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Letzte Änderung für Artikel Penzberger Mordnacht: 08.02.2006 16:57

Penzberger Mordnacht

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Als Penzberger Mordnacht werden die Ereignisse bezeichnet, die sich am 28. April 1945 in Penzberg (ca. 50 km südlich von München gelegen) abspielten.

Ehrengräber der Opfer der Penzberger Mordnacht
Ehrengräber der Opfer der Penzberger Mordnacht

Inhaltsverzeichnis

Geschehnisse

Am Morgen des 28. April 1945 meldete der Reichssender München , dass der Krieg für Bayern beendet sei, da die Regierungsgewalt durch die Beseitigung der nationalsozialistischen Machthaber auf die " Freiheitsaktion Bayern " übergegangen ist. Die von den Nationalsozialisten abgesetzten Bürgermeister wurden aufgefordert, ihr Amt wieder anzutreten, bis das bayerische Volk sich eine eigene Verfassung gegeben habe.

Daraufhin ging Penzbergs ehemaliger Bürgermeister Hans Rummer mit Franz Biersack und Sebastian Reithofer zum Bergwerk um zu verhindern, dass die Existenzgrundlage Penzbergs der Strategie der "Verbrannten Erde" zum Opfer fällt. Er konnte erreichen, dass die Grube mitsamt den eingefahrenen Bergmännern nicht gesprengt wurde.

Anschließend eilte er zu den Lagern der sowjetischen und französischen Kriegsgefangenen und teilte ihnen das Ende des Krieges mit.

Im Rathaus setzte er dann den NSDAP-Bürgermeister Vonwerden ab. Auf dessen Frage, mit welchem Recht er ihn absetze, antwortete Bürgermeister Rummer: "Mit welchem Recht wurde ich von euch Faschisten 1933 abgesetzt und mit meinen Kameraden ins KZ Dachau verschleppt?"

Nach der Übernahme des Amtes begannen unter Rummers Vorsitz Beratungen. Es wurde festgelegt, eine Truppe von vierzig Mann aufzustellen, die als 'Polizei aus dem Volk' den Schutz übernehmen sollte.

Während der Beratung erschien ein Wehrmachtsoffizier und erkundigte sich nach den neuesten Geschehnissen in Penzberg. Rummer teilte ihm mit, daß die demokratischen Parteien von 1933, bestehend aus SPD , KPD und BVP, die Macht wieder übernommen hätten. Der Offizier erstattete daraufhin seinem Kommandeur, Oberstleutnant Ohm, Bericht. Dieser befahl die sofortige Festnahme der an dieser Aktion Beteiligten, um den früheren Zustand wieder herzustellen.

Einige Zeit später rief Reithofer Bürgermeister Rummer an und teilte ihm mit, dass das Rathaus von Wachen umstellt sei, um niemanden mehr hinein- oder hinauszulassen. Kurz darauf wurden Hans Rummer und seine Kameraden Ludwig März , Rupert Höck , Johann Dreher und Paul Badlehner von Wehrmachtssoldaten verhaftet. Anschließend fuhr Ohm nach München und erhielt von Gauleiter Giesler die Vollmacht, nach eigenem Ermessen Todesurteile zu verhängen. Zur Unterstützung des "Werferregiments" versprach Giesler eine SS- Werwolfkompanie nach Penzberg zu schicken, die sich mit dem Kennwort 'Hans' melden sollte.

Nach der Rückkehr Ohms aus München stellte er sofort ein Exekutionskommando zusammen und ordnete die Erschießung der verhafteten Demokraten an. Die Begründung lautete auf "Hoch- und Landesverrat und Zersetzung der Wehrkraft".

Gegen achtzehn Uhr wurden Hans Rummer und seine Kameraden in der Nähe des Sportplatzes an der Bichler Straße erschossen.

Bald darauf traf der Werwolfführer Hans Zöberlein mit einer ca. hundert Mann starken Truppe in Penzberg ein. Er erkundigte sich, welche Leute sonst noch am Aufstand beteiligt gewesen wären oder als "unzuverlässig" bekannt seien. Die mit den örtlichen Verhältnissen vertrauten Zila, Selbertinger, Weißenbach, Rebhahn und Kopp nannten die Namen ihnen bekannter Antifaschisten. Daraufhin bestimmten Vonwerden, Bauernfeind, Hans Zöberlein und Rebhahn wahllos, wer gehenkt werden soll. In der Zwischenzeit verteilten die auf der Straße verbliebenen Angehörigen des Werwolfs Zettel mit folgendem Text:

"Warnung an alle Verräter und Liebesdiener des Feinde!
Der Oberbayerische Werwolf warnt vorsorglich alle diejenigen, die dem Feinde Vorschub leisten wollen oder Deutsche und deren Angehörige bedrohen oder schikanieren, die Adolf Hitler die Treue hielten. Wir warnen! Verräter und Verbrecher am Volke büßen mit dem Leben und ihrer ganzen Sippe. Dorfgemeinschaften die sich versündigen am Leben der Unseren oder die weiße Fahne zeigen, werden ein vernichtendes Haberfeldtreiben erleben, früher oder später. Unsere Rache ist tödlich!
Der Werwolf"

Unter Führung einiger Penzberger wurden die auf der schwarzen Liste Aufgeführten aus ihren Häusern geholt und wurden im Stadtzentrum aufgehängt. Jeder der Erhängten, unter ihnen zwei Frauen, trug ein von den Mördern angefertigtes Schild mit der Aufschrift "Werwolf Oberbayern".

Der Werwolftrupp verließ am nächsten Morgen die Stadt.

Opfer

Insgesamt starben in der Penzberger Mordnacht 16 Menschen:

  • Michael Badlehner (erschossen)
  • Gottlieb Belohlawek (erhängt)
  • Franz Biersack (erhängt)
  • Michael Boos (erschossen)
  • Johann Dreher (erschossen)
  • Agathe Fleissner (erhängt)
  • Franz Xaver Fleissner (erhängt)
  • Albert Grauvogel (erhängt)
  • Rupert Höck (erschossen)
  • Josef Kastl (erschossen)
  • Ludwig März (erschossen)
  • Hans Rummer (erschossen)
  • Paul Schwertl (erschossen)
  • Johann Summerdinger (erhängt)
  • Johann Zenk (erhängt)
  • Therese Zenk (erhängt)

Prozess

Der Prozess gegen die Mörder von Penzberg begann am 14. Juni 1948 . Er wurde im Penzberger Kameradschaftshaus geführt und dauerte etwa zwei Wochen. Es wurden angeklagt und verurteilt:

  • Oberstleutnant Berthold Ohm, Kommandant des Werferregiments 22, zu 15 Jahren Zuchthaus;
  • Hans Bauernfeind, Chef des "Fliegenden Standgerichts" der Werwolf-Einheit, zum Tode;
  • Hans Zöberlein, Chef der Werwolf-Einheit, zum Tode;
  • Martin Rebhahn, Mitglied des Werwolfs, zu lebenslangem Zuchthaus;
  • Ferdinand Zila, Mitglied des Werwolfs, zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus;
  • Felix Achtelik, Mitglied des Werwolfs, zu lebenslangem Zuchthaus.

Freigesprochen wurden:

  • Hauptmann Kurt Bentrott, Abteilungskommandeur im Werferregiment 22 und
  • Fritz Rethage, dort Batteriechef.

Die Todesstrafen wurden beim Übergang zum Recht der neuen Bundesrepublik Deutschland in lebenslange Freiheitsstrafen umgewandelt. Ohm und Bauernfeind kamen 1956 bzw. 1950 durch vorzeitige Begnadigungen frei. Zöberlein wurde 1958 aus gesundheitlichen Gründen entlassen.

Gedenken

In Penzberg gibt es eine Gedenkstätte für die Opfer; eine Dauerausstellung über die Mordnacht befindet sich im Stadtmuseum. Jedes Jahr findet am 28. April eine Gedenkfeier statt, alle fünf Jahre (zuletzt 2000 ) eine größere Gedenkveranstaltung.

Weblinks

Wikipedia

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