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Letzte Änderung für Artikel Fernschach: 18.02.2006 23:17

Fernschach

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Fernschach ist die Spielweise des Schachs, bei der sich die Gegner nicht unmittelbar "Auge in Auge" am Brett gegenüber sitzen sondern räumlich getrennt sind. Die Züge werden per Postkarte, Fax, E-Mail oder andere Medien ausgetauscht. Fernschachpartien werden ab und an auch als Korrespondenzpartien bezeichnet. Eine Fernpartie kann über Wochen, Monate oder Jahre ausgetragen werden. Da inzwischen über Schachserver räumlich getrennte Gegner auch Blitzpartien austragen können, wird der Begriff Fernschach als Bezeichnung von Schachpartien mit sehr langen Bedenkzeiten verwendet.

Traditionell wurden die Züge per Postkarte oder Brief übermittelt. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert wurde vereinzelt auch per Telegraph oder Funk korrespondiert. Es gab sogar schon den Ansatz über eine Telefonzentrale zu spielen. Im 19. Jahrhundert waren Fernpartien vor allem als Wettkämpfe zwischen Vereinen oder Städten populär, und im Kalten Krieg erfreuten sich Radio-Wettkämpfe zwischen USA und UdSSR großer Aufmerksamkeit. Die Masse der Partien fand und findet jedoch zwischen Einzelspielern statt.

Inhaltsverzeichnis

Bedenkzeit

Die Bedenkzeit wird im Fernschach in Tagen gemessen. Abhängig vom Verband hat man für 10 Züge 30 bis 60 Tage Bedenkzeit zur Verfügung, wobei zumindest bei Postturnieren noch die Brieflaufzeit hinzukommt. Die Hauptrolle für die Berechnung der Bedenkzeit war das Datum des Poststempels. Aufgrund der Postlaufzeiten, die noch vor wenigen Jahren in den Ostblock oder nach Südamerika hin und zurück mehrere Wochen betragen konnten, bestand die Möglichkeit zu sehr tiefen und gründlichen Analysen.

Aufgrund der Brieflaufzeiten konnten insbesondere internationale Partien durchaus einige Jahre dauern. So begann das Finale der 10. Fernschach-Olympiade 1987 und endete 1995. Kurios dabei war, dass die teilnehmende Mannschaft der DDR noch 1995 - also lange nach der Wiedervereinigung - eine Bronzemedaillie gewann.

Die längste bekannte Fernpartie dauerte 16 Jahre. Es handelte sich dabei um eine Partie zwischen Dr. K. Brenzinger aus Pforzheim und F. E. Brenzinger aus New York, die zwischen 1859 und 1875 ausgetragen wurde und nach 50 Zügen mit einem Sieg von Schwarz endete. Im Guinness-Buch der Rekorde von 1971 wird von einer Partie berichtet, die von zwei Spielern aus Schottland und Australien ab 1926 mittels Weihnachtsgrußkarten ausgetragen wurde und zum Zeitpunkt der Veröffentlichung noch andauerte. Die Notation dieser Partie ist allerdings nicht bekannt.

Heute steht als Übertragungsmittel Fax, E-Mail, SMS oder Schachserver zur Verfügung. So entfällt die Brieflaufzeit, was die Dauer einer Fernpartie erheblich verkürzt. Auf Schachservern wird die Bedenkzeit mittlerweile minutengenau gemessen und die durchschnittliche Partiedauer liegt nicht mehr bei einem Jahr, sondern bei mehreren Monaten.

Zugübermittlung

Notation

Im Fernschach wird manchmal noch die früher übliche sogenannte algebraische Notation verwendet: Dabei werden nur die beiden Felder benannt, auf denen die Figur stand und landet, wobei die Linien nicht mit Buchstaben, sondern Ziffern bezeichnet werden. Der Zug e2-e4 beispielsweise lautet dann 5254, statt Dd8xa5 schreibt man 4815. Beim Fernschach per E-Mail setzt sich aber immer mehr die Portable Game Notation (PGN) durch, die beim IECG zum Standard gehört.

Postkarte

Traditionell wurden die Züge per Postkarte oder Brief übermittelt.

Häufig verwendete man vorgedruckte Postkarten. Hier trug man auf einem "Formular" die vorgeschiebenen Daten ein:

  • letzter Zug des Gegners
  • eigener Antwortzug
  • gegebenenfalls Eventualzüge
  • Poststempeldatum der gegnerischen Postkarte
  • Datum der Ankunft der gegnerischen Postkarte
  • Datum der Absendens der eigenen Postkarte
  • Bedenkzeit des Gegners beim letzten Zug sowie dessen gesamte bisherige Bedenkzeit
  • eigene Bedenkzeit beim aktuellen Zug sowie die eigene gesamte bisherige Bedenkzeit
  • bei Bedarf Urlaubsankündigung (Urlaub von der Partie)
  • gegebenenfalls Remisangebot, Annahme oder Ablehnung des gegnerischen Remisangebotes, Aufgabe der Partie

Die Züge notierte man in der Regel in der algebraischen Notation.

Da man oft gleichzeitig gegen mehrere Gegner spielte, summierten sich die Portokosten zu einem beachtlichen Betrag. Um hier Kosten zu sparen, nutzten viele deutsche Fernschachspieler den verbilligten Tarif "Drucksache" der Deutschen Post aus. Dazu waren auf der Postkarte außer den Anschriften des Empfängers und des Absenders keine handschriftlichen Eintragungen zugelassen. Daher benutzte man Stempel, mit denen man die erforderlichen Daten auf die Postkarte stempelte.

Einige deutsche Fernschachspieler versuchten Kosten einzusparen, indem sie die kostenlose Kontoführung von einigen Banken und Sparkassen ausnutzten. Sie vereinbarten bei nationalen Turnieren, auf die Postkarte zu verzichten und statt dessen die Züge auf den Kommentarfeldern von Banküberweisungsbelegen zu übermitteln; man überwies kleinere Geldbeträge hin und her. Dies sparte zwar tatsächlich Kosten, allerdings waren die Banklaufzeiten meist höher als die Postlaufzeiten, das heißt die Partien verlängerten sich.

Ferner kann man Kosten und Partiedauer verringern, indem man dem Gegner Eventualzüge vorschlägt. Insbesondere wenn der Gegner nur einen einzigen vernünftigen Antwortzug hat, kann man sinngemäss schreiben: Ich ziehe nun Lb5+. Falls Du mit Ld7 antwortest spiele ich im nächsten Zug Dd2. Auch längere Eventualzugfolgen kann man vorschlagen.

Bei Eventualzugvorschlägen sollte man möglichst die Formulierung "beliebig" oder ähnliches vermeiden, um nicht gewollte Effekte zu vermeiden. So kursiert als Bonmot das folgende Beispiel: Nach 1.d4 g6 schreibt Schwarz "2. beliebig, ich spiele 2. ... Lg7". Daraufhin zieht Weiß 2.Lh6. Schwarz muss nun wie angekündigt Lf8-g7 antworten. Weiß gewinnt dann mit 3.Lxg7 den Läufer und schlägt im nächsten Zug noch den schwarzen Turm auf h8.

Fax, E-Mail, Schachserver

Seit etwa 1990 wurde das Postkartenschach fast völlig von den Medien Fax, Telefon, E-Mail, SMS und Schachservern in den Hintergrund gedrängt. Die Verbreitung des Internets hat nicht nur allgemein zugenommen, sondern ist vor allem bei den Schachspielern fast aller Altersgruppen überdurchschnittlich angestiegen, daher finden heute auch bei den Fernschachverbänden fast ausschließlich E-Mail-Turniere statt.

Der ICCF hat am Anfang 1996 erstmals E-Mail- und Faxturniere organisiert.

Nationale Turniere

Die nationalen Turniere werden von den nationalen Fernschachverbänden organisiert. Der größte Verband in Deutschland ist der Deutsche Fernschachbund , die Nachfolgeorganisation des Bundes Deutscher Fernschachfreunde (BdF), der am 25. August 1946 in Frankfurt/Main gegründet wurde. Er bietet Auf- und Abstiegsturniere für Einzelspieler und Mannschaften an, organisiert die Deutsche Meisterschaft und veranstaltet weitere Turniere wie Pokalturnier, Allgemeine Turniere und Thematurniere. Diese Turnierformen ermöglichen es Schachspielern jeder Spielstärke, adäquate Spielpartner zu finden. Daneben veranstaltet der Deutsche Fernschachbund jährlich ein Treffen für die Mitglieder und deren Angehörige.

Als weitere nationale Fernschach-Organisation hat sich der 1998 gegründete Deutsche E-Mail-Schachclub (DESC) etabliert. Er bietet seinen Mitgliedern ebenfalls ein umfangreiches Turnierangebot.

Internationale Turniere

ICCF

Internationale Turniere werden vom Welt-Fernschach-Verband International Correspondence Chess Federation (ICCF) veranstaltet. Dieser wurde 1928 gegründet. Die Turnierstruktur ist hier ähnlich wie bei den nationalen Turnieren. Es finden Auf- und Abstiegsturniere statt. Ferner organisiert der ICCF die Europa- und Weltmeisterschaften sowie die Fernschacholympiaden.

IECG

Als zweiter internationaler Fernschach-Verband hat sich seit Mitte der 1990er Jahre der IECG ("International Email Chess Group") etabliert, der inzwischen ebenfalls Weltmeisterschaften und Teamturniere anbietet.

Wertungszahlen National und International

Nach einer Mindestzahl von Partien in Turnieren erhalten die Spieler wie im Nahschach eine Wertungszahl. In die Wertungszahl fließen die erreichten Punkte in einem Turnier und die Wertungszahlen der Gegner ein. National gibt es die Fernschach-Wertungszahl (FWZ) und international die Fernschach- Elo-Zahl , wobei jeder Verband meist ein eigenes Wertungssystem besitzt. Nach Wertungszahlen kann das Spielstärkeniveau festgestellt werden. Die Durchschnitte der Wertungszahlen der Kontrahenten regeln nach Kategorieziffern, wieviele Punkte ein Spieler erreichen muss, um beispielsweise eine Norm für den Titel "Internationaler Meister" zu bekommen.

Besonderheiten

Beim Fernschach sind naturgemäß einige Regeln des Nahschachs außer Kraft gesetzt:

  • Die Regel "berührt - geführt" gilt nicht. Bei Abgabe eines unkorrekten Zuges muss die quasi berührte Figur nicht gezogen werden.
  • Hilfestellungen sind erlaubt, z. B. gemeinsame Analyse mit Anderen, Benutzen von Schachliteratur, Schachdatenbanken und auch Schachprogramme dürfen benutzt werden.

Historisches

Die älteste bekannte Fernpartie fand 1804 statt zwischen den Städten Den Haag und Breda. Bedeutender war jedoch Städtekampf London gegen Edinburgh, der 1824 begann und den Edinburgh 1828 mit 3:2 gewann.

Fernschach und Computer

Computer und Schachprogramme haben das Fernschach in den letzten Jahren erheblich verändert. Neben fundiertem Schachverständnis gewinnt die Fähigkeit, Computeranalysen zu interpretieren und zu steuern zunehmend an Gewicht. Der Einfluss der Computeranalysen auf die Spielstärke ist umstritten, aber kaum ein Spitzenspieler kann es sich mehr leisten, komplett auf Computerunterstützung zu verzichten. Zumindest grobe taktische Fehler sind somit aus der Turnierpraxis beinahe völlig verschwunden.

Durch den vermehrten Einsatz von Computern hat das Fernschach allgemein binnen weniger Jahre ein taktisches Niveau erklommen, das zuvor der Weltspitze vorbehalten war.

Andererseits hat das auch dazu geführt, dass durch den Spielstärkezuwachs der Schachprogramme auch die Begeisterung einiger Schachspieler für das Fernschach nachgelassen hat, weil sie nicht nur gegen Maschinen spielen wollen. Der Mathematiker Prof. Ingo Althöfer der Universität Jena, der sich unter anderem mit der Optimierung von Schachcomputern befasst, hat 1999 Fernschachspieler zum Thema Computer-Hilfe befragt. Vorläufige Ergebnisse sind auf [1] erhältlich.

Die ICCF -Weltmeisterschaften

Entstehung

Erstmals wurde die Idee einer Fernschach-Weltmeisterschaft 1936 auf einer Tagung des damaligen Weltfernschachbundes IFSB (heute ICCF) vorgestellt. Man fand prominente Fürsprecher, u.a. in Alexander Rueb , dem Präsidenten der FIDE , dem Weltmeister Aljechin , in Keres und in Euwe . Am 10. August beschloss der IFSB in Stockholm, regelmässig Weltmeisterschaften durchzuführen. Dies konnte erst nach dem 2.Weltkrieg von der Nachfolgeorganisation ICCF durchgeführt werden. Die erste Weltmeisterschaft begann 1947. 78 Spieler aus 22 Ländern starteten in 11 Vorgruppen. 1953 stand mit dem Australier Cecil Purdy der erste Fernschachweltmeister fest.

Qualifikation

Für die Teilnahme an der Endrunde zu einer Weltmeisterschaft muss man sich im Normalfall qualifizieren. Zunächst muss man ein Turnier der ICCF-Meisterklasse mit 15 Teilnehmern gewinnen, alternativ reichen zwei Siege in der ICCF-Meisterklasse mit 7 Teilnehmern aus oder zweimal zweiter Platz in einer 15er Gruppe aus. Damit kann man am Halbfinale einer WM teilnehmen. Hier benötigt man Platz 1 oder Platz 2, um im 3/4 Finale mitspielen zu können. Mit Platz 1 bis Platz 3 (was die ICCF jeweils festlegt) erreicht man die WM-Endrunde. Das 3/4-Finale wurde 1974 auf der ICCF-Tagung in Nizza eingeführt. Vorher konnte man sich von Halbfinale aus direkt für das Finale qualifizieren. Zu Zeiten der Postkarte konnte der Weg zum Weltmeister durchaus 15 Jahre dauern, bedingt vor allem durch lange internationale Postlaufzeiten. Allerdings kann die ICCF auch Freiplätze vergeben an Schachspieler, die anderweitig herausragende Leistungen gezeigt haben, etwa an Grossmeister im Nahschach. Ein solcher Seiteneinsteig wurde etwa Fritz Baumbach bei der 9.WM gewährt.

Durchführung

Die ersten Weltmeisterschaften wurden zeitlich nacheinander durchgeführt. Der Weltmeister und der Zweite waren automatisch für die nächste Endrunde qualifiziert. Wegen der langen Postlaufzeiten dauerte ein Finale oft 5 Jahre. Um die Abstände zu verkürzen wurden die Endrunden ab der 8.WM zeitversetzt durchgeführt: Auch wenn vorhergehende Finale noch lief wurde das nächste WM-Finale gestartet. Die beiden Erstplatzierten waren dann für die übernächste WM qualifizert.

Seit einigen Jahren werden die Weltmeisterschaften abwechselnd als traditionelle Post- und E-Mail-Turniere gestartet.

Die ICCF-Fernschachweltmeister

  • 1. Cecil Purdy (1953, AUS)
  • 2. Wjatscheslaw Ragosin (1959, UdSSR)
  • 3. Alberic O'Kelly de Galway (1962, BEL)
  • 4. Wladimir Sagorowski (1965, UdSSR)
  • 5. Hans Berliner (1968, USA)
  • 6. Horst Rittner (1971, DDR)
  • 7. Jakow Estrin (1976, UdSSR)
  • 8. Jørn Sloth (1980, DEN)
  • 9. Tõnu Õim (1983, UdSSR)
  • 10. Victor Palciauskas (1984, USA)
  • 11. Fritz Baumbach (1989, DDR)
  • 12. Grigori Sanakojew (1991, RUS)
  • 13. Michail Umansky (1998, RUS)
  • 14. Tõnu Õim (2000, EST)
  • 15. Gert Jan Timmerman (2002, NIE)
  • 16. Tunc Hamarat (2004, AUT)
  • 17. Ivar Bern (2006, NOR)
  • 18. Joop van Oosterom (2005, NIE)

Derzeit laufen bereits die Finals der 19., 20. und 21. Fernschachweltmeisterschaft.

Die ICCF-Fernschachweltmeisterinnen

Die Weltmeisterschaft der Damen begann 1965 mit den Vorrunden zur 1.WM.

  • 1. Olga Rubzowa (1972, UdSSR)
  • 2. Lora Jakowlewa (1977, UdSSR)
  • 3. Luba Kristol (1984, ISR)
  • 4. Ludmila Belavenets (1992, RUS)
  • 5. Luba Kristol (1998, ISR)
  • 6. Alessandra Riegler (2005, ITA)

Die IECG -Fernschachweltmeister

Die Jahreszahl entspricht dem Jahr des Starttermins.

  • 1. Simon Webb (1996, ENG)
  • 2. Martin Pecha (1997, AUT)
  • 3. Juan Sebastian Morgado (1998, ARG)
  • 4. Wilfried Braakhuis (1999, HOL)
  • 5. Albrecht Fester (2000, GER)
  • 6. Istvan Sinka (2001, HUN)
  • 7. Jorge Rodriguez (2002, ARG)

Aktuell laufen die Finales der 2003- und 2004-Meisterschaft.

Weblinks

Wikipedia

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