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Letzte Änderung für Artikel Göttinger Mescalero: 31.12.2005 12:51

Göttinger Mescalero

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Mit dem Pseudonym Göttinger Mescalero unterschrieb ein anonymer Autor einer Göttinger Antifa -Gruppe 1977 das berühmt-berüchtige Sponti-Manifest "Buback - Ein Nachruf", das die Ermordung des Generalbundesanwalt Siegfried Buback durch die Rote Armee Fraktion kommentierte.

Es war die Zeit der Nachwirkungen der Außerparlamentarischen Opposition (APO), der Straßenkämpfe um politische Ansichten und besetzte Häuser und auch die Zeit terroristischer Aktionen, die später unter dem Begriff " Deutscher Herbst " zusammengefasst wurden.

In seinem Pamphlet "Buback - ein Nachruf", welches am 25. April 1977 in den Göttinger Nachrichten (der damaligen Zeitung des AStA der Universität Göttingen ) veröffentlicht wurde, stellte der "Göttinger Mescalero" - trotz rationaler und politischer Kritik am Buback-Attentat - seine emotionale Sympathie für den Mord am damaligen bundesdeutschen Generalbundesanwalt Siegfried Buback dar. In den Medien wurde insbesondere die vom Verfasser geäußerte "klammheimliche Freude" zitiert und kritisiert.

Der Schreiber nannte sich " Stadtindianer " und unterzeichnete das Pamphlet mit " Mescalero ", dem Namen eines Apachenstamms. Er gab sich als Mitglied der Bewegung «Undogmatischer Frühling» zu erkennen, die damals mit der «Sozialistischen Bündnisliste» den Göttinger AStA stellte.

Der "Göttinger Mescalero", wollte "nach dem Abschuss von Buback" seine "klammheimliche Freude nicht verhehlen". Er fragte: "Warum diese Politik der Persönlichkeiten? Könnten wir nicht mal zusammen eine Köchin entführen und sehen, wie sie dann reagieren die aufrechten Demokraten. Sollten wir uns nicht überhaupt mehr auf die Köchinnen konzentrieren?" Der inzwischen bekannte Autor, Klaus Hülbrock, schrieb darin den am heftigsten kritisierten Satz: "Meine unmittelbare Reaktion, meine 'Betroffenheit' nach dem Abschuss von Buback ist schnell geschildert: Ich konnte und wollte (und will) meine klammheimliche Freude nicht verhehlen." Und weiter: "Ich habe den Typ oft hetzen hören. Ich weiß, was er bei der Verfolgung, Kriminalisierung, Folterung von Linken für eine herausragende Rolle spielte."

Der zweite Teil des Textes, eine tlw. Lossagung von der Gewalt, wurde damals zumeist nicht von dem Medien veröffentlicht. So wandte sich der Autor gegen Gewalt "unabhängig von der jeweiligen politischen Konjunktur", also ohne Rücksichtnahme auf die öffentliche Meinung. Ferner kritisierte er die für einzelne zu große Verantwortung zu entscheiden, welche Zielpersonen geeignete Opfer sind und die fehlende Akzeptanz in der Bevölkerung ("Wir müssen davon runterkommen, die Unterdrücker des Volkes stellvertretend für das Volk zu hassen"). Schließlich forderte er, daß sich die Terroristen positiv durch das von ihnen bekämpfte System nicht nur im Ziel, sondern auch in den Mitteln abheben müßten («Unser Weg zum Sozialismus (wegen mir Anarchie) kann nicht mit Leichen gepflastert werden.»). Ansonsten wird Militanz als Kampfmittel aber bejaht ("Unser Zweck,...eine Gesellschaft nicht ohne Aggression und Militanz"; "Unsere Gewalt,...nicht autoritär, sondern antiautoritär"; "Eine Praxis zu entfalten von Gewalt/Militanz...das ist unsere praktische Tagesaufgabe").

Vier Tage nach dem Erscheinen erstattete der Ring Christlich-Demokratischer Studenten RCDS Strafantrag. Die Göttinger Justizbehörden leiteten ein Ermittlungsverfahren ein. Auch der Präsident des Niedersächsischen Landtages, Heinz Müller (CDU), erstattete Strafanzeige.

Mit dem Göttinger AStA und anderen, die den Artikel nachdruckten, gab es insgesamt mehr als 140 Beschuldigte. Die Verfahren, zuletzt gegen 13 niedersächsische Hochschullehrer und 35 Kollegen aus dem übrigen Bundesgebiet, die eine Dokumentation Buback ein Nachruf veröffentlich hatten, endeten zumeist mit Freispruch oder kleineren Geldstrafen.

Das Pamphlet sorgte seinerzeit für eine starke Einschränkung der Meinungs- und Pressefreiheit: Gegen die Veröffentlichung des Pamphletes wurde mit Nachdruck vorgegangen.

Deswegen wurden verschiedene Fassungen publiziert: Die erste Fassung war der originale Beitrag in der Göttinger AStA-Zeitung, die zweite Fassung ist erweitert um eine Vorrede von einer Reihe deutscher Professoren, in der sie die Reaktion der bundesdeutschen Gesellschaft kritisieren. Ein Auszug aus dieser Erklärung: Dieser Nachruf hat heftige Reaktionen ausgelöst: seine Verbreitung wird von Justiz und Polizeiorganen sowie von Hochschulleitungen verfolgt; in den Massenmedien, auch in den bürgerlich-liberalen Zeitungen, wird dieser Nachruf als Ausgeburt "kranker Gehirne" und als Musterbeispiel für "blanken Faschismus" (Frankf. Rundschau) deklariert. Der vollständige Text wird nirgends veröffentlicht im Gegenteil, die zentrale Intention des Artikels - seine Absage an Gewaltanwendung - wird unterschlagen.

Ähnliches taten auch Studenten: An verschiedenen Universitäten veröffentlichten die jeweiligen Studentenzeitungen Kopien des Pamphletes. Sie hatten sich daraufhin mitunter mit Geldstrafen oder Problemen mit der Leitung der Universität auseinanderzusetzen.

2001 gab sich der Literaturwissenschaftler Klaus Hülbrock gegenüber der taz als der "Göttinger Mescalero" zu erkennen und entschuldigte sich gegenüber Michael Buback , dem Sohn des damals ermordeten Generalbundesanwalts, für seine damaligen Äußerungen.

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Wikipedia

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