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Letzte Änderung für Artikel Giudecca: 16.02.2006 13:20

Giudecca

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Inhaltsverzeichnis

Geographische Einordnung

 Satellitenaufnahme der beiden Zentralinseln Venedigs nebst den Nebeninseln St. Michele und Murano im Norden, der Giudecca im Süden sowie dem die Lagune nach Osten abschließenden Haff Lido (2001)
Satellitenaufnahme der beiden Zentralinseln Venedigs nebst den Nebeninseln St. Michele und Murano im Norden, der Giudecca im Süden sowie dem die Lagune nach Osten abschließenden Haff Lido (2001)
Bild:Venedig (Satellitenaufnahme).jpg

Südlich von Venedig gelegene Insel, die durch den gleichnamigen Kanal ( Canale della Giudecca ) von der Lagunenstadt getrennt und von ihr zirka 300 Meter entfernt ist. Das größte und nächstgelegenste Eiland Venedigs mißt in westöstlicher Erstreckung nicht mehr als 3.000 Meter; von Norden nach Süden ist sie nicht breiter als 400 Meter. In seinem östlichsten Teil ist die Giudecca die Gegenküste zum Markusplatz und Dogenpalast. Beide liegen am Ausgang des ‘‘Großen Kanals‘‘, dem Canal Grande , jenem Wasserverlauf, der die Lagunenstadt wie eine sich windende Schlange in westöstlicher Richtung durchzieht. Aus der Vogelperspektive mutet das Stadtbild der einstigen Hauptstadt der Dogenrepublik an wie zwei verbissene Kleinwale, die einander zu verschlingen suchen, wobei diese in ihren Mäulern verkeilten Meeresbewohner wie auf einer zu kleinen Schale über der Giudecca zu liegen scheinen.

Debatte um die Herkunft des Namens der Insel

Anfänglich wurde das Eiland Vigano [1] genannt. Später bürgerte sich der Name ‘‘Spinalonga‘‘ (die erstarrte Form von ‘‘Spina lunga, d.h. lange Fischgräte) ein, aufgrund seiner an eine Fischgräte erinnernde Wellenform.

Für die bis heute gültige Namensgebung scheinen zwei Haupttheorien sich unversöhnlich gegenüberzustehen. Nach der einen Lesart des Namens Giudecca sei die Insel wegen der Juden , denen dort im frühen Mittelalter zu siedeln erlaubt wurde, zu seiner Namensgebung gelangt. Demnach würde Giudecca (als Derivat von giudeo, mittelital. Bezeichnung für Jude im Unterschied zum heutigen Italienischen ebreo) die Judeninsel nominieren. Von dem venezianischen Patrizier Giorgio Emo ist zudem bekannt, daß er dem Senat des Stadtstaates im Jahr 1515 vorgeschlagen hatte, die Juden der Stadt auf Dauer und ausschließlich auf der Giudecca anzusiedeln. Doch davon kam man ab, wohl auch weil Soldatenquartiere auf der Insel unerwünschte Unruhen hätten provozieren können. [2]
Ein Jahr später nimmt der Senat den Vorschlag Zaccaria Dolfins an, wonach sich die in Venedig anwesenden Juden im Ghetto nuovo niederlassen sollen, einer Insel mitten in der Stadt, die man nächtens verschließt. Diese venezianische Judenstadt (in alter Zeit auch Gheto) ist das erste Ghetto überhaupt. Die Frage, ob im Namen der Insel Giudecca sozusagen der frühere Siedlungsraum dieses ersten jüdischen Ghettos Venedigs war, ist bis heute strittig.

Zeichnung eines Franziskaners der Stadt Venedig aus dem 14. Jahrhundert mit der Insel Giudecca (Schreibweise:Iudaica
Zeichnung eines Franziskaners der Stadt Venedig aus dem 14. Jahrhundert mit der Insel Giudecca (Schreibweise:Iudaica
1550-Stadtansicht Venedigs (Zeichnung) in Sebastian Münsters Cosmographia (Schreibweise in der lateinischen Ausgabe iudeca, in der deutschen Ausgabe (1570) Giudeca)
1550-Stadtansicht Venedigs (Zeichnung) in Sebastian Münsters Cosmographia (Schreibweise in der lateinischen Ausgabe iudeca, in der deutschen Ausgabe (1570) Giudeca)
1573-Stich Venedigs von der Druckerei Simon Pinargentis Isole che son da Venetia nella Dalmatia (Schreibweise wie in der deutschen Ausgabe Münsters Giudeca)
1573-Stich Venedigs von der Druckerei Simon Pinargentis Isole che son da Venetia nella Dalmatia (Schreibweise wie in der deutschen Ausgabe Münsters Giudeca)
1729-Stadtplan Venedigs (Schreibweise: Giudeca)
1729-Stadtplan Venedigs (Schreibweise: Giudeca)
1888-Stadtplan Venedigs aus Meyers Konversationslexikon (Aktuelle Schreibweise: Giudecca)
1888-Stadtplan Venedigs aus Meyers Konversationslexikon (Aktuelle Schreibweise: Giudecca)

Die andere Erklärung für die Herkunft des Inselnamens Giudecca knüpft an die wegen kleinerer Vergehen Verurteilten (ital. „giudicati“) an. Da Sträflinge in frühmittelalterlicher Zeit auf das von der Stadt abgegrenzte Eiland verbracht worden seien, könnte in diesem Falle allein der Gedanke für die „Verbannungsinsel hier Pate gestanden haben. [3]

Michelangelo hatte zwischen 1529 und 1532 drei Jahre auf der Giudecca in einer Art freiwilligen Exils ein Haus gemietet. [4]
. Auf Karten und Stichen des Stadtplans Venedigs, sind auf der Giudecca (auch Giudeca bzw. im altvenezianischen Dialekt Zueca) zahlreiche Adelspaläste mit riesigen Gärten eingezeichnet. Um die Wende zum 20. Jahrhundert war die Insel mit 3.000 Einwohnern hauptsächlich von Fischern bewohnt. Im frühen 20. Jahrhundert wurde die Giudecca zu einem Industriegebiet, vor allem in seinem westlichen Teilen) mit Werften und Fabriken. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verlor ein großer Teil der Industrieansiedlung auf der Insel seine frühere Bedeutung. Heute wird Giudecca mehr und mehr entdeckt als Wohngebiet, von dem geschätzt wird, das man hierhin gut zurückziehen und von dem größeren Touristentrubel Venedigs entspannen kann. Die Immobilien hier sind hier auch um einiges günstiger.

An bedeutenden Gebäuden findet man auf der Giudecca die Chiesa del Redentore, dem wohl schönsten und imposantesten Bauwerk Palladios , (errichtet 1576 als Botivkirche auf Anordnung des Senats anläßlich des Endes der Pest, die Kirche Sant'Eufemia (gegründet im 9. Jahrhundert) ist eine der ältesten Kirchen Venedigs und die Chiesa delle Zitelle. Die Kirche San Maggiore liegt abseits der östlichen Spitze Giudeccas.

Am Westende der Insel liegt ein riesiger, in neugotischem Stil erbauter, düster wirkender Ziegelbau, die Stucky-Mühle. Der Bau wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Teigwarenfabrikanten Giovanni Stucky errichtet. Für verschiedene Erweiterungen wurde der Hannoveraner Architekt Wullekopf beauftragt, der der Mühle ihre heutige Gestalt gab. Der Molino Stucky war bis zu Beginn des zweiten Weltkrieges die größte Nudelfabrik Italiens . Nach Jahren der Leerstands und des Verfalls begann man Ende des 20.Jahrhunderts die Mühle teils zu einem Hotel, teils zu Kultur- und Ausstellungszwecken umzubauen. Diese Arbeiten wurden 2003 durch einen Großbrand unterbrochen. Außerdem gab es auf der Giudecca ein Filmstudio.

Verarbeitung oder Erwähnung in der deutschsprachigen künstlerischen Literatur (in chronologischer Reihenfolge)

1786
Johann Wolfgang von Goethe
(1749-1832)
Italienische Reise
Venedig, 29. September 1786
1789
Friedrich Schiller
(1759-1805)

Der Geisterseher.
Aus den Memoires des Grafen von O**. Fragment

1. Buch: 4
5. Buch, 5. Brief, 1. Julius, a)
5. Buch, 5. Brief, 1. Julius, b)
1819-1822
E.T.A Hoffmann
(1776-1822)
Serapions-Brüder
Doge und Dogaresse, 344
1847
Fanny Lewald
(1811-1889)
Italienisches Bilderbuch
Venedig (Tageslicht), 802
1855
Jacob Burckhardt
(1818-1897)
Der Cicerone
Anleitung zum Genuß der Kunstwerke Italiens
107b: Architektur von 1540-1580 (Kirche del Redentore, 1576) und Nonnenkloster delle Zitelle, 1586) 108b
1860-1863
Herman Grimm
(1828-1901)
Das Leben Michelangelos
(1860-63)
Kapitel X,2
1862
Paul Heyse
(1830-1914)

Andrea Dolfin. Eine venezianische Novelle
12
1874
Theodor Fontane
(1819-1898)

Aus den Tagebüchern der Italienreise, Okt./Nov. 1874
1
1887
Conrad Ferdinand Meyer
(1825-1898)
Die Versuchung der Pescara
4.Kapitel: 3
1889
Hugo von Hofmannsthal
(1874-1929)
Der Abenteurer und die Sängerin
2.Kapitel: 2

Erwähnung in der nichtdeutschsprachigen künstlerischen Literatur (in chronologischer Reihenfolge)

1790
Giacomo Casanova
(1725-1798)
Mémoires (dt. Erinnerungen'‘
2.Band: 32.Kapitel)

Quellen

  1. Otto Julius Bierbaum: Dumont Visuell. Venedig , Köln:DuMont Buchverlag 2000, 5. aktualisierte Auflage ISBN 3-7701-3200-9 , S. 336. ↑ 
  2. Bierbaum, S. 141. ↑ 
  3. Bierbaum, S. 140. ↑ 
  4. Herman Grimm: Das Leben Michelangelos. Vollständige Ausgabe. Mit 24 Bildtafeln. Eingeleitet und mit Anmerkungen von Dr. Karl Augst Laux, Leipzig: Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung 1940, S. 533 (Kap. X,2). Im Projekt Gutenberg findet sich Grimms Biographie Das Leben Michelangelos (1860-63) bereits in digitalisierter Form (auch wenn die elektronische Stellenangabe nicht mit dem des Originals übereinstimmt: richtig ist Kapitel X,2) [ Leben Michelangelos, Kapitel X,2 ]. ↑ 

Wikipedia

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