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Letzte Änderung für Artikel Heidelberger Spargelessen: 06.01.2006 21:30

Heidelberger Spargelessen

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Das Heidelberger Spargelessen (auch: Heidelberger Spargelaffäre, Heidelberger Mockage) war eine ab dem 21. Mai 1935 in Heidelberg gegen Adolf Hitler gerichtete Reihe öffentlicher Bekundungen Heidelberger Corpsstudenten , die den Auflösungsprozess der Studentenverbindungen im Dritten Reich beschleunigte.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten , die mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 in die entscheidende Phase getreten war, herrschte zwischen den Studentenverbindungen einerseits und der Staatspartei NSDAP und ihrem studentischen Ableger NSDStB ( Nationalsozialistischer Deutscher Studentenbund ) ein gespaltenes Verhältnis: Die traditionelle Orientierung der Verbindungen und die dem Ideal der Volksgemeinschaft entgegenstehende Treue der Mitglieder untereinander widersprach dem revolutionären Habitus der Nationalsozialisten; zugleich waren aber zahlreiche Verbindungsstudenten Anhänger der nationalsozialistischen Ideen auf völkischem, rassischem und nationalen Gebiet.

Dies führte zu uneinheitlichen Vorgehensweisen: Während sich manche Verbindungen dem Alleinvertretungsanspruch des NSDStB unterwarfen und das alte Verbindungswesen aufgaben, suchten andere die offene Konfrontation mit den neuen Machthabern; wieder andere versuchten, durch eine Anpassungsstrategie den Druck zu lindern und so ihr Überleben durch Stillhalten zu sichern. Vor allem die Corps galten als reaktionär , also den vermeintlich progressiven Absichten und den Gleichschaltungswünschen des NSDStB ablehnend gegenüberstehend.

Ereignis

Am 21. Mai 1935 betraten Mitglieder des Corps Saxo-Borussia ein Heidelberger Lokal, während im Radio eine Rede Hitlers übertragen wurde; sie störten die Übertragung durch lautes Gegröle, erzählten sich in überlautem Ton Hitlerwitze und bliesen auf einer leeren Sektflasche Melodien, zu denen sie Spottlieder über die Nationalsozialisten sangen.

Durch die in den folgenden Tagen in der bereits gleichgeschalteten Presse veröffentlichte Empörung angestachelt, wurden weitere Provokationen durchgeführt: So unterhielten sich Angehörige des gleichen Corps am 26. Mai 1935 bei einem Spargelessen in einem Heidelberger Lokal darüber, ob "der Führer Spargel mit Messer, Gabel oder Pfoten" und ganz allgemein commentgemäß äße; schließlich einigten sich die Corpsstudenten darauf, Hitler besitze "ein so großes Mundwerk, dass er den Spargel quer essen könnte".

Folgen

Umgehend nach den Geschehnissen wurde das Corps Saxo-Borussia verboten, die beteiligten Corpsstudenten von der Universität relegiert . Andere Verbindungen reagierten unterschiedlich: Während mancherorts eigene Aktionen durchgeführt wurden - etwa das Auftreten eines Hitler-Imitators auf der Terrasse eines Marburger Corpshauses oder die Anbringung eines Hitler-Abbildes auf der Fechtattrappe einer Verbindung - zeigten sich andere Verbindungen empört über die staatsfeindlichen Zurschaustellungen, teils aus Überzeugung, teils aus Furcht, von den erwarteten Repressionen mitbetroffen zu werden; die Deutsche Sängerschaft etwa erklärte: "Während Sängerschafter im Braunhemd für Volk und Nation den harten Dienst im Lager versehen, feiern befrackte Corpsstudenten bei Sekt und Wein die Rezeption eines Fuchsen. Während Sängerschafter im Grenzland mit dem Lied auf den Lippen dazu beitragen, die einst entstandene Kluft zwischen Volk und Student zu schließen, ziehen betrunkene Corpsstudenten durch die Straßen und stören die allen Volksgenossen heilige Rede unseres Führers!"

In Zeitungsartikeln und Karikaturen wurden Verbindungsstudenten im allgemeinen, die Corpsstudenten aber im besonderen als "reaktionär", "dumm" und "bourgeois" dargestellt. Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach , der selbst Angehöriger des Corps Transrhenania München gewesen war, sprach von der "abgrundtiefen Gemeinheit einer kleinen Clique von Korporationsstudenten, die lärmt und säuft, während Deutschland arbeitet" und befahl allen Mitgliedern der Hitler-Jugend (HJ), die zugleich einer Verbindung angehörten, entweder ihre Korporation oder die HJ zu verlassen. Hitler selbst sprach sich am 15. Juli 1935 für den "langsamen Tod" der Verbindungen aus. In rascher Folge kam es daraufhin zu Verboten und Selbstauflösungen von Verbindungen und ihren Dachverbänden.

Literatur

  • Studenten im Dritten Reich - Michael Grüttner - ISBN 3506774921
  • Die deutschen Corps im Dritten Reich - Rosco G. S. Weber - ISBN 3894980338

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Heidelberger Spargelessen aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Heidelberger Spargelessen verfügbar.

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