und Geschichte im Landkreis Schwandorf, Bd. 16/17 (2005/06), hg. vom Landkreis Schwandorf, S. 102-123.

Weblinks

Wikipedia

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