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Letzte Änderung für Artikel Lusern: 12.02.2006 19:37

Lusern

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Lusern, (ital. Luserna) ist eine Gemeinde in Oberitalien, Provinz Trient , Region Trentino-Südtirol , ca. 500 Einwohner.

Lusern ist die bekannteste und am besten erhaltene deutsche Sprachinsel der Zimbern in Oberitalien.

Lusern liegt 1340 m über NN auf einem östlichen Ausläufer der Hochebene von Lavarone hoch über der Astico -Schlucht, südlich des oberen Valsugana und des Lago di Caldonazzo .

Erreichbar ist Lusern entweder von Südosten über Asiago (zimbrisch: Sleghe) und den sehr einfach zu befahrenden Vezzena -Pass (zimbrisch: Vesan / deutsch: Wiesen) oder von Nordwesten über Pergine , Calceranica und Lavarone (zimbrisch: Lafraun) (der einfachste, aber etwas umständliche Weg) oder aber von Levico Terme über den im 19. Jahrhundert von österreichischem Militär angelegten " Kaiserjägerweg " (ital. Monterovere ), einen sehr schmalen (mit nur wenigen Ausweichstellen) und steilen, nur teilweise asphaltierten Pass mit engen unbeleuchteten Tunnels und weitgehend ohne Befestigungen, aber mit atemberaubender Aussicht auf das Valsugana und den Lago di Caldonazzo : der kürzeste, aber abenteuerlichste und nur für Schwindelfreie geeignete Weg.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1422 dürfte die Besiedlung der Hochebene von Lusern im 11./12.Jht. durch bayerisch-österreichische Zuwanderer erfolgt sein.

Wenige Familien (noch heute trägt ein Großteil der Einwohner den Nachnamen Nicolussi : 12 der 15 Mitglieder (= 80 %) des im Mai 2005 neu gewählten Gemeinderats heißen so) legten den abseits aller Verkehrswege gelegenen Ort an, der wirtschaftlich immer isoliert war. Als Gemeinde selbstständig wurde Lusern im Jahr 1780 mit zur damaligen Zeit ca. 250 Einwohnern.

Im Jahre 1911 wurde ein großer Teil des Dorfes, dessen Häuser mit Holzschindeln gedeckt waren, durch einen Brand zerstört. Das Dorf wurde gleich wiederaufgebaut, vor allem dank großer Unterstützung aus Österreich. Im Ersten Weltkrieg lag Lusern zeitweise direkt an der Dolomitenfront (die damals ca. 900 Einwohner wurden innerhalb weniger Stunden nach Böhmen (Bezirk Aussig ) ausgesiedelt), wovon noch heute einige gut erhaltene monströse Festungsbauten und ein liebevoll gepflegter Soldatenfriedhof zeugen.

1919 kam Lusern mit Welschtirol an Italien, gleichzeitig stieg die Bevölkerungszahl nach der Rückkehr der evakuierten Luserner aus Böhmen (Januar 1919) innerhalb weniger Jahre auf fast 1200 an. Aufgrund von Auswanderungen während der Weltwirtschaftskrise sank sie jedoch bis Mitte der 30er Jahre wieder auf ca. 850. Während der Faschistenzeit (1922-1943) wurden alle zimbrischen Traditionen und die Sprache nicht nur im öffentlichen, sondern sogar im privaten Bereich unterdrückt und verboten: Mussolini und Ettore Tolomei betrieben wie in Südtirol so auch in den zimbrischen Gemeinden eine rücksichtslose Politik der Italianisierung . Die ab 1939 von Hitler und Mussolini erzwungene Option zwang einen Großteil der Einwohner zu einer neuerlichen Aussiedlung und verschärfte nach der endlich ermöglichten Rückkehr die bittere Armut. Als Gastarbeiter in der Schweiz , in Deutschland und vor allem in den Wirtschaftszentren Oberitaliens konnten sich die Luserner in den letzten Jahrzehnten einen bescheidenen Wohlstand erarbeiten. Die meisten dieser auswärts arbeitenden Luserner halten engen Kontakt mit ihrer Heimatgemeinde und viele kehren nach dem Ende ihrer Berufstätigkeit wieder nach Lusern zurück.

Mittlerweile eröffnet ein derzeit noch in den Anfängen stehender, aber schon in naher Zukunft weiter ausgebauter Sommer- und Winter- sowie Kurtourismus den Lusernern Einkommen und wirtschaftliche Perspektiven und ermöglicht es mehr jungen Lusernern, im Ort zu bleiben, so dass die für Lusern existenzbedrohende Abwanderung gestoppt werden kann. Die Mehrzahl der Besucher kommt derzeit aus anderen Regionen Italiens, die Gemeinde wünscht sich aber darüber hinaus mehr Besucher aus deutschsprachigen Ländern.

Auch kulinarische Spezialitäten wie der Vezzena-Käse sind mittlerweile überregional bekannt und gefragt.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 80er-Jahre hinein führte das Zimbrische in Lusern ein Nischendasein und war durch die starke Abwanderung auf Grund fehlender Infrastruktur und schlechter wirtschaftlicher Chancen von langsamer Auszehrung bedroht. Erst seit wenigen Jahren werden die zimbrischen Traditionen und vor allem die Wirtschaftsentwicklung (in erster Linie Fremdenverkehr) von der Provinz Trient, der Region Trentino-Südtirol , dem italienischen Staat und der EU unterstützt. Im August 1993 besuchte der damalige österreichische Außenminister Alois Mock Lusern und sicherte zu, dass Österreich die Sprachinseln der Zimbern unterstützt.

Bekanntester Sohn der Gemeinde ist der Jurist und Politiker Eduard Reut-Nicolussi (1888-1958).

Vor allem die engen Kontakte Luserns mit Südtirol sowie mit Österreich und Deutschland helfen der Gemeinde nachhaltig und begründen positive Perspektiven für die zimbrische Sprachinsel Lusern.

Sprache und zimbrische Tradition

In Lusern wird eine von noch insgesamt rund 1000 Sprechern beherrschte zimbrische Mundart gesprochen, die auf Grund ihrer sehr guten Erhaltung in der jahrhundertelangen Isolation von besonderem Interesse für die Sprachwissenschaft und die Erzählforschung ist.

Das Zimbrisch von Lusern gehört zur Dialektgruppe des Südbairischen . Intensiv erforscht hat den Dialekt in neuerer Zeit der deutsche Sprachwissenschaftler Dr. Hans Tyroller in den 1970er Jahren, als der Student die Region im Trentino nach Material für seine Magisterarbeit durchforschte. 1997 beauftragten ihn die Gemeinden, eine Grammatik zu verfassen, die er 2002 vorlegte. Er verfasste zudem Lehrbücher für Zimbrisch -Kurse und Schulen.

Der Südtiroler Pfarrer Franz Zuchristian richtete 1866 die deutsche Volksschule ein, die vom "Wiener Schulverein" unterstützt wurde. 1882 wurde auch eine Klöppelschule eingerichtet und 1893 ein deutscher Kindergarten. Die italienische "Lega Nazionale" (später "Pro Patria") gründete 1890 eine italienische Schule mit 20-30 Schülern, die auch das Mittagessen kostenlos anbot. Die große Mehrheit der Familien schickte dennoch ihre Kinder (ca.120) trotz Armut weiterhin in die deutsche Schule. Der Südtiroler Pfarrer Josef Bacher veröffentlichte 1905 in Innsbruck das Buch "Die deutsche Sprachinsel Lusern".

Nach dem ersten Weltkrieg wurde die deutsche Schule nicht mehr eröffnet. Seit den 1970er-Jahren wird neben italienisch auch wieder deutsch und zimbrisch unterrichtet. Das gut ausgestattete, von vielen Lusernern ehrenamtlich betreute und liebevoll gepflegte Dokumentationszentrum Lusern, das auch Publikationen in deutscher, italienischer und zimbrischer Sprache herausgibt und regelmäßig interessante kulturhistorische Ausstellungen veranstaltet, und der Einfluss der deutschsprachigen Medien stellen eine Brücke zum deutschen Sprachraum her.


Es gibt neuerdings auch wieder ein reges literarisches Leben in Lusern: Lieder und Erzählungen in zimbrischer Sprache werden gesungen bzw. geschrieben und vom Dokumentationszentrum veröffentlicht. Anfang 2005 wurde das "Kulturinstitut Lusern" gegründet, dessen Hauptaufgabe die Erhaltung und Festigung des Luserner Zimbrisch ist. Besonders Adolfo Nicolussi Zatta und der Bürgermeister von Lusern, Luigi Nicolussi Castellan, fördern und verbreiten sehr selbstbewusst und offensiv die zimbrischen Traditionen Luserns regional, überregional und international.

Der 1992 gegründete zimbrische Chor (Coro Polifonico Cimbro) ist inzwischen zu einem im In- und Ausland renommierten Kulturbotschafter der Luserner Zimbern geworden.

Heute sind alle Luserner stolz auf ihre ganz besondere Sprache und Tradition: Die örtliche Zeitung druckt regelmäßig Teile in zimbrischer Sprache und jeder Besucher Luserns wird am Ortseingang von einem Schild in italienischer , zimbrischer und deutscher Sprache begrüßt.

In den Lusern am nächsten gelegenen Orten Lavarone (zimbrisch: Lafraun) und Folgaria (zimbrisch: Vielgereut) wurde bis vor wenigen Jahrzehnten noch zimbrisch gesprochen, spätestens seit der Faschistenzeit (1922-1943) ist es aber ausgestorben, nur vereinzelte Flurnamen und lokale Bezeichnungen lassen noch die zimbrische Geschichte der Orte erkennen.

Heute bestehen zudem enge Kontakte zu den anderen Sprachinseln der Zimbern , insbesondere zu den am nächsten gelegenen im Fersental ( Provinz Trient ) und in den Sieben Gemeinden mit dem Hauptort Asiago ( Provinz Vicenza ), aber auch zu den Dreizehn Gemeinden ( Provinz Verona ) im Südwesten und zu den weiter östlich in den Karnischen Alpen gelegenen Zimbernorten Sappada ( Provinz Belluno ), Sauris und Timau ( Provinz Udine ).

Detailinfos über die weiteren zimbrischen Sprachinseln im Artikel Zimbern und in weiterführenden Links.

Weblinks

Wikipedia

Dieser Artikel basiert auf dem Artikel Lusern aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation . In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren des Artikels Lusern verfügbar.

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