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Letzte Änderung für Artikel Waldschlössel: 14.08.2005 16:08

Waldschlössel

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Das Waldschlössel bei Klingenmünster in Rheinland-Pfalz ist eine der ältesten Burganlagen der Pfalz , bei der man von einer wirklichen Burg und nicht von einer Fliehfeste sprechen kann. Der ursprüngliche Name der Burg ist unbekannt, oft wird sie auch nur als Schlössel bezeichnet. Es ist nicht mit Sicherheit zu klären, ob sie mit der in einer Urkunde genannten "villa walahstede" identisch ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Erbauung

Die Entstehung der Burg gliedert sich in zwei Bauphasen. Der größere Ringwall , der die Burg umspannt ist in der Zeit zwischen 880 und 920 anzusiedeln und war entweder eine Erweiterung des Heidenschuhs oder eine Neuanlage nach dessen Aufgabe. In der Zeit um 1030 wurde die eigentliche Burg erbaut, sie ist somit eine Burg der Salierzeit .

Im zweiten Drittel des 11. Jahrhunderts liegt die erste Nutzungsperiode der Burg. Nach einer Zerstörung wurde die Burg im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts wieder aufgebaut und zahlreiche Änderungen durchgeführt. Die dritte Nutzungsperiode liegt zu Beginn des 12. Jahrhunderts . Auch hier dürfte eine erneute Zerstörung der Burg den Anlass zum Umbau gegeben haben.

Funktion

Der Berghügel mit dem Wohnturm war für den salischen Vogt des Klosters Klingenmünsters bestimmt. Die weiträumige Vorburg diente in Zeiten der Gefahr zur Aufnahme der Insassen und Hintersassen des Klosters. Das Schlössel übernahm damit die Aufgabe der Ringwallanlage auf dem Heidenschuh. Weiterhin hatte die Burg die Aufgabe, die Vorgänge auf dem nahen Heeresweg im Kaiserbachtal zu beobachten.

Geschichtliche Daten

Der Salierkönig Konrad II. (1024-1039) könnte der Bauherr der Anlage sein. 1116 wurde die Burg von Herzog Friedrich II. von Schwaben auf Befehl des letzten Salierkaiser Heinrich V. (1106-1125) erobert. Nach der Berufung von Erzbischof Adalbert I. von Mainz zum Kanzler, eignete dieser sich in kurzer Zeit die kaiserlichen Güter, Kirchengüter und Besitzungen des Reiches an. Durch die Territorialpolitik Adalberts I. rückten seine Verwandte in unsere Gegend ein. Die Linie der Saarbrücker wurden somit Schutzvögte des Klosters Klingenmünster und seiner Besitzungen. Auch das Schlössel kam somit in den Besitz der Grafen von Saarbrücken. Im weiteren Verlauf der Geschichte ging die Schutzherrschaft auf das Kaisergeschlecht der Staufer über. Es bestand eine enge Verwandtschaft zwischen den Saarbrückern und dem ersten Stauferkönig Konrad III. (1138-1152). Das gute Verhältnis zwischen Graf Simon I. von Saarbrücken und dem Staufer Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) muß eine empfindliche Störung erlitten haben, denn die Burg des Grafen und drei weitere Burgen wurden im Jahre 1168 auf Befehl des Kaisers zerstört.

Die Burg geriet danach in Vergessenheit und wurde erst im Jahre 1890 wieder entdeckt.

Beschreibung

Die Vorburg

Auf der Ostseite schließt sich die Vorburg an. Sie besteht zum größten Teil aus Findlingen , die durch Mörtel zusammengehalten werden. Ein Nord- und ein Südtor konnten gefunden werden. Aus der Gestaltung der Tore schließt man, daß sich darüber Holztürme befanden. Die Ringwallanlagen sind teilweise noch recht gut zu erkennen. Der eigentliche Zugang von Vorburg zum Torturm läßt sich zur Zeit nur erahnen. Nach Abschluss der Grabungen im inneren der Burg sollen die Außenanlagen und der Zugangsweg genauer untersucht werden.

Der Torturm

An den Torturm schließt sich die Ringmauer an, die ein unregelmäßiges Vieleck bildet. Der Torturm hat einen Durchgang zum Burghof. Die Außenmaße betragen 6,00m x 7,30m. Die südliche Frontwand besteht aus Quadern, die in einer Bautechnik bearbeitet wurden, die im letzten Viertel des 11. Jahrhunderts bis zum Anfang des 12. Jahrhunderts angewandt wurde.

Der Torturm besaß zwei zweitürige Flügeltore mit einer Durchgangshöhe von 2,50m. Am Torturm selbst sind Reparaturarbeiten zu erkennen, die auf eine mehrfache Zerstörung hindeuten. Auf der rechten Seite des Eingangs wurde bei einer früheren Ausgrabung (wahrscheinlich 1935) fälschlicherweise ein Türgewand eingesetzt. Dieses ist zwar authentisch, gehört aber natürlich zu einem der Gebäudeeingänge.

Burgareal innerhalb der Ringmauer

Die Ringmauer aus Stein entstand kurz nach dem Bau des Wohnturmes. Sie wurde aus kleinen Steinquadern errichtet und hat vermutlich einen Wall aus Sand und Holzpflöcken ersetzt. Im Westen kann man auch erkennen, dass die Ringwallanlagen der älteren Vorburg beim Bau geändert wurden.

Das Burgareal teilt sich in zwei Bereiche. Im Wirtschaftshof standen die Wirtschaftsgebäude der angesiedelten Handwerker. Nach dem Torturm gelang man durch ein weiteres Tor auf der rechten Seite in den Oberhof. Dieser war für die Burgbesitzer und seine Angestellten zugänglich. Der Oberhof wurde vom Torturm und vom Vorbau des Wohnturms aus streng bewacht.

Der Wohnturm

Der alles beherrschende Wohnturm der Burg hat einen viereckigen Grundriss von ca. 13 mal 13 Meter und eine Mauerstärke von ca. 2,5 Meter. Er soll in früherer Zeit vier bis fünf Stockwerke besessen haben, von denen heute nur noch das Erdgeschoss und der eigentliche Keller erhalten geblieben sind. Das Erdgeschoss war mit Lichtschlitzen versehen die vermutlich auch als Schießscharten dienten. Die Fenster der oberen Stockwerke waren mit Arkadenfenstern ausgestattet, wie Ausgrabungen ergaben. Den Abschluss soll eine Wehrplattform gebildet haben, die vermutlich mit einem schnell abnehmbaren Spitzdach abgedeckt war.

Im Norden des Wohnturms liegt ein Anbau. Dieser hatte einen Grundriss von ca. 4 mal 4 Meter und diente als Abortschacht , der von den jeweiligen Stockwerken erreicht werden konnte. Ein zweiter Anbau im Osten diente sehr wahrscheinlich dem Schutz des höher gelegenen Eingangs (vermutlich im 2. Geschoss gelegen). Der Eingang zu diesem Vorbau liegt in einer Höhe von ca. 1,50m. Davor liegt ein Podest, welches früher nur durch eine Rampe erreichbar war. Die Rampe verlief an der Mauer entlang, so dass ein Anrennen mit einem Rammbock an das Tor des Vorbaus unmöglich war.

Nutzung der Bereiche im Laufe der Geschichte

Bauphase (um 1030)

Im Westen des Wirtschafshofes liegt eine Fläche von rund 35m², auf welcher sich teilweise zwei feste Mörtelschichten erhalten haben. Hier dürfte der „Mörtelplatz“ gelegen haben, an welchem der Mörtel für die Bauarbeiten gemischt wurde. In diese Zeit kann auch der Fund zweier Gebäudereste, Feuerstellen und ein Erzofen datiert werden.

Erste Nutzungsphase (Zweites Drittel 11. Jahrhundert)

Wirtschaftshof

Vier Pfostenlöcher lassen sich zu einem polygonalen Gebäude mit einer Länge von rund 7m und einer Breite von 3,5m rekonstruieren. Innerhalb des Gebäudes wurden zwei Feuerstellen angetroffen. Die Begleitfunde lassen möglicherweise erste Hinweise auf Buntmetall- oder Glasverarbeitung zu. In den Feuerstellen bzw. in der unmittelbaren Umgebung wurden mehrere Keramikscherben mit gelben, roten und grünen Materialresten geborgen. An der sydlichen Feuerstelle konnte eine Scherbe aus grünem durchsichtigem Glas mit Bemalung geborgen werden. Man kann davon ausgehen, dass in dem Gebäude zumindest zeitweise spezielle handwerkliche Tätigkeiten ausgeführt wurden. Unmittelbar vor dem Gebäude haben sich zum Teil mehrere Steinschichten eines in den Boden eingetieften Ofens mit Arbeitsraum erhalten. Die Seitenmauern des Arbeitsraums wurden mit Mörtel aufgeführt, während im Ofen selbst Lehm als Bindemittel diente. Die Steine im Ofen weisen teils starke Abplatzungen durch große Hitzeauf. Die Öffnung des Feuerraums liegt ebenerdig. Insgesamt bestehen große Ähnlichekeiten zu dem Backofen aus der zweiten Phase vor der Küche im Oberhof, sodass wir hier vorerst einen Backofen annehmen können. Sollte sich jedoch die ersten Hinweise auf Glasverarbeitung erhärten, ist hier auch eine Nutzung als Kühlofen nicht auszuschließen. Außerdem befand sich im Wirtschaftshof ein weiteres Gebäude sowie zahlreiche Öfen (vier Stück) und Feuerstellen.

Wohnturm mit Vorbau

Im Keller des Wohnturm wurden Wasservorräte und Wein gelagert. Die Wasservorräte wurden jeden Tag durch sogenannte Wasserträger aufgefüllt. Das Wasser wurde unter anderem von der „Marthaquelle“ herangeschafft und durch eine Öffnung im Wohnturm in den Keller geleitet. Im ersten Stockwerk befand sich die Küche und wahrscheinlich Lagerräume. Die oberen Stockwerken dienten den Besitzern und den Bediensteten als Wohnbereich.

Zweite Nutzungsphase (Letztes Drittel 11. Jahrhundert)

Vermutlich wurde die Burg nach einer Zerstörung in geänderter Art wieder aufgebaut.

Wirtschaftshof

Im Wirtschaftshof sind drei Gebäude mit geänderten Grundrissen und Funktionen nachweisbar.

Das Badehaus

Direkt nach dem Torturm entstand eine Badehaus. Die Feuerstelle in der südwestlichen Ecke des Gebäudes war nicht nur deutlich größer als bisher bekannt, sondern es handelt sich hierbei offenbar um einen offenen Kamin mit einer Breite von rund 1,50m. Die nördliche Wange aus Stein mit einer Höhe von etwa 1,10m wurde bereits am Anfang der Grabungen in diesem Bereich abgetragen. Von der südlichen Wange hat sich lediglich der Stumpf erhalten. Dieser wies teils starke Abplatzungen auf. In der unmittelbaren Umgebung des Kamins konnten zahlreiche Fragmente von verbrannten Knochen geborgen werden. Unmittelbar neben dem Kamin hatte sich im Verlauf des Fundaments ein verkohltes Brett mit einer Länge von 1m und einer Breite von 0,20m erhalten. Hierbei dürfte es sich um eine Schwelle von einer Tür handeln. Das Kernstück des Gebäudes bildet jedoch eine aufwendige Heizungsanlage, die weitgehend unter dem Laufhorizont des Gebäudes liegt. Diese Anlage wurde durch eine Steintreppe zwischen dem Gebäude und der Ringmauer erschlossen. Als Bindemittel für die Treppe und die gesamte Heizungsanlage diente nicht Mörtel, sondern Lehm, der in den Fugen eine braune bis rotbraune Farbe besitzt. Dies ist wohl auf eine starke Hitzeeinwirkung zurückzuführen. Die Rückseiten der einschaligen Mauern waren gegenüber dem Untergrund mit Lehm abgedichtet, der hier einen orangenen Farbton aufweist. Der Arbeitsraum besass ein Tonnengewölbe und war nach aussen mit einer Tür verschlossen. Die Schwelle des Türrahmens zeichnete sich schön im gelben Sand ab. Aufgrund des Einschnitts in der Treppe können wir hier wohl von einer zweiflügligen Tür ausgehen, die nach aussen geöffnet wurde. Die Höhe des Arbeitsraumes im Scheitel des Tonnengewölbes kann mit 1,80m rekonstruiert werden. Der obere Abschluss des Gewölbes dürfte etwa 40cm in den Raum darüber geragt haben. Der Ofen bestand aus zwei Teilen. Unten lag der Feuer- oder Schürraum und oben ein Heissluftraum. Die Schüröffnung des Feuerraums liegt 20cm über dem Boden des Arbeitsraums und besitzt oben einen Rundbogen. Diese Öffnung besitzt keinerlei Verschleiß. Die Sohle des Feuerraums bestand aus braunem Lehm. Der gelbe Sand darunter war durch die Hitze rötlich verfärbt. Trotz starker Abplatzungen lässt sich noch erkennen, dass der Feuerraums sich nach oben konisch verjüngte. Zwischen Feuerraum und Heissluftraum muss es einen Abschluss gegeben haben. Der Heissluftraum ragte in den darüber liegenden Raum hinein und besass offenbar oben eine runde Öffnung. Diese war mit einem Stein verschlossen und diente der Wärmeregulierung. Von dem Heissluftraum geht rechtwinklig ein Kanal ab. Er verläuft etwa in der Längsachse des Gebäudes und war mit Steinplatten bedeckt. Für ein Dampfbad wurden die heißen Platten des Kanals mit Wasser übergossen. Die Konstruktion des Ofens ist für ein reines Dampfbad untypisch. Es ist somit sehr wahrscheinlich, dass es auch normale Bäder in Holzbehältern gab. Darauf deuten auch die Knochenfunde hin, da zu dieser Zeit beim Baden auch gerne gegessen wurde.

Die weiteren Gebäude

Neben dem Badehaus konnten noch Überreste von weiteren Gebäuden gefunden werden. In dem mittleren Gebäude konnten Spuren einer Schmiede festgestellt werden.

Oberhof

Im Oberhof wurde nun ein größeres Gebäude mit einem aussen gelegenen Backofen errichtet. Dieses Gebäude nahm nun auch die Küche auf. Eine Maueröffnung zum Torturm diente als Abfluss.

Wohnturm

Durch die Auslagerung der Küche konnte hier mehr Platz geschaffen werden. Im Vorbau zum Wohnturm wurden zeitweise Tiere gehalten.

Dritte Nutzungsphase (Anfang 12. Jahrhundert)

Während der Ausgrabung konnten einige Funde nicht in das 11. Jahrhundert dadiert werden. Aus diesem Grund muss es weitere Umbau- und Nutzungsphasen zu Beginn des 12. Jahrhunderts gegeben haben. Weitere Details dazu sind allerdings noch nicht bekannt.

Allgemeine Hinweise zum Wohnturm

Bei dem Wohnturm kann man bei vier Stockwerken von einer Wohnfläche von ca. 280m² ausgehen. Legt man sogar die wahrscheinlichere Zahl von fünf Stockwerken zugrunde, so gelangt man zu einer Fläche von sogar 350m². Die Anzahl der Personen, welche auf der Burg lebten, kann man nur schätzen. Ihre Zahl könnte zwischen 40 – 50 Personen liegen. Nach den Mahlzeiten wurden die Essensreste über den Abortschacht entsorgt. Dieser wurde von Zeit zu Zeit entleert und mit den Fäkalien der Tiere vermischt. Diese Mischung diente wohl als Dünger für die Bewirtschaftung der Felder. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits die drei Felderwirtschaft durchgeführt, welche ohne eine Düngung der Felder nicht möglich ist.


Anmerkung zur verwendeten Literatur

  • "Archäologie in der Pfalz" Jahresbericht 2000, Speyer, 2000

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