Der Spiegelslustturm im Winter

Der Spiegelslustturm ist ein 36 m hoher Aussichtsturm auf den Lahnbergen bei Marburg an der Lahn , unweit der Universitätsklinik. Schon lange vor der Erbauung des Turmes war "Spiegelslust" ein beliebtes Ausflugsziel, das besonders wegen des Panoramablicks über die Stadt geschätzt wurde. Offiziell heißt der Turm "Kaiser-Wilhelm-Turm"; diese Bezeichnung ist allerdings weniger geläufig.

Spiegelslust

Im frühen 19. Jahrhundert war Marburg ein Zentrum der Romantik , und seine mittelalterliche Architektur war vielfach Projektionsfläche des Zeitgeistes. Ein Kanzleibeamter namens Köhler entdeckte einen Ort im Wald auf den Lahnbergen, der eine besonders schöne Aussicht über das Schloss, die Elisabethkirche und die Stadt bot. Er wurde bald unter dem Namen "Köhlersruhe" als Ausflugsziel populär.

Der Student Werner Freiherr von Spiegel zum Desenberg übernahm nach Köhlers Tod 1821 die Pflege des Ausflugsortes, den er in den Folgejahren mit einigen Ausbauten versehen ließ - einem eisernen Musikpavillon, einer Steingrotte und einem Getränkekeller, was den Besucherandrang erheblich steigerte. Der Name "Spiegelslust" wurde in dieser Zeit gebräuchlich. Als Werner von Spiegel Marburg verließ, übertrug er das Grundstück der Stadt. Die errichtete in den 1860ern eine Gaststätte auf Spiegelslust. Noch heute befindet sich an diesem Ort eine Waldgaststätte.

Der Turm

Der Standort des Spiegelslustturmes ist nicht identisch mit dem historischen Spiegelslust; er steht einige hundert Meter entfernt. Ab 1874 errichtete ein Bürgerverein mit Spenden einen ersten Turm, um an die Reichsgründung und den deutsch-französischen Krieg zu erinnern. Für den Turm war eine Höhe von 34,5 m geplant. Die Konstruktion stürzte jedoch wegen mangelhafter Statik in der Nacht vom 12. auf den 13. März 1876 in einem Orkan ein, bevor die Bauarbeiten abgeschlossen waren. Architekt Carl Schäfer und Bauunternehmer Gutmann wurden zu Geldstrafen verurteilt.

Daraufhin wurde ab 1887 der zweite Turm gebaut, der mit Strebepfeilern verstärkt war. Am 2. September 1890 , dem Jahrestag der Schlacht von Sedan , wurde nach dreijähriger Bauzeit der neue Turm eingeweiht und nach dem damals gerade inthronisierten Wilhelm II. "Kaiser-Wilhelm-Turm" getauft.

1994 wurde die Turmstube eröffnet, in der Getränke an Besucher ausgeschenkt werden und Kulturveranstaltungen wie Lesungen und Konzerte stattfinden.

Zeichnung des geplanten ersten Turms, um 1872

Der erste Aussichtstum während der Bauarbeiten

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